Noch eine Frage: Was ist eigentlich Freiheit? Tun und lassen, was man will? Das kann ein Tier ebenso wenig wie der Mensch, denn das ist lebensgefährlich. Tiere sind an bestimmte Bedingungen gebunden und werden zum größten Teil instinktiv geleitet. Ein kleinerer Teil ist Erfahrung und ermöglicht es dem Tier in einer veränderten Umwelt zurecht zu kommen - also auch in einer Wohnung. Das Tier ist somit nicht unfreier als in der Natur, sofern ihm die Grundbedürfnisbefriedigung nicht vorenthalten wird. Allenfalls ist es bewegungseingeschränkt, ggf. wahleingeschränkt was z.B. Selbstmedikation anbelangt. Ein Tier in Menschenobhut ist vom Menschen abhängig und damit fängt die Moral beim Menschen an. Dagegen ist es befreit von Hunger- oder Feindstress, Revierstreit und Wetterkapriolen. Ein Tier in der Natur ist soweit frei, wenn es lebt. Wenn nicht, dann ist es nicht, dann ist es auch nicht frei.
Tiere empfinden Seelenregungen ähnlich wie Menschen. Abwechslung kann Freude oder Furcht auslösen. Das kommt auf deren Konstitution an. Freude empfinden Tiere auch in der Wohnung, wenn sie etwas erleben, das ihnen Abwechslung und Anregung verspricht. Allerdings hege ich darüber hinaus noch den Anspruch, dass ein Tier ja ein Geschöpf eines Lebensraumes ist. Es hat sich in diesen Lebensraum in spezieller Art und Weise hinein entwickelt. Es fühlt sich als Einheit mit seiner Umwelt. Und wenn die Umwelt seinem Wesen entspricht, welches durch Evolution so geworden ist, so geht es ihm am besten. Es kommt nicht darauf an möglichst viel und weit zu fliegen, sondern um bestimmte Erlebnisse zu erlangen und schließlich sein Überleben zu sichern. In der Wohnung fallen etliche Zwänge weg, neue entstehen, damit arrangiert sich das Tier. Grundbedürfnisse der Tiere kann und muss man definieren und erfüllen. Dann ist ihre Haltung sinnvoll und nicht unmoralisch.
Dass man Vogelhaltung verbieten müsse, weil man ihnen die Freiheit raubt, ist also folglich Unsinn. Denn gleichzeitig raubt man ihnen auch die Natur, die sie zum leben brauchen würden, sobald man sie für menschliche Zwecke umgestaltet. Weil es unethisch, unmoralisch ist, Tiere zu halten darf man keine mehr halten oder vermehren ist ebenso falsch, denn man darf dabei nicht unterscheiden zwischen Nutztiere, die man für Nahrung hält und Tiere, die man zur "Erbauung" hält. Beides ist ein Nutzzweck. Entweder Tierhaltung ganz erlauben oder ganz verbieten. Tierhaltung ist eine Kulturerscheinung der Menschheit und ist Bestandteil der menschlichen Wesenheit. Einzig die Frage des "wie" ist erlaubt. Das ist dann Kultur und führt zu Evolution der Zivilisation.
Egoismus ist nicht die Tierhaltung an sich, sondern die Weigerung, seine Tierhaltung zu optimieren, so gut wie man es kann. Wer wenig kann, muss sich mit wenig zufrieden geben. Wer bestimmte, teilweise bereits definierte Mindeststandards nicht erfüllen kann, soll verzichten. Es ist aber auch Egoismus zu behaupten, nur weil man sein Leben für die Tiere aufopfert und andere nicht, sei man berechtigt Forderungen zu stellen. Anreize zum Nachmachen wäre sicherlich besser. Man ist auch kein besserer Mensch, wenn man ein Tier aus schlechter Haltung errettet, sich damit brüstet und dann gleichzeitig das Verbot von Tierhaltung zu fordern. Diese sogar unter Todesstrafe zu stellen ist sogar geradezu menschenverachtend und maßlos übertrieben Es stellt sich gar nicht die Frage, ob man bspw. Papageien halten darf, sondern wie man es gestalten muss, damit es zu beiderlei Nutzen ist. Der Aufwand ist gewiss groß aber sicher nicht unmöglich.
Also ganz generell: Tiere zu halten ist legitim, die Haltungsmethoden zu entwickeln ist eine Kulturangelegenheit. Es gibt dabei keinen Unterschied zwischen Tieren, sondern zwischen Anforderungen. Die eines Papagei sind höher als die einer Vogelspinne. Warum also Tierhaltung? Vogelhaltung? Weil es mir und Gleichgesinnten einen Nutzen bringt und im Idealfall in den Tier- und Naturschutz zurückführt - also auch meinem Tier zum Nutzen.