Zusammenleben mit anderen Arten

Diskutiere Zusammenleben mit anderen Arten im Forum Agaporniden Allgemein im Bereich Agaporniden - Hallo, ich möchte mich zuerst vorstellen, ich bin 15 Jahre alt, Schülerin und habe 4 Kanarienvögel in einer Gartenvoliere (ca. 6 qm) und 2...
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Alex15

Guest
Hallo,
ich möchte mich zuerst vorstellen, ich bin 15 Jahre alt, Schülerin und habe 4 Kanarienvögel in einer Gartenvoliere (ca. 6 qm) und 2 Agas(Schwarz-und Pfirsichköpfchen) in einer Zimmervoliere im Haus.
Jeztz habe ich wein Problem: Bis vor ca 2 Wochen ahtte ich noch 2 Pfirsichköpfchen, doch da das Männchen leider gestorben ist, habe ich schnell versucht, einwen neuen Partner für das Weibchen zu finden. In der Zeit habe ich das Weibchen reingeholt, da es sich trotz Schutzraums eine Erkältung geholt hatte ( die ist mittlerweile auskuriert!).Und ich habe einen gefunden, ein Schwarzköpfchen, allerdings auch ein Weibchen. Die beiden verstehen sich ganz gut, und ich hatte eigentlich vor, die beiden im Sommer wieder zu den Kanaries in die Voliere zu setzen. Doch jetzt meinte ein Mann im Zoogeschäft, von dem ich das 2te Weibchen habe, und der auch viel Ahnung hat, Agas dürften nicht mit Kanaries zusammen gehalten werden, da den Kanaries dann von den Agas in die Beine gezwickt werden könnte und die ganz schnell abgeknibst sein könnten. Doch bei mir hat es seit letztem Sommer, wo ich das Pärchen bekam, gut geklappt, schließlich ist die Voliere sehr groß. Nun habe ich auch noch 2 Nymphensittiche angeboten gekriegt, und wurde gefragt, ob ich die nicht auch in Voliere tun wolle.
Jetzt meine Frage: Verstehen sich Kanaries mit Nymphensittichen? Wie ist eure Erfahrung? Verstehen sich Nymphen mit Agas bzw. Agas mit Kanaries? Oder kann man sie auch alle zusammen halten???
Für Antworten wäre ich sehr sehr dankbar!
 
Moin Alex!

Ich bin auch erstaunt, daß es mit den Agas und den Kanarien so gut geklappt hat. Aber manchmal gibt es eben auch solche meines Erachtens jedoch seltenen Fälle und das ist natürlich sehr schön.
Meine Erfahrungen mit Agas (Rosen- und Schwarzköpfchen) haben stets bestätigt, was auch in der Literatur zu lesen ist: das sie unverträglich gegenüber anderen Vogelarten sind. Deshalb kann ich auch keinem empfehlen, Agas mit anderen Vogelarten zusammenhalten: es kann klappen, aber das Risiko ist doch sehr groß und die Wahrscheinlichkeit doch eher gering.
Agas sind von Charakter und Temperament her gegenüber anderen Vogelarten (in der Paarungs- und Brutzeit auch oft gegenüber Artgenossen) aggressiv und furchtlos auch gegenüber größeren Arten (einer meiner Mohrenkopfpapageien läßt sich von meinen Rosenköpfchen auch vertreiben).
Dabei neigen Agas tatsächlich bei ihren Angriffen dazu auf die Beine anderer Vögel abzuzielen und gerade so ein Kanarienbein ist schnell von dem kräftigen Agaschnabel abgeknipst.
Aber auch die mehrheitlich sehr friedlichen und verträglichen Nymphensittichen haben gegenüber Agas trotz ihrer Größe kaum eine Chance.
Sicher liegt einer der Gründe dafür, daß bei Dir die Vergesellschaftung Kanarien - Agas geklappt hat, in der Größe der Voliere, daneben kann es aber auch durchaus sein, daß Deine alten Agas von ihrem individuellen Temperament her weniger aggressiv waren als es der Art normalerweise entspricht.
Es ist aber leider nicht gesagt, daß das bei dem neuen Weibchen genauso ist und sie nicht erheblich aggressiver auf die Kanarien reagiert.

Hingegen sehe ich bei der Vergesellschaftung von Kanarien und Nymphen kaum Probleme.
Wie bereits gesagt, sind Nymphen mehrheitlich ausgesprochen friedliche und verträgliche Vögel, die auch auf erheblich kleinere Arten nur sehr selten aggressiv reagieren. (Ausnahmen kann es freilich auch hier geben)
Ein Risiko she ich vor allem darin, daß die Nymphen eventuell die Kanariennester zerstören, weil sie an dem Nistmaterial zupfen und damit spielen wollen.
Andererseits habe ich auch erlebt, daß Kanarien ganz frech den Nymphen Federn auszogen, um sie in ihrem Nestern zu verbauen und die Nymphen haben sich das weitgehend gefallen lassen!
Alles Gute!

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Tschüss Rüdiger
 
Liebe Alex,

ich kann Rüdiger nur eifrig zustimmen und möchte Dich auch ein bißchen bremsen, zu voreilig von Erfolg zu sprechen. Die wahre Aggressivität der Agas - auch untereinander und ganz besonders auch gegenüber kleineren Verwandten - zeigt sich, wenn die Brutlust kommt. Dann sind ruhige, ausgeglichene Hennen wie ausgewechselt und hochaggressiv.

Gerade wenn Du damit liebäugelst, die Nymphen aufzunehmen, würde ich Dir ans Herz legen, die Agas von dem Rest zu trennen. Außerdem solltest Du unbedingt vorsichtig sein, Agaarten zu mischen, denn auch unter den Agas selbst spielen körperliche Anlagen eine große Rolle und könnten kleinere Arten - wenn sie sich nicht demütig genug zeigen - schnell das Nachsehen haben. Ganz besonders bekannt für ihre Aggressivität und Überlegenheit sind da z. B. Rosenköpfchen, die man auf gar keinen Fall mischen sollte, wer beispielsweise Rosenköpfchen mit Schwarzköpfchen zusammensetzt, darf sich nicht wundern, wenn die zierlichen Schwarzköpfchen bald nur noch auf den unteren Ästen sitzen dürfen...

Gruß, Silke.
 
Huch, da habe ich doch fast was übersehen... Das Pfirsichköpfchen ist mit dem Schwarzköpfchen vergesellschaftet? Gut, das erklärt einiges, besonders, warum es wegen Brutlust noch nicht zum Gemetzel gekommen ist. Das könnte sich nämlich schlagartig ändern, sobald die beiden artgemäß verpaart würden.

Du darfst nicht vergessen: Aga ist nicht gleich Aga, genauso wie Papagei nicht gleich Papagei ist - ich meine, verwandt sind die Arten, aber es sind eben verschiedene Arten....

Gruß, Silke.
 
Hi,
vielen Dank erst einmal für eure Antworten, das ging ja echt schnell.
@Rüdiger:
Dann werde ich die Agas weiter hin einzeln halten, wird ihnen (oder eher gesagt, der einen, die bis jetzt auch in der Gartenvoliere war) nicht so gut gefallen, aber, da kann man nichts machen.
@Silke:
Ich weiß nicht ob du mich falsch verstanden hast, aber es sind beides Weibchen, kein Männchen dabei und außerddem sind die Agas schon längst von dwen anderen getrennt, nämlich seit der eine an einer hochgradigen haemorrhagischen Enteritis gestorben ist. Das ist blutiger Durchfall, der allerdings nur bei Agas auftritt, wenn die keine Nahrung mehr aufnehmen. Das schlimme ist, der Aga war selbst schuld daran. Der Ernährungszustand war normal, nur wahrscheinlich hat der andere ihm vom Fressen abgehalten oder verjagt, denn Futter hatten sie immer genug. Und deshalb ist er dann plötzlich verendet. Und ich kann ja nicht den ganzen Tag draußen vor der Voliere sitzen und gucken, ob die was fressen, vorallendingen sind die beiden Agas noch nicht so zahm gewesen, das sie in meiner Gegenward ohne Zögern fressen würden. Das habne die beiden immer lieber ungestärt getan.

Ich werde jetzt auf jeden Fall die Agas von den anderen getrennt halten und die Nymphen aufnehmen und in die Voliere zu den Kanaries setzen. Wenn das Probleme gibt, was ich nicht hoffe, muß ich sie leider wieder trennen, aber ändern kann man wes ja nicht.
 
Moin Alex, moin Silke!

Silke, ein wenig muß ich Dir widersprechen:
Ebenso wie bei einem Einzeltier kann leider auch bei zwei Weibchen nicht ausgeschlossen werden, daß sie brutlustig und in der Folge agressiver werden.
Und das kann besonders auch bei der Vergesellschaftung von Schwarz- und Pfirsichköpfchen passieren, denn diese beiden Arten sind zumindest sehr eng miteinander verwandt. In älteren Systematiken werden die Unzertrennlichen mit weißen Augenringen sogar als Agapornis personata zu einer Art zusammengefaßt und A.(p.) personata = Schwarzköpfchen und A.(p.) fisheri = Pfirsichköpfchen bilden nur zwei Unterarten. Diese Auffassung entstand wohl nicht zuletzt aufgrund des Umstandes, daß sich Schwarz- und Pfirsichköpfchen sehr leicht verpaaren und miteinander kreuzen lassen (bei aller Fragwürdigkeit eines solchen Vorgehens).
Möglich wäre es dann aber auch, daß sich die beiden Weibchen, wenn sie beide brutlustig werden und nicht eines die Rolle des Männchen übernimmt, wie es bei gleichgeschlechtlichen Verpaarungen öfters vorkommt, doch zu streiten beginnen.
Aber das will ich natürlich nicht hoffen!

Die haemorrhagische Enteritis ist mir kein Begriff. Könntest Du dazu vielleicht noch etwas im Vogelkrankheitenforum dazu schreiben?

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Tschüss Rüdiger
 
Hi Rüdiger,
klar kann ich das machen und vielen Dank für deine Tips, bzw. deine Fachkenntnis.
Hierbei muß ich auch mal ein großes Lob aussprechen:
Man bekommt total schnell Antworten (und nicht nur von Züchtern, wie ich hieraus zu lesen glaube) und es wird nicht nur mit Fachchinesisch gesprochen. Das ist das gute hierdran! Weiter so!
Einmal war ich auf einer Homepage, da stand dann immer: Suche 0,13 Weibchen, oder so ähnlich. Kann mir das mal jemand näher erklären????
Danke schon mal im vorraus,
Alex
 
Hallo Alex!

Vielen Dank für Lorbeeren! http://vogelart.de/forum/NonCGI/biggrin.gif

Als einer der Moderatoren des Forums sollte ich wohl aber auch darauf hinweisen, daß es günstiger ist, eine neue Frage auch als neues Thema zu posten http://vogelart.de/forum/NonCGI/wink.gif.

Die Angabe auf der Website war möglicherweise 0,1,3.
Die Zahl vor dem ersten Komma gibt die Anzahl der Männchen an: in diesem Fall also kein Männchen.
Die Zahl hinter dem ersten Komma gibt die Anzahl der Weibchen an: hier also ein Weibchen.
Die dritte Zahl schließlich steht für die Anzahl der Tiere unkannten Geschlechts, hier also drei Tiere. Diese Zahl wird gegebenfalls auch weggelassen:
2,3 sind also 2 Männchen, 3 Weibchen;
1,0 ist ein Männchen, kein Weibchen;
2,0,1 ein Männchen, kein Weibchen, ein Vogel unbekannten Geschlechts.

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Tschüss Rüdiger
 
Hallo Rüdiger,

richtig, ich hatte überlesen, daß es beides Weibchen sind, aber falsch, ich habe nicht behauptet, daß es nicht auch bei zwei Weibchen zu Brutlust kommen kann.

Ich habe vielmehr behauptet, daß die Tatsache, daß sie nicht verpaart sind, erklärt, warum nicht schon längst Brutlust aufgekommen ist (sonst hätte es sicherlich schon viel früher Ärger gegeben) und daß dieser Zustand, der im Moment herrscht, sehr trügerisch sein kann.

Da Du die Agas bereits aus der Voliere genommen hast, Alex, erledigt sich ja alles weitere.

Deine Ausführungen zu den Pfirsich- und Schwarzköpfchen verstehe ich vom Zusammenhang her nicht ganz, Rüdiger. Ich habe die enge Verwandtschaft nicht bestritten, auch sagst Du ja selbst, daß es hier sehr wohl Unterschiede gibt und genau das wollte ich hier nur einmal unterstreichen, da es weit verbreitet ist, Agas kunterbunt in Volieren zu stecken und Mischlinge zu züchten. Ich habe als Beispiel für eine denkbar schlechte Verpaarung ja auch das Rosenköpfchen herangezogen.

Tatsächlich ist dieser Fakt, daß Agapornide (ob mit oder ohne Augenringe) und Agapornide nicht grundsätzlich dasselbe ist, noch recht unbekannt. Wenn also ein Züchter bedenkenlos vorschlägt, ein Pfirsichköpfchen zu einem Schwarzköpfchen zu nehmen, finde ich das nicht in Ordnung. Oder kämst Du auf den Trichter, einen Pennanten mit einem Rosella zu verpaaren, weil gerade kein Pennant da ist? Da spielt es keine Rolle, daß sie eng miteinander verwandt sind, jedenfalls für mich nicht.

Wie gesagt, daß ich das mit den zwei Hennen überlesen habe, ist ein grober Lapsus, aber an der Kernaussage ändert es gar nichts. Außer vielleicht, daß der Unfrieden noch größer sein könnte, weil nämlich die beiden im Falle eines Falles gar keine Chance haben, sich um ihre (Brut-)angelegenheiten zu kümmern, denn mangels eines echten Partners (und der sollte der eignen Art entstammen) werden sie sich gegenseitig mehr stören, ob nun auf die eine oder andere Art und Weise.

Eines erscheint mir etwas ungewöhnlich: Ich habe noch nie tatsächlich von einem Fall gehört oder erlebt, daß ein Weibchen freiwillig eine Hahnenrolle übernommen hätte... Ich denke, dem widerspricht auch das Konkurrenzverhalten der Hennen. Gewöhnlich hegen sie keine großen Beziehungen zueinander, so habe ich es jedenfalls erfahren. Ich kenne es, daß zwei Hähne sich so "arrangieren", daß der eine Hahn den anderen zur "Henne" umfunktioniert, sprich der dominante macht dem anderen klar, was er gerne hätte. Allerdings kenne ich auch, daß dies oftmals eine recht unglückliche Situation für den unterlegenen Hahn ist und mit mächtigem Geschrei abgehen kann, wenn dieser gegen seinen Willen bestiegen wird. Ich habe es also auch noch nie erlebt, daß dies auf Freiwilligkeit beruhte.

Wenn jemand gegenteilige Beobachtungen gemacht hat, wobei es "homosexuelle" Beziehungen im Tierreich durchaus öfter geben soll, als man denkt, würde mich das sehr interessieren.

"Haemorrhagische Enteritis": Als Enteritis bezeichnet man sämtliche Erkrankungen des Darmes, egal, ob sie durch Bakterien oder Viren ausgelöst worden sind. Das "haemorrhagische" bezieht sich darauf, daß blutige Wunden vorhanden sein müssen, also irgendwo Blut gefunden wurde.

Der Vogel ist also keinesfalls daran gestorben, daß er nicht an den Futternapf kam oder es zu kalt war. Er hatte wahrscheinlich eine Infektion und um Genaueres sagen zu können, hätte er seziert werden müssen.

Gruß, Silke.
 
Moin Silke!

Ich bezog meine Antwort auf Deine Aussage

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">quote:</font><HR>Original erstellt von Silke:
Das Pfirsichköpfchen ist mit dem Schwarzköpfchen vergesellschaftet? Gut, das erklärt einiges, besonders, warum es wegen Brutlust noch nicht zum Gemetzel gekommen ist. Das könnte sich nämlich schlagartig ändern, sobald die beiden artgemäß verpaart würden.
<HR></BLOCKQUOTE>

Das ich hatte wohl fehlerhaft so interpretiert, daß Du sowohl bei einer Verpaarung Schwarz- und Pfirsichköpfchen
als auch bei der Vergesellschaftung von zwei Weibchen die Entstehung von Brutlust für zumindest unwahrscheinlich hieltest.
Das habe ich dann wohl mißverstanden, sorry.

Hinsichtlich der Übernahme der Hahnenrolle von einem Weibchen: da hast Du mich aber wirklich auf dem richtigen Fuß erwischt, denn gerade mit diesem Phänomen habe ich mich in letzter Zeit etwas intensiver beschäftigt und es ist im Augenblick fast so etwas wie mein Lieblingsthema (deshalb schon vorab eine Entschuldigung für die weitschweifigen Ausführungen! Und sorry, Alex, wenn jetzt doch ein wenig fachchinesisch kommt http://vogelart.de/forum/NonCGI/wink.gif).
Zwar habe auch ich häufiger davon gehört, daß bei einer gleichgeschlechtlichen Verpaarung ein Hahn die Weibchenrolle übernimmt als von dem umgekehrten Fall, doch mag das auch seine Ursache darin haben, daß a) es in der Vogelhaltung bei vielen Arten mehr Männchen als Weibchen gibt und b) aufgrund bekannter Vorurteile Männchen immernoch bei vielen Haltern beliebter sind als Weibchen und von daher die Verpaarung zweier Männchen häufiger auftritt (ist aber reine Theorie!).
Ich selbst erlebe gerade im Augenblick den angesprochenen umgekehrten Fall bei meinen Mohrenköpfen (s. auch den Thread "Mohr scharrt wie ein Huhn" im
Langflügelpapageienforum): mein älterer Mohrenkopf hat sich gegenüber seinem ersten Partner stets wie ein Weibchen verhalten. Als der erste verstarb und ich als neuen Partner ein durch eine Endoskopie als Weibchen bestimmtes Tier dazusetzte, zeigte mein alter Mohrenkopf eindeutig männliche Verhaltensweisen (einschließlich der Kopulation), so daß ich zunächst dachte, er sei ein Männchen. Daneben aber entwickelte er aber zunehmend auch Verhaltensweisen, die ein Weibchen zeigt (vor allem eben jenes Scharren).
Der DNA-Test ist noch in Arbeit, dennoch bin ich inzwischen sehr überzeugt, daß es sich doch um ein Weibchen handelt, auch aufgrund dessen, was bei Hoppe/Welcke, Langflügelpapageien (Ulmer-Verlag) steht:
diese bemerken nämlich, daß eine Geschlechtsbestimmung anhand der Verhaltensweisen oft zu Fehlinterpretationen führen, da "....gleichgeschlechtliche Papageien ... Dominanz, Drohverhalten, Partnerfüttern und selbst eine Art von Kopulation [zeigen] ... Lorenz (1939) verweist darauf, daß innerhalb einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft ein Vogel die geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen des jeweiligen Gegengeschlechts übernimmt ..." (S.38)
Hier ist nicht einschränkend nur die Rede von männlichen Paaren und der Übernahme der Weibchenrolle durch einen Hahn.
Dies veranlaßte mich, ein wenig bei Lorenz zu blättern: Lorenz unterscheidet drei Typen
der Paarbildung bei Vögeln, bemerkt aber selbst, daß diese Unterteilung noch unvollständig ist und daß es zum Wesen des Begriffs "Typus" gehört, daß er in keinem konkreten Einzelfall verwirklicht zu finden ist:
1. der Eidechsen-Typus ist dadurch gekennzeichnet, daß Imponiergehabe und das Prachtkleid als dauernd zur Schau gestelltes Imponiergehabe keinen Einfluß auf geschlechtsgebundene Triebhandlungen des Weibchens hat. Das Weibchen reagiert vielmehr wie ein schwächeres Männchen und flieht. Es kommt zur Verfolgung und zur "Vergewaltigung" des fliehenden Tieres (ein nahezu gleich starkes Männchen reagiert dagegen ebenfalls mit Imponiergehabe, als Folge kommt es zum Kampf). U.a. bei vielen Entenarten findet sich diese Form der Paarbildung. Dabei gibt es auch
"Vergewaltigungsversuche" eines männlichen fliehenden Vogels.
2) bei dem Labyrinthfisch-Typus besteht eine Rangordnung zwischen den Geschlechtern in der Form, daß Weibchen rangniedriger sind
(Konrad Lorenz, Der Kumpan in der Umwelt des Vogels 1935 in: dtv wissenschaftliche reihe Juli 1973, S.125ff.). Zumindest bei einem Typus ist die Übernahme der Männchenrolle durch Weibchen möglich:
"Grundsätzlich ist festzuhalten, daß bei Vögeln mit Labyrinthfisch-Typus &gt;jedes&lt; Individuum die Neigung hat, die &gt;männlichen&lt; Verhaltensweisen zu entwickeln, und daß es die von dem Geschlechtspartner ausgehenden Reize sind, die beim Weibchen die männlichen Handlungen unterdrücken und sozusagen erst Platz für die weiblichen schaffen. Das männlicher Gesellschaft beraubte, allein gehaltene Weibchen neigt fast stets zum männlichen Imponiergehabe..." (a.a.O., S.134).
Umgekehrt zeigen weit unten auf der Rangordnung stehende männlcihe Vögel keine männlichen Verhaltensweisen.
Beispiele für Verpaarungen nach diesem Typus finden sich u.a. bei Raben und Dohlen, aber auch bei anderen Entenarten (a.a.O., S.134f.).
Bekannt ist ja auch, daß alleingehaltene Kanarienhennen zu singen beginnen.
3) Der letzte Typus ist der Chromiden-Typ, bei dem keine Rangordnung zwischen den Geschlechtern besteht und bei dem beim Weibchen das Imponiergehabe erhalten bleibt, jedoch in reaktion auf das Imponiergehabe eines Männchens statt in Kampf in eine
"Zeremonie" mündet (bspw. das Klappern der Störche). Die Individuen jener Vogelarten, deren Paarung dem Chromiden-typus nahestehen, sind nicht geschlechtlich ambivalent, d.h. bei ihnen ist (sieht man vom Imponiergehabe ab) nicht das Verhalten des Gegengeschlechts angelegt.
Weiterhin ist kennzeichnend, das selbst bei in Dauerehen lebenden Arten der Partner durch ein Tier des gleichen Geschlechts und des gleichen physiologischen Zustandes ersetzt werden kann.
Bei Vögeln, deren Verpaarung nach dem Chromiden-Typ erfolgt, ist, wenn ich es richtig verstehe, die Übernahme der Rolle des Gegengeschlechts nicht möglich (z.B. Schwäne, Gänse)

Nach alldem erscheint es mir wahrscheinlich, daß die Verpaarung von Papageien eher dem Labyrinthfisch-Typus nahe steht (bei einigen Arten vielleicht mehr, bei anderen weniger, vielleicht auch nicht bei allen Arten wie es ja bei den Enten auch der Fall ist).

Ich hoffe, es war nicht zu langweilig, aber wie gesagt beschäftigt mich dieses Thema in letzter zeit selbst sehr.

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Tschüss Rüdiger
 
Hallo Rüdiger,

ich fand es durchaus nicht langweilig, es ist für mich auch die erste Beschreibung dieser Verhaltensweise unter Weibchen. Der DNA-Test freilich würde mich natürlich auch interessieren.

Wie gesagt, meine persönliche Erfahrung ging eher in Richtung Eidechsentypus, also endete mit der Vergewaltigung bzw. mit dem Kampf, wenn der Vogel sich wehrte.

Gerade bei Weibchen habe ich es eher beobachtet, daß diese sich - zueinander rivalisierend - allein mit der Brut beschäftigten, natürlich auf unbefruchteten Eiern, also daß gar keine "Verhaltensmetamorphose" eintrat.

Beide Zustände halte ich für nicht tragbar, da sie deutlich psychische Störungen bei den betroffenen Tieren hinterlassen - die Hennen enden in Dauerlegerei, die unterdrückten Hähne rupfen meist früher oder später.

Eine friedliche Einigung ist für mich neu, vielleicht liegt es aber auch daran, daß diese mehr bei solchen Papageienarten stattfindet, bei der die Geschlechterfrage schwerer zu klären ist, so daß es gar nicht so bekannt wird. Von Nymphen und Wellensittichen als simples Beispiel ist mir dies gänzlich unbekannt. Überhaupt bei Großsittichen (wo doch viele Arten geschlechtsmäßig optisch einzuordnen sind) kenne ich es eigentlich nicht. Wenn tatsächlich größere Papageien da flexibler sein sollten, was ja charakterlich bedingt sein könnte, wäre es natürlich schwerer zu erkennen, denn die meisten Halter lassen sich ja in puncto Geschlechtsbestimmung vom Verhalten leiten. Die wenigsten machen wirklich einen DNA-Test oder lassen endoskopieren. Ich muß zugeben, auch bei den Fällen von Kleinsittichen, wo aufgrund irgendwelcher Entwicklungsstörungen etc. das Geschlecht äußerlich nicht eindeutig ist, gehe ich natürlich auch nach dem Verhalten und besonders: balzt der Vogel nun Hennen oder Hähne an?

Ich gebe zu, richtig eindeutig sind diese Bestimmungen ja nicht, aber sicherlich ist die Trefferquote hoch.

Aber mal ganz konkret, um vielleicht mal zu sehen, wie weit sich das verallgemeinern läßt... Ich glaube, Du hattest Rosenköpfchen gezüchtet. Diese sind für mich ja immer noch eine der aggressiveren Agaarten. Hast Du da schon einmal eine solche friedliche Einigung erlebt? Ich kann es mir kaum vorstellen, zumindest nicht als eine häufige Situation. Ich meine, Ausnahmen bestätigen die Regel... Wenn ich da an Marios Dreiergespann denke, zwei Hennen und ein Wellihahn, dann dürfte das auch nicht gut gehen, normalerweise. Aber bei ihm vertragen sich alle glänzend. Andererseits, ich wüßte nicht, daß er jemals von Brutabsichten berichtet hätte. Das ist ja eigentlich genauso sonderbar.

Vielleicht ist der Charakter der einzelnen Vögel hier der Schlüssel zu dieser Frage. Genauso, wie es eben sein kann, daß zwei Hennen sich miteinander einen Hahn friedlich teilen, könnte es eben zu einer solchen friedlichen Rollenverteilung kommen. Dann aber würde ich dies - ebenso wie die Vergesellschaftung schwacher und dominanter Sitticharten - als einen Balanceakt ansehen, der funktionieren kann, aber eben nicht muß und auch häufig nicht tut. Ich denke, der dickste Knackpunkt wäre dann nämlich der, daß man den Vogel, den man nicht kennt, aber erwerben möchte, charakterlich gar nicht 100%ig einschätzen kann.

Insofern wäre es sehr interessant, diese Sache einmal breiter zu erforschen und mehr Beispiele zu sammeln und zu analysieren. Bis dato rate ich grundsätzlich ab, zwei Hennen mit einander zu verpaaren und habe - auch wenn das einem Vorurteil zugute käme - weniger Bedenken, es mit zwei Hähnen zu probieren, sofern sie vom Temperament her ähnlich veranlagt sind. Allerdings warne ich immer vor, daß die augenscheinliche Anfangssituation sich ändern kann und daß einer der beiden Dominanz entwickeln könnte und eine spätere Verpaarung mit Weibchen notwendig sein könnte. Sehr gute Erfahrungen habe ich eigentlich mit Nestgeschwistern gemacht, die eigentlich immer sehr sensibel zueinander waren.

Ich denke, wir sollten dieses Thema wirklich fortführen, wenn es neue Erkenntnisse gibt, es ist wirklich sehr interessant.

Gruß, Silke.
 
Moin Silke!

Ein weites Feld, um mit Fontane zu sprechen http://vogelart.de/forum/NonCGI/smile.gif:
Tatsächlich sollte man dieses Thema in einem eigenen Thread fortführen (wobei ich mir noch nicht klar bin, in welchem Forum, da es ja alle Arten betrifft), auch um gleich mit einer Sammlung von Beispielen und Erfahrungen zu beginnen. Dabei ist für mich auch der Gedanke wesentlich, inwieweit die gleichgeschlechtliche Verpaarung eine artgerechtes Mittel sein kann, Nachwuchs zu verhindern.

Jedoch an dieser Stelle noch eine kurze Bemerkung zu dem "Vorurteil", da Du das vielleicht etwas mißverstanden hast:
ich meinte damit, daß die meisten Käufer ein
Männchen bevorzugen, weil es angeblich besser sprechen lernt und leichter zahm wird
und oft alleine aus diesem Grund mehr Männchen als Weibchen in der Wohnzimmerhaltung anzutreffen sind.
Bei allen zu beobachtbaren Unterschieden im Verhalten von weiblichen und männlichen Tieren kann ich jedoch diese Einschätzung in ihrer Pauschalität nicht teilen.

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Tschüss Rüdiger
 
Ja, Rüdiger, das ist wirklich ein eigenes Thema - und wir sollten es ruhig fortführen (irgendwie fehlt bei der Vielzahl der Foren noch eines mit dem Punkt: Verhalten).

Ich habe Dich auch schon richtig verstanden. Ich meinte ja, daß ich mit meiner Einschätzung, daß ich - wenn schon zwei gleichgeschlechtige Partner zusammenleben sollen und dies dem Käufer nicht auszureden ist, ich für 2 Hähne plädieren würde - dem Vorurteil, daß Hennen ungünstiger sind, zusätzlich Nahrung gegeben wird.

Ich persönlich möchte mich diesem Vorurteil gar nicht anschließen und favorisiere auch die Haltung gleichgeschlechtiger Tiere nicht, sondern empfehle in jedem Falle möglichst gute echte Verpaarungen, insofern sind Hennen für mich ebenso wichtig wie Hähne, aber wenn es um Schadensbegrenzung geht, "empfehle" ich eben im Zweifelsfall, zwei Hähne zu nehmen, allerdings nicht, ohne auf die möglichen Risiken hinzuweisen.

Das wird einige Leute aber nicht daran hindern, dies als Bestätigung ihres Vorurteils zu sehen (Hähne sind eben doch viel besser...).

Gruß, Silke.
 
Hallo Rüdiger, hallo Silke!
Hier kommt meine Beitag zu Eurer interessanten Diskussion (ich hoffe, ich fasse mich kurz)!
Ich habe, bei allen 70 Agas (meist Rosenköpfchen, aber nicht nur), die so durch meine Hände gingen, einmal erlebt, daß sich 2 Weibchen (keine Geschwister) dauerhaft, friedlich und trotz Angebot an Männchen zusammengetan haben. Ansonsten denke ich, daß ein solches Zusammenleben vorkommen kann (wieviele besitzer haben schon ein echtes Pärchen?), aber bicht die Regel ist und auch irgendwann eskalieren kann (natürlich auch, wenn 2 Hähne zusammengehalten werden).
Es ist mir auch schon so oft passiert, daß bei mir Tiere abgegeben wurden, von denen die besitzer angeblich sicher wußten, daß es das eine oder das andere Geschlecht sei und was hinterher gar nicht stimmte. man hat es aber erst gesehen, als sie in eine Voliere mit lauter fremden Vögeln kamen - und dann ist das verhalten, wenn man etwas Übung hat, meist eindeutig.
Noch was zur Dominanz (meine Meinung):
Bei Agas sind die Weibchen die dominanten Tiere, die bestimmen, ob es zu einer Verpaarung kommt oder nicht. Es haben daher nur Hähne eine Chance, die genug "Willen" haben und stark genug sind, das Weibchen zu erobern. Hähne, die zu schüchtern sind (eigentlich: geworden sind durch schlechte Haltung) finden nur sehr schwer ein Weibchen.
ich weiß nicht, welchem Typus nach Lorenz diese Beobachtung entspricht (seine Einteiling ist ja auch schon älter), aber ich denke für Agas trifft sie zu.
Alexandra
 
Moin Alexandra!

Genau solche Erfahrungen sollten einmal zusammengetragen werden (und bei über 70 Agas ist ja bereits eine gewisse Repräsentativität gegeben). Interessant wären in diesem Zusammenhang u.a. auch noch Beobachtungen, ob die beiden Weibchen ihr
weibliches Verhalten beibehalten oder aber eines die Rolle des Männchens übernommen hat.

Ich wollte eigentlich unter "diesem" Thema zu "jenem" Thema nichts mehr schreiben, denn ich will einen eigenen Thread dafür eröffnen, gleichzeitig in den verschiedenen Sittich- und Papageienforen, da es beträchliche Unterschiede zwischen den einzelnen Arten geben kann: bspw. sind ja im Gegensatz zu den Agas bei den Plattschweifsittichen meist die Männchen dominanter (in Hinblick auf die Agas kann ich Deine Beobachtung nur bestätigen).
So ist die gesamte Fragestellung der gleichgeschlechtlichen Verpaarung auch unter dem Aspekt des natürlichen geschlechtlichen Dominanzverhaltens einer Art zu betrachten (bspw. nach dem Motto, das eine gleichgeschelchtliche Verpaarung bei dem nicht-dominanten Geschlecht empfehlenswerter ist, wie es m.E. die Beobachtungen bei den Wellensittichen nahelegen)

Da, wie Du richtig bemerkst, Lorenz Theorie aber bereits einige Jahre auf dem Buckel hat, will ich zuvor noch versuchen herauszufinden, inwieweit sie heute noch aktuell ist und ob es neuere Erkenntnisse in dieser Richtung gibt.
Zu diesem Zweck bin ich gerade dabei, entsprechende Literatur durchzuforsten.
Natürlich bin ich auch für jeden Literaturhinweis dankbar!

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Tschüss Rüdiger
 
Thema: Zusammenleben mit anderen Arten
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