Och, Leute!
Heute habe ich ganz schlechte Nachrichten bekommen!
Ich hatte im Januar nach Finns Tod ein gelbes Weibchen für Jonte geholt, Jolene.
Die beiden gingen nicht so weit, sich zu füttern oder zu kraulen, waren aber sonst fidel dabei.
Bis Oktober war auch alles gut, Jolene war fit, flog sehr gut, wir hatten erste Ansätze zum Clickern gemacht, leider nicht kontinuierlich.
Im Mai war ich mal mit ihr beim Arzt gewesen wegen einer schmutzen Schnwanzfeder, die aber wohl daran lag, dass sie auf einer dick umwickelten Stange saß und dort nach dem Schietern mit ihrem Kot in Berührung kam. (Die Umwicklungen hatte ich noch vorrätig und nach Finns Tod einfach weiter dort verwendet zur Polsterung).
Bis Ende Oktober war dann alles normal und Anfang November saß sie plötzlich aufeplustert und zitternd/ bebend auf dem Ast. Es ging die ganze Zeit hoch und runter, also sie saß nicht ruhig da.
Eingetütet und zum Tierarzt, wo man nichts fand, Röntgen, Körper alles unauffällig.
Zur Vorsicht gab man mir Lactulose, Vitamin B und etwas anderes mit, das ich eingeben sollte für 10 Tage.
Das scheiterte grandios. Ich musste den Vogel fangen, was zwar funktionierte, aber mit ziemlicher Jagerei verbunden war und dann bekam ich den Schnabel nicht auf. War extra noch mal beim TA, um mir das zeigen zu lassen und sollte den Kopf zwischen Daumen und Zeigefinger fixieren, was bei den TÄ super klappte und zum Schnabelöffnen führte, bei mir aber nur dazu, dass der Vogel sich aus diesem Griff herauswand. Ich habe sie dann auf eine Sessellehne gesetzt und dort so weit gehalten, dass sie nicht weg konnte und ihr die Medikamente - Anweisung "stochern Sie, bis sie den Schnabel öffnet" - möglichst weit hinten an den Schnabel gehalten und auf den Kappilareffekt gehofft. Schnabelöffnen bekam ich nicht hin. Ich hatte mir ursprünglich vorgenommen, mir bis zu 20 min pro Durchgang zu geben für die Versuche, aber Vogel und ich waren immer nach maximal 5 min komplett mit den Nerven runter.
Danach wurde es "etwas besser" für gut eine Woche, dann wieder deutlich schlechter. Also noch mal zur Praxis. Der Vogel wurde Freitagabend - Abnahme von 42 auf 39g in der Zeit - in die Hand genommen, traktiert, Ring entfernt, das eine Bein hatte potenziell mehr Spiel als das andere und danach in die TB zurückgesetzt. Wir haben dann verabredet, dass ich Montag wiederkommen sollte, noch mal alles untersucht wird und die TÄ die Medikamenteneingabe wiederholen, mit Partner an der Seite. Montag hat sie dann noch zusätzlich nach der Untersuchung zum ersten Mal Schleim ausgeworfen mit heftigen Bewegungen.
Freitagabend, als ich sie in den Käfig setzt, saß sie auf einem Korkast ganz oben, hing plötzlich kopfüber an dem Kabelbindet, der den Ast hielt, stürzte zu Boden - konnte sich aber noch fangen, fliegen konnte sie die ganze Zeit sehr gut - und ist dann völlig panisch über den Boden "gelaufen". Auf dem ehemaligen Ringbein, dem rechten, konnte sie offenbar gar nicht mehr laufen und kippte immer zur Seite. Sie versuchte dann immer, ans Gitter zu springen, also die Sandschalenwand zu überwinden und das klappte nicht. Ich habe ihr dann eine Leiter reingestellt, das klappte aber auch nicht. Irgendwann flog sie wieder hoch.
Samstagmorgen war klare Flüssigkeit + normaler Kot auf dem Sitzbrett. Dort hatte sie sich wohl so an den Rand gesetzt, dass das eine Bein nicht belastet werden musste. Samstag hatte ich dann versuchsweise den Käfig noch mal offen, weil der eine Anflugklappe hat, auf der sie gern sitzt und wo sie potenziell ihr Bein durch Runterhängenlassen eher schonen konnte.
Resultat war, dass der Vogel abends außen am Käfig hing und nicht vor und nicht zurück kam, da nur ein Bein effektiv benutzt werden konnte. Vor mir hatte sie natürlich auch eher Angst. Unterstützungsversuche, sie wieder in den Käfig zu bekommen, endeten mit einem wilden Flug durchs Zimmer, bei dem sie einmal auf dem Boden (Laminat) aufkam und sofort dort zur Seite kippte. Schlussendlich musste ich sie noch mal grob vom Käfiggitter packen, um sie in den Käfig zu bugsieren (weil sie ja leider nicht verstand, dass ich sie auf der flachen Hand auch einfach hätte heben können). Jonte saß dabei besorgt auf der Anflugklappe gegenüber und piepte leise, war also extra zur Unterstützung noch mal rausgegkommen. Fazit war: Der Vogel kann nicht laufen oder stehen, aber noch extrem gut fliegen.
Tja, und heute der Anruf - Vogel hat weiter abgenommen, frisst fast nichts (bei mir war sie noch aktiv auf die Hirse zugelaufen, die ich ihr ans Futterbrett gelegt hatte).
Montag wog sie dann nur noch 34g - also 5g Abnahme von Freitag auf Montag.
Tja, und nun bekam ich den Anruf, dass es deutlich schlechter ginge von Montagabend bis jetzt und der Vogel vermutlich nicht mehr lange leben würde. Es wird eine angeborene Stoffwechel- und/ oder neurologische Störung vermutet, die sich vornehmlich in den Beinen zeigt und einfach erst Ende Oktober ausgebrochen ist. Der Vogel ist also knapp über ein Jahr alt.
So etwas hatte ich noch nie.
Selbst meine beiden anfälligsten Tierchen wurden 9 (Malia, Krebs, Arthrose, vermutlich auch irgendeine angeborene oder chronische Krankheit, weil sie immer sehr langsam und ungescickt war und man nichts weiter finden konnte) und 5 (90er Jahre, TA nicht vogelkundig, Vogel hatte plötzlich extrem wässrigen Kot und saß nur noch am Boden). Dann war da noch Shelly, Anfang 2000er, nicht vogelkundiger TA, Vogel hatte ein Woche immer wieder Krämpfe und wurde dann erlöst, 7 Jahre).
Also, selbst mit Krankheiten und vogelunkundigen TÄ haben wir es immer über die ersten Jahre geschafft.
Und jetzt von 100 (Topflieger, sehr aktiv, alles gut) auf fast null.
Das einzige Symptom, dass sie vorher zeigte war, dass im Mai bei der Untersuchung der TA irgendetwas Knorpelatriges aus der Kloake geholt hatte, zwei kleine Verhärtungen, zu denen man nichts sagen konnte, die aber da nicht hingehörten (Untersuchung wegen der schmutzigen Schwanzfeder).
Jetzt muss ich mich also darauf vorbreiten, Jonte Partner Nr. 3 in 2 Jahren vorzusetzen (April 21 bis Januar 23 Finn zu versorgen, der täglich gefangen werden musste und von Januar bis jetzt Jolene, bei der er dann wieder gemerkt hat, dass er sich Sorgen machen muss. Er saß dann oft im letzten Monat ganz leise piepend neben ihr. Wenn jetzt wieder ein neuer Vogel kommt, denkt der doch vermutlich "wann geht es wieder los?"
Dazu kommt, dass Jonte natürlich auch ziemliche Angst vor mir hat. Solange Finn lebte, habe ich nicht mit beiden geblickert, weil ich Finn ja täglich fangen musste, dann musste ich Jonte zweimal fangen (Umzug und jetzt zum TA, was ein ziemliches Jagen war) und er sah halt, dass ich irgendwann unmotiviert auch auf die neue Partnerin wieder "Angriffe" startete. Also Vertrauen ist nicht wirklich da.
Mir wurde ein ganz kleines bisschen Hoffnung gemacht, aber mehr so im Bereich unter einem Prozent.
Ich kanns halt wirklich nicht fassen, dass ein Wellensittich von knapp einem Jahr, der die ganze Zeit fit war, einfach so innerhalb eines Monats degenerieren soll. Ich hatte noch zu meinem Bruder am Freitag gesagt, dass der Vogel aussieht und sich verhält wie ein älterer Wellensittich in der Strebephase (extremes Plustern, nicht mehr viel bewegen, das Kippeln ständig). Aber ich hatte natürlich gehofft, dass das unter fachkundiger Aufsicht und mit korrekter Medikamentengabe zumindest besser würde. Die Medis waren zwar auch nur ein Versuch, sie erst mal aufzupäppeln, aber mit so extremer Abnahme des Allgemeinzustands hat natürlich keiner gerechnet. Meine Vermutung war gewesen, dass sie Freitagabend so schlecht drauf war, weil sie mit dem potenziell schmerzenden Bein in der TB im Bus hin und her gekarrt wurde und dann der TA noch an dem Bein rumgezuppelt und ihr den Ring abgenommen hatte, dass also eher die ganze Tortur einfach für Erschöpfung und Schmerzen sorgte. Dafür sprach, dass es dann ja ab Samstagmittag bzw. Sonntagmorgen wieder deutlich besser wurde - weniger Zittern, sie kam aktiv zum Hirsefressen, keine Abstürze mehr, Kot ziemlich normal.
Na ja, das wollte ich einfach mal runterschreiben.
Da macht man eine Ankaufsuntersuchung, versorgt die Vögel gut, geht zum TA und dann hat man einen Wellensittich, der von fit auf kurz vor knapp geht und man kann nichts machen.