Hallo,
jetzt werde ich doch noch was dazu sagen.
@ Edelfan: so, wie Du es beim 2. Posting erklärst, finde ich es o.k. Es ist halt so, dass der Begriff "Prägung" in der Tierhaltung eine sehr eindeutige Bedeutung hat. Mit der Prägung bekommt das Tier Identität und Selbstverständnis. "Auf-den-Menschen-prägen" heisst also, dem Tier weissmachen, dass es ein Mensch ist. So einen Vogel später mal an einen Partner zu gewöhnen ist Schwerstarbeit, wenn nicht manchmal ganz unmöglich. Spätestens bei Geschlechtsreife kommt das Tier dann in Konflikt zw. Erlerntem und Instinkt.
Ich hoffe, Du verstehst jetzt, warum ich so heftig reagiert habe. Und im Nachgang zu Deiner Erklärung tut mir mein Tonfall auch leid.
@Jörg: Nach mehrjähriger Haltung von 2 Großpapageien betrachte ich jemanden nicht mehr als Anfänger. Jan (Papageno) hat es doch sehr gut erklärt, warum man die Arten nicht mischen sollte.
Aus Deiner Beschreibung geht eindeutig folgendes hervor:
Grauer - Ama - Edel = Artenmischerei, Sammlerei. Du solltest aber von jeder Art 2 haben, damit würdest Du nicht nur Dein Bedürfnis nach verschiedenen Arten befriedigen, sondern auch das Bedürfnis der Vögel nach der eigenen Art.
Dann kam der Edel sehr, sehr jung zu Dir, normalerweise sind die mit 10 Wochen noch nicht futterfest. Normalerweise kommen sie in diesem Alter noch nicht mal aus dem Nest. Es wäre sehr wichtig für ihn gewesen, von erwachsenen Edels den sozialen Umgang zw. den Geschlechtern zu lernen.
Grade Edels haben eine eigene Art, partnerschaftlich miteinander umzugehen. Die Hennen sind normalerweise die dominanten. Das macht es für die Hähne nötig, sie sehr genau zu beobachten um im Zweifelsfall rechtzeitig aus dem Weg sprinten zu können. Nur während der Paarungszeit dreht sich das Verhältnis. Dieses ganze Verhalten ist aber nur teilweise instinktgesteuert, sehr viel wird durch Anschauungsunterricht und durch Erfahrung erlernt.
Ein Hahn, dem man diese Möglichkeit nimmt, ist u.U. nie in der Lage, mit einer Henne auszukommen.
Ich habe übrigends KEINE Grundsatzdiskussion über möglichst naturnahe Haltung, schlechtes Gewissen vom Vogelhalter oder sonstige Moralitäten über die Vogelhaltung etc. angefangen. Ich habe Vögel, ich steh dazu, würde ich sie freilassen, würden sie sterben.
Meine Kritik hat sich auf die Artenmischerei bezogen.
Ich gebe zu, ich habe einen harschen Ton angeschlagen, allerdings hat das Hauptfett ja wohl Edelfan abgekriegt, fußte auf einem Mißverständnis und dürfte eigentlich aus der Welt geräumt sein.
Trotzdem tut mir mein Tonfall Dir gegenüber leid, aber an meiner Einstellung (die eigentlich in den ganzen VF als das A und O der Vogelhaltung betrachtet wird) ändert sich dadurch nichts.
Artenmischerei ist ein Fehler, zu junge Nestentnahme ist ein Fehler, Einzelhaltung ist ein Fehler.
Was ich absolut NICHT verstehen kann, sind Statements wie die von Helmut und Parrot, mit der einzigen Rechtfertigung, dass mein Ton ein bißchen sehr direkt war???? Ja, glaubt Ihr denn wirklich, dass grundlegende Fehler sozusagen autorisiert werden, nur weil ein Kritiker kein Blatt vor den Mund genommen hat?
helmut schrieb:
Ersetzt hier die Paarhaltung aber wirklich alle nötigen Bedürfnisse ?
Das ist die typische Frage eines Einzelhalters (ist eine Feststellung, kein Kommentar), die ich mir auch mal gestellt habe. Die Antwort ist, "NEIN". Ersetzt sie nicht. Ist jedoch DIE grundlegende Notwendigkeit, bei dem Versuch, die Bedürfnisse EINIGERMASSSEN zu erfassen und zu befriedigen.
Ich kann keinen Urwald im Wohnzimmer anpflanzen, ich kann keinen Regen hier rein lassen. Ich kann keine kilometerlangen Flugstrecken zur Verfügung stellen. ABER ich kann wenigsten einen artgleichen Partner anbieten, das allein sorgt schon für ein gewaltiges Stück Lebensqualität. Ich kann Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten und ich kann eine Ernährung anbieten, die - soweit uns bekannt - dem jeweiligen Vogelmetabolismus angepasst ist.
Edelhähne sind rechte Sensibelchen, die zu größerer Nervosität als die Hennen neigen. Klar, bei der Partnerstruktur.
Wenn Du ihn zutraulicher bekommen willst, dann achte auf seine Fluchtdistanz. Sobald Du zu nahe kommst und er anfängt, von einem Fuß auf den anderen zu steigen, dann respektiere seine Distanz und bleib stehen. Hat er Angst vor Händen, dann versteck sie auf dem Rücken, während Du mit ihm sprichst. Zeig ihm die Hände nur mit Leckerlies drin, damit er lernt, was Positives damit zu verbinden.
Fixiere ihn beim Sprechen nicht direkt, das gilt als unhöflich und macht "neue" Papageien so nervös, dass Du nichts mehr mit ihnen anfangen kannst. Neige leicht den Kopf und blinzel langsam, das bedeutet ein Lächeln auf papageiisch und funktioniert bei allen Arten. Sprich leise, damit er genau zuhören muß. Lächle beim Sprechen, eine Vogel hört es durchaus in der Stimme und kann es als etwas freundliches einstufen.
Bring die nötige Geduld auf, und der Vogel wird es Dir lange danken.
Nimm Rücksicht auf seine Angst vor Händen, Deinen Informationen nach kann man vermuten, dass er zumindest teilweise per Hand aufgezogen wurde und das wohl keine angenehme Erfahrung für ihn war. Das dauert, bis er das dann überwunden hat.
Ich helfe gerne konstruktiv, aber Fehler werde ich nicht verniedlichen oder sonstwie sanktionieren.