Bitte,
ich sagte, bei den meisten heimischen Vögeln.
Klar, das Ivan mit dem Kreuzschnabel wieder eine Ausnahme zitieren muss. Warum wusste ich wohl, dass von ihm sowas kommt? Natürlich gibt es solche Ausnahmen und natürlich macht es beim Kreuzschnabel Sinn, da zum einen seine Brutzeit nicht in eine Phase rascher Tageslängenänderungen fällt und er zum anderen als Nahrungsspezialist besonders auf deren Verfügbarkeit angewiesen ist.
Ansonsten rede ich hier nicht über individuelle Züchtermeinungen, die unter nicht standardisierten Bedingungen aus persönlichen Beobachtungen abgeleitet wurden, sondern über belegte Erkenntnisse wissenschaftlicher Studien, die in peer reviewed journals publiziert wurden.
Natürlich auch ist die Tageslänge nicht der einzige Trigger und natürlich sind die Vögel flexibel und können den Brutbeginn in gewissem Rahmen nach vorne oder hinten verschieben, wenn andere Faktoren wie Nahrungsangebot und Wetter das bedingen. Richtig stenöke Vögel haben wir ja hierzulande sowieso nur wenige.
Siehe dazu zB
Kumar V, Singh S, Misra M, Malik S (2001) Effects of duration and time of food availability on photoperiodic responses in the migratory male blackheaded bunting (Emberiza melanocephala). J Exp Biol , 204:2843-2848
Doch der endokrine Primärtrigger ist und beliebt bei der Mehrzahl der heimischen (!) Vögel die Änderung der Tageslänge und viele schreiten auch bei ansonsten ungünstigen Bedingungen zur Brut, wenn dieser Stimulus stark wird. Da ist dann Temperatur und Wetter ebenso egal, wie Änderungen im Nahrungsangebot (sofern die Vögel nicht gerade am verhungern sind)
Siehe dazu zB.:
Lambrechts MM, Perret P (2000) A long photoperiod overrides non-photoperiodic factors in blue tits timing of reproduction.
Proc R Soc Lond B, 267:585-588
Ivans Erklärung, dass längere Tage mehr Futter und Wärme bedeuten stimmt.
Aber daraus zu schliessen, deshalb löst Futter und Wärme auch den Bruttrieb aus, ist zwar gesunder Menschenverstand, hat aber mit Wissenschaft nichts zu tun. Es ist bestenfalls die Frage, die man sich als Wissenschaftler stellt, die Arbeitshypothese bevor man diebszüglich zu forschen beginnt. Und das wurde getan und dabei kam heraus: Die Tageslänge ist bei den meisten heimischen Vogelarten der Mastertrigger!
Klar, im Frühling bedeuten längere tage letztlich merh Futte rund Wärme. Aber eben nur im Frühling hängt das alles drei zusammen.
Gerade deshalb ist es ja auch sinnvoll, dass längere Tage den Bruttrieb triggern und eben NICHT Futter oder Wärme. Denn beides kann durchaus kurzzeitig im Winter auftreten und es wäre fatal, wenn unsere Vögel dann zum Brüten schritten.
Ivan wollte ja, dass ich meine gewagten Thesen mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen belege. Nun, ich habe daher soeben ja bereits zitiert. Für Interessierte gibt es hier mehr Infos, das ist nur eine kleine Auswahl besonders prüägnanter paper zum Thema. Es gibt noch unendlich viel mehr:
Wingfield JC, Farner DS: Endocrinology of reproduction in wild species. (1993)In Avian Biology. Volume IX. Edited by Farner DS, King JR, Parkes KC. Academic Press, New York:163-277
Jain N, Kumar V (1995) Changes in food intake, body weight, gonads and plasma concentrations of thyroxine, luteinizing hormone and testosterone in captive buntings exposed to natural daylengths at 29°N. J Biosci, 20:417-426.
Deviche P, Small T (2001) Photoperiodic control of seasonal reproduction: Neuroendocrine mechanisms and adaptation. In Avian Endocrinology. Edited by Dawson A, Chaturvedi CM. Narosa Publishing House, New Delhi;113-128
5.Hahn TP, MacDougall-Shackleton SA: Adaptive specialization, conditional plasticity, and phylogenetic history in the reproductive cue response system of birds.
Phil Trans Royal Soc, in press.
Gwinner E, Dittami JP (1985) Photoperiodic responses in temperate zone and equatorial stonechats: A contribution to the problem of photoperiodism in tropical organisms. In The endocrine system and the environment. Edited by Follett BK, Ishii O, Chandola A. Japan Sci Soc Press, Tokyo/Springer Verlag Berlin:279-294
Kumar V, Follett BK (1993) The nature of photoperiodic clock in vertebrates.
Zool Soc Calcutta (JBS Haldane Comm Vol), 217-227.
Gwinner E (1996) Circannual clocks in avian reproduction and migration. Ibis, 138:47-63
Lambrechts MM, Perret P, Blondel J (1996) Adaptive differences in the timing of egg laying between different populations of birds result from variation in photoresponsiveness.
Proc R Soc Lond B, 263:19-22
Silverin B, Massa R, Stokkan KA (1993) Photoperiodic adaptation to breeding at different latitudes in great tits. Gen Comp Endocrinol 1993, 90:14-22
Dawson A (1991) Photoperiodic control of testicular regression and moult in male house sparrows, Passer domesticus.
Ibis, 133:312-316
MacDougall-Shackleton, S. A., Stevenson, T. J., Watts, H. E., Pereyra, M. E., & Hahn, T. P. (2009). The evolution of photoperiod response systems and seasonal GnRH plasticity in birds. Integrative and Comparative Biology, 49(5), 580-589Auch interessant:
Hau M, Wikelski M, Wingfield JC (1998 ) A neotropical forest bird can measure the slight changes in tropical photoperiod.
Proc Royal Soc Lond B 1998, 265:89-95