"Der Mensch" beschreibt den Menschen als Allgemeinheit - und ja, "der Mensch" ist für den zweiten Weltkrieg verantwortlich. Übrigens entstammen die meisten Stadttauben ihren Vorfahren, welche während und nach dem 2. Weltkrieg in den zerbombten und zerstörten Städten umherirrten oder weil sie aufgrund der fehlenden Mittel der Züchter in dieser Zeit freigelassen wurden.
Ich sage ja extra, dass Ivan nicht im speziellen damit angesprochen ist - das kannst du auch auf alle anderen Einzelpersonen beziehen, also auch auf dich. Du, Ivan, ich - keiner von uns ist dafür direkt verantwortlich. Aber meine Ansicht ist eben, dass wir als Gesamtheit durchaus eine Verantwortung für diese Tiere trage - denn die Gesamtheit ist dafür verantwortlich, dass es sie überhaupt so häufig in unseren Städten gibt.
Man könnte sie auch nützlich "vermarkten", mittels betreuter Taubenschläge. In anderen Ländern wird der Taubenkot als guter Dünger verwendet, werden Tauben in Restaurants angeboten und die Populationen mittels Taubenschläge kontrolliert. In Venedig wird Taubenfutter verkauft, das schafft dort Einnahmen für 5 Familien! Warum sind wir Deutschen oft so negativ auf unsere Tauben zu sprechen? Sie übertragen nicht mehr oder weniger Krankheiten als jeder andere Wildvogel auch. Trotzdem freuen wir uns über eine Meise auf dem Balkon und eine Taube wird weggejagt. Und ich schreibe hier ganz bewusst in der "wir"-Form - denn wieder ist die Gesamtheit "der Mensch" gemeint und keine expliziten Einzelpersonen.
Und Ivan, bitte entschuldige wenn ich dir widersprechen muss, aber die Stadttauben sind nichts anderes als verwilderte Brief- und Rassetauben. Natürlich fressen sie allerhand Abfall, aber doch nur, weil ihnen nichts anderes übrig bleibt. Und nein, ich befürworte das Taubenfüttern nicht! Ich selbst füttere auch nur dann eine Taube, wenn ich nahe an sie heran will, also um sie zu locken, um sie dann näher zu betrachten oder einzufangen.
Die Stadttaube an sich ist ein reiner Körnerfresser. Durch den ganzen Abfall bekommt sie doch eben diese Verdauungsprobleme und dadurch den ekligen, schmierigen Kot, den alle als so typisch für die Tauben ansehen.
Und: Wie viele tausend Menschen füttern jedes Jahr die Wildvögel über den Winter? Und viele auch über den Sommer? Ständig liest man hier von verletzten oder vermeintlich elternlosen Wildvögeln, die unbedingt gerettet werden müssen. Bei einer Taube hört man stattdessen oft "lass sie doch, es gibt genug andere" oder sogar "nur eine tote Taube ist eine gute Taube".
Und das finde ich nicht fair. Ein Leben ist ein Leben, egal ob es uns passt oder nicht. Und deshalb haben auch die Stadttauben eine Chance verdient - oder besser gesagt: Wir haben die Chance, etwas zu ändern. Aber wenn jeder nur denkt, das geht mich nichts an, wird sich nie was ändern. Anstatt sich über die kranke Taube in der Stadt zu beschweren, kann man sie doch genausogut aufheben und tierärztlich versorgen lassen. Oder mithelfen, verirrte Brieftauben wieder zurück zum Züchter zu bringen. Oder oder oder.
Ich verstehe das nicht. Wären es streunende Hunde, wären sie schon längst allesamt eingefangen und in aufwändigen Tiervermittlungsaktionen an ihre künftigen Besitzer vergeben worden. Nur so eine kranke, dreckige Taube... die interessiert keinen.
Hach, ich rege mich viel zu sehr auf. Ich werde trotzdem mein Ding weitermachen und viele andere auch. Wenigstens ein paar, die etwas verändern wollen.