Oh mein Gott, ich will wirklich nicht blind gegen Tierärzte schießen, aber in einem solchen Fall frage ich mich, ob man einen Tierarzt, der einen derartigen Rat gibt, nicht für sein Handeln zur Verantwortung ziehen kann?! Da wird mir ja ganz schwindlig, bei dieser Vorstellung. (Vorausgesetzt, es hat sich wirklich so zugetragen, und der Frager will nicht seine Stümperhaftigkeit damit verschleiern, daß er einen Tierarzt vor's Loch schiebt, denn bei allem Unfug, den ich schon erlebt habe, ist dies eine Steigerung, die ich dem größten Fachidioten nicht zutrauen möchte. Ich habe zwar schon einige Male erlebt, daß Tierärzte eine solch simple Infektion nicht diagnostizieren konnten und Empfehlungen wie: Kruste mit feuchtem Tuch abweichen gegeben haben, aber eine solch drastische Operation anzuordnen, daß wäre ein absoluter Gipfel, zumal er ja aus seinen Erfahrungen in der Anatomie wissen müßte, daß das Horn nicht tot ist, sondern durch Blutgefäße versorgt wird.)
Wenn der Schnabel zu großen Teilen entfernt worden ist, muß der Vogel furchtbar geblutet haben und auch das Tier große Schmerzen gehabt haben.
Wenn der Vogel tatsächlich an Räudemilben erkrankt war, hätte eine einfache und schonende Behandlung mit Ivomec oder Paraffinöl schnelle Besserung gebracht. Das Schnabelhorn ist meist gar nicht so angegriffen, wie der optische Eindruck vermitteln könnte. Die befallene (normalerweise recht dünne, nur etwas "aufgeqollene" Schicht löst sich nach dem Abtöten der Grabmilben ab und das gesunde Schnabelhorn bzw. die gesunde Wachshaut, denn die Wachshäute sind in diesem Falle immer stärker betroffen, als der Schnabel selbst) kommt zum Vorschein.
Wenn die Wachshaut keine Veränderung gezeigt hat, ist sehr wahrscheinlich, daß sogar die Diagnose des Tierarztes absolut falsch war (und das bei einer Sache, die sogar ein einigermaßen informierter Laie sehr zuverlässig bestimmen kann) und die Schnabelveränderung, wie auch immer sie sich tatsächlich dargestellt hat, ggf. auch auf eine Stoffwechselerkrankung zurückzuführen ist oder gar auf eine gefährliche Infektion.
Der Vogel muß unbedingt von einem spezialisierten Arzt in Augenschein genommen werden, erstens, um zu retten, was zu retten ist und um festzustellen, welche Erkrankung hier überhaupt vorgelegen hat.
Dieser kann Dir auch etwas zu der Prothese sagen, die angesprochen wurde. Wie gesagt, mir ist das völlig neu, ich könnte mir auch nicht vorstellen, in welcher Form sie am Horn befestigt werden könnte und wie man den Absatz im Inneren des "Mundes" gestalten sollte, denn der Vogel braucht ja eine glatte (manche Papageien haben sogar eine fein gerillte Oberfläche) des Schnabels, mit der bekannten Wölbung, um das Futter auszuhülsen. Eine Prothese, die nur optisch wirkt, aber keine tatsächliche Funktion hat, macht in meinen Augen gar kein Sinn.
Mir ist in puncto Schnabelreparaturen nur bekannt, daß gerissene Schnäbel wieder fixiert werden können, aber abgeschnittene oder abgebrochene können m. E. nicht ersetzt werden, allerdings wächst der Schnabel im Laufe der Zeit nach, aber ob das Längenwachstum und der fehlende Teil in einem sinnvollen Verhältnis stehen, muß der Arzt einschätzen.
Michael müßte dazu auch Genaueres sagen können, denn er ist ja Vogelarzt. Ansonsten könnte ich Dir (bzw. dem Besitzer) noch die Nummer meiner Vogelspezialistin hier in Berlin geben, die diese Frage sicherlich auch verbindlich beantworten kann. (Fr. Dr. Kling, 030/34 90 28 43).
Ich wünsche dem Vogel gute Besserung. Diese Geschichte hört sich für mich wie ein übler Horrorroman an...
Gruß, Silke.