Dort, wo ich lebe, kommen keine Halsbandsttiche vor, aber ich kenne sie sehr gut aus Wiesbaden, wo ich einige Jahre verbracht habe. Auch in Berlin gab es immer wieder kleinere freilebende Trupps und es fanden Bruten statt.
Was die Petition angeht: Hier einige unzusammenhängende Fragen und Statements:
1. Was ist der rechtliche Rahmen? Bundesrecht oder EU-Recht?
2. Petitionen wenden sich direkt an einen Ausschuss im Bundestag. Eine Petition braucht nicht über Politiker eingereicht werden,
3. Eine Petition ist das letzte Mittel und dann angebracht, wenn alle anderen fachlichen oder rechtlichen Einsprüche nicht mehr greifen.
4. Petitionen werden auch gestellt, wenn sich die betreffenden Fälle in einer rechtlichen Grauzone befinden.
5. Es gibt eine Reihe von Ornithologen, welche die Eliminierung des Halsbandsittichs fordern. Sie geben sich mit der Kontrolle im Fall erwiesener Schädigungen nicht zufrieden, wie z.B. beim Kormoran. Sie arbeiten mit dem Argument einer hypothetischen Gefahr. Eine solche kann aber weder durch Erfahrung noch gedankenlogisch widerlegt werden.
6. Es gibt hierzulande keine neobiotische Tier- oder Pflanzenart, welche eine einheimische Tier- oder Pflanzenart verdrängt hätte.
7. Der Halsbandsittich ist eine charismatische Vogelart, wie der Storch, der Adler oder die Eule. Seine Ausrottung wäre eine kulturelle Barbarei. In den großen Kunstwerken der europäischen Kultur ist er über 2000 Jahre präsent und hat einige unserer größten Geister inspiriert (Aristoteles, Ovid, Dürer...)
8. Das wissenschaftlich-ökologische Denken, welches Tierarten als funktionelle Teile eines Ökosystems einordnet, wird von einigen Leuten sofort eingestellt, wenn es um Neozoon geht.
9. Der Halsbandsittich lebt in städtischen oder vorstädtische Grünanlagen, bzw. Gärten. Es ist doch die Frage, ob sich diese hochgradig künstlichen, vom Menschen angelegte und unterhaltene Luxushabitate mit Hilfe ökologischer Systembegriffe verstehen lassen.
10. Das Sprechen über das Naturganze war zunächst durch die Denkweise von Bauern und Jäger geprägt. Nützlich - schädlich - als Nahrung nutzbar - überflüssig: so wurden die Lebewesen klassifiziert. Unsere ökologische Denkweise wertet die Arten nicht, sondern begreift sie als notwendige Elemente eines Systems. Die ökologische Sprache ist die Sprache der Experten....
11. ... und der Bürokraten, die Natur als genetische Datenbank zwecks späterer kommerzieller Nutzung verstehen. Deshalb der Kontrollwahn und der Versuch, die Natur in einem normierten Standardzustand zu konservieren.
12. Den Halsbandsittich auszurotten, hieße über Jahre hinweg Schießereien und Vergiftungsaktionen mitten im Siedlungs- und Freizeitgebiet. Diese Verrohung muss auch den Menschen schaden, die dies über Jahre hinweg erleben.
13. Ob es richtig war, den Halsbandsittich einzuführen, kann man dahingestellt lassen. Dass er jetzt da ist, empfinde ich als Glück. Er weist uns auf die Mängel unsere Naturauffassung hin. Diese bläst sich mit Pseudowissenschaflichkeit bis zum Platzen auf, findet aber keine Sprache für das Miteinander von Natur und Kultur des öffentlichen Raums.
14. Der Halsbandsittich deckt diesen Mangel auf; er könnte zum Symboltier eines Miteinander von Mensch und Natur werden, unabhängiger von staatlichen Kontrollwahn und kommerziellen Ausbeutungsinteressen. Deshalb muss er bleiben!