"Massentötung von Rabenvögeln" (unkommentierter Info-Thread)

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Quelle: http://www.aknaturschutz.de/mitteil/14/mitbl14.htm#Naturschutz

Elster und Rabenkrähe

An ihnen scheiden sich die Geister


"Wir haben in unserem Garten gar keine Singvögel mehr!" "Überall gibt es die Elstern; die rotten die Kleinvögel aus!" "Die Krähen sind Schuld am Verschwinden des Niederwilds und der Wiesenvögel!" "Die Krähen fressen die gesamte Saat auf und schädigen die Landwirtschaft!"

Diese und ähnliche Aussagen hört man aller Orten, und besonders als Naturschützer wird man häufig um seine Meinung befragt oder sogar angeklagt. So ist es auch kein Wunder, dass die Änderung des Niedersächsischen Jagdgesetzes, wonach eine Bejagung von Rabenvögeln zugelassen wird, bei vielen Bürgern auf Zustimmung stößt. Bei Naturschutzverbänden und Wissenschaftlern hingegen verursacht sie entschiedene Ablehnung.

Worum geht es bei der äußerst emotional geführten Debatte?
Nach dem neuen "Niedersächsischen Jagdgesetz" vom 14.03.2001 unterliegen die Rabekrähe (Corvus corone L.) und die Elster (Pica pica L.) dem Jagdrecht. Die "Niedersächsische Verordnung über Jagdzeiten" vom 06.08.2001 legt folgende Jagdzeiten fest: Rabenkrähe vom 1. August bis 20. Februar, Elster vom 1. August bis 28. Februar.

Was muss man hierzu wissen?
Die Familie der Rabenvögel gehört zur Ordnung der Singvögel und hat mit ihren heute etwa 117 Arten alle Erdteile und nahezu alle Lebensraumtypen unseres Planeten besiedelt. In Deutschland gibt es acht Arten von Rabenvögeln: Kolkrabe, Aaskrähe mit den Unterarten Raben- und Nebelkrähe, Saatkrähe, Elster, Dohle, Alpendohle, Eichelhäher und Tannenhäher. Aufgrund ihrer Lebensweise und der Ausdehnung der Ortschaften kommen heute viele in der Nähe menschlicher Siedlungen vor. Die Rabenvögel ernähren sich aufgrund ihres Körperbaus hauptsächlich von Wirbellosen, Pflanzenteilen und Aas. Wenn sich die Gelegenheit bietet, erbeuten sie auch Gelege oder Junge von Wirbeltieren.

Zur Historie der rechtlichen Situation
Mit der EG-Vogelschutzrichtlinie von 1979 wurde der Schutz aller Singvögel und damit auch der Rabenvögel gesetzlich festgeschrieben. Absicht der Richtlinie war, die in einigen Staaten der EG noch immer betriebene Singvogeljagd abzuschaffen und gesetzlich in den Griff zu bekommen.
In der Bundesrepublik wurde der Rechtsakt der EG erst sieben Jahre später in innerstaatliches Recht umgesetzt, u.z. mit der Bundesartenschutzverordnung von 1986. Hierdurch erfuhren auch die letzten drei Rabenvogelarten Elster, Eichelhäher und Rabenkrähe (die anderen Rabelvögel waren aufgrund ihrer Seltenheit bereits voher geschützt worden) Schutz nach Naturschutzrecht.
Eine besondere Problematik ergibt sich aus der Tatsache, dass in der Bundesrepublik Arten, die dem Jagdrecht unterliegen, auch von diesem artenschutzrechtlich betreut werden. Die Unterschutzstellung der letzten drei Rabenvogelarten löste 1986 heftigen Widerspruch bei den Jägern aus.
Auf Antrag mehrerer Mitgliedsstaaten wurde der Anhang zur EG-Vogelschutzrichtlinie von 1979 durch eine EG-Richtlinie im Jahre 1994 dahingehend geändert, dass dort aufgeführte Vogelarten in bestimmten Mitgliedsstaaten bejagt werden dürfen. Für Deutschland sind hier Eichelhäher, Elster und Aaskrähe aufgeführt.
Die rechtliche Situation änderte sich allerdings grundlegend, als einzelne Bundesländer, allen voran Rheinland-Pfalz, durch Änderungen im Jagdrecht die Bejagung von Rabenkrähe und Elster zuließen. Ein von den Grünen vorgebrachter und von Naturschutzverbänden unterstützter Protest führte im Dezember 2000 zu einer Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs, der die Bejagung der Rabenvögel als verfassungskonform erklärte.
Der Verfassungsgerichtshof sah keine "offenkundige Verletzung" des Bundesnaturschutzgesetzes durch den Erlass der umstrittenen Rechtsverordnung. Zwar sei es in der Tat widersprüchlich, wenn einerseits das Bundesnaturschutzgesetz die Tötung bestimmter Tierarten verbiete, andererseits das Jagdrecht diese Tiere für jagdbar erkläre. Das Bundesnaturschutzgesetz enthalte jedoch eine Regelung, die den Ländern solche Ausnahmen erlaube. Insoweit stehe das Bundesgesetz auch in Einklang mit dem europäischen Recht. Denn dieses verlange keinen absoluten Schutz der Rabenvögel. In der Urteilsbegründung heißt es weiter, dass die Jagdverordnung deshalb mit der Verfassung übereinstimme, weil die Bejagung der beiden Vogelarten "aus Gründen der Erhaltung des biologischen Gleichgewichts freigegeben worden ist bei gleichzeitiger Festsetzung von Schonzeiten".
Während die organisierte traditionelle Jägerschaft das Urteil begrüßte, hagelte es von Seiten vieler Organisationen, u.a. BUND, Nabu, Ökologischer Jagdverband (ÖJV), Deutsche Zoologische Gesellschaft, heftige Proteste. In der Sogwirkung des Urteils verabschiedeten weitere Bundesländer, so auch Niedersachsen, Gesetze und Verordnungen, die die Bejagung der beiden Rabenvogelarten festschreiben.

Die aktuelle rechtliche Entwicklung ist umso unverständlicher, wenn man die wissenschaftliche Landschaft betrachtet.
So einigten sich der ÖJV und das Bundesamt für Naturschutz (BfN), die oberste Fachbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), die das BMU in allen Fragen des nationalen und internationalen Naturschutzes und der Landschaftspflege berät, im September 2000 auf Empfehlungen zum Umgang mit Rabenvögeln. Als Grundlage diente eine Studie des Bundesamtes, die die flächendeckende Jagd auf Rabenvögel aus ökologischen und naturschutzfachlichen Gründen ablehnt. Folgende Empfehlungen wurden mit der obersten bundesdeutschen Fachbehörde für Naturschutz vereinbart:

1. Eine flächendeckende Jagd auf Rabenvögel ist naturschutzfachlich nicht sinnvoll und dient nicht der Erhaltung der Artenvielfalt. Sie ist daher umgehend einzustellen.​
2. Es besteht kein sachlicher Grund, die Rabenvögel aus dem Schutz des Naturschutzrechts zu entlassen oder pauschale Regelungen für ihre Entnahme aus der Natur zu treffen.​
3. Politische Entscheidungen über ein Bestandsmanagement bei Rabenvögeln müssen wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen. Maßnahmen müssen lokal und zeitlich befristet sein und in ihrer Wirkung überprüft werden.​
4. Eine lokal und zeitlich begrenzte Tötung von Rabenvögeln kann unter bestimmten Voraussetzungen zugelassen werden. Dazu gehört, dass erhebliche Schäden in der Landwirtschaft oder eine Beeinträchtigung anderer Arten nachgewiesen werden, dass es keine Alternativen gibt und wissenschaftlich abgesicherte Erfolgsaussichten bestehen. Ist die Erhaltung einer bedrohten Art das Ziel der Maßnahme (z.B. Wiederansiedlung), müssen die naturschutzfachlichen Kriterien erarbeitet werden, nach denen die Zweckmäßigkeit der Reduktion der einen Art zum Nutzen der anderen bewertet werden kann.​
5. Bestandsermittlungen von Rabenvögeln sind mit standardisierten Methoden durchzuführen. Populationsökologische Arbeiten sind wissenschaftlich abzusichern, bevor allgemeingültige Schlüsse daraus gezogen werden können.​
6. Um ungerechtfertigte Vorurteile gegenüber Rabenvögeln abzubauen, ist seitens des Naturschutzes und der ökologisch denkenden Jägerschaft verstärkte Aufklärungsarbeit zu leisten.​

Hierbei handelt es sich um vernünftige, wissenschaftlich begründbare Aussagen und nicht um emotionale, subjektiv gesehene Argumente, wie sie in der Regel für eine Bejagung der Rabenvögel ins Feld geführt werden.

Eine sachliche Diskussion lässt sich nur auf der Basis fundierter Kenntnisse der Biologie der betroffenen Vögel führen; daher einige

Fakten zu Rabenkrähe und Elster*

Aaskrähe (Corvus corone) im Osten die Rasse Nebelkrähe (Corvus c. cornix), im Westen Rabenkrähe (Corvus c. corone):
Habitat (Lebensraum): Offene und halboffene Landschaften mit Wäldern, Feldgehölzen, Bäumen,
Bestand und Bestandsentwicklung: ca. 350.000 Brutpaare (BP) in Deutschland bzw. 0,7 - 1,4 Mio BP in Europa, erkennbare Zunahmen nur noch in Siedlungen, teils deutliche Rückgänge in der Feldflur,
Brutpaardichte und Bruterfolg: im Mittel ca. 1 BP/Quadratkilometer; 1,0 - 3,4 Jungtiere/BP,
Ernährungsgewohnheiten: vielseitiger Allesfresser, hauptsächlich bodenlebende Wirbellose, Wirbeltiere und deren Reste (Aas),
Sonstiges: Frühbrüter (März bis Juli/August); Geschlechtsreife 1jährig - 1. Brut 3-5jährig;

Elster (Pica pica):
Habitat: alle Landschaften außerhalb geschlossener Wälder mit Nist-möglichkeiten,
Bestand und Bestandsentwicklung: ca. 300.000 BP in Deutschland bzw. 1,1 - 1,7 Mio BP in Europa, erkennbare Zunahmen nur noch z.T. in Siedlungen, in manchen Feldfluren bereits fehlend, überall in der freien Landschaft deutliche Rückgänge,
Brutpaardichte und Bruterfolg: im Mittel ca. 1 BP/Quadratkilometer; 1 Jungtier./BP,
Ernährungsgewohnheiten: vielseitiger Allesfresser, hauptsächlich bodenlebende Wirbellose, Wirbeltiere und deren Reste (Aas),
Sonstiges: Frühbrüter (März bis Juli/August); Balz z.T. bereits im Dezember, Jungenführung bis in den Winter; Geschlechtsreife 1jährig - 1. Brut 2-3jährig; Einzugsgebiet von Schlafplätzen 25-70 km.


Im Folgenden sollen einige Ergebnisse eines seriöses wissenschaftlichen Gutachtens von Prof. Dr. J. Martens (Universität Mainz) sowie PD Dr. H.-W. Helb (Universität Kaiserslautern) dargestellt werden**

Das Gutachten beschäftigt sich vorrangig mit folgenden Fragen:

Gibt es Schäden in der Landwirtschaft? - Gibt es Schäden an Singvogel-Populationen? - Gibt es Schäden am Niederwild?

Als wichtigste Nahrungsbiotope der Rabenkrähe stellten sich Dauerweiden und Mähwiesen heraus, wo Gliederfüßler vom Boden aufgenommen wurden. Ackerflächen wurden dagegen nur selten aufgesucht. Die meisten der Fundorte befanden sich im Offenland, gefolgt von Waldrändern und Halboffenland.
Wichtigste Nahrungskomponenten im Winter waren für Elstern Insekten, Pflanzenfasern, Getreide, Wildkrautsamen und Schnecken, für Rabenkrähen Pflanzenfasern, Insekten, Getreide und Regenwürmer. Das Getreide stammt vermutlich von Ernterückständen bzw. Wildfütterungen. Wirbeltier-Reste wurden jeweils in ca. 30 % der Mägen nachgewiesen. Sie gehen vor allem auf Kleinsäuger und vermutlich Aas zurück. Eine Schädigung von Niederwild kann aufgrund der Erlegungszeitpunkte (Februar 1997) ausgeschlossen werden.

Es konnten 335 Nahrungsproben von Elstern und 130 von Rabenkrähen gewonnen werden. Bei beiden Arten wurde das Nahrungsspektrum mit 90,9 % (Elster) bzw. 83,4 % (Rabenkrähe) der Beuteobjekte eindeutig von oberirdisch lebenden Gliederfüßlern dominiert. Demgegenüber sind die übrigen Nahrungsbestandteile von ihrer Anzahl her fast bedeutungslos. Innerhalb der Gliederfüßler dominieren die Insekten mit 85,3 % (Elster) bzw. 78,4 % (Rabenkrähe), wobei den Käfern mit alleine 67,2 % (Elster) bzw. 45,2 % (Rabenkrähe) eine herausragende Bedeutung zukommt.
Wirbeltiere wurden nur in geringen Anzahlen nachgewiesen. Dabei handelte es sich überwiegend um Wühlmäuse (sowie andere Kleinsäuger) und Eidechsen. Der Anteil an Vögeln (bzw. Eiern und Nestlingen) war sehr gering. Reste von Niederwild konnten nicht nachgewiesen werden.

Im Rahmen des Teilprojekts „Bestandsentwicklung von Indikatorarten" konnten vier umfangreiche Untersuchungen aus Rheinland-Pfalz ausgewertet werden. Die Ergebnisse zeigen, dass nahezu alle betrachteten Offenland-Vogelarten in ihrem Bestand langfristige Abnahmen aufweisen. Die Bestandsrückgänge sind bei den meisten Arten bereits seit den 1960er Jahren nachweisbar. Hierfür kann die in Rheinland-Pfalz erst ab 1991 unterlassene Bejagung von Rabenvögeln nicht verantwortlich sein. Konkret nachgewiesene Fälle von Nestplünderungen durch Elster und Rabenkrähe liegen nur in Einzelfällen vor. Es ergeben sich keinerlei Hinweise auf negative Auswirkungen von Elster und Rabenkrähe auf die Bestände anderer Vogelarten. Die Bestandsrückgänge lassen sich in der Regel auf Veränderungen in der landwirtschaftlichen Bodennutzung zurückführen.
Weder im Rahmen der eigenen Untersuchungen noch durch Fremd- bzw. Literatur-Angaben konnten erhebliche landwirtschaftliche Schäden durch Elster oder Rabenkrähe bestätigt werden. Schäden in Zusammenhang mit der Schafhaltung existieren nachweislich nicht, sondern sind ein Produkt der Sensationspresse. Elstern spielen in Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Schäden überhaupt keine Rolle.

Konkrete Untersuchungen zur Schadwirkung der Rabenvögel an Niederwild und Wiesenvögeln in Niedersachsen liegen aus der Wümmeniederung bei Bremen vor. So wird dort einerseits festgestellt, dass sich seit 1987 der Bestand der Rabenkrähe in der Wümmeniederung verfünffacht hat, was auf die Extensivierung der Landwirtschaft in diesem Gebiet und die Unterschutzstellung der Rabenvögel zurückgeführt wird. Andererseits wird nachgewiesen, dass von den zeitlich zuzuordnenden Gelegeverlusten im Bremer Raum 67 % in der Nacht und 21 % in der Dämmerung stattfanden, und nur bei dem geringen Anteil (12 %) der am Tage ausgeraubten Nester kommt die Rabenkrähe in Frage. Zudem gab es auch einzelne am Tage ausgeraubte Nester, an denen Spuren von Raubsäugern gefunden wurden.

Die Ergebnisse der angeführten Untersuchungen werden auch durch den Bericht des Bundesamtes für Naturschutz (Mäck und Jürgens 1999) bestätigt. Es liegt nach diesem Bericht wissenschaftlich absolut kein vernünftiger Grund für das Töten von Elstern und Rabenkrähen vor. Die Gesamtanalyse der von den Befürwortern der Rabenvogeljagd vorgelegten Daten und Argumente zeigt, dass es für eine flächendeckende Bejagung der drei Rabenvogelarten Rabenkrähe, Elster und Eichelhäher in Deutschland oder in einzelnen Bundesländern keinerlei wissenschaftliche Rechtfertigung gibt.

Auch die Berichte über Schädigungen der Singvogelpopulationen im dörflichen und städtischen Bereich durch die Elster lassen sich objektivieren. In Siedlungen und Stadtgebieten übernimmt insbesondere die Elster die Regulation häufiger Vogelarten wie etwa Amsel, Meisen, Buchfink, Sperling u.a.. Andere Beutegreifer fehlen weitgehend. Auch wenn der Nestraub im Garten für uns Menschen tragisch erscheint, so ist dies eine ökologische Notwendigkeit. Die Gelegezerstörung, sei es durch Rabenvögel, sei es durch Eichhörnchen, Igel oder andere Gelegeräuber (Katzen!) wird von den Beutetierpopulationen seit vielen Jahrzehntausenden wirkungsvoll ausgeglichen. Diese Mechanismen wirken auch heute noch. Nicht zuletzt deshalb legen kleinere Vogelarten viele Eier und machen i.d.R. mehrere, z.T. bis zu 4 oder 5 Nachgelege oder Bruten in einem Jahr.

Und wenn sich einzelne Brutpaare in Folge der Gelegezerstörung zukünftig ihre Brutplätze besser auswählen und in versteckteren Bereichen brüten, ist dies eine der erfolgreichen Strategien der Beutetiere gegen ihre Fressfeinde.
Zudem sind die Eindrücke vieler Bürger in der Regel auf zufällige, punktuelle und damit sehr subjektive Beobachtungen zurückzuführen. Eine Elster, die am Tage unter den Kleinvögeln für Aufruhr sorgt, fällt mehr auf als ein heimlicher Räuber wie das Eichhörnchen oder gar ein nächtlicher Räuber. Und wer käme auf die Idee, wegen der Nesträuberei der Eichhörnchen deren Abschuss zu verlangen?
Häufig sind Gartenbesitzer sogar mitschuld an der Plünderung von Singvögelnestern: ein „ordentlicher, aufgeräumter" Garten, womöglich noch mit Fichtenreihen, erleichtert den Nesträubern die Arbeit; in einem naturnahen, stark strukturierten Garten hingegen lassen sich Nester nicht so leicht finden!
Übrigens: Das angebliche "Problem" einer Zunahme der Elstern im besiedelten Bereich wird nur schwerlich durch eine Bejagung beseitigt werden können – oder werden in Zukunft die Jäger auch im Ort und auf unseren Grundstücken schießen?
Bei der Diskussion um die Bejagung der Rabenvögel muss immer der gesamtökologische Zusammenhang gesehen werden; so ist der wirtschaftliche Schaden durch Rabenvögel in der Landwirtschaft eher gering, der Nutzen beim Vertilgen von Aas, Mäusen und Insekten wird aber häufig vergessen.
Rabenvögel ermöglichen sogar anderen Vogelarten ein Überleben! Verlassene Nester dieser Arten werden gerne von Turmfalken, Baumfalken oder Wespenbussarden genutzt, die Waldohreule ist sogar auf bezugsfertige Krähen- und Elsternhorste angewiesen.

http://www.aknaturschutz.de/mitteil/14/raben.jpgFazit:

Das pauschal legitimierte Töten von Rabenkrähe und Elster widerspricht jeder ökologischen Vernunft. Gutachten belegen, dass der Rückgang des Niederwildes und der Wiesenvogelarten nicht in einem ursächlichen Zusammenhang mit dem Vorkommen von Rabenvögeln steht. Auch ein Ausrotten oder ein Rückgang von Kleinvögeln konnte nicht bestätigt werden. Vielmehr sind Elster & Co. von einer Verschlechterung des Lebensraumes ebenso betroffen wie die Beutetiere.

Die jetzige Regelung nach dem neuen Niedersächsischen Jagdgesetz ist daher aus wissenschaftlicher und naturschutzfachlicher Sicht abzulehnen. Dass die Bejagung zweier Arten der Rabenvögel trotz besseren Wissens zugelassen wurde, kann nur als Zugeständnis an die Jäger und deren Lobby aufgefasst werden.

Lediglich örtliche und seltene Ausnahmen vom Schutz der Rabenvögel im Hinblick auf wirtschaftlich erhebliche Schäden oder aus Artenschutzgründen sind - nach eingehender Prüfung durch die Bezirksregierungen - vorstellbar.

* aus einer Internet-Veröffentlichung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, in der die Biologie der Rabenvögel und die Problematik der Bejagung sehr fundiert und ausführlich dargestellt wird: http://www.rabenvoegel.de
** einzusehen im Internet unter: http://www-user.rhrk.uni-kl.de/~hhelb/rabenvoegel/Rabenvoegel_POLLICHIA.html
 
Quelle: http://www.nabu.de/m05/m05_03/03526.html

NABU reicht EU-Beschwerde in Brüssel ein
Protestieren Sie gegen den 'legalisierten' Vogelmord in Niedersachsen und schicken Sie eine Protest-Mail


13. Mai 2005
Der NABU und der Deutsche Tierschutzbund haben bei der EU-Kommission eine Beschwerde gegen das Töten von Rabenkrähen und Elstern in Niedersachsen eingereicht. Nach der EG-Vogelschutzrichtlinie ist das wahllose und massenhafte Fangen und Töten von Vögeln verboten. Die Richtlinie lässt nur dann Ausnahmen zu, wenn es einen wissenschaftlichen Hintergrund gibt. "Die niedersächsische Landesregierung hat uns bis heute nicht überzeugend darlegen können, dass dieses Projekt den wissenschaftlichen Anforderungen der EU-Vogelschutzrichtlinie entspricht. Wir können nicht über den Vogelmord in Italien lamentieren und vor der eigenen Haustür derartiges zulassen", erklärt NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

http://www.nabu.de/imperia/md/images/nabude/tiere/voegel/kraehenvoegel/rabenkraehe/2.jpgIn der gesamten Europäischen Union dürfen Rabenkrähen nicht in Massenfallen gefangen werden, nur Niedersachsen erlaubt diese Tierquälerei.

Der NABU fordert, keine Vogelfallengenehmigung mehr zu erteilen und die wissenschaftliche Begleitung durch das Institut für Wildtierforschung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover zu stoppen. Eine vom Landwirtschaftsministerium bereits Ende März 2005 zugesagte erneute Fortsetzung des genehmigten Falleneinsatzes von 'Norwegischer Krähenfang' und Larsen-Einzelfallen ab August 2005 lehnt der NABU Niedersachsen strikt ab.

 
Intressante Tagung!

Mi: 09.11.2005 - Do: 10.11.2005

Camp Reinsehlen, 29640 Schneverdingen

Vogelschutz in Ackergebieten – zwischen Agrarreform und Natura 2000


in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Staatliche Vogelschutzwarte



Veranstaltungs-Nr. 56
Inhalte
Äcker gehören zu den Landschaftsräumen, die nicht unbedingt zuvorderst im besonderen Interesse des Natur- und Artenschutzes stehen. Niedersachsen wird jedoch zu einem großen Teil von Ackerflächen unterschiedlichster Nutzungsweisen geprägt. Einige Vogelarten sind in besonderem Maße auf die Qualität, Bewirtschaftungsintensität und Struktur der Ackerlandschaften angewiesen.

Ortolan, Wiesenweihe oder Rotmilan sind Arten, für deren Erhalt Niedersachsen eine besondere Verantwortung trägt und die fast ausschließlich in Ackerlandschaften überleben müssen.

Sie erhalten Einblick in die Bedeutung von Ackerlebensräumen für die niedersächsische Avifauna mit besonderer Berücksichtigung der Schutzkonzepte für ackerlebende Vogelarten. Anforderungen an die "vogelfreundliche" Bewirtschaftung von Äckern, die Bedeutung des Bio-Anbaus für den Vogelschutz sowie Aspekte der Kooperation mit der Landwirtschaft, mit kommunalen Stellen und anderen Stakeholdern in Ackerlandschaften runden das Programm ab.​

Leitung
Peter Südbeck, NLWKN, Staatliche Vogelschutzwarte
Jann Wübbenhorst, NNA​

Tagungsgebühr 65 Euro


Quelle: http://www.nna.niedersachsen.de/master/C10099498_N5924194_L20_D0_I5661252
 
Quelle: http://www.peta.de/pn/news_00/news_0915a.html

15. September 2000

Kontakt:
Harald Ullmann, Tel. 0711 - 866 6165



Stuttgart -- Würde der Altmeister für spannende Filme, Alfred Hitchcock, noch leben, gäbe es sicher eine Fortsetzung des legendären Kinofilms „Die Vögel", und Karlsruhe könnte als Filmkulisse zu Weltruhm gelangen. Die „Statisten", etwa 5.000-8.000 Krähen, warten nämlich schon auf ihren Einsatz. Allabendlich treffen sie sich vor dem Karlsruher Hauptbahnhof bzw. rund um den Stadtgarten.... allerdings ohne Anstalten zu machen, sich pickend auf die Bevölkerung zu stürzen.

Was als außergewöhnliches Naturereignis neugierige Bewunderung beim Tierfreund erzeugt, lässt weniger tierfreundliche Denker wieder die leider noch immer üblichen Vernichtungspläne aushecken. Nach Ansicht der internationalen Tierrechtsorganisation PETA, People for the Ethical Treatment of Animals, sollte aus der „Not" lieber eine Tugend gemacht werden: „werben statt sterben", so ihre Devise. Denn welche Stadt kann schon ein derart phantastisches Phänomen vorweisen! „Hitchcock-City" – die Stadt der Werbefoto- und Film-Shootings, solange es den Vögeln in Karlsruhe gefällt und sie sich nicht ein neues Revier suchen.

Eine vorübergehende „Krähensolidaritätssteuer" von nur wenigen Pfennigen pro Einwohner könnten die Kosten für die Beseitigung des Kotes zweifelsohne decken. In Anbetracht der aufgewendeten Mittel, wie sie beispielsweise zur Beseitigung von Müllbergen nach Großveranstaltungen aufgewendet werden, die ja ebenfalls als „Attraktionen" Besucher anziehen, können die hier voraussichtlich nur vorübergehend verursachten Kosten jedenfalls nicht das wesentliche Problem sein.

PETA, People for the Ethical Treatment of Animals, ist mit über 700.000 Mitgliedern weltweit die größte Tierrechtsorganisation mit Büros in den USA, England, Italien, Holland, Deutschland und jetzt auch in Indien. Ziel der Organisation ist es, durch Aufklärung, Veränderung der Lebensweise und Aufdecken von Tierquälerei jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen
 
Quelle: http://www.jagdnetz.de/Aktuelles/News/Detail/index.cfm?Datensatz=4703

Jäger übergeben 8000 Unterschriften pro Krähenstudie

Niedersachsens Landwirtschaftsminister will Mitte Juni über Weiterführung diskutieren


Hannover (dpa/lni) - 8000 Bürger haben sich mit ihrer Unterschrift für eine Fortsetzung der umstrittenen Krähentötungen im Landkreis Leer ausgesprochen. Vertreter der örtlichen Jägerschaft aus Ostfriesland übergaben die Listen am Donnerstag im Landtag in Hannover an Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU). Die Jäger betonten, große Teile der Bevölkerung vor Ort stünden hinter dem Projekt. Die Tierärztliche Hochschule Hannover untersucht, ob die Wiesenvogel-Bestände wachsen, wenn Krähen massenhaft getötet werden.

Minister Ehlen kündigte an, Mitte Juni werde bei einem wissenschaftlichen Symposium im Umweltministerium in Hannover mit Gegnern und Befürwortern des Projektes über die Weiterführung der Studie diskutiert. Der Minister betonte, er erwarte von den Kritikern umsetzbare Vorschläge, mit denen bedrohte Vogelarten geschützt werden könnten, die durch die Rabenkrähen vom Aussterben bedroht seien.

In der auf drei Jahre angelegten Studie werden Krähen in Fallen lebend gefangen und mit einem Schlag auf den Kopf getötet. Für die Aufstellung der Fallen, die ansonsten europaweit verboten sind, hat das Institut für Wildtierforschung an der TiHo eine besondere Genehmigung des Landkreises Leer.

Der Naturschutzbund NABU hatte bei der EU-Kommission in Brüssel wegen der umstrittenen Tötungen erst kürzlich Beschwerde eingelegt.


(dpa/djv) Hannover, 20.05.05, 10:28
 
Quelle: http://vogelforen.de/showthread.php?t=84326&page=35&pp=10

Beitrag #225 und #229 (Auszug) von VolkerM


Genehmigungsbescheid ( exakt: Gestattungsbescheid) erteilt durch:

Kreisjägermeister Hilbrands

am:

06.02.2004

in Wahrnehmung einer durch den LK Leer delegierten Aufgabe

an:
Jägerschaft des LK Leer e.V.

Empfängeranschrift:

Stellvertretenden Kreisjägermeister


"Projektziele:

(...)

Langfristige Freigabe des Einsatzes der Krähenfalle im Landkreis Leer.

Rechtsverbindliche Legalisierung der beiden Fallentypen in Niedersachsen.

(...)"
 
Zuletzt bearbeitet:
Quelle: http://www.nabu-niedersachsen.de/Docs/Presse/Jagd10_Begr%C3%BCndungen_140405.

Hannover, 14. April 2005 --- .05/05


Naturschutz / Jagd
NABU kritisiert nachgeschobene Begründungen zum Vogelmord in Leer
Helm: „Alle sechs Wochen etwas Neues!“



Der NABU Niedersachsen kritisiert nachgeschobene Begründungen zum Rabenfalleneinsatz in Leer. Dies zeigt nach Auffassung des NABU Niedersachsen wie haltlos das Gesamtprojekt ist. Wiesenvogelschutz und Schutz des Goldregenpfeifers sind neuerlich nachgeschobene Begründungen, die sich weder in der Genehmigung des Landkreises Leer vom Februar 2004 noch in der Leistungs- und Aufgabenbeschreibung des Instituts für Wildtierforschung finden.

Ausgewiesenes Ziel des Rabenfalleneinsatzes und Totschlagen mit Knüppeln ist vielmehr die ‚rechtsverbindliche Legalisierung der Fallenjagd in Niedersachsen’, wie es in der Genehmigung nachzulesen ist, betonte der NABU Niedersachsen.

Hans-Jörg Helm, NABU Landesvorsitzender: „Alle sechs Wochen wird etwas Neues zur vermeintlichen Projektnotwendigkeit in die Welt gesetzt. Was ist das für ein Wissenschafts- und Projektverständnis, wenn immer neue Begründungen erfunden werden.“

Seit Anfang April 2005 hatte man endlich die Idee mit dem Goldregenpfeifer. Es sei erfreulich, dass anscheinend der Goldregenpfeifer neuerdings im Landkreis Leer zu finden sei. Mit dieser neuen nachgeschobenen Begründung solle das Vogelmordprojekt eine Substanz erhalten, die es nie gehabt habe und haben kann, so Helm.

„Zunächst wurden seit Februar 2004 insgesamt 5.585 Rabenvögel mit Knüppeln erschlagen, um jetzt den Goldregenpfeifer schützen zu wollen, der im Landkreis Leer überhaupt nicht vorkommt. Der Schutz von Wiesenvögeln kann auch gar nicht Untersuchungsziel des Fallenprojektes sein, da Bestandserfassungen von Wiesenvögeln vor der Fangaktion überhaupt nicht stattgefunden haben“, betonte Hans-Jörg Helm.

Wie in der Genehmigung und der zugehörigen Leistungsbeschreibung nachzulesen, war und ist der Wiesenvogelschutz mit einer Bestandserfassung von Vögeln wie zum Beispiel Kiebitzen, Feldlerchen und Brachvögeln nie Projektinhalt gewesen. Dieses findet sich zuerst in Verlautbarungen des Landwirtschaftsministeriums vom Februar 2005 und des Instituts für Wildtierforschung von Ende März 2005.

Der NABU Niedersachsen erlaubt sich darauf hinzuweisen, wenn dies denn überhaupt ursprüngliches Ziel gewesen wäre, dass Bestandserfassungen vor Beginn des Falleneinsatzes allein schon aus Gründen der wissenschaftlichen und jagdrechtlichen Seriosität notwendig gewesen wären und hätten erfolgen müssen.

Der NABU fordert, keine Vogelfallengenehmigung mehr zu erteilen und die wissenschaftliche Begleitung durch das Institut für Wildtierforschung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover zu stoppen. Eine vom Landwirtschaftsministerium bereits Ende März 2005 zugesagte erneute Fortsetzung des genehmigten Falleneinsatzes von ‚Norwegischer Krähenfang’ und Larsen-Einzelfallen ab August 2005 lehnt der NABU Niedersachsen strikt ab.
 
Quelle: http://www.haz.de/niedersachsen/278786.html

http://www.haz.de/bilder/haz_logo_fraktur_klein.gif


Niedersachsen
Massentötung von Krähen wird zum Politikum

Tierärztliche Hochschule lässt tausende Vögel im Landkreis Leer erschlagen. Naturschützer rufen „Skandal“ aus.




Jäger im Landkreis Leer haben derzeit keinen leichten Stand. Sie töten massenhaft Rabenkrähen im Dienste der Wissenschaft – ein Großversuch, der Natur- und Tierschützer auf die Barrikaden treibt. Die Krähen stehen im Verdacht, die Nester von Kiebitz, Rebhuhn und Goldregenpfeifer zu plündern und damit Schuld an deren Aussterben zu sein. Die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) will daher überprüfen, ob den seltenen Wiesenvögeln durch massenhaften Krähenfang das Überleben leichter gemacht werden kann.

Das Töten von bis zu mehreren tausend Vögeln ist jedoch zum Politikum geworden. Die gefangenen Vögel werden mit Knüppeln erschlagen. „Es ist ein Skandal, dass das Projekt nicht gestoppt wird“, findet der Ökologe Hans-Wolfgang Helb von der Technischen Universität Kaiserslautern. „Der Versuch ist unseriös und wissenschaftlich völlig daneben.“ Umwelt- und Tierschützer sprechen von „Massenmord an Vögeln unter dem Deckmantel der Forschung“ und haben Strafanzeige gegen den Institutsleiter Klaus Pohlmeyer gestellt. Auch Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hat sich eingeschaltet. Unnötig und wissenschaftlich zweifelhaft sei das Töten der Tiere, schrieb Trittin an den für Jagdpolitik zuständigen niedersächsischen Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU).

Das sehen auch Fachleute vom Bundesnaturschutzamt so. Wissenschaftlich sei längst geklärt, was die hannoverschen Forscher per Massentötung erforschen wollten, heißt es. Doch Landwirtschaftsminister Ehlen hält dagegen. Die Zahl der Rabenkrähen müsse reguliert werden, sagt er.

Damit flammt ein alter Streit wieder auf. In den Augen vieler Jäger sind Krähen üble Räuber, deren Zahl möglichst klein gehalten werden müsse. Die Jäger benutzten die TiHo als wissenschaftliches Feigenblatt, um ihre Interessen durchzusetzen, kontert Krähenforscher Helb. Bei Institutsleiter Pohlmeyer, meint Helb, dürften sie dabei kaum auf Widerstand treffen. Pohlmeyer ist nicht nur Leiter des Wildtierinstituts, sondern auch Präsident der Landesjägerschaft.

Mehr als 140 Käfige haben die Jäger im Auftrag der TiHo-Wissenschaftler in Ostfriesland aufgestellt. Ziel des Versuchs ist es, „möglichst viele Krähen in kurzer Zeit zu töten“, erklärt Projektbetreuer Grauer. In einigen Regionen seien Rabenkrähen für bis zu 70 Prozent der Gelegeverluste verantwortlich.

Zwar dürfen Rabenvögel in den meisten Bundesländern geschossen werden – obwohl sie nach EU- und Bundesnaturschutzrecht geschützt sind. Ein „großflächiges, systematisches Töten“ wie in der Region Leer hat es nach Angaben der Projektgegner aber noch nirgendwo gegeben.

Das bestreitet auch die TiHo nicht. Der Abschuss der Vögel sei nicht effektiv genug, um die Wiesenvögel erfolgreich zu schützen. Krähen, berichtet Grauer, seien so klug, dass sie einen Jäger mit Gewehr schon an der Kleidung erkennen und Reißaus nehmen.

Der Anteil der Krähen am Niedergang der Wiesenbrüter wird in den Augen der Naturschützer allerdings überschätzt. Die meisten Nester würden nachts ausgeräumt. „Da schlafen die Krähen“, sagt Biologe Ulrich Mäck, Gutachter des Bundesamtes für Naturschutz. „Nachtaktive Jäger wie Fuchs und Marder setzen den Wiesenvögeln viel stärker zu.“


Margit Kautenburger

Veröffentlicht 29.03.2005 18:27 Uhr
 
Quelle: http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin2_00/natur/artikel1/index.html

Sich selbst vis-à-vis:

Was Elstern wahrnehmen


http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin2_00/natur/artikel1/grafiken/titel.jpg Beim Blick in den Spiegel sich selbst erkennen – sogar der Mensch kann das in den ersten Lebensmonaten noch nicht. Ein selbstbezogenes Verhalten von Elstern vor dem Spiegel beobachteten jetzt Biopsychologen der RUB: Erkennt sich die Elster im Spiegel und hat sie vielleicht sogar wie wir eine Vorstellung von sich selbst?


Wie kaum ein anderer einheimischer Vogel beschäftigt die Elster den Menschen seit Jahrhunderten. Ihre große Popularität zeigt sich schon darin, dass die Elster im Deutschen etwa 100 volkstümliche Namen hat. Die meisten davon beziehen sich auf ihre Stimme, wie Gackerhätzel oder Tratschkatel, die wenigsten auf ihren Aufenthalt, Gestalt oder Verhaltensweise, wie Gartenkrähe oder Diebsch. Dies beruht nicht zuletzt auf ihrem Ruf als kluger, lernfähiger, aber auch «diebischer» Vogel.

Die sprichwörtliche Klugheit hat eine biologische Grundlage; das Gehirn der Elster zählt zu den höchstentwickelten unter den Singvögeln. Im Hinblick auf unsere vergleichenden Studien zur Intelligenz bei Tieren machte das diese Vogelart besonders interessant. Da Elstern zudem sehr neugierig sind und gern «auf Entdeckungsreise gehen», erwarteten wir dankbare Forschungspartner hinsichtlich der Aufgaben, die wir den Vögeln im Labor stellen würden. Wir entschlossen uns, junge Elstern aufzuziehen, um ihre Fähigkeiten frühzeitig untersuchen zu können.
An der Ruhr-Universität gibt es viele Elsternnester, sodass wir unsere Versuchstiere quasi vor der Labortür finden konnten (s. Abb. 1). Zunächst beobachteten wir eine Reihe von Nestern, um dann aus einigen - mit behördlicher Genehmigung - Nestjunge zu entnehmen. Als wir endlich acht kleine Elstern aus zwei verschiedenen Nestern ausgewählt hatten, begann für uns ein “Vogelelterndasein” rund um die Uhr: Bis der Hunger von acht kleinen Elstern gestillt ist, vergeht einige Zeit; und wenn man mit der letzten fertig ist, kann man gleich mit der ersten wieder anfangen.
Noch während die Nestlinge von uns aufgezogen wurden, begann die Forschung. Das außergewöhnliche Raumgedächtnis, über das Elstern wie alle futterhortenden Vogelarten verfügen, inspirierte uns zu unserer ersten Studie zur «Objektpermanenz».
Der Begriff Objektpermanenz geht auf den Entwicklungspsychologen Piaget zurück. Er hatte bemerkt, dass für sehr junge Kinder Gegenstände, an denen sie zunächst Interesse zeigen, quasi nicht mehr existent sind, wenn man diese Gegenstände vor ihnen versteckt. Wenn die Kinder etwas älter sind, ändert sich ihr Verhalten, und sie beginnen gezielt zu suchen.

http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin2_00/natur/artikel1/grafiken/elsterne Abb. 1: Die Elster gehört zu den Gewinnern im Reich der Tiere: “Klug” und anpassungsfähig hat sie ihr Terrain nicht nur verteidigt - ihr Bestand ist mehr als gesichert. Die Abb. zeigt ein Elsternnest mit Eiern und frisch geschlüpften Jungen.

Gezielt suchen will gelernt sein
Piaget unterschied sechs Stufen der zunehmenden Kompetenz in dieser scheinbar so selbstverständlichen Fähigkeit. Für unsere Untersuchungen waren die Stufen 4 bis 6 von besonderem Interesse: Auf Stufe 4 wird ein Objekt erinnert und wiedergesucht, wenn es vollständig versteckt ist. Auf Stufe 5 wird ein Gegenstand auch dann erfolgreich gesucht, wenn man ihn zunächst an einem Ort versteckt und anschließend das Verstecken an einem anderen Ort wiederholt, wobei der Gegenstand beim Ortswechsel vorübergehend sichtbar ist.
Auf Stufe 6 schließlich wird die Ortsverlagerung eines Objektes nachvollzogen, das zwischenzeitlich nicht zu sehen war. Ein solcher Test kann so ablaufen: Der Versuchsleiter zeigt seinem Gegenüber – einem älteren Kind – einen Gegenstand, etwa einen Silberring. Dann steckt er den Ring in eine Schachtel. Anschließend wird die Schachtel in eine von zwei größeren Kisten gesteckt. Nach einer Pause wird die Schachtel wieder hervorgeholt und dem Kind gezeigt, wobei sie nicht geöffnet wird. Schließlich wird die Schachtel in die andere große Kiste gesteckt. Wenn das Kind nun die Frage «Wo ist jetzt der Ring?» richtig beantworten kann, hat es Stufe sechs der Objektpermanenz erreicht.
Geistige Leistungen wachsen nicht nur mit der Entwicklung von Kindern, sondern auch in der Stammesgeschichte der Tiere. Deshalb haben Studien zur Objektpermanenz in den letzten Jahren großes Interesse für vergleichende Untersuchungen verschiedener Tierarten gefunden. Als wir die Studien mit den Elstern begannen, gab es in der Literatur zu diesem Thema nur zwei Arbeiten an Vögeln, beide mit Papageien – dem Graupapagei und dem Kakariki, einem neuseeländischen Laufsittich. Wir erwarteten, dass sich Elstern als futterhortende Vögel bei unseren Versuchen sehr versiert verhalten würden, da das Verstecken und Erinnern von Futter für diese Vögel zum täglichen Lebenserhalt gehört – es stellt gewissermaßen eine natürliche Objektpermanenz-Aufgabe dar (Abb. 2). Dies warf aber auch Fragen auf. Beim Graupapagei und beim Kakariki entwickelt sich die Objektpermanenz erst zu einem Zeitpunkt, zu dem die jungen Elstern sie längst für ihr inzwischen selbstständiges Leben brauchen würden. Wir stellten daher die Hypothesen auf, dass Elstern erstens eine relativ hoch entwickelte Fähigkeit zur Objektpermanenz haben, dass sich zweitens die Objektpermanenz relativ schnell entwickelt, und dass drittens ein Zusammenhang mit der Entwicklung des Futterhortens besteht.

http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin2_00/natur/artikel1/grafiken/B4abb2a.jpg Abb. 2: Schnell gefunden, hier ein Löffel unter dem Tuch. Als futterhortender Vogel ist das Erinnern von Verstecken für die Elster fast ein “Kinderspiel”.

Geistige Leistungen wachsen in der Stammesgesschichte
Unsere Hypothesen wurden bestätigt (Abb. 3). Die Elstern zeigten eine sehr hohe Kompetenz und erreichten Stufe sechs. Auch bei Versuchen mit Graupapageien wurde diese Fähigkeit mit sechs eingestuft. Bei den Säugern erreichten außer dem Menschen nur noch Menschenaffen und Hunde dieses Niveau. Für viele andere Arten, einschließlich der meisten Affen, gilt dies aber nicht. Die jungen Elstern beginnen genau dann selbstverstecktes Futter wiederzusuchen, wenn sich ihre Fähigkeit zur Objektpermanenz entwickelt. Nach etwa zehn Wochen – wenn sie ihr eigenständiges Leben beginnen – sind sie darin bereits Meister.
Dies ist ein erster Beleg, dass sich kognitive Fähigkeiten genau dann entwickeln, wenn sie von einem Lebewesen in seiner natürlichen Umwelt gebraucht werden. Unsere Untersuchungen zur Objektpermanenz hatten bereits gezeigt, dass Elstern über hohe Repräsentationsleistungen verfügen. Im Übrigen zeigen sie auch ein komplexes Sozialverhalten und erkennen ihre Artgenossen individuell. Könnte es unter diesen Umständen nicht sein, dass Elstern auch eine “Vorstellung” von sich selbst entwickeln? Solche Fragen sind bei Tieren nicht leicht zu beantworten, da wir nur sehr eingeschränkt mit ihnen kommunizieren können.
Es gibt aber experimentelle Wege, zumindest eine Teilantwort zu erhalten. Ein solcher Weg wurde vor 30 Jahren von dem amerikanischen Psychologen Gallup initiiert. Er untersuchte das Verhalten von Schimpansen gegenüber einem Spiegel. Er betäubte die Tiere, damit sie die Versuchsvorbereitungen nicht bemerkten und markierte ihre Körper an Stellen, die sie selbst nicht direkt sehen konnten. Nachdem sie wieder aufgewacht waren, wurde ihr Verhalten genau beobachtet, zunächst ohne Spiegel, anschließend vor dem Spiegel. Wenn sie in den Spiegel sahen, berührten sich die Schimpansen wesentlich häufiger an den markierten Stellen als zuvor ohne Spiegel. Aus diesem selbstbezogenen Verhalten, dass Gerti Dücker und Jürgen Lethmate von der Universität Münster auch beim Orang Utan beobachteten, zog Gallup den Schluss, dass Schimpansen sich selbst im Spiegel erkennen.
Der Markierungstest ist nur einer von mehreren Tests, die zum Verhalten vor dem Spiegel durchführt werden können. Zunächst ist es wichtig zu wissen, wie Tiere sich überhaupt ihrem Spiegelbild gegenüber benehmen. Ignorieren sie das Spiegelbild?

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Abb. 3: Die Grafik zeigt, wie sich die Fähigkeit des Erinnerns (Objektpermanenz) bei der Elster (oben) im Vergleich zu anderen Vogelarten (unten) entwickelt. In Übereinstimmung mit der futterhortenden Lebensweise entwickelt sich die Objektpermanenz bei jungen Elstern relativ früh, so dass sie Meister im Erinnern versteckter Gegenstände sind, bevor sie unabhängig von den Eltern leben.

Vor dem Spiegel: Ignorieren oder attackieren?
Attackieren sie es? Behandeln sie es wie einen Artgenossen? Stehen sie vor dem Spiegel und bewegen sich, sodass man vermuten könnte, sie betrachten sich selbst? Wir beobachteten das Verhalten unserer Elstern unter zwei verschiedenen Bedingungen: Einmal vor dem Spiegel mit ihrem Spiegelbild (Testvariante) und einmal vor der Spiegelfläche, die durch eine mattgraue Abdeckung «entspiegelt» war (Kontrollvariante). Anders als etwa beim Wellensittich, der auch nach langer Zeit einen kleinen Spiegel in seinem Käfig wie einen Sozialpartner behandelt, nach ihm pickt und ihm zuzwitschert, zeigten die Elstern vor dem Spiegel ein “neugieriges”, das Spiegelbild erkundendes Verhalten: Auf- und Abgehen vor dem Spiegel, vorsichtige Blicke hinter den Spiegel.

Was die Elster vor den Spiegel schleppt
Schließlich präsentierten sich die Elstern mit verschiedenen Gegenständen im Schnabel vor dem Spiegel. Könnte das auf Selbsterkennen hindeuten? Vielleicht – doch präsentieren Vögel auch im sozialen Kontext häufiger Federn oder Zweige. Bei der nächsten Aufgabe ging es darum, nicht direkt sichtbare Gegenstände mithilfe des Spiegels zu unterscheiden und zu orten. Zu diesem Zweck wurde in einiger Entfernung von der Elster eine geöffnete Schachtel so in Richtung Spiegel geneigt, dass die Elster deren Inhalt - zum einen Futter oder einen Ring, zum anderen ein Blatt oder die leere Schachtel – nur im Spiegel sehen konnte. Die Elstern zeigten gute Diskriminationsleistungen, indem sie sich in der überwiegenden Zahl der Fälle nach dem Blick in den Spiegel nur auf die Schachtel zubewegten, wenn sie den für sie interessanten Inhalt hatte – den Ring bzw. das Futter (Abb. 4).
Schließlich machten wir mit unseren Elstern sog. Markierungstests. Dafür bekamen sie zunächst im Kehlbereich, direkt unterhalb des Schnabels, einen farbigen Fleck. Sie können diese Stelle mit ihren eigenen Augen, die seitlich am Kopf sitzen, nicht direkt sehen, hingegen sehr gut im Spiegel, wenn sie vis-à-vis ihrem Spiegelbild stehen. Wir benutzten eine ungiftige, leicht abwaschbare Farbe. Jede Elster wurde zwei verschiedenen Tests unterzogen, einmal mit leuchtend roter und einmal mit schwarzer Farbe. Die schwarze Farbe ist auf dem an dieser Stelle schwarzen Federkleid nicht sichtbar und war eine von mehreren Kontrollbedingungen. Wir wählten diese Art der Kontrolle aufgrund eines Einwandes gegenüber früheren Versuchen von Gallup mit Schimpansen: Die Tiere hätten sich vielleicht beim ersten Test ohne Spiegel noch nicht vollständig von der Narkose erholt seien deshalb vielleicht weniger aktiv gewesen.

http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin2_00/natur/artikel1/grafiken/Rubin-s5.gif Abb. 4: Ergebnisse der Versuche zur sog. Objektdiskrimination: Wenn sich in einer kleinen Box, die für die Elster nur über einen Spiegel einsehbar ist, attraktive Gegenstände befinden, wird diese Box regelmäßig «angesteuert», eine leere Box oder eine Box mit einem welken Blatt (Kontrolle) wurde nur gelegentlich beachtet.

Der rote Fleck verrät die „Psyche“
Der Verzicht auf eine Narkose verringerte zudem die Belastung für die Tiere. Unter beiden Markierungsbedingungen wurden die Elstern völlig gleich behandelt. Sie wurden in die Hand genommen, mit einem roten oder schwarzen Farbtupfer versehen und dann in den Versuchskäfig gesetzt. Einmal standen sie dann einem Spiegelbild mit rotem Kehlfleck gegenüber, ein anderes mal dem Bild einer mit ihrer schwarzen Kontrollmarkierung normal aussehenden Elster (Abb. 5). Was würden die Elstern tun?
Um ein quantifizierbares Maß für das Verhalten der Elstern zu erhalten, protokollierten wir 18 typische Verhaltensweisen vor dem Spiegel und analysierten den Anteil an Verhaltensweisen, die auf die eigene Kehlregion gerichtet war: D.h., wenn sich das Interesse der Elstern – nachdem sie im Spiegel den roten Fleck gesehen hatten – auf diese Stelle am eigenen Körper richtete.

http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin2_00/natur/artikel1/grafiken/B4abb5a.jpg Abb. 5: Elstern beim Markierungstest vor dem Spiegel: “Bin ich‘s oder bin ich‘s nicht?“

Verwirrspiel erhöht Versuchssicherheit
Wie Abb. 6 zeigt, war die auf den Kehlbereich gerichtete Aktivität wesentlich höher, wenn die Elstern einen deutlich sichtbaren roten Fleck hatten, als wenn der Fleck nicht zu sehen war.

http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin2_00/natur/artikel1/grafiken/montage.gif Abb. 6: Nach dem Blick in den Spiegel „sucht“ die Elster den roten Brustfleck am eigenem Körper. Unter Kontroll- bedingungen mit schwarzem – daher nicht sichtbarem – Brustfleck war dies nicht der Fall.

Um zu prüfen, ob die Elstern nicht einfach auf das Bild von einer Elster mit rotem Kehlfleck z. B. mit Putzverhalten reagieren – Putzen kann bei Vögeln auch Folge erhöhter Erregung sein -, unternahmen wir weitere Kontrolltests. U. a. boten wir den Elstern hinter einer durchsichtigen Glasscheibe anstelle des Spiegels - aber bei einer ansonsten identischen Versuchssituation - eine ausgestopfte Elster entweder mit oder ohne roten Kehlfleck an. In einigen Tests saß diese Attrappe ruhig, in anderen wurde sie bewegt.
In weiteren Tests waren hinter der Glasscheibe lebende Elstern, mal mit und mal ohne Kehlfleck. Das Ergebnis war überzeugend, das Interesse der Vögel richtete sich nur dann eindeutig auf den eigenen roten Kehlfleck, wenn sie sich vis-á-vis zu ihrem Spiegelbild befanden.
Spricht das selbstbezogene Verhalten markierter Elstern vor dem Spiegel nun dafür, dass sich diese Vögel im Spiegel erkennen, vielleicht sogar eine Vorstellung von sich selbst haben? Erbringen sie eventuell sogar höhere Leistungen als viele Affen? Die Wahrnehmung der eigenen Person und die Identifikation anderer, bekannter Artgenossen ist ein äußerst komplexes Phänomen mit vielen Teilkomponenten. Wie viele derjenigen Komponenten, die menschliches Selbsterkennen ermöglichen, im hochentwickelten Gehirn der Elster realisiert sind, wissen wir noch nicht.
Es ist bleibt aber festzustellen, dass Elstern vor dem Spiegel ähnlich reagierten wie Schimpansen und Orang Utans in vergleichbaren Tests, die bei diesen Menschenaffen als Hinweis auf Selbsterkennen interpretiert wurden. Bisher ging man davon aus, dass solches Verhalten Arten, die dem Menschen eng verwandt sind, vorbehalten ist. Wie die Elstern zeigen, hat es sich offenbar auch außerhalb der Primaten entwickelt.

H.Prior, B. Pollok, O. Güntürkün
 
Zuletzt bearbeitet:
Quelle: http://www.tierschutzbund.de/00954.html

13.05.05

Rabenvogeltötung in Niedersachsen: Deutscher Tierschutzbund und NABU schalten Brüssel ein



Der Deutsche Tierschutzbund hat jetzt gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) beim zuständigen Generalsekretär der EU-Kommission in Brüssel offiziell die Beschwerde gegen die Tötung von Rabenkrähen und Elstern in Niedersachsen eingereicht. Ziel ist, dass die Landesregierung ihre starre Haltung aufgibt und das Vorhaben schnellstmöglich beendet, da die tierschutzwidrige Tötungsaktion weder rechtlich noch wissenschaftlich begründet werden kann.

Seit Januar 2004 werden im Landkreis Leer Tausende von Rabenvögeln gefangen und anschließend von Jägern erschlagen. Das Tötungsprojekt wird vom Institut für Wildtierforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover wissenschaftlich begleitet. Erklärtes Ziel der Jägerschaft ist es, den dort eingesetzten Fallentyp „Norwegischer Krähenfang“ wieder landesweit zu legalisieren. Der Einsatz dieses Fallentyps ist nach europäischem Recht grundsätzlich untersagt, da er u. a. nicht mit den Vorschriften der EU-Vogelschutzrichtlinie vereinbar ist. Diese lässt nur dann Ausnahmen zu, wenn der Einsatz bspw. aus wissenschaftlichen Gründen absolut notwendig ist. Genau dies wird unter anderem durch ein vom Deutschen Tierschutzbund in Auftrag gegebenes Gutachten vom Dezember 2004 widerlegt. Eine Stellungnahme der bis 2005 existierenden Niedersächsischen Landesanstalt für Ökologie, mehrere Schreiben des Bundesumweltministeriums sowie die massive Kritik anerkannter Wissenschaftler untermauern, dass das Vorhaben weder ethisch, rechtlich noch wissenschaftlich begründet ist.

Ungeachtet der Kritik wird das Projekt von der niedersächsischen Landesregierung inhaltlich und finanziell unterstützt. Ein Einlenken ist trotz aller vorliegenden wissenschaftlichen Argumente bisher nicht erkennbar. Die niedersächsische Landesregierung hält hartnäckig und scheinbar unbelehrbar an der Massentötung von Rabenvögeln im Landkreis Leer fest und begründet dies mit dem angeblichen Schutz bedrohter Wiesenvögel.

„Wenn die Landesregierung alle wissenschaftlichen Beweise und Mahnungen ignoriert, dass das massenhafte Töten von Rabenkrähen und Elstern mit EU-weit verbotenen Fallen mehr als fragwürdig ist, braucht es offenbar das klärende Wort einer höheren Instanz. Es liegt ein Verstoß gegen EU-Recht vor und den machen wir aktenkundig“, begründet Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, die offizielle Beschwerde bei der EU.
 
Quelle: http://64.233.183.104/search?q=cache:ZOZwVpqcYJMJ:www.vgt.at/zeitung/tk25-04/

WAIDGERECHTE FALLENJAGD

Fallenfang ist immer grausam. Eine besondere Ausformungdieser abscheulichen Jagdvariante sind die so genannten Lebendköderfallen.



Das Prinzip dieser Methode ist es, lebende, in Fallen gesperrte Tiere als Lockmittel einzusetzen. Welche Arten des Fallenfangs erlaubt sind, welche Tiere damit gefangen werden dürfen, was als Tierquälerei gilt - all das ist und bleibt völlig uneinheitlich und somit unüberschaubar. Auch vom kommenden bundeseinheitlichen Tierschutzgesetz bleiben Jagd- und Fischereigesetz ausgenommen und somit weiterhin den einzelnen Landesgesetzen unterworfen. Was das Jagdgesetz so besonders absurd macht, ist die völlige Willkür dessen, was erlaubt ist und was nicht. Denn das richtet sich nach der Waidgerechtigkeit, und die wiederum bestimmt die Jägerschaft.


Ein Beispiel aus der Steiermark

Wie sich oben Beschriebenes in der Praxis auswirkt, wurde uns vor Augen geführt, als uns im Oktober 2003 ein anonymer Hinweis über eine Lebendkrähenfalle in der Steiermark erreichte. Die Anruferin berichtete uns von einer am Waldrand aufgestellten Falle, in der sich immer einige völlig erbärmlich anzusehende Vögel befänden. Diesem offensichtlich tierquälerischen Zustand wollten wir auf den Grund gehen. Vor Ort wurden unsere Befürchtungen bestätigt. In der ca. 2x3m großen Drahtgitterfalle waren 2 Krähen und 1 Elster gefangen. Der Boden des Käfigs, indem die Tiere vergeblich um ihre Freiheit kämpften, war mit Biomüll bedeckt - dem“Futter” der Vögel. Direkt bei der Falle kam es auch zu einer Begegnung mit dem zuständigen Jäger. Völlig überzeugt von Sinnhaftigkeit und Legalität seiner Falle, schilderte er uns stolz, wie sie funktioniert. Eine Krähe setzt er hinein, die anderen folgen dann selbst durch einen Schlitz im Drahtgitter, durch den sie hinein, aber nicht mehr hinauskommen. Sobald ihm genug Tiere „in die Falle gegangen sind” schießt er sie ab. Dass sich die Vögel beim verzweifelten Versuch der Falle zu entkommen, die Flügel verletzen, hielt ihn nicht davon ab zu sagen, dass es den Vögel doch sehr gut gehe, da sie doch zu essen und zu trinken hätten. Weil der Jäger auch sagte, dass Fallen solcher Art „in dieser Gegend doch an jeder Ecke zu finden seien”, wollten wir der Gesetzeslage dieser tierquälerischen Zustände auf den Grund gehen. Bei der Bezirkshauptmannschaft erhielten wir vom zuständigen Beamten - selbst begeisterter Jäger, sein Büro mit längst verbotenen Fallen dekoriert - folgende Auskünfte: Es existiert eine EU-Richtlinie zumSchutz der Vögel. Beim Beschluss derselben wurde „leider” verabsäumt die 3 „schädlichen” Vögel Krähen, Elstern und Eichelhäher aus diesem Programm auszunehmen. Deshalb haben sämtliche steiermärkischen Bezirke eigene Verordnungen erlassen, die das Bejagen dieser Vögel erlauben. Die steiermärkische Jägerschaft befindet die Jagd auf diese Vögel also als waidgerecht! Außerdem, so der zuständige Beamte wörtlich, „ist laut Jagdgesetz ja ohnehin viel mehr erlaubt, als die Öffentlichkeit verträgt”. Lebendfallen dieser Art sind also erlaubt, sofern sie regelmäßig kontrolliert werden. Dafür wiederum, d.h. für den Begriff der Regelmäßigkeit und für die Art der Kontrolle, existiert nicht einmal eine „waidgerechte” Definition. Fazit: Ausrichten konnten wir leider nichts. Die Jägerschaft macht sich nicht nur ihre Gesetze selber, sie steht quasi auch unter ihrer eigenen Kontrolle. Gesetzlich alles völlig gedeckt.

Mag. Susanne Richter


(Hervorhebungen von "Vogel-Mami")
 
Quelle: http://www.cdu-leer.de/presse2004kv/20040730ut.pdf

Pressemitteilung:

„Rabenvögel sind eine Landplage“
CDU-Landtagsabgeordneter Ulf Thiele unterstützt Forschungsprojekt
des Landes



Landkreis Leer
30. Juli 2004.-

„Rabenvögel sind eine Landplage in Ostfriesland.“ Das erklärte der CDULandtagsabgeordnete
Ulf Thiele (Landkreis Leer) jetzt zur Forderung seiner
Grünen-Kollegin Dorothea Stein, die Forschung an Rabenkrähen im Landkreis
Leer einzustellen. Ulf Thiele ist Mitglied des Umweltausschusses des Niedersächsischen
Landtages. „In Osnabrück oder Hannover mögen Rabenkrähen ja
als possierliche Tierchen gelten“, so Ulf Thiele, „im Landkreis Leer sind sie die
schlimmsten Feinde der Bodenbrüter und Wiesenvögel.“
Nachdrücklich sprach sich Ulf Thiele für die Beibehaltung des derzeit laufenden
Forschungsprojektes aus, mit dem die Gefahr der Prädatoren für andere
Tiere wissenschaftlich untermauert werden soll. „Wir brauchen diese Forschungen“,
so Ulf Thiele. Es sei wichtig, dass die Untersuchungen in der betroffenen
Region, im Landkreis Leer, durchgeführt würden.
Forschungsergebnisse aus Nordrhein-Westfalen in diesem Bereich seien
„nicht eins zu eins“ für Niedersachsen umsetzbar, betonte Ulf Thiele. Es müssten
die individuellen Umweltbedingungen berücksichtigt werden. Der CDULandtagsabgeordnete
sprach sich deshalb klar für die weitere Finanzierung
des Forschungsprojektes durch das Landwirtschaftsministerium aus.
 
Quelle: http://www.ulf-thiele.de/ziele/pdf/05-01-13_-_PM_%27Ziel_ist_der_Schutz_der_B

Pressemitteilung:

Ziel ist der Schutz der Bodenbrüter

Ulf Thiele widerspricht Kritikern des Rabenvogel-Fangprojektes.


Landkreis Leer
, 13. Januar 2005.-

Der CDU-Landtagsabgeordnete Ulf Thiele hat die Tötung von Rabenvögeln
im Landkreis Leer im Rahmen eines Forschungsprojektes verteidigt. „Erforscht
wird, welchen Einfluss die Rabenvogelpopulation auf geschützte Bodenbrüter
hat“, erläuterte Ulf Thiele in Reaktion auf die Kritik von Dr. Johan Altmann aus
Brake. Altmann ist Vorsitzender des Tierschutzbeirates der Niedersächsischen
Landesregierung und hatte ‚Zweifel am Sinn, an der Notwendigkeit und am
wissenschaftlichen Charakter’ dieses Projektes geäußert. Ulf Thiele ist Mitglied
des Umweltausschusses des Niedersächsischen Landtages.
Der wissenschaftliche Charakter der Untersuchung sei unzweifelhaft, so der
CDU-Politiker. Er weist auf die Prüfung und Genehmigung des Projektes durch
den Landkreis Leer und die Bezirksregierung Weser-Ems hin. „Immerhin wird
es von der Tierärztlichen Hochschule Hannover (THH) begleitet und die Ergebnisse
von diesen Experten ausgewertet.“ Dass der Kreisveterinär der Wesermarsch,
Dr. Altmann, die wissenschaftliche Kompetenz der THH anzweifelt,
findet Ulf Thiele bemerkenswert.
„Bei dem Forschungsprojekt geht es eindeutig um den Schutz von Bodenbrütern,
deren Bestand durch die Rabenvögel gefährdet erscheint. Die Untersuchung
wird uns hierüber Gewissheit bringen und mögliche Ansätze für
Schutzmaßnahmen geben“, so Ulf Thiele. Es gebe in Niedersachsen viele
engagierte Vogelschützer, die mit hohem persönlichem und auch finanziellem
Einsatz die geschützten Bodenbrüter vor der Ausrottung zu retten versuchten.
„Wir können und wollen nicht dabei zusehen, wie die unkontrollierte Rabenvogelpopulation
dieses Bemühen zunichte macht.“ Die Zahl der Rabenvögel in
Ostfriesland habe in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Das könne
niemand ernsthaft bezweifeln. In keinem Fall habe das Projekt mit einer unbegründeten
und blutigen Hatz auf Rabenvögel zu tun. Die Fallenkontrolle und die
Tötung der Krähen würden von ausgebildeten Fachleuten durchgeführt, erklärt
der Landtagsabgeordnete in einer Pressemitteilung.
Wenn Dr. Altmann fordere, Alter, Gewicht und parasitären Zustand der Vögel
und insbesondere auch den Mageninhalt der getöteten Tiere zu untersuchen,
dann habe das mit der Fragestellung des Projektes nichts mehr zu tun. „Natürlich
kann man das untersuchen und gleich noch die Spannweite, die Schnabellänge
und von mir aus auch die Zahl der Federn erfassen – doch das hilft nicht
bei der Lösung der in Rede stehenden Fragestellung, ob es einen kausalen
Zusammenhang zwischen Rabenkrähenpopulation und der Population geschützter
Bodenbrüter gibt.“
Auch die Unterstellung, durch die Lebendfallen würden andere Vögel gefangen
und dadurch gefährdet, „ist ausgemachter Unsinn“, erklärte Ulf Thiele.
Richtig sei zwar, dass gelegentlich auch ein anderer Vogel in die Lebendfallen
geraten könne. Diese würden aber täglich kontrolliert und „jeder Vogel, der dort
nicht hineingehört, wird sofort wieder freigelassen“.
 
Quelle: http://www.allgemeine-zeitung.de/rhein-main/objekt.php3?artikel_id=1509652

Tote Vögel als Abschreckung

Winzer sagen gefräßigen Rabenkrähen den Kampf an/Lärm aus Lautsprechern


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Zwei Winzer hängen in ihren Weinbergen bei Hochheim eine tote Rabenkrähe an einen Pfosten, um deren Artgenossen zu vertreiben, die enorme Schäden an den Reben verursachen.
Foto: dpa

Vom 14.06.2004

Korrespondentenbericht von
Britta Schmeis


FLÖRSHEIM-WICKER In den Weinbergen von Reiner Flick sieht es makaber aus: Tote Rabenkrähen hängen zwischen den Reben kopfüber an zwei Meter hohen Holzpfählen. Aus Lautsprechern ertönen in ohrenbetäubendem Lärm abwechselnd die Angstschreie von Vögeln, Hundegebell, Traktorgeräusche und eine Salve aus einer Schrotflinte. Mit diesem Abschreckungsmix hat der Winzer aus Flörsheim-Wicker den Rabenkrähen mit einer Vorliebe für die Rotweinreben den Kampf angesagt. "Ich seh´ das ganz pragmatisch, schließlich haben die Vögel mir im vergangenen Jahr einen Verlust von 5000 bis 6000 Euro beschert", sagt Flick.

Damit steht der Winzer aus Wicker nicht alleine da. Einem von der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen in Auftrag gegebenen Gutachten zufolge verursachten die Vögel den Weinbauern rund um Flörsheim und Hochheim im vergangenen Jahr Schäden von 228000 Euro. Daher gehen die Winzer nun gemeinsam gegen die schwarzen Angreifer aus den Lüften vor. Im vergangenen Jahr hatten die Winzer erlegte Tiere tiefgekühlt. Zum Frühling tauten sie die Vögel auf und hängten sie in ihre Weinberge.

"Es gibt sicher weniger makabre Möglichkeiten", sagt der Leiter der hessischen Vogelschutzwarte in Frankfurt, Klaus Richarz. Attrappen hält er für die elegantere Lösung. Ansonsten aber befürwortet er das Vorgehen der Rheingauer Winzer vor allem gegen "marodierende Junggesellen". "Die Männchen, die kein Weibchen abbekommen haben und daher nicht mit der Brut beschäftigt sind, haben Langeweile und gehen zu Scharen auf Plünderungszüge in die Weinberge", erzählt der Biologe.

Etwa 3000 bis 5000 Raben- und Saatkrähen leben nach Schätzungen der Vogelschutzwarte in den Pappeln am Mainufer gegenüber den Opel-Werken in Rüsselsheim. Ihre Nahrung finden sie nicht nur in den Weinbergen, sondern auch in der benachbarten Mülldeponie der Main-Taunus-Recycling GmbH (MTR). "Diese Überpopulation ist von den Menschen verursacht", sagt Richarz. Denn selbstverständlich ziehe der Müll die Tiere an. Und auf dem Weg zwischen Kolonie und Deponie legen die Vögel gerne mal einen Zwischenstopp in den Weinbergen ein.

Das haben die Verantwortlichen der Recycling GmbH eingesehen und unterstützen die Winzer mit 15000 Euro. "Wir haben auch ein Interesse daran, die riesige Zahl der Vögel zu vergrämen und legen außerdem großen Wert auf eine gute Nachbarschaft mit den Winzern", sagt MTR-Geschäftsführer Gerd Mehler. Für das Geld haben die Weinbauern bislang sechs der mobilen Lautsprecher-Anlagen angeschafft - Kosten pro Stück: 500 Euro, die Autobatterie, über die die Geräte betrieben werden, nicht mit eingeschlossen.

Doch die schlauen Vögel lassen sich nur schwer austricksen. "Die Rabenkrähen sind außerordentlich intelligent", berichtet Richarz. Die Tiere gewöhnten sich schnell an die Attrappen und begriffen, dass von den Geräten keine reale Gefahr ausgehe. Winzer Flick musste das schon leidvoll erfahren. In einem seiner Weinberge haben sich die gefräßigen Vögel schon wieder zu schaffen gemacht. Dort sind 30 Prozent der Triebe beschädigt.
 
Quelle: http://www.landkreis-verden.de/index.cfm?content=http://www.landkreis-verden.

Rabenkrähen und Elstern


Die Rabenvögel sind eine Familie der Singvögel mit besonders eindrucksvollen Vogelgestalten. In Deutschland kommen acht Arten vor: Kolkrabe, Aaskrähe (mit den Unterarten Raben- und Nebelkrähe), Saatkrähe, Elster, Dohle, Alpendohle, Eichelhäher und Tannenhäher. Alle heben sich von anderen Singvögeln allein schon wegen ihrer Größe ab. Selbst der in Gestalt und Verhalten am ehesten an einen kleineren Singvogel erinnernde Eichelhäher wiegt 170 Gramm, etwa das Zehnfache eines Kleinvogels. Die Krähen sind mit 200 bis 400 Gramm etwa so groß und schwer wie mittelgroße Eulen. Der größte Rabenvogel, der Kolkrabe, ist immerhin so groß wie ein Mäusebussard, bei einem Gewicht von über 1,2 kg. Für vogelkundliche Laien ist es deshalb überraschend, dass es sich bei diesen Vögeln um Verwandte von Amsel, Drossel, Fink und Star handelt.

Unglücksrabe oder Götterbote?
Von den Raben geht eine eigenartige Faszination aus. Bis heute überwiegt jedoch bei den meisten Menschen ein Argwohn gegenüber Rabenvögeln, der seine Wurzeln in der frühen Kulturgeschichte hat. In der römischen und griechischen Antike war das Erscheinen der schwarzen "Raben", ob Kolkrabe, Aaskrähe, Saatkrähe oder Dohle, immer ein Zeichen nahenden Unglücks. Besonders Kriegsunglück und Tod konnten die "klugen" Raben in der Vorstellung der Menschen vorausahnen. Raben folgten den Heeren nicht ohne Grund aufs Schlachtfeld: schon damals war bekannt, dass sie Aas fressen. Die Germanen überließen den heiligen Tieren des Kriegsgottes Wotan, den Wölfen und Raben, sogar ganz bewusst ihre Gefallenen auf den Schlachtfeldern. Raben waren Sendboten aus der Welt der Götter. Zwei Raben, Hugin und Kunin, saßen immer auf der Schulter Odins und berichteten ihm, Gedanke und Erinnerung verkörpernd, was in der Welt passiere.

Auch die Elster galt immer als besonders gehasster Unglücksbote: sie verkörperte im heidnischen Mitteleuropa den Vogel der Todesgöttin. Saatkrähen, Dohlen und Aaskrähen waren nicht nur schwarze Unglücksvögel, sondern darüber hinaus auch deshalb schon immer besonders unbeliebt, weil sie den Bauern Samen auf den frischbestellten Feldern oder Früchte "stahlen". Die Krähen wurden deshalb als "Galgenvögel" zur Abschreckung von Artgenossen tot in die Felder gehängt. Bis in die Gegenwart war das "schwarze Gesindel" Ziel intensiver Verfolgung und Vernichtung. So ist es kein Wunder, dass diese zwiespältige Beziehung zwischen Menschen und Rabenvögeln trotz vieler neuer Erkenntnisse der Biologie noch immer nachwirkt. Das zeigt sich besonders, wenn über ihren Schutz diskutiert wird.

Bejagung von Rabenkrähen und Elstern
Wie alle anderen europäischen Vogelarten auch, gehören die Rabenvögel zu den gesetzlich besonders geschützten Arten. Nach § 42 Abs. 1 Nr. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) ist es verboten, wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen, Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtstätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.

Bis zur Neufassung des Niedersächsischen Jagdgesetzes war die Bejagung von Rabenvögeln grundsätzlich verboten. Lediglich zum Schutz der heimischen Tierwelt und zur Vermeidung erheblicher landwirtschaftlicher Schäden war eine Bejagung von Rabenkrähen und Elstern als genehmigungspflichtige Ausnahme möglich.

Nach Neufassung des Niedersächsischen Jagdgesetzes vom 16.03.2001 unterliegen Rabenkrähen und Elstern dem Jagdrecht. Außerhalb festgelegter Schonzeiten ist somit eine Bejagung durch den zuständigen Jagdausübungsberechtigten ohne eine erforderliche Genehmigung möglich geworden. Den zuständigen Jagdausübungsberechtigten nennt Ihnen die untere Jagdbehörde, die im Ordnungsamt des Landkreises angesiedelt ist.

Gegen die anderen Rabenvogelarten sind im Einzelfall und unter bestimmten Voraussetzungen lediglich Vergrämungsmaßnahmen außerhalb der Brut- und Aufzuchtzeiten möglich. Über diese Anträge entscheidet die untere Naturschutzbehörde (Landkreis Verden).

Kontakt:
Für weitere Fragen nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf.
 
Quelle: http://natur-5seenland.de/Service/Nachlesen/Raben.htm

Schwarze Gesellen - Mythen, Meinungen und Fakten zu den Rabenvögeln

Kurzfassung des Vortrags von Prof. Dr. Josef H. Reichholf, Zoologische Staatssammlung München, gehalten in Gräfelfing am 28.1.2002


Von November bis März fallen in München große Krähenschwärme auf. Sieht man etwas genauer hin, so stellt man fest, dass Saatkrähen überwiegen, darunter mischen sich Rabenkrähen und Dohlen. Die Krähen sind Wintergäste, im Sommer sind sie in Osteuropa. Tagsüber auf Futtersuche in den Feldern, versammeln sie sich abends an ihren gemeinsamen Schlafplätzen im Englischen Garten, im Olympiapark und in Nymphenburg. Das letzte mal wurden die Krähen vor 25 Jahren gezählt, die Vogelkundler kamen auf ca. 50.000 Vögel (Saatkrähen, Rabenkrähen und Dohlen). Doch die Zahlen haben bis heute stark abgenommen.


Zur Biologie der Krähen (Rabenvögel)
Die Familie der Krähen gehört zu den Sperlingsvögeln, sie sind somit Singvögel. Ihre bekanntesten Arten: Alpendohle, Dohle, Saatkrähe, Nebelkrähe, Rabenkrähe, Eichelhäher, Kolkrabe, Elster. Die Krähen sind ausgesprochen intelligent, anpassungsfähig und haben ein kompliziertes Sozialverhalten.


http://natur-5seenland.de/Service/Nachlesen/Kolkrabe.jpg Kolkrabe

Kolkrabe
Der Kolkrabe ist unser größter Singvogel (Länge 65 cm) und hat einen sehr kräftigen schwarzen Schnabel. Er hat so gut wie keine natürlichen Feinde, selbst der Steinadler hat Respekt vor ihm. Vorkommen: in Bayern fast ausschließlich in den Alpen und in größeren Wäldern. Nahrung: Allesfresser, vor allem Aas, in den Alpen verendetes Wild, aber auch Kleinsäuger und vegetarische Nahrung. Der Kolkrabe ist auf der ganzen nördlichen Halbkugel verbreitet. Ende des 19. Jahrhunderts war er in Deutschland fast ausgerottet. Er überlebte in Schleswig-Holstein und im Alpengebiet. Der Kolkrabe ist ganzjährig von der Jagd verschont, dadurch konnten sich die Bestände wieder erholen.

http://natur-5seenland.de/Service/Nachlesen/Rabenkraehe.jpg Rabenkrähe

Rabenkrähe Aaskrähe (Nebelkrähe, Rabenkrähe)
Von der Aaskrähe gibt es 2 Unterarten: Nebelkrähe und Rabenkrähe. Die Nebelkrähe hat graues Gefieder und ist östlich der Elbe beheimatet. Die Rabenkrähe ist der Saatkrähe ähnlich, hat aber rein schwarzes Gefieder und kräftigen schwarzen Schnabel (Länge 47 cm). Nahrung: Allesfresser – Würmer, Schnecken, Insekten, Amphibien, Nestlinge und Eier von Vögeln, vor allem Aas, daneben auch Früchte, Sämereien, Abfälle aller Art.
Brutverhalten: Die Rabenkrähen sind in 2 Gruppen geteilt: in Rabenpaare, die ein Brutgebiet besetzt haben und in Gruppen von Nichtbrütern („Junggesellenschwärme“). Untersuchungen haben ergeben, Rabenkrähen, die ein Brutgebiet haben, verteidigen dieses Gebiet gegen Konkurrenten. Nur wer ein Brutgebiet hat, kann sich fortpflanzen. Die Nichtbrüter-Schwärme besetzen jedoch die besten Nahrungsplätze (z.B. Müllhalden), da sie diese gemeinsam verteidigen. Die nichtbrütenden Rabenschwärme sind Nesträuber, auch bei Rabenkrähen! Dies ist ein starker Regulierungsmechanismus innerhalb der Rabenkrähen.

http://natur-5seenland.de/Service/Nachlesen/Saatkraehe.jpg Saatkrähe

Saatkrähe
Die Saatkrähe ist der Rabenkrähe ähnlich, gleiche Größe, Unterschiede: stärker blauschillerndes schwarzes Gefieder, langer schlanker Schnabel. Bei Altvögeln ist die Schnabelwurzel weißlich unbefiedert. Nahrung: Raupen, Käferlarven, Schnecken, Drahtwürmer, Mäuse, Samen. Saatkrähen sind keine Nesträuber!
Saatkrähen brüten in Kolonien, Rabenkrähen nicht. Saatkrähen sind bei uns als Brutvögel vom Aussterben bedroht. Um 1900 gab es noch ca. 11.000 Brutpaare in Bayern, heute schätzt man sie auf ca. 3.000 Brutpaare. Die Saatkrähe steht auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten in Bayern

Zur Mythologie der Raben
Die Raben haben heute einen schlechten Ruf. Das war nicht immer so. Raben sind bei den Germanen wichtige Vögel – sie begleiten Wotan (= Odin, Vater und Herrscher aller Götter). Seine zwei schwarzen Raben Hugin (Gedanke) und Munin (Gedächtnis) flogen täglich hinaus, um überall auf der Welt Neuigkeiten zu sammeln. Im Mittelmeerraum wurden die Raben als Aasfresser nicht sehr geschätzt. Das Christentum, das ja aus dem Mittelmeerraum kommt, verteufelt die Raben und setzt dagegen die Taube (Friedenstaube).
Was kann man gegen den unbegründet schlechten Ruf der Rabenvögel tun? Vorschlag von Prof. Reichholf: Sobald wir wieder Krähen und Dohlen aufziehen und als Haustier und Kamerad halten, werden wir wieder ein normales ungetrübtes Bild des Raben bekommen – und von seiner Intelligenz überzeugt werden.

Anmerkung zur Jagd
Alte Rabennester sind bei einigen Vogelarten, die selbst kein Nest bauen, sehr begehrte Nisthilfen (Waldohreule, Turm- und Baumfalke). Deshalb ist die alte Jagdpraxis abzulehnen, im Frühjahr Krähennester auszuschießen. (Fotos: Bajohr)

Weitere Informationen finden Sie z.B. unter http://www.rabenvoegel.de
 
Quelle: http://natur-5seenland.de/Bedr.Vogelarten/saatkraehe.htm

Bedrohte Vogelarten: Saatkrähen, ihr Krach macht die schwarz beschwingten Müllmänner unbeliebt
von Wolfgang Alexander Bajohr


http://natur-5seenland.de/Bedr.Vogelarten/Saatkraehen.verliebt_small.jpg Verliebte Saatkrähen

Rook ist ein riesengroßer Vogel. Wenn er mit vielen seiner dunklen Gefährten auf schmalen schwarzen Schwingen leicht und behände durch die Lüfte gleitet, rudert er selbst bei starkem Sturm so kraftvoll schlagend dagegen an, dass ich nur Achtung vor dem Vogel haben kann. Auch wenn er auf die Wiese einschwenkt, sich senkrecht gegen den Wind stellt und sanft aufsetzt, flößt er Respekt ein, denn er ist fast einen halben Meter lang. Neben ihm hat seine Frau aufgesetzt, und der flüstert er
liebevoll quarrend Freundlichkeiten ins Ohr, die für manche Menschen nur ein hässliches Krächzen sind. Sie sehen auch nicht die Schönheit des mächtigen Vogels, der für sie nur ein Rab’ und damit ein Schädling ist, der nebst Anverwandten nichts anderes im Sinn habe, als Lärm zu machen und die Jungen der Singvögel zu fressen. Für Rook ist das Dummheit, denn er ist ja selber ein Singvogel, und das nicht nur nach Meinung seiner Frau, sondern ganz offiziell nach dem Vogelbuch. Dann müsste man die Amsel ja auch zu den Rabenvögeln zählen, denn die ist viel schwärzer als er, und ihr wunderschönes Flötenlied kann morgens auch ganz schön lästig sein, wenn jemand schlafen will.
Als die Sonne durchbricht, da wird der Rook erst richtig schmuck. Wer jetzt sein Fernglas hebt und ihn genauer ansieht, der muss staunen, wie wunderschön bunt der sonst so schwarze Vogel ist, denn in vielen metallischen Farben schillert sein Gefieder als habe ein Goldschmied es entworfen. Mit wechselndem Farbenspiel erfreut Rook den Vogelfreund. So schrieb schon Löns: "Ein blankes Krähenpaar auf der grünen Aprilsaat, der gelben Auguststoppel oder einem weißen Schneefeld, ein Krähenflug, der unter dem blaugrau und rosenrot getönten Abendhimmel dahinzieht, der zärtliche Balzruf der Krähen im kahlen Vorfrühlingswald, ihr Krächzen im sturmzerzausten Herbstwalde, das alles gehört zur deutschen Landschaft. Behalten wollen wir sie in der Landschaft, die blanken klugen Krähen, Deutschlands interessanteste Großvögel."

Rook versteht die Welt nicht mehr
Wenn die Nachtigall ihr Liebessehnen in der Mondnacht flötet, schluchzt und schlägt, dann hat man ihr Gedichte gewidmet und Musikkompositionen. Vom Frühlingsflöten der Amsel, da schwärmen sie, obwohl der Vogel sie lange vor dem Weckerrasseln weckt. Und das Tirilieren der Lerche ahmen sie mit Geigen nach und bauen sie in die Poesie des Himmels ein. Rook versteht die Welt nicht mehr, denn auch er ist ein Singvogel, der seiner Angebeteten ein Liebeslied singt, wenn auch ein ganz bescheidenes. Rook übt schon im Vorfrühling auf seiner Singwarte und sorgt für Kurzweil. Früher habe ich geglaubt, dass Krähen nur harsche, harte, krächzende Stimmen haben. Heute weiß ich, wie sanft und zärtlich sie reden. Auch wenn seine Frau ganz alleine auf den Eiern brütet, hockt Rook mit eingezogenem Kopf daneben. Ein wenig gluckernd und krächzend klingt sein Stakkatolied, aber er hat halt nichts anderes gelernt als "Krah" in verschiedenen Tonlagen und jene Sammlung von zärtlichen gutturalen Lauten, die nur seine Frau versteht. Und weil nun Rook sein Nest immer in Gesellschaft mit anderen baut und, aus einem Schutzbedürfnis heraus, auch immer in der Nähe von Menschen, denen er traut, geht denen zuweilen das ewige dezente Geplärre auf die Nerven.

Bei uns ist das noch harmlos, infernalisch war es einst, als es die großen Brutkolonien mit bis zu 2000 Paaren noch gab. Aber diese Zeit ist hier längst vorbei. Erst in der Summe wird das dezente "Krah, krah" zum Schmerz, der Ohrennerven fast betäubt. So große Kolonien gibt es in Deutschland nicht mehr. Aber auch wenn in Mecklenburg heute noch 400 Saatkrähenväter gleichzeitig und sanft "Krah, krah" sagen und 400 Ehefrauen sanft und leise "Gahk, gahk" antworten, ist das schon eine Sache, die sich kaum einer vorstellen kann. Jedes Paar zankt mit dem benachbarten um Baumaterial fürs Nest, weil Zweige einer ganz bestimmten Größe bei so vielen Vögeln ein Wertgegenstand sind. Und wenn einer nicht aufpasst, dann stiehlt ihm der Nachbar die Zweige unter dem Hintern weg und gibt seinen Kommentar dazu. Auch der Bestohlene plärrt und krächzt. Wenn bei einer Störung die Wolke schwarzer auffliegender Vögel die Sonne verfinstert, dann steigert sich ihr kollektiver Gesang zu einem infernalischen Krach, der sich verdreifacht, wenn die Jungen geschlüpft sind und die Eltern um Futter anbetteln. Sie rufen noch nach Sonnenuntergang, und sie beginnen zu singen, ehe die Sonne sich wieder erhebt. Nur in der eigentlichen Nacht ist Ruhe, und natürlich, wenn die Brutzeit vorbei ist. Das geht schnell. Denn knapp drei Wochen brüten sie, und weitere 3 Wochen füttern sie ihre Kinder. Dann ist Ende mit dem Krach, der nur in den Riesenkolonien wirklich unerträglich ist.

Saatkrähenvater Rook ist jetzt 20 Jahre alt, das lässt sich an seinem Aluminiumring ablesen. Weil er in dieser kleinen Kolonie, in diesem kleinen Wald, inmitten von Kulturlandschaft und Ort großgeworden ist, weiß er, dass es immer schon eine ganz kleine Kolonie war, mit nicht mehr als 30-40 Horsten. Ganz genau hat man sie in den dichten Fichten niemals zählen können. Zusammen mit einer ebenso kleinen Kolonie bei Haar/Ottobrunn, sind es die einzigen brütenden Saatkrähen im Großraum München. Mehr als 1500 Brutpaare gibt es in ganz Bayern nicht. Mit einem Paar pro 5500 Einwohner sind Saatkrähen noch seltener als der seltene Brachvogel. Darum hätten die Gilchinger stolz auf ihre Saatkrähen sein können. Aber es hat immer schon empfindliche Leute gegeben, die nach der Feuerwehr rufen oder nach dem Jäger. Aber seit 1980 stehen diese Vögel unter Naturschutz und 1986 sind sie gar als Vogel des Jahres ein Symbol für bedrohte Arten geworden, denn in manchen Gebieten sind sie ausgestorben, in anderen auf 1/10 bis 1/20 des alten Bestandes zurückgegangen. Mit dem Absterben der alten Fichten und Ausweisung des Geländes als Baugebiet, verschwindet auch die Kolonie in Gilching. Die Vögel ziehen um nach Hechendorf am Pilsensee.

Profitiert haben sie bei uns von der Kultursteppe des Flughafens aber auch vom weichen Moorboden im Teggermoos. Ihr Wald war so klein wie sie es gerne haben, und die Autobahn hat sie so wenig gestört wie die Häuser der Siedlung, die immer näher herangerückt sind. So mancher Baum wurde umgesägt, denn Wald wurde Baugrund. Mancher Horstbaum stand auf einmal mitten im Garten, weil die Menschen sich inmitten dieser Kolonie angesiedelt haben. Hernach staunen sie nicht schlecht, wenn der ganze Plastikmüll, Bindfäden und Papier, die Saatkrähen in der Landschaft zusammenlesen und in ihre Nester einbauen, von oben auf Dächer und Gärten herabrieselt. Aber die Vögel haben das Plastikzeug ja weder erfunden noch fortgeworfen, und sie haben sich mit den Menschen trotz ihres älteren Wohnrechtes arrangiert und haben die Siedler geduldet, trotz deren Stereoanlagen. Ihr Verderben waren erst die umgesägten Horstbäume. Schlimmer noch war, dass der Sturm auch noch den Rest umgeknickt und der Borkenkäfer sie zum Absterben gebracht hat. Da haben sich die meisten Saatkrähen neue Horstbäume suchen und ganz neue Nester bauen müssen. Die aber stehen in Hechendorf in einem neuen kleinen Wald. Hier müssen Menschen erst lernen, dass bedrohte Vögel auch ein Lebensrecht haben. Jene 6-8 Wochen bleibt den Menschen nur die Wahl, sich mit ihnen anzufreunden oder die Ohren zuzustopfen. Der Jäger, nach dem auch hier gerufen wird, kann nicht helfen, denn er würde seinen Jagdschein verlieren, weil diese Vögel nicht dem Jagdrecht unterliegen, sondern unter Naturschutz stehen.

http://natur-5seenland.de/Bedr.Vogelarten/Saatkraehen.schwarm_small.jpg Saatkrähenschwarm

Eine Krähe, die eigentlich keine Krähe ist
Rook ist allerdings auch der Meinung, dass er gar keine Krähe ist, sondern sich von dem "Gesindel" gründlich unterscheidet. Für ihn spricht nicht nur sein buntes Gefieder, sondern auch sein Speisezettel. Für seinen unglücklichen Namen Saatkrähe kann der Vogel nichts, denn der ist fast Rufmord. Auch die Ornithologen weisen auf viele Unterschiede hin, die Saatkrähen von echten Krähen unterscheiden, und so heißen Saatkrähen in anderen Staaten der EU nicht Krähe, sondern Rook, Roek... etc. So hat auch der Vogel dieser Schilderung seinen Namen Rook bekommen. Rook isst keine Vögel, nicht ihre Eier und auch keine Junghasen. Eigentlich sollten die Bauern ein Denkmal für ihn bauen, weil er sie von Feldmäusen und Schadinsekten befreit, und das ganz ohne Chemie.

Rook ist ein stolzer Vogel, und wenn er mit wiegendem Gang über die Wiesen schreitet, schaut er aus, als hätte er Schlotterhosen angezogen. Sein ganzes Federkleid wirkt drei Nummern zu groß, denn es hängt mit seiner ganzen Konstruktion ein wenig schlapp herab. Im Flug sind Saatkrähen schlanker und die Flügel sind schmaler, der Schwanz ist runder als bei Rabenkrähen. Sie schlagen kräftiger und auch elastischer mit den Flügeln und segeln häufiger. Am deutlichsten unterscheiden sie sich durch den Schnabel. Bei Saatkrähen ist er lang und spitz, und weil sie ihre Nahrung unter der Erde suchen, ist am Ende beim Gesicht kein Federkleid. So steht ihnen die Art des Broterwerbs schon ins Gesicht geschrieben. Wer sie ohne Vorurteil betrachtet, muss sie achten.

Mit seiner Frau lebt Rook in Dauerehe für ein ganzes Vogelleben, und wenn sie nicht gerade brütet, sind beide stets zu zweit unterwegs. Drei Dinge sind es noch, die Rook besonders schätzt: einen Lebensraum mit reichlich Nahrung, hohe alte Brutbäume wo man ihn in Ruhe lässt und eine weite übersichtliche Kultursteppe mit weiter Rundumsicht. Kombiniert man das, dann will er keinen Wald, sondern kleine Feldgehölze und Wiesen mit weichen feuchten Böden. Damit ist Rook Kulturfolger.

http://natur-5seenland.de/Bedr.Vogelarten/saatkraehe.paar_small.jpg Saatkrähenpaar

Eine Mülldeponie im Wald meidet er. In offener Landschaft stürzen sie sich scharenweise drauf. Ihr Leben und Brüten im Sozialverband hat viele Vorteile. Darum will er Gesellschaft, weil viele Augen mehr sehen, als nur vier. Und Feinde lassen sich gemeinsam besser vertreiben. Viele Tiere verständigen sich auch über Futtervorkommen, und sie nutzen es gemeinsam besser, weil immer jemand aufpasst und warnt. Saatkrähen sind sozial hoch entwickelte Vögel, die ihr ganzes Verhalten und ihre Neigungen auf das Gemeinschaftsleben abstimmen, auch auf der Winterreise und in der Brutkolonie.

Anfang März, wenn die Sonne Kraft gewinnt und die Tage länger werden, verspürt Rook ein seltsames Sehnen und beginnt seine Ehefrau zärtlich zu umwerben. Das ganze Jahr über suchen sie gemeinsam Futter und schlafen dicht gedrängt auf dem gleichen Ast. Sie reisen gemeinsam in den Winterurlaub, und nun bessern sie gemeinsam ihr altes von den Winterstürmen zerzaustes Nest aus. Mehr als sonst kraulen sie sich mit dem Schnabel. Er sagt zärtlich "krah" und sie "groh". Manchmal sitzt er auch auf dem Nachbarhorst, entfaltet den Schwanz zu einem Rad wie ein Auerhahn, lässt die gelifteten Flügel herabhängen, streckt den Hals weit vor und singt. Er fliegt zu seiner Frau, und das Spiel wiederholt sich. Streckt er den Hals vor, reckt sie ebenfalls den Hals, und die Schnäbel berühren sich zärtlich. Sie duckt sich, zuckt bettelnd mit den Flügeln, spielt Kind und sagt ganz hell "kruu, kju". Sie bettelt Rook an, und manchmal füttert er sie dann richtig, zuweilen spielt er das auch nur. Bald fliegen sie auf das Nest, und paaren sich dort. Selbst während des Brütens, zuweilen, wenn er sie füttert, verpaaren sie sich immer mal gelegentlich. Vorher verbeugt er sich, spreizt den Schwanz und singt.

Normaler Weise bessern sie ihre alten Nester aus. Sind die herabgeweht, oder muss die Kolonie umziehen, weil die Horstbäume weg sind, pflücken sie sich neue Zweige von den Bäumen. Sehr gerne stibitzen sie sich aber auch gegenseitig das Baumaterial. Fertige Nester sehen wie lockere Reisighaufen aus, die mit Grasbüscheln, trockenem Mist, Moos, Erde, Papier- und Plastikmüll ausgepolstert sind. Nachbarn beachten sich kaum, auch nicht wenn Rook nebst Frau auf dem Nestrand hockt und sie im Rufduett lärmen. Gegen fremde Vögel verteidigen sie den Nestbereich. Aber für manchen Vogel ist so ein Krähennest wichtig. So brüten dort Waldkauz und Waldohreule, oder Turmfalken, die keine eigenen Nester bauen können. Zuweilen siedeln sich auch Reiher an. Keine Baumart wird bevorzugt, und sie wechseln auch von einer auf eine andere. Nur sind bei uns die Nester immer sehr hoch. Ich sah sie in Schweden neben Tankstellen mit viel Betrieb in nur 5 m Höhe, und in Russland haben sie am Boden in einem Schilffeld gebrütet.

http://natur-5seenland.de/Bedr.Vogelarten/Saatkraehe.jung_small.jpg Junge Saatkrähe

Ihre 3-6 Eier legt Frau Rook im Abstand von 2 Tagen und brütet oft vom 1. Ei an zeitweise und vom letzten Ei an ständig. Wenn sie für einen Bewegungsflug vom Nest geht, passt er derweile auf. Nach 16-20 Tagen schlüpfen die Jungen, und die werden nach 28-30 Tagen flügge. Natürlich sagen auch die Kinder schon "kroh", aber viel gequetschter, bettelnder und drängender, dass es zuweilen an Eichelhäher erinnert.
Manche zerschellen vor dem Ausfliegen unter dem Horst, andere fängt tags bald danach der Habicht oder nachts der Uhu. Die Eltern führen sie zwar in das feindliche Leben ein, aber nur 1/3 überlebt. Weil sie erst mit 2 Jahren geschlechtsreif werden, finden sich Jungvögel in Junggesellengemeinschaften mit bis zu 200 Vögeln zusammen. Die schlafen in der Nähe der Brutkolonie und sind besonders zum Lärmen aufgelegt.

Bauern sollten Rook ein Denkmal setzen
Tagsüber durchstreifen Saatkrähen paarweise die Umgebung ihrer Kolonie. Oder ein ganzer Schwarm rückt auf die umliegenden Wiesen aus. Feuchte weiche Wiesen sind ihnen am allerliebsten. Wo Menschen Wiesen umbrechen, um Maisäcker daraus zu machen, müssen Saatkrähen auf die Felder ausweichen. Da gibt es zuweilen dann Schaden an frisch aufgegangener Saat oder herausgepickten Körnern. Auf Wiesen gibt es niemals Schaden. Aber selbst im Umfeld von Großkolonien mit mehreren hundert Paaren ist nie mehr als 0,5 % der Saat ausgefallen, wie Biologen untersucht haben. Aber es ist müßig zu streiten, ob sie nützlich oder schädlich sind.

http://natur-5seenland.de/Bedr.Vogelarten/Saatkraehe.acker_small.jpg Saatkrähe.Acker

Die Saatkrähen bezahlen den Schaden den sie anrichten tausendfältig, weil sie mehr Feldmäuse und Schadinsekten vertilgen, als sie Schaden stiften. Schon in Zeiten vor der chemischen Schädlingsbekämpfung erkannte man, dass der Nützling Saatkrähe eine Massenvermehrung von Schädlingen mit sehr hohen Ernteausfällen biologisch verhindert. Weil man Gewölle und den Mageninhalt untersuchte, weiß man ganz genau, was sie essen.
Das sind Feld- und Wühlmäuse, Drahtwürmer und Engerlinge, Getreidekäferlarven, Erdraupen, Schnecken, Rüsselkäfer, Dung- und Schildkäfer, Ohrwürmer, alle Arten von Heupferden und Maulwurfsgrillen, Feldwanzen, Kohlschnaken, aber auch mal ein Fröschlein.

Ihre Schnäbel sind Spezialwerkzeuge
Ein Beobachter hat mir erzählt, dass die schlauen Saatkrähen auf einem abgeernteten Maisfeld eingefallen sind, wo sie die Raupen des Maiszünslers entdeckt hatten, die sich in die Maisstoppeln zurückziehen. Um an diese Beute zu gelangen, müssen sie ihre ganze Kraft aufwenden und die Stoppeln mit dem Schnabel zerschlagen. Eine auch für diese großen Vögel mühevolle Arbeit, an deren Ende der Lohn von nur einer oder zwei fetten Raupen winkt. Sie wissen aber stets genau, welche Stoppel besetzt ist und welche nicht, denn immer hatten sie Erfolg.

Bevorzugt sucht Rook seine Nahrung unter der Erde, ganz im Gegensatz zur Rabenkrähe, die sie obenauf sucht und bis zu 30 % ihrer Nahrung auch aus Eiern und Jungvögeln bestreitet. Das darf man nicht der Saatkrähe anlasten, die überwiegend von Pflanzen, den aufgezählten Kleintieren und allerhand Abfall lebt. Auch Rook ist ein Generalist, der sich auf den Mülldeponien liebend gerne mit Gummiringen vollstopft, obwohl er die gar nicht verdauen kann. Doch die Jungen zieht Familie Rook vorzugsweise mit der eiweißreichen Insektennahrung auf. Nur im Umfeld von Mülldeponien stiften Saatkrähen, nach Untersuchungen, auf den Feldern verstärkt Schaden. Zwar kennt man nicht den Grund, aber Betreiber von Deponien sind wiederholt zu Schadenersatz verurteilt worden. Mag sein, dass sie die Wintervögel vermehrt anlocken.

http://natur-5seenland.de/Bedr.Vogelarten/saatkraehe_small1.jpg Saatkrähe

Die schmalen spitzen Saatkrähenschnäbel haben an der kahlen Schnabelwurzel keine Federn. Die würden sich auch abnutzen, wenn die Vögel dauernd unter der Erde herumgraben, um Samen und Beutetiere aufzuspüren. Die spitze Pinzette ist hervorragend, wenn es gilt aus schmalen Spalten etwas herauszuziehen. Rook stößt seinen Schnabel in die Erde und pflügt voranschreitend knabbernd den Boden durch. Oder er stößt ihn in das Mäuseloch und pflügt dann rüttelnd den Gang auf, bis er im Nest mit den leckeren rosa Mäusebabys landet. Beim Ackern spreizt er den Schnabel etwas und eggt dann lockernd mit drehenden Bewegungen die Erde, was sicher eine sehr anstrengende Methode ist. Darum lieben Saatkrähen auch lockere feuchte Böden, und sie leiden nicht im Winter Not, sondern im Sommer, wenn die Erde steinhart austrocknet.
Dann kann man nur noch Hälmchen für Hälmchen mit dem Pinzettenschnabel aufheben und schauen, was darunter sitzt oder liest Körnchen und kleine Beutetiere von der Oberfläche ab. Saatkrähenschutz heißt also: Blumenwiesen erhalten. Wenn am Morgen die Wiesen voller Reif und Tau sind, könnte Rook auch im warmen Boden erfolgreich nach Beute graben. Dann aber wandelt er gerne würdevoll schreitend durch das nasse hohe Gras, um kältestarre Insekten einfach von den Gräsern abzupicken.

Saatkrähen auf der großen Winter-Reise
Kaum eine andere Vogelart macht das Phänomen des winterlichen Vogelzuges so bewusst wie die Saatkrähe. Die Vögel sind nicht zu überhören, denn das "Krah krah" mischt sich mit dem "Jack, jack" der im Zug mitziehenden Dohlen. Großen Heerscharen gleich, überfluten sie auch den Großraum München. Das eindrucksvolle Schauspiel vom Zug der oft gleichzeitig fliegenden 10.000, in manchen Jahren auch 25.000 Saatkrähen, kann überwältigend sein. Und weil die Partner vor dem Einschlafen miteinander reden, verstärkt sich der Lärm an dem Hauptschlafplatz in der Aubinger Lohe zu einem Orkan. Dieses Massenauftreten ist für uns verwirrend, denn warum soll der Vogel selten sein? Doch im Münchner Raum gibt es nicht einmal 100 Brutpaare. Sie ziehen im Winter ebenfalls fort, nicht weiter als längstens 400 km nach Südwesten.
Die uns besuchenden Wintergäste haben aus Osteuropa 1500 km hinter sich, jene aus den russischen Steppen sind gar 3000 km weit angereist. Sie ziehen dann 2500 m hoch mit mehr als 50 km/h Reisegeschwindigkeit als eine schwarze Wolke unendlich vieler Vögel. Hier überwinternde Gäste ziehen morgens vom Schlafplatz in breiter Front unter 300 m Flughöhe westwärts auf die Felder im Teggermoos bei Gilching, in das Ampermoos und westwärts zum Lechfeld und darüber hinaus. Abends kehrt sich der Zug um, und sie streben Zwischenrastplätzen bei Freiham zu und dem Aubinger Friedhof. Ganz schlaue, die den Tag in den nahrhaften Anlagen in München verbrachten, sammeln sich im Nymphenburger Park. Wenn dann die Abendsonne ihr schillerndes Gefieder vergoldet, erheben sich auf einmal alle und streben dem Hauptschlafplatz zu. Erst wenn es dunkel wird, herrscht dort Ruhe, und diese Ruhe brauchen sie, denn jedes Auffliegen kostet in der nahrungsarmen Zeit unnötig Energie. Wenn auch bei uns tiefer Schnee fällt und klirrende Kälte einsetzt, zieht die Mehrzahl westwärts in mildere Gefilde. Nur jene, die sich mit den Menschen angefreundet haben und an bestimmten Plätzen Gemüsereste, Kartoffeln und Reis vom Mittagessen abbekommen, bleiben hier, solange die Tierfreunde Spaß an den putzigen und zutraulichen Vögeln haben. Für den Artenschutz mag das bedeutungslos sein. Es hilft auch nicht unseren Brutvögeln, aber es ist immer ein kleines Glück für jene, die Zwiesprache zu einem Wildtier suchen.

Spätestens im März ziehen alle in ihre Brutgebiete zurück. Während die noch ins ferne Russland fliegen, ist auch Rook mit seiner Frau längst wieder in der Kolonie, und er singt ihr von seiner Singwarte sein Frühlingslied vor. Wir müssen nur lernen, dass Saatkrähe nicht gleich Saatkrähe ist, dass also trotz des Massenansturms im Winter, unsere wenigen Brutvögel bei uns eine seltene und bedrohte Art sind. Wir sollten dankbar sein, dass sie bei uns noch brüten und Schutz in unserer Nähe suchen. Ein Vertrauen, das sie nur wenige Wochen von uns beanspruchen. Weder die Feuerwehr, noch der Jäger kann oder darf das ändern. Der will das auch gar nicht, da es nicht seine Aufgabe als Jäger ist, ein Tier nur darum zu vertreiben oder zu töten, weil seine normale Lebensart für unsere Ohren mit Lärm erfüllt ist. Wir dürfen sie nicht unter unseren Vorurteilen leiden lassen. Auch die Saatkrähe Rook ist uns als Mitgeschöpf anvertraut. Darum wollen wir den zutraulichen Vogel in unserer Nähe dulden, um ihn auch für kommende Generationen zu erhalten.


siehe auch: Schwarze Gesellen - Mythen, Meinungen und Fakten zu den Rabenvögeln
 
Quelle: http://www.tierschutzbund.de/00918.html

Fragwürdige Forschung: Massentötung von Rabenvögeln im Landkreis Leer


Seit Anfang 2004 läuft im Landkreis Leer (Niedersachsen) eine Massenvernichtung von Krähen und Elstern, die der Vorsitzende der Jägerschaft Niedersachsen und Leiter des Institutes für Wildtierforschung (IWFo) der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Prof. Dr. Dr. habil. Klaus Pohlmeyer als „Wissenschaftliche Forschung“ bezeichnet.

http://www.tierschutzbund.de/typo3temp/28286715d5.jpgRabenkrähe © Achim Köpf

Tausende Rabenkrähen und Elstern haben die ostfriesischen Jäger bereits in Krähenmassenfallen gefangen und anschließend erschlagen – in Fallen, die als „Norwegischer Krähenfang“ bezeichnet werden und in der gesamten EU (auch in Deutschland) verboten sind, denn die EU-Vogelschutzrichtlinie verbietet es Fangmethoden einzusetzen, die nicht selektiv sind.

Die Jäger möchten klären, „ob der Fallenfang ein effizientes und praktikables Mittel ist, die Bestandsdichte der Rabenvögel und Elstern zu verringern“. Das Projekt wird vom niedersächsischen Landwirtschaftsministerium finanziell gefördert.


Massive Kritik
Namhafte Biologen, darunter Privatdozent Dr. Hans-Wolfgang Helb von der Universität Kaiserslautern (Fachbereich Biologie, Abteilung Ökologie; Rabenvogelgutachter des Landes Rheinland-Pfalz), Dr. Ulrich Mäck (Biologe, Rabenvogelgutachter der Bundesregierung) und Dr. Wolfgang Epple (Biologe & Ethologe, freier Gutachter, Buchautor von "Rabenvögel – Göttervögel – Galgenvögel“), laufen gegen diese „Freilandforschung“ ebenso Sturm wie die Naturschutzverbände und der Deutsche Tierschutzbund.

Auf Grundlage eigener Untersuchungen und wissenschaftlicher Studien verweisen die Wissenschaftler darauf, dass der Einfluss von Rabenvögeln auf Wiesenvögel deutlich überschätzt wird. Die Vögel kommen häufig zu Unrecht in den Verdacht die Bestände der Wiesenbrüter zu bedrohen.

  • Biologen konnten z.B. mit Hilfe von Wärmesensoren in den Nestern in mehreren hundert Fällen belegen, dass die Gelege nächtens durch andere Beutegreifer geleert werden. Rabenvögel schlafen nachts und scheiden somit als "Hauptverdächtige" für den europaweiten „Wiesenvogelschwund“ aus.
  • Begleitende Verhaltensstudien, zeigen dass sich die Wiesenbrüter tagsüber durch entsprechendes Abwehrverhalten durchaus gegen Beutegreifer und auch Rabenvögel zu wehren wissen, während sie gegenüber Nachträubern praktisch keine Chance haben.
  • Untersuchungen mit Sendern (Telemetrie) konnten nicht belegen, dass Rabenvögel an Kükenverlusten beteiligt sind.
Die Bedrohungssituation heimischer Wiesenvögel ist in viel stärkerem Maße auf Lebensraumveränderungen und intensivierte Landnutzungen zurückzuführen (Änderungen des Landschaftswasserhaushaltes z.B. durch Trockenlegung von Feuchtgebieten, Mangel an Rückzugsgebieten, Verlust von Grünland, wodurch der Druck von Beutegreifern wie Fuchs und Marder zunimmt. Ein weiterer Belastungsfaktor ist der Einsatz von Pestiziden und Insektiziden in der Landwirtschaft.

Bundesumweltminister Trittin hat das Projekt mehrfach kritisiert. Kritk äußerte auch der Tierschutzbeirat des Landes Niedersachsen, der im Vorfeld nicht eingeschaltet worden war. Auch das Niedersächsische Landesamt für Ökologie, die eigene Fachbehörde des Landes, kam zu dem Schluss, dass die Leistungsbeschreibung nicht die Anforderungen an ein wissenschaftliches Untersuchungsprogramm erfülle.


Wissenschaftliches Gutachten belegt Unsinnigkeit des Projektes
In einem 16seitigen Gutachten „Zur Selektivität und Eignung der Norwegischen Krähenmassenfalle unter Berücksichtigung von Aspekten des Tierschutzes und Artenschutzes“, das sie im Auftrag des Deutschen Tierschutzbundes erstellten, begründen Wolfgang Epple, Hans-Wolfgang Helb und Ulrich Mäck ausführlich, dass „erhebliche Zweifel an methodischer Zieführung und wissenschaftlicher Seriosität des Projektes angebracht“ seien (Hervorhebung durch die Autoren).


Juristische Ermittlungen laufen
Bei der Staatsanwaltschaft Aurich läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachtes der Tiertötung ohne vernünftigen Grund in Verbindung mit Verstößen gegen das Bundesnaturschutzgesetz, die Bundesartenschutzverordnung und die EU-Vogelschutzrichtlinie gegen Prof. Pohlmeyer und andere. Der Deutsche Tierschutzbund hat sich diesem Verfahren angeschlossen. Parallel dazu prüft er, ob erneut Beschwerde bei EU-Kommission eingelegt werden kann.


Mehr zu diesem Thema:
Fragwürdiges Forschungsvorhaben (du und das tier 2/2005)
Zurück ins Mittelalter (du und das tier 6/2004)
Pressemeldung vom 13. Mai 2005
Pressemeldung vom 9. Dezember 2004
Jagd: Das Tier als Zielscheibe

Weiterführende Links
http://petition.thoki.net/

Downloads
Gutachten „Zur Selektivität und Eignung der Norwegischen Krähenmassenfalle unter Berücksichtigung von Aspekten des Tierschutzes und Artenschutzes“
Fragwürdiges Forschungsvorhaben - pdf-Version (du und das tier 2/2005)
 
Quelle: http://www.vogelforen.de/showthread.php?t=84326&page=32&pp=10

Beitrag #383 von VolkerM


Zur Beseitigung eventueller Unklarheiten:

Per Gestattungsbescheid vom 06.02.2004 wurde die Bejagungszeit für Krähen und Elstern (eine Differenzierung erfolgte nicht) bis zum jeweiligen 31.03. (der Jahre 2004 und 2005) festgelegt.

Elster:
"Meist ab Anfang/Mitte Februar beginnt der Nestbau. (...) Die Eiablage beginnt manchmal schon Ende März."

Aaskrähe:
"Der Nestbau beginnt schon Ende Februar/ Anfang März. (...) Hauptlegezeit ist der April."

Epple, W. (1997): Rabenvögel, G. Braun-Verlag, Karlsruhe

Anmerkung: Klimatische Einflüsse (lange strenge Winter / frühzeitige Wärmephasen) spielen natürlich auch eine Rolle.
 
Quelle: http://www.umwelt.niedersachsen.de/master/C4506994_L20

Repräsentative Arten




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Bestandsentwicklung 24 repräsentativer Vogelarten



Über 90 Prozent der Fläche Niedersachsens werden intensiv genutzt. Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Siedlung und Verkehr haben das Gesicht der Landschaft in den letzten 50 Jahren völlig verändert. Kleinstrukturen wie Hecken, Gräben, Säume, Böschungen sind vielerorts dezimiert oder ganz beseitigt worden. Gewässer wurden ausgebaut, Feuchtgebiete entwässert, traditionelle Nutzungsweisen aufgegeben, in Dörfern und Städten wurden Grünflächen bebaut oder "pflegeleicht" umgestaltet. Landschaften und Orte, die früher vielfältig und abwechslungsreich waren, sind heute ausgeräumt und monoton. Verkehrstrassen zerschneiden die Landschaft und führen zu Biotopverinselung. Die wenigen Gebiete, die noch einigermaßen naturnah sind, werden z.T. durch Erholungsverkehr stark beansprucht. Hinzu kommen flächendeckend stoffliche Einflüsse wie Stickstoffeintrag aus der Luft, saure Niederschläge, Düngemittel und Pestizide sowie toxische oder hormonell wirksame Stoffe, die zunehmend im Boden oder Wasser nachgewiesen werden.


Die Bestandsentwicklung repräsentativer Arten ist für die biologische Vielfalt und den Zustand der Landschaft ein guter Indikator: Wie kommen die früher weit verbreiteten, landschaftstypischen Arten mit diesen Lebensraumveränderungen zurecht? Zeigen die Schutzbemühungen der letzten 25 Jahre Erfolg, nimmt die landschaftliche Vielfalt seit Verabschiedung des Bundesnaturschutzgesetzes (1976) wieder zu? Für den Indikator werden 24 repräsentative Vogelarten der Lebensräume Acker, Grünland, Wald, Siedlung, Moor, Heide, Binnengewässer und Küste herangezogen.


Als Zielwert 2010 wurde von einem Expertengremium für jede Art die Bestandsgröße ermittelt, die bis 2010 erreichbar wäre, wenn ab sofort
  • alle verbindlichen Naturschutzbestimmungen (Schutzgebiets-Verordnungen, internationale Verpflichtungen etc.) eingehalten werden,

  • Land- und Forstwirtschaft sowie Siedlung, Industrie und Verkehr sich zügig in Richtung auf eine nachhaltige Nutzung entwickeln.



Tendenzen


Seit Beginn der Datenerhebungen im Jahr 1970 sinkt der Index. Dabei ist davon auszugehen, dass auch schon in den 60er Jahren erhebliche Bestandsrückgänge stattgefunden hatten. Ein leichtes "Zwischenhoch" im Jahr 1985 ist auf verstärkte Datenerhebung für den Brutvogelatlas Niedersachsen in diesem Jahr zurückzuführen. Der negative Trend ist in den Bestandsrückgängen weit verbreiteter Vogelarten begründet, die typisch sind für Acker (z.B. Feldlerche, Grauammer), Grünland (z.B. Kiebitz, Kampfläufer) und Siedlung (Gartenrotschwanz, Mehl- und Rauchschwalbe). Die Vogelarten der Normallandschaft in Niedersachsen zeigen also eine ungebrochen negative Entwicklung. Ihre Bestände sind im Mittel nur etwa halb so groß wie um 1970. Ursache für die Bestandsrückgänge ist die intensive Landnutzung in allen Bereichen (Land- und Forstwirtschaft, Verkehr, Siedlung und Freizeit). 20 Jahre nach Inkrafttreten des Niedersächsischen Naturschutzgesetzes geht der Verlust an landschaftlicher Vielfalt, Biodiversität und Lebensräumen immer noch weiter.

Eine Trendwende innerhalb der nächsten zehn Jahre wird von Experten für möglich gehalten, aber nur, wenn ab sofort das Naturschutzgesetz konsequent umgesetzt wird und alle Flächennutzungen sich zügig in Richtung auf eine nachhaltige Nutzung entwickeln. Im Verhältnis zum Etappenziel 2010 liegt der Wert 1999 bei 74 Prozent.

27.09.2004
 
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Thema: "Massentötung von Rabenvögeln" (unkommentierter Info-Thread)
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