Sie waren anpassungsfähig und ihr Bestand hat sich am Nahrungsangebot orientiert - sind das die Eigenschaften eines Haustiers?
Nein, das sind Eigenschaften
jeden frei lebenden Tieres - Du hast's erfaßt - eben mangels Nahrungsgrundlage (sogar für Menschen war sie knapp) gab es nach dem Krieg in den Städten so gut wie keine Taube mehr. Die Besiedlung in den Ruinen setzt erst ein, als für die Tiere wieder Nahrung zu finden war.
Die heutigen Stadttauben sind ihre Nachkommen, dennoch wird von ihnen behauptet, sie seien vollkommen auf menschliche Hilfe angewiesen, man müsse sich mit der Begründung "verwildertes Haustier" um sie kümmern.
Die heutigen Stadttauben sind die Nachkommen von nach dem Krieg neu ausgebrachten Tauben - es waren gar nicht mehr genug da, um die heutigen Bestände flächendeckend in allen Städten zu erklären. Die Leute haben nach dem Krieg schlicht alles gegessen, dessen sie habhaft werden konnten.
...sie seien vollkommen auf menschliche Hilfe angewiesen...
Das hat niemand behauptet, sondern die Beispiele, bei denen das nicht der Fall ist, wurden ja explizit genannt und sind hier nachzulesen. Haben sich aber gerade Tauben an bestimmte Nahrungsquellen gewöhnt (egal ob Acker oder Imbißbude), bleiben sie am Standort und verelenden ggf. dort. Genau wie Hunde und Katzen, die eben nicht "zurück" in den Wald abwandern und weiter verwildern.
Die Taubenfreaks heute versuchen also nicht mehr und nicht weniger, als die Fehler der Taubenfütterer zu korrigieren, wobei es fraglich ist, ob die Taubenfütterer je zur Einsicht kommen werden.
Typisch - Hauptsache, man kann vermeintlich Schuldigen ein Etikett auf die Stirn kleben. Auf die Idee, daß viele (Hart IVler) die Tauben nur deshalb füttern, weil jeden Tag zu beobachten ist, wie sie verzweifelt nach Nahrung suchen, zum Teil bis in die Nacht, kommst Du erst gar nicht. Auch das macht nebenbei
kein tagaktives Wildtier.
Stadttauben sind herrenlose Haustauben und brüten ohnehin ganzjährig, genetisch erzwungen; ob im Sommer oder im Winter, mit Futter oder ohne Futter.
Eben. Deswegen wäre der einzige Effekt des Futterentzugs im Winter, wenn es kaum Nahrung gibt und selbst Singvögel an Vogelhäuschen zugefüttert werden, daß die Taubenküken verhungern oder erfrieren (mangels Wärme durch die futtersuchenden Alttiere). Es führt bei Stadttauben nachweislich nicht dazu, daß die Fortpflanzung eingestellt wird. Soweit war ja wenigstens Motte schon, auch wenn sie dies fälschlicherweise auf Licht zurückführt (das es in sämtlichen Brücken nirgends gibt).
...in den Städten war aber alles weg.
Für diese Schilderungen bin ich meiner Oma heute dankbar, denn es hat erheblich dazu beigetragen, "satt sein" nicht als Selbstveständlichkeit vorauszusetzen. Man sieht ja, was für ein Denken dabei herauskommt, wenn in Vergessenheit gerät, was Hunger heißt, auch für ein Tier.