Hallo graumama44,
Rico ist eine deutsche Nachzucht und ja er wurde schon immer alleine gehalten. Ich für meinen Teil habe ihn 2003 in Obhut genommen. Zu dem Zeitpunkt war er 4 Jahre alt und ich weiß auch das er schon 2 x woanders war und immer wieder zurückgegeben wurde wegen Aggression. (...)
in dem Zusammenhang wäre es interessant zu erfahren, ob Rico eine naturorientierte Brut oder eine Handaufzucht ist. Wenn er per Hand aufgezogen wurde, wäre weiter von Bedeutung, ob er eine isolierte Handaufzucht ist oder ob er im Geschwisterverband mit oder ohne Elternvögel aufgewachsen ist.
Den (dringlichen) Rat von Susanne und Alfred, Rico zu vergesellschaften/verpaaren, kann ich nur unterstützen. Papageien sind Schwarmtiere. Die Schwärme setzen sich aus Pärchen zusammen, die sich
ausschließlich während der Balz-, Brut- und Aufzuchtphase von der Gruppe (vom Schwarm) trennen.
Lebt nun ein Papagei in Menschenobhut ohne Artgenossen, sucht er sich einen
artfremden Partner innerhalb der Familie aus. Fatale Folgen hat das meist während der Balz- und Brutzeit. Wie in freier Natur will sich der Papagei mit seinem/seiner
artfremden Partner/in vom Familien-"Schwarm" trennen. Alle weiteren Familienmitglieder werden attackiert. Gerade während der Balz-, Brut- und Aufzuchtzeit (die - von Jahr zu Jahr unterschiedlich - von Anfang Dezember bis Mai/Juni/Juli stattfinden kann) geht es um die Verteidigung des Reviers und um die Individualdistanz. Du mußt wissen, daß es sich bei Papageien, auch wenn sie in Gefangenschaft geschlüpft sind, immer noch um Wildtiere handelt.
Zitat von graumama44
(...)Er ist immer mitten drin im Familienleben sei es beim Essen oder Fernsehen schauen. (...)
Papageien stammen aus äquatornahen Gebieten, in denen die Tageslängen/Nachtlängen über das Jahr hinweg fast gleich sind. Aus diesem Grund sollte unter Haltungsbedingungen für einen 12-Stunden-Rhythmus (12 Licht- und 12 Dunkelstunden) gesorgt werden. Für die Psyche und die Physis ist es mehr als wichtig, diesen Rhythmus einzuhalten.
Zum Fernseher einige Auszüge aus der Dissertation von Steigerwald, K. (2006): Sehleistung des Vogelauges - Perspektiven und Konsequenzen für die Haltung von Zier- und Wirtschaftsgeflügel unter Kunstlichtbedingungen, Klinik für Vögel, Ludwig-Maximilians-Universität, München, S. 298 ff:
"So ergibt sich, dass ca. 85 % der Befragten unwissend in Bezug auf die UVPerzeption ihrer Vögel sind, obwohl sie teilweise über mehrere Jahre ihre Vögel betreuen.
Ebenfalls scheint die schädliche Wirkung der Fernseher und PC Monitore (SMITH et al 2005a)
noch nicht in das Bewusstsein der Vogelhalter vorgedrungen zu sein, denn über 50 % haben den Käfig so aufgestellt, dass dieser im Blickfeld des Vogels liegt."
(...)
"Darüber hinaus werden die in den Haltungsempfehlungen angegebenen maximalen
Lichtlängen von 12 Stunden pro Tag vom Vogelhalter nicht eingehalten. Bei Nachfrage auf die gewährleistete Lichtlänge am Tag
entfallen knapp 50 % auf über 14 Stunden Licht, wobei sich die Kunstlichtlänge am Abend auf ca. 2 - 3 Stunden erstreckt und im Winter mit früherem Eintritt der Dämmerung noch höher liegt (>5 Stunden). Über 50 % halten ihre Vögel unter Glühlampenbeleuchtung, gefolgt von einem 10 %igen Anteil an Leuchtstofflampenbeleuchtung. Die Hobbyhaltung bestimmter Papageienarten und anderen Exoten findet vorwiegend in Räumen statt, die vom Mensch genutzt werden (Wohn- und Esszimmer, Küche)."
(...)
Die Probleme, die sich im Zusammenhang mit dem fehlenden UV-Spektrum, dem Flackerlicht aus den Leuchtstofflampen und
dem Fernseher, sowie der langen Lichtdauer ergeben, könnten sich als Verhaltensänderungen wie Federzupfen,
erhöhte Aggressivität oder sexuelle Frustration, vermehrte Müdigkeit, Unruhe und Legenot
äußern."
Papageien können, im Gegensatz zu uns Menschen, UV-Licht sehen. Aus diesem Grund benötigen sie eine spezielle Beleuchtung. Dazu klick mal bitte
hier.
Gruß
Heidrun