jayleane schrieb:
Darin sind wir uns doch grundsätzlich einig.
Ich ziehe daraus den Schluss, das das Futter gleich bleiben sollte, um keinen Anreiz zu bieten......
Wenn das Nahrungsangebot so groß ist, dass die Tiere davon satt werden, um es mal krass auszudrücken, können auch Küken groß gezogen werden. Selbst wenn wir "Diät" halten, haben die Tiere immer noch genug. In der Natur setzt die Brut aus, wenn das Futter so knapp ist, das Vögel hungern. Das steht für die Haltung natürlich nicht zur Diskussion.
Hi Jayleane,
bevor ich den Schluß ziehe, daß das Futter gleich bleiben sollte, möchte ich zuerst mal wissen, wie dieses Futter aussieht um beurteilen zu können, auf welchem Level ein Futter gleich bleiben sollte. Nicht?
Ich weiß nicht so ganz, woher Du das nimmst, daß in der Natur die Brut dann aussetzt, wenn die Tiere hungern. Ein Nymphensittich, der so lange brütet, bis er hungert, ist sicherlich nicht im Stande, die Wanderungsbewegungen durchzuhalten, die im autralischen Outback nötig sind, um an die nächste Wasserstelle und damit an den nächsten sicheren Futterplatz zu gelangen. Infolgedessen würden sie aussterben, wenn sie sich so verhielten. Da müssen futterbedingt andere Regularien da sein.
Wenn wir uns die Nahrungsbedingungen in der Natur angucken, werden wir feststellen, daß das Nahrungsangebot stark schwankt. In Dürreperioden, werden die Vögel schwerlich an frisch gekeimte Grassamen und halbreife Sämereien kommen, da ist dann Schmalhans eher Küchenmeister und die Vögel werden unter diesen Bedingungen, wenn die trockene oder vertrocknete Saat gerade für sie selbst reicht, nicht brüten. Die Brut ist in gewisser Weise ein "Luxusgeschäft", dem nachgegangen wird, wenn die Bedingungen so optimal sind, daß auch Chancen bestehen, die Küken aufziehen zu können. Es lohnt sich für eine Henne nicht, Energie, Kalk und kostbare Nahrung in ein Geschäft zu investieren, das nicht erfolgversprechend zu Ende gebracht werden kann, weil die Ressourcen zum wichtigsten Zeitpunkt, nämlich dann, wenn viele kleine Schnäbel zu stopfen sind, fehlen. Sie würde sich nur unnötig selbst schwächen und bekäme möglicherweise keine 2. Chance zu einer Brutzeit.Infolgedessen müssen müssen die Bedingungen optimaler sein, als wie "ich werde satt."
Radtke schreibt dazu, daß Nymphen in der Natur nach den ersten Regenfällen anfangen zu brüten, wenn die ersten Grasschößlinge da sind und die oberste Erdschicht voll mit keimenden Samen ist, von denen sie sich in dieserr Zeit hauptsächlich ernähren. So jetzt sollten wir mal gucken, was das für die Vögel heißt: jede Menge Vitamine, Proteine und alles was man sich wünschen kann, direkt vor der Haustür. Kein mühseliges Suchen von Nahrung, weil die jetzt überall ist und man praktisch drin läuft, das heißt freie Zeit, in der die Nisthöhle gesucht und gegen Konkurrenten verteidigt werden kann, denn andere kommen in diesen Zeiten des Überflusses auf die selbe Idee. (Hier haben wir den Faktor Beschäftigung)
Im Normalfall wird dieser eilig gekeimte Samen weiter wachsen und zum Ende der Brutzeit, wenn die Jungen schlüpfen ist dann der Tisch aufs neue wunderbar gedeckt, mit halbreifen Samen, die jetzt die Nahrungsgrundlage und auch überall in der Nähe zu finden sind, bilden. Sie sind leichter verdaulich als ausgereifte Samen, der Zucker ist noch nicht in Stärke umgewandelt,eben das optimale Aufzuchtfutter. Und wenn alles gut geht, steht dieser reifende Samen noch solange zur Verfügung bis die Jungen flügge sind und man weiterziehen könnte, wenns knapp wird. So rum wird ein Schuh daraus, wenn man die natürlichen Bedingungen in Betracht zieht.
So und jetzt sollten wir jeder, der sich über seine "Brutmaschinen" beschwert, in uns gehen, und uns fragen, in wie weit wir es uns nicht selber zuzuschreiben haben. Wenn ich massenhaft halbreife Grassamen füttere oder meine Lieben mit möglicherweise regelmäßig mit
Keimfutter verwöhne, fordere ich ungewollte Brutlust doch geradezu heraus. Deshalb die Frage nach dem Futter, bevor ich sagen kann, daß das Futter immer gleich bleiben sollte.
Zum Thema Beschäftigung: in der freien Natur gibt es keinen Futternapf, hier muß gesucht und geflogen werden. Es ist richtig, für viel Beschäftigung und Freiflug zu sorgen, das kann ein Faktor sein, ebenso wie das Vorhandensein geeigneter Bruthöhlen, die Tageslänge. Ich würde sogar soweit gehen wollen, zu sagen, daß auch das Vorhandensein von Badegelegenheiten eine Rolle spielen könnte.
Aber wenn ein Nymph erst mal intensiv auf Höhlensuche ist, und in seiner Not Eier auf den nackten Käfigboden legt, die mit viel Einsatz verteidigt werden, dann sollte wir uns vielleicht denn langsam doch mal fragen, wieviel natürlichen Instinkt und wieviel natürliches Verhalten wir gewillt sind, unseren Vögeln zu lassen. Für meine ist die Brutzeit normalerweise nach 1 -2 mal Eierlegen und das mit Abstand in den Sommermonaten erledigt, ich hab noch nicht feststellen müssen, daß sie jetzt sonderlich depressiv gewesen wären, wenn es ihnen mit den Plastikeiern langt, zumal dann auch viele und ganz interessante andere Dinge locken. Ich persönlich habe keinen Grund, über Brutverhinderung größer nachdenken zu müssen. Und wir sollten uns sehr genau damit auseinandersetzen, was wir eigentlich verhindern wollen. Nymphensittiche gibt es in der Tat genug und irgendwann ist auch die persönliche Aufnahmekapazität erreicht. Aber sollte ich so weit gehen, meine Vögeln das Bruthöhlensuchen und verteidigen, und das Eierlegen zu "verbieten", wenn es zur Brutigkeit kommt? Ich sehe nicht so ganz warum, wenn ich mit Plastikgelegen die Nachkommenschaft begrenzen kann, ich die erforderliche Sorgfalt gegenüber meinen Hennen walten lasse und meine sich nicht totlegen dabei. Ich denke, ich hab hier und in anderen Threads schon genügend betont, wie wichtig es ist, den Moment abzupassen in dem die Henne wieder stärker an anderen Dingen als an ihren Eiern interessiert ist, und dann Nisthöhle mitsamt Eiern zu entfernen und wirklich viel Beschäftigung anzubieten. Die Momente, wo sich eine Henne tatsächlich als Dauerleger entpuppte, hatte ich bislang lediglich bei Zebrafinken und auch da ließ sich die Eierlegerei (wenn es denn um die Gesundheit der Henne ging) durch einen speziellen Spot on beim TA zuverlässig in den Griff kriegen. So per se würde ich bei keiner keiner Henne zuerst mal befürchten, daß sie Dauerlegerin wird, wenn ich ihr nicht die falschen Signale auch übers Futter setze. Natürlich gibt es diese "Ausreisser", die scheinbar ohne Punkt und Komma legen, aber es gibt auch einen Tierarzt, der Halter und Henne helfen kann, wenn es nun wirklich zuviel ist und der Halter sich wirklich sagen kann, daß er sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, die richtigen Signale zur richtigen Zeit gesetzt hat und bereit war, sich auf seine Vögel einzulassen und genau zu beobachten. Und solang man nicht sagen kann, daß diese oder jene Henne ein solcher "Ausreißer" ist, so lange bin ich für einen relativ relaxten, aber gegenüber der Henne verantwortungsvollen Umgang mit der Brutigkeit.
Lieb Grüße rundherum
Anne