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Gazzi
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Hallo,
ich habe im Internet-Taubenschlag einen sehr guten Artikel gefunden der zeigt, daß auch dort über Möhrenfütterung gesprochen wird oder wurde.
Es ist zwar schon einige Jahre her, aber selbst für viele Brieftaubenzüchter heute noch ein Thema.
Möhrenfütterung im Winter?
erschienen in der "Brieftaube" 2001
In diesen Tagen werde ich des öfteren mit der Frage konfron-tiert, ob es sinnvoll ist, im Winter eine Woche lang ausschließ-lich geriebene Möhren zu füttern? Was steckt dahinter? Wird dies zur Selektion von schwächeren Tieren durchgeführt oder ist das auch für die Entschlackung der Tauben sinnvoll?
Möhren enthalten wenig Energie
Wichtigster Aspekt bei der Bewertung dieser Frage ist, dass Karotten bzw. Möhren sehr wenig Energie enthalten. Wenn nun im Winter Karotten oder auch Karotten- bzw. Gemüsekro-ketten gefüttert werden, müssen die Tauben in dieser Zeit ih-ren hohen Energiebedarf, der ja in der kalten Jahreszeit höher ist, durch eigene Energiereserven decken. Dabei wird die be-nötigte Energie aus den Kohlenhydratspeichern und vor allem aus den Fettspeichern mobilisiert.
Dies führt zum Abbau von Fettreserven
Viele Züchter bezeichnen den Abbau von "Fettpolstern" als Entschlackung. Die Taube wird durch eine reine Möhren-/Karottenfütterung gezwungen unnötige Fettpolster abzu-bauen. Das ist durchaus sehr positiv zu bewerten, denn eine optimale Zucht mit gleichmäßiger Eiablage aller Paare inner-halb von acht bis zehn Tagen nach dem Anpaaren mit hoher Befruchtungs- und Schlupfrate kann nur mit Tauben in opti-maler Zuchtkondition erreicht werden. Durch die Fütterung von Karotten können wir die Tauben also recht einfach in eine gute Kondition bringen.
Selektion durch Möhrenfütterung?
Die Frage, ob durch eine solche Fütterung eine Selektion schwächerer Tiere durchgeführt werden kann, ist sehr schwie-rig zu beantworten.
Eine Reduktion der Futtermenge und/oder der Energieauf-nahme führt in der Regel zu einer besseren Futterverwertung.
Hierzu ein Beispiel das uns häufig selbst betrifft: Wenn wir ab-nehmen wollen, können wir dies durch eine reduzierte Nah-rungsaufnahme erreichen. Wir essen dann z.B. nur noch die Hälfte der Menge, die wir vorher zu uns genommen haben, und tatsächlich nehmen wir in den ersten Tagen auch an Gewicht ab. Nur nach einer gewissen Zeit essen wir immer noch nur die Hälfte, doch unser Gewicht bleibt konstant. Was ist passiert? Der Verdauungstrakt hat sich der geringeren Nahrungsaufnahme angepasst und verdaut diese jetzt viel besser, d.h. die "Nahrungs(Futter)verwertung" ist gestiegen. Dies ist die Folge einer größeren Aktivität der Verdauungsen-zyme, einer Vergrößerung der Darmoberfläche und dadurch gesteigerte Absorbtion der Nahrung vom Darmtrakt in das Blut. Um weiter Abnehmen zu können, muss entweder der Energieverbrauch erhöht werden oder es muss noch weniger Nahrung aufgenommen werden!
Anpassung an die Nahrungsreduktion
Die beschriebene Anpassung an die Nahrungsreduktion fin-den wir auch bei den Tauben. Wird z.B. im Winter über meh-rere Tage bei Minusgraden sehr knapp gefüttert und die Temperaturen steigen anschließend wieder über 5 oder 10°C an, bleiben von dieser zunächst sehr knappen Futtermenge sogar Futterreste im Trog liegen, dieses verdeutlicht diese An-passung des Verdauungstraktes.
„Randfresser“
Oft wird berichtet, dass die "Asse" sogenannte Randfresser sind. Diese Tauben kommen mit relativ wenig Nahrung aus. Diese "Randfresser" müssen sehr gute Futterverwerter sein! Es zeichnet sie aus, dass sie die geringe Menge an Nahrung op-timal aufschließen und verdauen können. Deswegen kom-men sie mit wenig Nahrung bzw. Futtermenge aus. Durch eine Nährstoffreduktion, wie sie z.B. durch die Möhrenfütterung gegeben ist, zwingen wir die Tauben zu einer besseren Futter-verwertertung.
Hinweise auf die Leistungsfähigkeit?
Wenn nun Tauben mit dieser Situation nicht zurecht kommen stellt sich die Frage, ob diese Tiere weniger leistungsfähig sind und deswegen selektiert werden sollten und sollen?
Wenn dem so ist, könnte durch eine Nährstoffreduktion im Winter eine Selektion auf Tauben stattfinden, die in dieser Zeit übermäßig viel Körpersubstanz verlieren.
Besonnenheit ist angebracht!
Doch Vorsicht: Es gibt genügend Beispiele, wo solche Tauben im folgenden Jahr sehr erfolgreich geflogen haben! Mir sind zwar auch die Tauben lieber, die eine derartige Fütterung ohne Volumenverlust überstehen, doch es gibt auch andere Beispiele.
Alternativen zur Möhrenfütterung?
Als Alternative zur Möhrenfütterung kann auch eine sehr knappe Fütterung (ca. 15 Gramm pro Taube und Tag) einer hochwertigen Wintermischung über ca. 6 Wochen durchge-führt werden. Die Tauben werden durch eine derartig knappe Fütterung ihre überflüssigen Fettpolster abbauen, eine sehr gute Futterverwertung zeigen und kommen dadurch in eine optimale Kondition für die kommenden Aufgaben wie Zucht und/oder Reise.
Flugfreude nach Winterfütterung
Die Tauben können so, selbst nach mehrmonatigem Festsitzen über den Herbst und Winter mit dem ersten Freiflug im März oder April direkt wieder sehr flugfreudig sein und am Haus leicht wieder bis zu einer Stunde und mehr ausgiebig fliegen.
Möhrenfütterung ist durchaus Sinnvoll
Die beschriebenen Folgen einer Möhren- oder auch Kroket-tenfütterung bzw. als Alternative hierzu eine sehr knappe Füt-terung über einen längeren Zeitraum sind nach meiner Ein-schätzung die Gründe warum sich eine derartige Fütte-rungspraxis mit sehr guten Erfahrungen bei vielen Züchtern eingebürgert hat.
Im Winter die Kondition beachten
Nutzen wir deswegen den Winter bzw. die Ruhemonate um die Tauben durch eine Nährstoffreduktion zu "Entschlacken" und dadurch in eine optimale Kondition zu bringen! Dies ist besonders dann wichtig, wenn die Tauben im Winter keinen Freiflug erhalten können.
Der "Beste" Weg ist immer noch von vornherein dafür zu sorgen, dass die Tauben keine unnötigen Fettdepots aufbauen und sich immer in einer guten Kondition befinden.
Gut Flug
Dipl.-Biol. Alfred Berger
viele Grüße Gazzi
ich habe im Internet-Taubenschlag einen sehr guten Artikel gefunden der zeigt, daß auch dort über Möhrenfütterung gesprochen wird oder wurde.
Es ist zwar schon einige Jahre her, aber selbst für viele Brieftaubenzüchter heute noch ein Thema.
Möhrenfütterung im Winter?
erschienen in der "Brieftaube" 2001
In diesen Tagen werde ich des öfteren mit der Frage konfron-tiert, ob es sinnvoll ist, im Winter eine Woche lang ausschließ-lich geriebene Möhren zu füttern? Was steckt dahinter? Wird dies zur Selektion von schwächeren Tieren durchgeführt oder ist das auch für die Entschlackung der Tauben sinnvoll?
Möhren enthalten wenig Energie
Wichtigster Aspekt bei der Bewertung dieser Frage ist, dass Karotten bzw. Möhren sehr wenig Energie enthalten. Wenn nun im Winter Karotten oder auch Karotten- bzw. Gemüsekro-ketten gefüttert werden, müssen die Tauben in dieser Zeit ih-ren hohen Energiebedarf, der ja in der kalten Jahreszeit höher ist, durch eigene Energiereserven decken. Dabei wird die be-nötigte Energie aus den Kohlenhydratspeichern und vor allem aus den Fettspeichern mobilisiert.
Dies führt zum Abbau von Fettreserven
Viele Züchter bezeichnen den Abbau von "Fettpolstern" als Entschlackung. Die Taube wird durch eine reine Möhren-/Karottenfütterung gezwungen unnötige Fettpolster abzu-bauen. Das ist durchaus sehr positiv zu bewerten, denn eine optimale Zucht mit gleichmäßiger Eiablage aller Paare inner-halb von acht bis zehn Tagen nach dem Anpaaren mit hoher Befruchtungs- und Schlupfrate kann nur mit Tauben in opti-maler Zuchtkondition erreicht werden. Durch die Fütterung von Karotten können wir die Tauben also recht einfach in eine gute Kondition bringen.
Selektion durch Möhrenfütterung?
Die Frage, ob durch eine solche Fütterung eine Selektion schwächerer Tiere durchgeführt werden kann, ist sehr schwie-rig zu beantworten.
Eine Reduktion der Futtermenge und/oder der Energieauf-nahme führt in der Regel zu einer besseren Futterverwertung.
Hierzu ein Beispiel das uns häufig selbst betrifft: Wenn wir ab-nehmen wollen, können wir dies durch eine reduzierte Nah-rungsaufnahme erreichen. Wir essen dann z.B. nur noch die Hälfte der Menge, die wir vorher zu uns genommen haben, und tatsächlich nehmen wir in den ersten Tagen auch an Gewicht ab. Nur nach einer gewissen Zeit essen wir immer noch nur die Hälfte, doch unser Gewicht bleibt konstant. Was ist passiert? Der Verdauungstrakt hat sich der geringeren Nahrungsaufnahme angepasst und verdaut diese jetzt viel besser, d.h. die "Nahrungs(Futter)verwertung" ist gestiegen. Dies ist die Folge einer größeren Aktivität der Verdauungsen-zyme, einer Vergrößerung der Darmoberfläche und dadurch gesteigerte Absorbtion der Nahrung vom Darmtrakt in das Blut. Um weiter Abnehmen zu können, muss entweder der Energieverbrauch erhöht werden oder es muss noch weniger Nahrung aufgenommen werden!
Anpassung an die Nahrungsreduktion
Die beschriebene Anpassung an die Nahrungsreduktion fin-den wir auch bei den Tauben. Wird z.B. im Winter über meh-rere Tage bei Minusgraden sehr knapp gefüttert und die Temperaturen steigen anschließend wieder über 5 oder 10°C an, bleiben von dieser zunächst sehr knappen Futtermenge sogar Futterreste im Trog liegen, dieses verdeutlicht diese An-passung des Verdauungstraktes.
„Randfresser“
Oft wird berichtet, dass die "Asse" sogenannte Randfresser sind. Diese Tauben kommen mit relativ wenig Nahrung aus. Diese "Randfresser" müssen sehr gute Futterverwerter sein! Es zeichnet sie aus, dass sie die geringe Menge an Nahrung op-timal aufschließen und verdauen können. Deswegen kom-men sie mit wenig Nahrung bzw. Futtermenge aus. Durch eine Nährstoffreduktion, wie sie z.B. durch die Möhrenfütterung gegeben ist, zwingen wir die Tauben zu einer besseren Futter-verwertertung.
Hinweise auf die Leistungsfähigkeit?
Wenn nun Tauben mit dieser Situation nicht zurecht kommen stellt sich die Frage, ob diese Tiere weniger leistungsfähig sind und deswegen selektiert werden sollten und sollen?
Wenn dem so ist, könnte durch eine Nährstoffreduktion im Winter eine Selektion auf Tauben stattfinden, die in dieser Zeit übermäßig viel Körpersubstanz verlieren.
Besonnenheit ist angebracht!
Doch Vorsicht: Es gibt genügend Beispiele, wo solche Tauben im folgenden Jahr sehr erfolgreich geflogen haben! Mir sind zwar auch die Tauben lieber, die eine derartige Fütterung ohne Volumenverlust überstehen, doch es gibt auch andere Beispiele.
Alternativen zur Möhrenfütterung?
Als Alternative zur Möhrenfütterung kann auch eine sehr knappe Fütterung (ca. 15 Gramm pro Taube und Tag) einer hochwertigen Wintermischung über ca. 6 Wochen durchge-führt werden. Die Tauben werden durch eine derartig knappe Fütterung ihre überflüssigen Fettpolster abbauen, eine sehr gute Futterverwertung zeigen und kommen dadurch in eine optimale Kondition für die kommenden Aufgaben wie Zucht und/oder Reise.
Flugfreude nach Winterfütterung
Die Tauben können so, selbst nach mehrmonatigem Festsitzen über den Herbst und Winter mit dem ersten Freiflug im März oder April direkt wieder sehr flugfreudig sein und am Haus leicht wieder bis zu einer Stunde und mehr ausgiebig fliegen.
Möhrenfütterung ist durchaus Sinnvoll
Die beschriebenen Folgen einer Möhren- oder auch Kroket-tenfütterung bzw. als Alternative hierzu eine sehr knappe Füt-terung über einen längeren Zeitraum sind nach meiner Ein-schätzung die Gründe warum sich eine derartige Fütte-rungspraxis mit sehr guten Erfahrungen bei vielen Züchtern eingebürgert hat.
Im Winter die Kondition beachten
Nutzen wir deswegen den Winter bzw. die Ruhemonate um die Tauben durch eine Nährstoffreduktion zu "Entschlacken" und dadurch in eine optimale Kondition zu bringen! Dies ist besonders dann wichtig, wenn die Tauben im Winter keinen Freiflug erhalten können.
Der "Beste" Weg ist immer noch von vornherein dafür zu sorgen, dass die Tauben keine unnötigen Fettdepots aufbauen und sich immer in einer guten Kondition befinden.
Gut Flug
Dipl.-Biol. Alfred Berger
viele Grüße Gazzi