Wenn ich Abends nach Hause komme, so auch gestern, öffne ich die Tür zw. Wohnraum und Tropenhaus. Nach und nach kommen alle meine Geier angeflattert und verteilen sich auf die diversen geplanten und ungeplanten Sitzgelegenheiten im Wohnraum, holen sich Streicheleinheiten oder Leckerbissen ab.
So auch die Agas (Pornis
), die, wie immer, auf der Suche nach einem gemütlichen Nest sind. So werden Körbe und Ecken erkundet und ausgetestet, und auch der Kamin, der in der Ecke zw Küche und Wohnzimmer, links neben der Gartentür steht.
Er ist noch recht unfertig, da der dazugehörige Kachelofen noch nicht aufgebaut, oder gar angeschlossen ist. Deswegen ist auch das Anschlussrohr,das sich auf „luftiger“ Höhe von fast drei Metern befindet noch offen....oder in Aga-Sprache....zugänglich, und somit ein (fast) idealer Nistplatz.
Kritisch blicke ich hoch, und denke mir, hmmmm, ob sie in das Rohr reinfallen könnten? Sobald sie dort weg sind, werde ich das Loch zukleben. Wegscheuchen geht schlecht, da sie das eventuell genau in das Rohr hineintreiben könnte. Also erstmal Futter ins Tropenhaus bringen. Da kommen sie garantiert alle rübergeflogen weil sie Abends ihre Nüsse bekommen.
Brav kommen alle Geier zu den Futterstellen geeilt....nur natürlich, wie sollte es anders sein, die Agas nicht.
Also zurück in den Wohnraum, und Zwischentür zu, damit die anderen nicht wieder ausbüchsen, denn anschliessend muss ich noch mit den Hunden raus.
Jazz sitzt immer noch oben im Loch, aber wo ist Aladdinchen? Ein suchender Blick durch den Wohnraum und mir schwant Schlimmes. Und dann sehe ich Jazz ihren Kopf zwischen Rohröffnung und Verkleidung stecken, reinschlüpfen, so dass nur noch das Ende vom Schwänzchen rausschaut.
Und dann, mit sinkendem Gefühl in der Magengegend, sehe ich, wie sie ganz reinschlüpft und höre wie sie hinter der Verkleidung die ganze lange Strecke zum Boden fällt. Mir stockt der Atem.
Doch dann höre ich was. Es raschelt hinter der Verkleidung. Das Geraschel zweier Vögel?
Und dann - Gezwitscher – definitiv von zwei Vögeln.....hinter der Wand. Au weia. Na wenigstens weiss ich jetzt, wo Alladine steckt.
Geschwind die Wartungsöffnung aufgeschraubt, damit sie rauskönnen. Aber ..... da ist nichts zu sehen. Sie sind nicht im Rohr, sondern dahinter, zwischen Rohr und Verschalung.
Panik....wie bekomme ich sie nur wieder raus. Zum Hochfliegen ist es dort viel zu eng. Ausserdem ist es sicherlich entsetzlich staubig dort...ob sie genug Luft kriegen? Meine Güte, wie krieg ich nur die Rigips-Wand auf? Meissel besitze ich nicht.
Also zum Nachbarn gelaufen. Mit Meissel und Stemmeisen bewaffnet, und um drei Personen plus Kind verstärkt, wieder zurück. Beratschlagt. Entschieden die Sockelleiste unten rechts zu entfernen.
Hämmer, hämmer, meissel, meissel, brech und, ja, die Fliese ist ab. Dahinter ein Loch, das wir auf ca 5*10cm vergrößern. Und was sehen wir? Jazz Schnabel, und dann der Kopf, der neugierig rausschaut. Wir also alle ein paar Schritte zurückgegangen, damit sie sich nicht bedrängt fühlt. Und sofort krabbelt sie raus und fliegt laut zwitschernd los. Phew.....eine geschafft.
Aber von Alladine ist immer noch nichts zu sehen. :( Auf das Zwitschern hat sie einmal kurz geantwortet. Dann Stille. Was nun? Also hochgeflitzt, ein Make-up Kompakt aus dem Bad geholt und den Spiegel abgerissen. Mit dem kleinen Spiegel und einem Klemmspot versucht Aladdine ausfindig zu machen. Und siehe da, sie sitzt hinter der Verkleidung ein wenig erhöht auf einem Plastikrohr.
Wir alle sind der Meinung, dass dort Platz genug ist, für sie zum Loch zu hopsen. Aber sie rührt sich nicht; selbst auf Klopfen, keine Regung. Vermutlich ist sie völlig geschockt. Also was nun?
Wir beschliessen ihr etwas Zeit zu geben, damit sie sich wieder ein wenig beruhigen kann. Jazz wird sie sicherlich rufen oder sie sogar abholen. Dann kann sie alleine dort rauskrabbeln. Also erstmal mit den Hunden spazieren gehen. Wenn Aladdine nach dem Spaziergang immer noch im Kamin steckt, soll ich meine Nachbarn nochmal holen.
So richtig Spass gemacht hat der Spaziergang nicht, aber ich habe mich gezwungen eine Stunde wegzubleiben, damit Aladdinchen eine wirkliche Chance bekommt sich auszusortieren. Doch auch nach dieser Zeit, ist Aladdine bei meiner Rückkehr immer noch im Kamin.
Also nochmals zu den Nachbarn, wir wieder zu mir, beratschlagt.
Beschlossen, dass ich zuerst versuche, mit der Hand von hinten an das Rohr zu kommen, um Aladdine von hinten zur Öffnung zu führen. Meine Güte, dafür braucht man die „englische Krankheit“. Zum Schluss lagen wir zu dritt am Boden. Ich mit Arm im Loch, die Freundin des Nachbarn mit dem Spiegel, mich dirigierend und er mit der Lampe. So geführt, habe ich Aladdine auch berühren können. Nur, statt zur Öffnung zu hopsen, wie geplant, hat sie sich so erschreckt, dass sie weggeflattert ist.
...aber wohin? Hoch geht nicht, dafür ist es zu eng.
Mittlerweile hat Jack im Tropenhaus angefangen „Opern“ zu singen, so dass man nur schlecht hören kann, was im Kamin passiert. <stöhn>
Kurz beratschlagt und beschlossen, die zweite Sockelfliese zu entfernen. Nur, die ist so festzementiert, dass wir sie nicht abbekommen. Also beschliessen wir die erste Öffnung so zu vergrößern, dass wir gut reinblicken können. Oh man, diese Wand ist schon ein ganzes Stück härter. Aber mein Nachbar hämmert unverdrossen abwechselnd mit Schraubenzieher und Meissel weiter, bis das Loch auf gut 15cm Höhe vergrößert ist. Gespannt schauen wir mit dem Klemmspot rein....und sehen.....nichts....<heul>.
Aber sie kann nur nach links gehüpft sein, da rechts die Wand ist.
Also etwas höher, über den Rohren, damit wir sie durch das Gehämmer nicht auch noch nach oben treiben, noch ein Loch in die Verkleidung gemeisselt. Während mein Nachbar meisselt, sitzen seine Freundin und ich auf dem Sofa und knabbern an den Fingernägeln. Die Spannung ist unerträglich.
Wo steckt Aladdine?
Endlich hat er es geschafft auch dort ein größeres Stück der Wand rauszuhauen. Wir blicken gespannt in das Loch und – juchuhhhh – in der Tat sitzt Alladinchen unten drin und schaut uns aus großen Knopfaugen an.
Aber sie bewegt sich nicht
Dort bleiben kann sie nicht. Es ist staubig und dreckig, sie hat noch nicht gefressen und ausserdem könnte sie verletzt sein. Darüberhinaus ist das Loch unmittelbar an der Hundeklappe. Was ist, wenn sie nachts rauskrabbelt und die Hunde sehen sie? Ohne Aufsicht ist mir das viel zu riskant. Und morgen sind Handwerker da. Da darf sie nicht frei fliegen. Was ist, wenn jemand mit den Türen unvorsichtig ist?
Warum kommt sie nur nicht aus dem Loch?
Also beschliessen wir vorsichtig eine flache lange Aluleiste in das Loch zu führen und sie damit zu der Öffnung zu treiben. Aber es ist eng dort,und man kann schlecht manövrieren, so dass Aladdinchen hinter das Rohr schlüpft. Das darf doch nicht wahr sein!!!!
Was nun?
Hey, die Wand ist schon so zertrümmert, da macht ein weiteres Loch auch nichts aus. Diesmal von hinten. <seufz> Doch nach den ersten Hammerschlägen, noch bevor wir von hinten durch die Wand brechen, ist Alladine nach vorne links gehüpft. Anlass, es nochmal mit der Alu-Leiste zu probieren. Diesmal klappt es wie am Schnürchen.
Sie hopst von links nach rechts auf das Rohr, ich mit der Hand in die obere Öffnung und sie in Richtung untere Öffnung geführt. Ein Schritt und sie ist frei!!!
Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie wir gejubelt haben. Mittlerweile war es auch schon 23.30 und wir waren echt erledigt. Stundenlang haben wir gebangt und Löcher in die Wänd gehauen.
Aladdinchen scheint ok zu sein, abgesehen von einer Schramme an der rechten Schnabelhaut. Sie fliegt und ist fidel.
Also killen wir überall das Licht, öffnen die Tür zum Tropenhaus, und schalten dort eine Lampe ein, als „Führungslicht“, sozusagen. In Null-Komma-nix, fliegen Jazz und Aladdinchen ins Tropenhaus zu ihrer wohverdienten Nachtruhe.
Und wir? Nun wir haben erstmal sorgfältig alle alten und neuen Löcher mit Papier und Kreppband zugeklebt.
Dort wird kein Porni mehr nisten können!!!
LG,
Ann.