Es gibt schon eine ganze Menge ältere, vieljährige Vögel, auch Kleinvögel - das kann ich aus langjährigen Beobachtungen der vielen Gefiederten im heimischen Garten bestätigen. Nicht wenige Tiere entpuppten sich als mehr oder weniger langjährige Besucher, z.T. richtig zutraulich bzw. als Brutvögel.
Allgemein folgen die Sterbe- bzw. Überlebenskurven einem "Badewannen-Modell":
Am Anfang - erstes Jahr - ist die Sterberate sehr hoch, bis > 90% (bei größeren Arten dürften es aber eher um 50% bis 75% sein). Aus dem Gröbsten heraus, sinkt die Sterberate erheblich. Zu höherem Lebensalter hin steigt die Todesrate wieder.
Bei Vögeln bleibt die Sterberate (im Vergleich zu größeren Säugern) aber über die gesamte Lebensdauer eher hoch, das dürften selbst im besten Alter und nach Durchlaufen der wichtigsten Lernkurven sehr deutliche Prozentwerte sein; ich schätze mal so um die 20% bis 25% pro Jahr bei Kleinvögeln und immer noch 5% bis 10% p.a. bei den großen Greifvögeln. Jahreszeitliche Besonderheiten, Witterungseinflüsse, Nahrungsmangel etc. können diese Raten natürlich im Einzelfall erheblich beeinflussen. Trotzdem: Fliegen an sich ist schon eine gefährliche Angelegenheit ...
Gerade bei solchen Lebensalterangaben sind die statistischen Werte zu unterscheiden:
Mittelwert = Durchschnitt aller beobachteten Lebensalter; doch welche Werte werden erfasst? Die Beobachtungsbasis entspricht meist nicht der realen Situation - oder wie werden gefressene Vögel oder Frühverstorbene noch vor dem Ausflug überhaupt statistisch erfasst?
Medianwert: teilt die Grundgesamtheit in gleich große Hälften; 50% sind älter, 50% jünger; ist nicht gleich dem Mittelwert!
Maximale Lebenserwartung: selten beobachtete Maximalwerte, die in der Tat nur von ganz wenigen Ausnahmeexemplaren erreicht werden, so wie über 100-Jährige beim Menschen.
Leider gehen die publizierten Werte oft munter durcheinander, und die Datenbasis ist oft dürftig.
Aufgrund dieser Tatsachen ist es zwar möglich, zwischen ganz jung bzw. jung, mittelalt / adult und wirklich alt (den richtig alten, aber in der Natur recht seltenen Vögeln sieht man das dann oft auch wieder an) zu unterscheiden.
Die Zuordnung zu konkreten Jahreszahlen ist aber schwer bis vielfach unmöglich. Allenfalls genetische Untersuchungen (z.B. Telomerenanalyse) könnten exakter Aufschluss geben, dazu bedarf es aber der entsprechenden Referenz- und Vergleichsgrößen, die i.d.R. fehlen.