Hallo Stephanie,
eine Diskussion über das Thema bringt eigentlich nicht viel.
Das heist, du musst in bestimmten Situationen in der Lage sein, den Vogel zu fangen und zu medikamentieren.
Das andere ist, in die Interaktion unter den Vögeln einzugreifen. Vermeintlich, um Verbesserungen im Schwarmverhalten aus menschlicher Sicht zu erreichen. Zum Verhaltensrepertoire der Wellensittiche gehören einige Verhaltensmuster, die in unseren Augen vielleicht problematisch aussehen, tatsächlich aber für Wellensittiche völlig normal sind. Auch ernsthafte Aggressionen sind eigentlich auch völlig normal. Entscheidend ist hier aber nicht, an Symptomen rumzuclickern, die dann nur unterdrückt werden, nicht ausgelebt werden können. Entscheidend ist an Parametern die Stellschraube so zu drehen, dass Bedingungen entstehen, die extreme Aggressionen gar nicht erst aufkommen lassen, aber normales Verhalten ausleben lassen.
Das ist nach meiner Meinung bei Wellensittichen sehr leicht.
Entscheidend sind im Wesentlichen für mich drei Punkte.
Schwarmgröße/-konstellation, Platz, Futter. Ergänzend kommen dann andere Punkte, wie Tagesrhythmus, Tag - Nachtrhythmus, Anflugstationen usw. hinzu.
Hallo Perruche,
eine Diskussion im Sinne von Streit ist sicher nicht förderlich oder gewollt; eine Diskussion im Sinne von Meinungsaustausch aber schon.
Ich persönlich bin nur durch Clickertraining in der Lage, meine Vögel zu fangen oder medikamentieren!
Ernsthafte Aggression wäre für mich Beißen, bei dem ein Vogel verletzt wird oder Hetzen eines Vogels ohne Unterlass.
Ersteres habe ich noch nie bei Wellensittichen erlebt und gar nicht oder selten davon gelesen, letzteres habe ich einmal, nicht aus Aggression, sondern aus Paarungswille des Männchens und Paarungsunwillen des Weibchens erlebt.
Die Frage ist: Gibt es in der Natur, im Tausender-etc.-Schwarm tatsächlich Aggressionen, bei denen Vögel verletzt werden können?
Der entscheidende Faktor dürfte mMn Platz sein, der in Gefangenschaft IMMER begrenzt ist und Ressourcen, inklusive Schwarmmitglidern, die in Gefangenschaft auch immer deutlich begrenzter als in der Natur sind und in den meisten Fällen sehr wenig Auswahl (3 bis 5 weitere Vögel) lassen.
Dazu kommen noch begrenzte Fluchtmöglichkeiten im Raum/
Voliere und meist auch begrenzte Futterressourcen, an denen vogel dem Aggressor nicht mehr ausweichen kann.
Dann auch noch das Erfolgserlebnis für den Aggressor - ich rede hier von Anfliegen/ Verscheuchen und Verfolgen oder starkem Bedrängen, also immer wieder an den Federn ziehen oder seltener in die Füße beißen. Das erfolgserlebnis wird mMn meist dann zum Motor, wenn der Vogel sonst wenig andere Beschäftigung/ Interessen hat oder aus anderen Gründen (kein für ihn passender Partner?) unzufrieden bzw. unausgelastet ist.
In dieser Situation ist es doch für alle eine Erleichterung, wenn der Aggressor Alternativen für das Verhalten findet und der Vogel, der ständig bedrängt wurde, weniger Stress hat.
Ich habe früher sehr oft meine Vögel beobachtet und war gestresst, weil ich nicht eingreifen konnte, etwa als das eine Weibchen JEDE NACHT das andere Weibchen mehrfach von der Schaukel schmiss (anflog, bis das andere Weibchen auf den Käfigboden fiel oder erst knapp über dem Boden wieder hoch kam).
Das Spiel fand jeden Abend statt und mehrere Male und das unterlegende Weibchen wartete immer schon, so lange es ging und suchte sich dann eine Schlafschaukel, von der es vor dem Schlafen immer mehrfach geworfen oder "runter gedroht" wurde.
Später hat sich das eben mit Calsey/ Twitch wiederholt und war dann durch das Clickern sehr schnell gelöst: Targetstick zeigt den Vögeln ihre Schaukeln und wenn sie auf IHREN Schaukeln bleiben, wurden sie belohnt, so dass nach der Trainingsphase von vielleciht einem Monat beide Vögel gelassen abends ihre Schaukel aufsuchten und nicht einer mehrfach von egal welcher Schaukel wieder runter geworfen wurde.
Sicher wäre das kein Problem, wenn man eine riesige
Voliere mit 20 Schaukeln für jeden Vogel hätte und der Unterlegene einfach eine weit entfernte Schaukel wählen würde.
Vermutlich wären die beiden dann auch gar nicht ein Pärchen gewesen, sondern hätten sich kompatiblere Partner gesucht?
Natürlich hat der Mensch die Verantwortung und könnte mit seinem Training zu weit gehen und etwa versuchen, innerhalb eines Schwarms durch Belohnungen die Partnerwahl zu beeinflussen oder Unmögliches von den Vögeln zu verlangen, z.B. nicht miteinander, sondern nacheinnader zu fressen.
Das sollte man natürlich vermeiden!
Aber wenn innerhalb einer künstlich zusammengestellten Vogelgruppe Stress herrscht, der von einem Tier ausgeht oder durch ein bestimmtes Verhalten in der Gruppe entsteht, dann würde ich ohne Bedenken eingreifen mit dem Ziel, den Stress zu minimieren oder zu eliminieren.
Gerade WIEL
Platz, Futter und Schwarmmitglieder in der Heimtierhaltung immer begrenzte Ressourcen sind und bei 2 bis 6 Vögel, die die meisten wohl halten,
deutlich begrenzt sind.
So entsteht ja Stress, der in Australien sicher nicht in einem Schwarm mehrerer hundert bis tausend Tiere, die über mehrere hundert bis tausend Quadradmeter (von Kilometern ganz zu schweigen
) ausweichen können oder sich komplett außer Sicht- und Hörweite entfernen können.
Auch das geht bei Heimtieren bestimmt nur selten.
Entscheidend ist hier aber nicht, an Symptomen rumzuclickern, die dann nur unterdrückt werden, nicht ausgelebt werden können
Wie gesagt, der Mensch hat die Verantwortung und sollte verantwortungsvoll handeln.
In einem leeren Käfig wird man sicher clickern können so viel man will, die Vögel werden aus Mangel an Alternativen vermutlich aggressiv gegeneinander werden.
Natürlich SOLL der Vogel, so weit das Möglich ist (... Brut...) seine natürlichen Verhaltensweisen ausleben (dürfen).
Schon bei der Partnerwahl wird dies durch den Menschen sehr eingeschränkt.
Auf der anderen Seite muss man aber manchmal einigen Vögel auch vermitteln, dass und wie sie ihre Verhaltensweisen ausleben können, etwa wenn man zu dicke/ flugfaule Vögel hat und denen das Fliegen näher bringen möchte.
Auch dann ist ein Eingreifen sicher für die Vögel von Vorteil - gesundheitlich und "psychisch", weil sie wieder mehr Spaß an der Bewegung finden und damit auch mehr mit den anderen Vögel machen können und einfach besser ausgelastet sind.
Meine fangen jetzt nach 2 Jahren an, sich für die anderen gegengeschlechtlichen Vögel zu interessieren
-d.h. sie brauchten 2 (oder anderthalb) Jahre, um sich mit den Wahlmöglichkeiten in der Gruppe zu begnügen und sich für einen der anderen Vögel zu interessieren.
Finn und Keisha-May habe ich schon ein paar Mal beim Füttern erwischt, was mich besonders für Keisha-May freut, für die sich vorher so gar keiner interessiert hatte (nachdem Fiete ja Finn "hatte").
In einer größeren Gruppe wäre das ganz sicher bedeutend schneller gegangen!