Hallo Addi,
da Du nun meine Geschichte "Eine aufregende Woche" im APN offensichtlich kennst, möchte ich auch kurz zu Deinen Kakadus etwas sagen, wobei ich allerdings zuerst gestehen muß, daß ich speziell mit Kakadus keinerlei Erfahrung habe. Um so spannender finde ich es, daß sich bei Dir die Gelegenheit ergibt, herauszufinden wie zahme Kakadus den Spagat zwischen Mensch, Artgenossen und Aufzucht ihres Nachwuchses schaffen.
Ich würde daher an Deiner Stelle die Sache laufen lassen, allerdings würde ich schon austesten, wie sich die Vögel verhalten wenn Du dich der Nisthöhle näherst, um sie so an eventuelle Kontrollen zu gewöhnen. Schließlich ist es die erste Brut, der hoffentlich noch zahlreiche folgen werden, es besteht also nicht der geringste Grund etwas zu überstürzen. Es kann schließlich Jahre dauern, bis ein entsprechendes Vertrauensverhältnis aufgebaut ist, sicher ist, daß die Vögel es sehr wohl merken, wenn ein Mensch ihnen nur das Beste will und dann auch entsprechend reagieren. Was jetzt bei meinen Amazonentrio möglich war, wäre bei der ersten Brut vor 4 Jahren mit Sicherheit nicht machbar gewesen.
Bei meinen Amazonen sind Nistkastenkontrollen übrigens nicht das geringste Problem, egal ob es sich nun um das handaufgezogenen Brutpaar handelt oder eines aus Naturbruten.
Ich halte bei beiden Aufzuchtarten die Wohnungshaltung für kein Problem, Voraussetzung ist nur, daß die Vögel von Jugend an damit vertraut gemacht wurden, das geht bei Naturbruten nur mit geringen Abstrichen schlechter als bei
Handaufzuchten, schon gar nicht wenn es sich um den Nachwuchs eines zahmen Brutpaares handelt. Wohnungshaltung ist also bestimmt kein Argument für
Handaufzuchten.
Ich halte Dir jedenfalls sämtliche Daumen, daß bei Dir alles gut geht.
@ Volker
Ich sehe das Problem Wohnungshaltung nicht so extrem wie Du, vorausgesetzt alle Bedürfnisse der Vögel werden erfüllt, also vor allem eine ausreichende Bewegungsfreiheit. Ich glaube zumindest für meine Amazonen sagen zu können, daß mein Haus für sie einen kaum weniger abwechslungsreichen Lebenraum darstellt wie der brasilianische Urwald. Daß Tiere in freier Natur die von der Lebensweise her die Wahl haben sich oft für den Menschen und seine künstliche Umwelt entscheiden, sieht man ja am besten an Kulturfolgern wie es beispielsweise die Stadttauben oder diverse Wasservögel darstellen.
Was die "Schockzustände" bei Naturbruten anbelangt, kann ich Dir allerdings vorbehaltlos zustimmen. Entscheidend ist, daß der Vogel in der Zeit in der er besonders lernfähig ist, wirklich all das lernt was er im weiteren Leben braucht, das ist wohl bei einem Papagei nicht recht viel anders wie bei einem Menschen. Ich glaube sogar, daß bei Papageien Instinkte hier eine eher untergeordnete Rolle spielen. Dies würde auch erklären, warum es bei Auswilderungsversuchen von Papageien so massive Probleme gibt, speziell wenn keine Freilandpopulation mehr vorhanden ist. Ich finde es ist eigentlich fast selbstverständlich daß das nicht funktioniert. Es wäre ungefähr so, als würde man einen Großstädter irgendwo allein im Urwald aussetzen und ihm sagen "Jetzt überlebe mal schön".
Liebe Grüße
Walter