Hochspannungsleitungen

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wolf019

Neuling
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Für diese Frage hab ich mich (75) eigens angemneldet.
Auf Telefonleitungen und auch auf Starkstromleitungen bis 380 bzw 400 V sieht man oft Vögel sitzen, im Herbst vorzugsweise sich sammelnde Schwalben.
Auf Hochspannungsleitungen 110kV, 380kV und ähnliches hingegen nie. Auch nicht auf dem Spannungsfreien Erdleiter.
Spüren die Vögel schon aus größerer Entfernung das gefährliche elektrostatische Feld, sodaß sie beizeiten ausweichen können? Ich kann mir nicht vorstellen, das diese Gefahr in der recht kurzen Zeit, sagen wir mal 100 Jahre, die solche Energieleitungen erst bestehen, dies schon in die Gene der Piepse eingespeichert wurde - die natur dürfte wohl länger dazu benötigen.
Gibt es dokumentierte Todesfälle von Vögeln, verursacht durch Hochspannungsleitungen?
Wenn ja - sind da (mir unbekannte) Schutzmaßnahmen angedacht?
Es wäre nett, wenn sie die besorgte Neugierde eines alten Mannes befriedigen würden.
 
Hallo und willkommen im Forum!

In der Tat gibt es grosse Probleme mit Hochspannungsmasten.

Dass betrifft in der Hauptsache aber nicht die von Dir genannten Hochspannungsleitungen von 110, 220 oder 380kV, hier sind sowohl die Leiter weit auseinander als auch die Isolatoren ziemlich gross dimensioniert.
Das Problem stellen die sog. Mittelspannungsmasten dar (Mittelspannungsnetz – Wikipedia). Hier ist die Entfernung der Leiter untereinander und auch die Entfernung der spannungsführenden Teile zum (geerdeten) Mast so gering, dass ein Vogel ab Krähengrösse es schafft, z.B. mit den Flügeln einen Spannungsüberschlag zu verursachen. Der Strom fliesst von Leiter zu Leiter oder von Leiter zu Masse über den Körper des Vogels, der stirbt in der Regel an den entstehenden Verbrennungen.
Dies betrifft jedes Jahr wieder viele hauptsächlich grosse Vögel, ich will hier nur z.B. Störche und Uhus nennen. Siehe hierzu z.B. http://www.egeeulen.de/files/NuL_04_14.pdf oder auch hier Uhu an Strommast verendet | LBV
Die Beispiele liessen sich seitenweise fortsetzen.

Diese Verluste wären vermeidbar, es gibt Schutzvorrichtungen um die Masten zu entschärfen, siehe z.B. Naturtipps - Todesfalle Strommast und hier Hochspannungsleitungen - Vogelabwehr

http://www.lbv.de/fileadmin/_processed_/csm_Toter_Uhu_Stromleitung_H.-Ries_Ansbach_2_d7139edf43.png

Dieser Schutz an Mittelspannungsmasten ist seit 2012 gesetzlich vorgeschrieben. Leider scheint das viele Behörden nicht zu interessieren, ein grosser Teil der Mittelspannungsmasten ist immer noch nicht entschärft. Weil der Industrie (sprich den Netzbetreibern) all das nachgesehen wird, wofür man einen Privatmann längst vor den Kadi geschleppt hätte, läuft derzeit eine Nachfrist zur Umrüstung bis 2017. Nun, das Jahr hat begonnen und ich brauche mich nur ins Auto zu setzen und finde in der näheren Umgebung und in kürzester Zeit etliche ungesicherte bzw. ungenügend gesicherte Masten.

Leider haben Vögel keine grosse Lobby, so wird das Sterben hierzulande (und in viel grösserem Ausmaß im Ausland, wo die Vorschriften oft lax und die Verluste deshalb dramatisch höher sind) weiter gehen.

Grüsse,
tox
 
Zuletzt bearbeitet:
Abgesehen von der Spannung gibt es natürlich noch die reinen Kollisionen mit den Drähten. Dies betrifft alle Leitungen.

Ansonsten noch dazu:

ELECTROCUTION
shocking fate for thousands of endangered falcons.

Throughout the world birds are electrocuted or collide with inappropriately designed power infrastructure. The risks will increase unless the proliferation of new unsafe infrastructure is addressed. Electrocution occurs when a bird bridges the gap between two different phased energized components or an energized and an earthed (also called “grounded") component of the pole structure. Electrocution mainly involves larger species that perch or nest on wires or poles.

http://iucncongress.ipostersessions.com/GetFile.ashx?file=72df1932-006c-4416-9fbe-41f258a3d7e5.jpg

400 electrocuted Saker falcons collected from under just 50km of powerlines in Mongolia during a 1-year study

Low to medium voltage lines pose the greatest risk. One impacted species is the globally Endangered Saker Falcon, listed on Appendix I of the Convention on Migratory Species in 2011 in response to evidence of declines in certain populations of this species, which has been closely monitored due to its cultural and economic significance.

Data from Mongolia indicates that at least 5000 Saker falcons are electrocuted annually in that country. Similarly, data from Hungary shows that the number of Saker falcons electrocuted tends to be significantly under-estimated. The global population of the Saker Falcon is estimated at a median number of 10,900 breeding pairs. (BirdLife 2013). Electrocution is the principle threat recognized in the Saker Falcon Global Action Plan (CMS 2014). Saker GAP Objective 1 is to ensure the impact of electrocution on the Saker is significantly reduced .

http://iucncongress.ipostersessions.com/GetFile.ashx?file=d5b281c1-6055-4159-9ade-8d8c6199a2be.jpgThis issue affects other large bird species, particularly in open landscapes where perches are limited. Many affected species, including vultures and eagles, are of conservation concern, currently showing significant declines and social or environmental significance.

There is urgent need for the provision of electricity supply infrastructure in developing countries e.g., through the US Agency for International Development’s “Power Africa Initiative”. Appropriate design creates a win-win situation for birds and for the stability of power supplies. Significant efforts have been made in many places to address this issue through the formation of partnerships between conservationists and electricity supply utilities or through the development of MoUs with government agencies.

CMS has addressed this issue in recent resolutions, it provides comprehensive information and guidance on the means to address it and has established an Energy Task Force to reconcile development with migratory species conservation.

Effective strategies exist which reduce bird mortality caused by power infrastructure, including the avoidance of key areas important for birds and avoidance of key flyways. Simple design modifications can significantly reduce the risk of collision/electrocution.

There are also simple effective and relatively inexpensive measures to mitigate existing dangerous infrastructure and such dangerous infrastructure must be identified. Electrocution of large birds may severly damage infrastructure and mitigation measures represent additional expense.

The Proponent of this Recommendation, with support of the Co-sponsors, intends to alert and inform governments, power suppliers and funders, providing tools to assist them in ensuring that future infrastructure is bird-safe and in mitigating dangerous existing infrastructure.

http://iucncongress.ipostersessions.com/GetFile.ashx?file=420316a7-f505-4020-8c5b-07079dada476.jpg

The most dangerous infrastructure involved the 15 kV lines. The two types of poles which kill birds are those made of concrete and steel. In former times wooden poles were used, which were much safer.

Tens of thousands of birds of prey are electrocuted on power lines worldwide every year. The situation is especially bad in Central Asia where a minimal estimate of 5000 globally endangered Saker Falcons are killed each year along with thousands of other birds of prey including eagles. The Saker Falcon is the focus of an extensive programme to provide artificial nesting sites, producing over 2500 young falcons last year, but the number of young produced in this conservation project is dwarfed by those are electrocuted when they perch on poorly designed power poles.

http://iucncongress.ipostersessions.com/GetFile.ashx?file=87c33569-beba-4b99-9d2d-c3005239ed35.jpg

Electrocution is a widespread threat to many bird species

The International Association for Falconry and Conservation of Birds of Prey is proposing a motion at this IUCN World Congress to to include the financial institutions in the fight to preserve Sakers and all the other birds that are being electrocuted on unsafe poles in their millions - all over the world.

Janusz Sielicki, Keiya Nakajima, Dan Cecchini, Robert Kenward
International Association for Falconry and Conservation of Birds of Prey (IAF.ORG)
 
Vielen Dank für die Antworten - wenn ich auch den letzten Beitrag mangels Englisch- Kenntnissen nicht lesen kann.
Meine Befürchtungen wurden da ja noch übertroffen, gingen eigentlich in eine andere Richtung.
Ich weiß als Elektroingenieur, dass Hochspannung führende Leitungen ein "Elektrostatisches Feld" abstrahlen, bekannt auch als Elmsfeuer.
Man kann dies manchmal bei Nebel als blaßblaues Leuchten erkennen und als leises Prasseln hören. Wenn sich ein nicht geerdeter Gegenstand - hier eben ein Vogel- dieser Leitung nähert, strahlt er seinerseits ab und durch seinen Körper fließt ein Strom. Deshalb sitzen, so vermutete ich, eben auf solchen Leitungen keine Vögel - die merken das wohl beim Anflug.
 
Also bei den umliegenden Hochspannungsleitungen mit 220 KV und 380 KV seh ich hier sehr oft Vögel auf den Leitungen. Ueberwiegend mittlere bis grössere Arten. Ansammlungen auf dem Obersten Kabel , dem Erdleiter, am häufigsten. Hab schon Gruppen bis 400 Krähen gezählt. Auf allen Kabeln sind Turm, Baum und Rotfussfalken oft anzutreffen. Stare ebenso
 
Ich habe auch nicht alles gelesen, aber beim Überfliegen des Textes und anhand der Bilder wird einem schon klar, welche Ausmaße das hat. Wieder einmal kriegt der Mensch nicht auf die Reihe, was er verbockt hat, relativ einfach wiedergutzumachen.

Vor Jahren sahen wir auf einem Open-Air-Camp einen Bussard in Stücken vor einem Zelt liegen. Diesen Anblick werde ich auch nie mehr vergessen. Ihn hat es oben auf der Stromleitung förmlich zerrissen. Ich habe damals ein paar Federn seines Flügels mitgenommen, um ihm wenigstens noch ein bisschen Ehre zu geben. Finde das alles ganz furchtbar :heul:
 
Ich glaube einige der Hochspannungsleitungen erwärmen sich auch und geben Frequenzen im unteren Bereich ab. Genau kann ich es aber nicht sagen. Spezi bin ich auch keiner.
 
Thema: Hochspannungsleitungen

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