Hy!
Tierärzte retten Leben ; Jäger löschen Leben aus ...
WO ein krankes oder verletztes Tier an kompetenter Stelle ist , ist da für mich keine Frage .
Nun, eben weil Tierärzte nicht die Halbgötter in Weiß sind, für die sie gehalten werden, habe ich die kranke Gans nicht gefangen und in die Tierklinik Düppel bringen lassen, der allgemeinen Anlaufstelle für kranke/ verwundete Wildtiere.
Zunächst einmal sieht es da so aus, dass eingelieferte Frischlinge oder Füchse egal welchen Alters oder Gesundheitszustandes eingeschläfert werden, da die nicht wieder ausgewildert werden dürfen, ebenso wie zB an sich kerngesunde Rabenvogelästlinge, die keine Pflegestelle finden...
Des Weiteren hatte ich bislang immer resigniert zugeschaut, wenn eine Kanadagans krank war. Ich wollte helfen, andererseits war ich aber auf dem Standpunkt "Nicht in die Natur eingreifen"... Das war mir denn im Frühsommer 2010 endlich mal egal, als ich einen Kanadaganter fand, der nur auf einem Bein stehen konnte, laufen gar nicht, und sich nur mithilfe eines Flügels, auf den er sich aufstützte, vorwärts bewegte. An ihm zupften schon die Krähen rum, da sie seine Schwäche klar erkannten, so dass ich endlich mal meine "Ist Natur" zur Seite schob, die Feuerwehr anrief und ihn fing.
Die Feuerwehr kam dann, packte ihn in einen Karton und das war's dann, ich habe nie wieder von ihm gehört (habe mich sowohl in Düppel wie auch bei einer Berliner Wildtierauffangstation erkundigt) oder ihn gesehen... Seine Identifizierung war leicht, da er farbberingt war... Er hatte offensichtlich keinen Bruch in Bein oder Becken, da er auf dem Arm das fragliche Bein bewegen konnte, es war nur der Fuß glühend heiß, also eine entzündliche Angelegenheit.
Also was, das man behandeln sollte, meint man... Nun ja, und ich denke nun, dass entweder die Feuerwehr ihm noch im Auto den Hals umgedreht hat, um sich die weite Fahrt in den Süden der Stadt zu ersparen (ich bin hier im Nordwesten), oder dass er, da Kanadagans (Nicht selten, Neozoon, pflegebedürftig, auch eher ein Lästling...), kurz und bündig eingeschläfert wurde...
So habe ich dann lieber auf eine neuerliche Anforderung der Feuerwehr verzichtet, und zugesehen, dass die Gans vor Ort wieder auf die Beine kommt...
Eine weitere, schon mindestens 15 Jahre alte Kanadagans liess ich ihrem natürlichen Ende entgegen sehen (obwohl das wirklich nicht leicht war, weil ich gerade sie, auch individuell farbberingt, bereits fast 11 Jahre kannte), sie war bis zum Ende in das Leben der Gruppe eingebunden, wenngleich nur noch an ihrer Peripherie.
Eine weitere Kanadagans mit Schäden im zentralen Nervensystem hätte ich beinahe getötet, da die Anfälle zwanghafter Bewegungen immer häufiger und intensiver wurden, doch war mir da der Fuchs zuvor gekommen, ich fand nur noch ihre Flügel, gerupftes Kleingefieder und einen Teil des Brustkorbs... Was ein gutes Ende war, da sie so noch als Nahrung diente und nicht in der Tierkörperbeseitigung landete, wohin sie sicher gelangt wäre, hätte ich sie einliefern lassen.
Also, Uschi, auch wenn Du es nicht glauben magst, Tierarzt ist keinesfalls immer das NonplusUltra.
Die helfen sehr oft, aber nicht immer. Und im Falle eines Wildtieres unter dem Jagdrecht ist es alle Male besser, etwas Aussichtsloses per Schuß oder auf andere Art zu erlösen, als es mittels Medikamenten einschläfern zu lassen, warum, sagte ich ja schon.
Es sind nicht alle Jäger schießgeile grünberockte Teufel, ebenso wie viele Tierärzte nicht auf die Stufe eines Humanmediziners zu stellen sind, die um jeden Preis zu retten und am Leben zu erhalten versuchen (was manchmal wirklich Ausmaße annimmt, dass man sich fragt, wo bitte schön da noch von Menschenwürde die Rede sein kann...).
Ich bin keiner, der gern tötet, keinesfalls, aber wenn es keine Alternative gibt, muss man sich als Mensch erweisen und es tun, was man bei Tieren zum Glück eher darf.
Grüße, Andreas
PS: Ein einäugiger Uhu übrigens ist auch anders zu bewerten als ein einäugiger Bussard, da der Uhu sich noch auf seinen Gehörsinn verlassen kann, während der Bussard nur seine Augen hat, um Beute zu machen.