Hallo,
auch wenn es jetzt gerade hier thematisch von den Tauben komplett weggeht weil wohl die Argumente gegen eine zeitweilige Hilfe für die hungernden Tauben ausgehen und immer dieselben Phrasen der Taubenhysteriker heruntergebetet werden, die jeglicher Grundlage entbehren. Es sollte ausreichend diskutiert worden sein, auch mit praktikablen Lösungen wie es tierschutzkonform geht, da kann sich jeder in seiner Stadt für einsetzen.
Wer nicht helfen will, mit Tierschutz nichts am Hut hat oder diesen nur für die eigenen Tiere praktiziert darf das so machen, wir sind ein halbwegs freies Land.
Off Topic:
Aber zum Beispiel bei den Gebäudebrütern finde ich den medialen Aufschrei zweifelhaft, weil von welcher Populationsdichte soll man ausgehen? Einer künstlich erzeugten, oder der natürlichen, welche vermutlich nur einen Bruchteil dessen darstellt.
Na einen medialen Aufschrei sehe ich eher nicht, eher einige sehr engagierte Leute oder auch Vereine, manche Städte, die einiges richtig machen. Zum Glück wird das meist medial begleitet, täuscht aber darüber hinweg, dass die meisten Städte Naturschutzgesetze gar nicht umsetzen und radikal totsaniert wird so dass die typischen Gebäudebrüter, Fledermäuse etc. in vielen Regionen bereits weg oder sehr selten geworden sind. Die Geschwindigkeit der Abnahme hat sich weiter beschleunigt und ohne Engagement dürfte in 10-20 Jahren alles weg sein.
Wenn man den Zustand vor der menschlichen Besiedlung betrachtet müsste man dann mal 50000 Jahre zurückgehen vor die vermutete erste Besiedlungswelle Mitteleuropas. Man weiß, dass ME praktisch komplett von Urwäldern bedeckt war mit einigen Lücken an der Küste, im Gebirge, in Moor- und Sumpflandschaften.
Ich wüsste allerdings nicht, was dieser Vergleich eines völlig naturbelassenen Kontinents mit der heutigen Situation einer fast vollständig zerstörten Natur bringen soll. Soll man jetzt die letzten Reste auch noch opfern in Erwartung, dass es bald wieder so ist wie vor 50000 Jahren ? Die Artenzusammensetzung hat sich natürlich mit dem Verschwinden der Urwälder und der Entstehung von Kulturlandschaften stark verändert. Natürlich weiß man nicht genau wieviele Mauersegler, Schwalben Stare es damals waren. Felsentauben waren sicher nur auf Mittelgebirge und Alpen beschränkt, die Feldlerche dürfte selten gewesen sein, vermutlich mehr Schwarz- als Weißstörche, mehr Ufer- als Rauchschwalben mangels Gebäuden, aber naturbelassenen Flüssen, flächendeckend Raufußhühner, Waldrappe, baumbrütende Wanderfalken und Steinadler ? Das kann man vermuten, Zeitzeugen oder wissenschaftliche Untersuchungen zu den genauen Bestandszahlen gibt es leider keine.
Relativ zuverlässige Angaben gibt es erst seit ein paar hundert Jahren und da war Mitteleuropa schon stark umgestaltet, einige der ursprünglichen Tierarten schon ausgerottet oder stark dezimiert.
Wenn man sich den Mauersegler mal rauspickt so findet man im Mitteleuropa praktisch nur noch gebäudebrütende Populationen. Nur wo noch kleine Reste ursprünglicher Urwälder oder sehr lange nicht genutzter Wälder vorhanden sind gibt es noch kleine baumbrütende Populationen z. B. im Harz oder Spessart. Die Ansprüche an den Biotop sind eben sehr hoch, die Bäume müssen alt, hoch, am besten teilweise abgestorben und mit vielen geeigneten Höhlen versehen sein. Freier Einflug in die Baumkrone muß möglich sein. Das dürfte vor der menschlichen Besiedlung flächendeckend möglich gewesen sein, dazu kamen dann noch die Felshabitate in den Mittelgebirgen und mittleren Alpenlagen.
Mit der Besiedlung und mehreren Wellen der radikalen Entwaldung und letztendlich Anpflanzung von Nutzwäldern/Baumplantagen und ortsfremden Baumarten wie der Fichte dürften die baumbrütenden Populationen schnell zusammengebrochen sein und Gebäude wurden als guter Ersatz entdeckt.
In naturbelassenen Wäldern in Skandinavien und Sibirien brütet der Mauersegler immer noch in Baumhöhlen und meidet Siedlungen, ist also regional durchaus kein Kulturfolger.
Untersuchungen über eine baumbrütende Population
Hier !
Heute ist der Mauersegler auf menschliche Siedlungen beschränkt, die ganze ausgeräumte Landschaft dazwischen ist für ihn nicht nutzbar, damit lokal häufig z. B. in unsanierten Altstädten, in Neubaugebieten oder sanierter Gebäudesubstanz praktisch nicht mehr vorhanden. Damit kann der Restbestand schnell weg sein wenn weiter gnadenlos, ohne Berücksichtigung der Naturschutzgesetze, totsaniert wird.
Die letzten Baumbrüterpopulationen sind stark bedroht durch das Einschleppen invasiver Tierarten wie dem Waschbär und durch die Kleinräumigkeit.
Damit könnte der Bestand vor 50000 Jahren größer, gleich groß oder kleiner gewesen sein, das hängt ja auch von der Häufigkeit konkurrierender Arten ab, Klimaschwankungen etc., bringt uns für heute also nichts wenn man über heutige Schutzbemühungen diskutiert.
Darüberhinaus wurde die damalige Natur mit ihrer Artenzusammensetzung ja auch bis heute fast komplett zerstört und die Arten, die bis heute überlebt haben gilt es zu schützen. Wenn man den Haussperling rausnimmt ist er ja erst durch Co-Evolution mit dem Menschen entstanden. Den könnte man also danach gleich mal ausrotten weil er vermutlich in den damaligen Urwäldern nicht vorkam ? Was ist das denn für eine Logik ? Dann will ich aber auch die Raufußhühner, Steinadler und Waldrappe zurück !
Lieber
@Gast 20000: da ich nicht gestern erst geboren wurde weiß ich mal gerade, dass man nicht 10 Meisenkästen in unmittelbare Nähe hängt weil revierbildend und mit abnehmender Nahrungsverfügbarkeit Reviere größer werden. Das gilt aber nicht für den Haussperling als Koloniebrüter.
Viele Nistmöglichkeiten bei kaum Nahrung bringen nichts genauso wie viel Nahrung nichts bringt wenn keine Nistplätze vorhanden sind. Das ist trivial.
Mit den Tauben hat das alles nichts zu tun.
Diese Diskussionen sind alle interessant, dann aber bitte im Gebäudebrüter- oder Mauersegler- Schwalbenthread etc.
Ich war gestern in der Stadt unterwegs und bei kurzen Innehalten haben mir die Tauben fast die Schnürsenkel weggepickt, da sind sie sonst deutlich reservierter und dürften extrem ausgehungert sein. Ich sehe es, den Unkenrufen zum Trotz, als richtig an, jetzt zeitweilig etwas zu helfen und mache das bis zu einer deutlichen Entspannung der Situation.
Hier bin ich jetzt raus bevor wir noch bei den Orang Utans und Walen landen.
Liebe Grüße
Thomas