Hallo Sonja!
Ich habe mir die Sache noch einmal durch den Kopf gehen lassen und bin zu dem Schluss gekommen, dass du tatsächlich nicht von dem besagten Zeitungsartikel auf meine Mia schließen konntest. Denn wenn man von einer
kleinwüchsigen „grünhaarig eingefärbten Schönheit“ gesprochen hätte ... jaaa, dann, wäre die Sache eindeutig gewesen. Doch die Presse ist immer so diskret, verschweigt gern diskriminierende Einzelheiten, um die Betreffenden zu schützen und um keine Vorurteile zu schüren. Das muss man als Bürger akzeptieren. Kannst du mir noch mal verzeihen?
Ich habe übrigens heute einen kurzen Bericht im Fernsehen gesehen über Bad Vilbel und die Nidda. Dabei fiel mir ein, dass ich als Kind mal im Urlaub dort war (in Nidda), mich aber nicht an geographische Einzelheiten erinnern kann, was ich aber nicht als Wertung auszulegen bitte. Denn was ich heute zu sehen kriegte an landschaftlichen Reizen, macht mich jubeln ob der Aussicht, in diese begnadete Natur und Zivilisation dereinst im Herbst meine Höllenbrut in die Ferien schicken zu dürfen. Besser könnten sie es nicht treffen. Dort werden sie gelabt an Leib und Seele, umfächelt von Gottes Hauch und des Menschen Zeugnis seiner Schaffenskraft. Einfach wun-der-bar!
Sofern ich jetzt genug geschleimt habe, möchte ich freilich bitten, Bad Vilbels Aushängeschild, nämlich das gleichnamige Mineralwasser, zu gegebener Zeit nicht an Mia und Max zu verköstigen, weil ihnen die Kohlensäure Verdauungsbeschwerden bereitet. Lieber einen schönen frisch gepressten Orangensaft servieren und ordentlich austoben lassen.
Was die Haushaltshilfe betrifft, so muss ich dir leider sagen, hast du was falsch gemacht, wenn du nicht rundum zufrieden warst mit deinen Perlen. Es gibt heutzutage nämlich so gute und seriöse Agenturen, die ausschließlich
Diamanten vermieten, so dass für jeden Wunsch etwas dabei sein sollte. Man kann beispielsweise wählen zwischen vornehmlich Polsterreinigung (inklusive Teppiche), Sanitär- und Küchenreinigung, Kellerentrümpelung oder Frühjahrsgrundreinigung (mit Fenster putzen und Lampen abpuscheln). Ich verstehe auch gar nicht, was ich daran verheimlichen sollte vor Mia und Max, und warum du und Gisela euch so zweideutig darüber auslasst. Ihr tut ja gerade so, als sei hier was Anzügliches passiert. Nein, ihr Lästermäuler, ich habe für José nur die Caipirinha in der Hand gehalten, die er sich für die Zigarettenpause erbeten hatte – so lange, bis er von der Leiter gestiegen war. Und kichern musste ich nur, weil Giovanni beim Gardinen aufhängen immer so wahnsinnig drollige Geschichten erzählte aus seiner Heimat, aus Sizilien, von seiner Großtante und so. Was ihr immer denkt! Statt anderen Leuten schmutzige Absichten zu unterstellen, solltet ihr selbst mal überlegen, wohin euch eure Phantasie spült. Wir sind nämlich ein solider Haushalt.
Viele Grüße
Rinus.