Habt Ihr auch öfters das Problem, dass Eure Wellis nicht aus dem Käfig wollen? Bei uns ist Toni (unser Küken) so ziemlich der einzige, welcher sich länger draußen aufhält. Unsere Senioren begeben sich so gut wie gar nicht mehr nach draußen.
Gruß
Arabella
Das ist eine typische Erscheinung bei Wellensittichen in Gefangenschaft.
Die Gruppendynamik bricht zusammen, weil die Vögel quasi auf Futter und Wasser "sitzen" und infolge fehlenden Windes, Fluges und Tribbeln bei der Futtersuche zu wenig Energie verlieren.
Aus dem "Mittagsdösen" in der freien Natur wird ein "Ganztagsdösen", weil für die Ernährung kaum Zeit benötigt wird (in der Natur etliche Stunden am Tag) und auch nichts zu entdecken/zu beobachten/ zu untersuchen ist (in der Natur verändert sich ständig etwas).
Viel Hunger haben die Vögel auch nicht, weil sie im Gegensatz zur natürlichen Umgebung viel weniger Energie verlieren als dort. Was nicht verloren geht, muß nicht erstetzt werden.
Wellensittiche sind sehr lernfähige Vögel mit für Tiere hoher Intelligenz. Sie brauchen stets auch "geistige" Beschäftigung, sprich sie wollen Neues beobachten/ erkunden/ lernen/ untersuchen/ auseinandernehmen, sie gehen Gerüchen/ Geräuschen/ Bidern (die sie sehen) nach und schmecken an den Dingen, welche sie untersuchen.
rudeGirl hat eines der Zauberworte schon genannt:
Reize !
Das ist eine ganz wichtiger Faktor, um fehlender Gruppendynamik entgegenzuwirken.
Ich habe meine Wellensittichen (fast) jeden Tag etwas von Spaziergängen in der Natur mitgebracht. Ob nun Äste und Zweige (ein Renner sind immer belaubte Weidenzweige der Trauerweide zum Strauss gebunden und naß zum Blätterbaden eingehängt gewesen), Sträuße vom Wegesrand aus essbaren Gräsern und Kräutern, aber auch aus nicht essbaren und anderen Dingen, auch Mauerreste, Steine, einen trockenen Lehmklumpen, ein frisch gestochenes lebendes Rasenstück (Gewürm und Insekten stören nicht), Wurzelstöcke, und, und, und.
Es muß nicht unbedingt etwas zum Fressen sein, hauptsache neu, anders und wenn möglich kaputtbar.
Gewöhne die Tiere nach und nach daran, daß sie sich ihr Futter zunächst "erarbeiten" und später dann auch suchen mussen. (Erarbeiten: z.B. einen Strauß Hirse oder
Kanariensaat an die Decke binden ohne Sitzgelegenheit --- Verstecken: z.b. die trockenen Körner einfach mal im trockenen Sand unterharken und ausbuddeln lassen --- eine Zeit lang sollte dabei kein anderes Futter erreichbar sein!).
Deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Ab und an (selten!!) ein besonderer Leckerbissen: z.B. ein Sträußchen gelbe Borstenhirse selbst gesammelt, dafür sollten sie die rote
Kolbenhirse von selbst verschmähen ober ein paar frische Ameisenpuppen oder mal einen kleinen, frisch gehäuteten Mehlwurm.
Das Ganze funktioniert nicht von jetzt auf gleich, weil der Welli nur frißt, was er kennt oder was er dem Mitwelli nicht gönnt!
Wieder Gruppendynamik aufzubauen ist ein langer, schwerer und nicht immer erfolgreicher Weg. Aber Du solltest es versuchen.
Am Anfang werden deine Tiere sich kaum dafür interessieren - zumindest tuen sie so - aber Wellensittiche haben ähnliche sinnliche Qualitäten wie Greifvögel - ihnen entgeht nichts!
Wenn Du deine Tiere dazu bringst, daß sie erst einige Male ihr gespieltes Desinteresse überwinden und die Dinge in nahen Augenschein nehmen und untersuchen, dann hast Du die erste Schlacht gewonnen und von Mal zu Mal wirst Du es leichter haben, ihr Interesse zu wecken, die Gruppe in Bewegung zu bringen und sie so aus ihrer Lethargie befreien.
Der Rest der Gruppe eifert den "Pionieren" dann recht schnell nach und die Gruppendynamik baut sich langsam auf.
Die "Fetten" unter deinen Welli's mußt Du allerdings unbedingt zum Abspecken bringen, das ist Voraussetzung für Dynamik.
Versuch es!
Ich wünsche Dir viel Erfolg und verspreche Dir, Du wirst Verhaltensseiten deiner Wellensittiche zu sehen bekommen, welche Du noch nicht kanntest.