Legenot bei Vögeln

Diskutiere Legenot bei Vögeln im Forum Graupapageien im Bereich Papageien - Legenot beim Vogel Ursachen und Behandlung Mag. Claudia Hochleithner und Dr. Manfred Hochleithner Tierklinik Strebersdorf 1210 Wien...
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Legenot beim Vogel
Ursachen und Behandlung
Mag. Claudia Hochleithner und Dr. Manfred Hochleithner
Tierklinik Strebersdorf
1210 Wien


Legenot ist eine gefürchtete Erkrankung verschiedener in Gefangenschaft gehaltener Ziervögel. Davon betroffen sind sowohl Papageienvögel als auch Finkenvögel, wobei unter unseren Patienten Wellensittiche, Nymphensittiche, Kanarienvögel und Graupapageien die Statistik anführen.
Ursache:
Ist man früher davon ausgegangen, dass ein zu großes Ei für die Legenot verantwortlich ist, weiß man heute, dass in den meisten Fällen (>90%) ein Mangel von Calcium zu einer Störung beim Transport des Eies im Legedarm (beim Vogel wird üblicherweise nicht zwischen Eileiter und Uterus unterschieden, sondern beide gemeinsam als Legedarm bezeichnet) führt und es damit zu einem Festsitzen des Eies und den Symptomen der Legenot kommt. Zum bessern Verständnis wollen wir kurz den normaler Legevorgang beleuchten:
Einige Zeit bevor der weibliche Vogel das erste Ei legt, wird durch Hormone gesteuert Calcium in die Knochen eingelagert, welches bei der Eibildung und dem Transport dann zur Verfügung stehen kann. Diesen Vorgang kann man auch mittels Röntgenuntersuchung feststellen. Je nach Spezies werden üblicherweise 3-5 Eier in einem sehr kurzen Zeitraum gelegt. Untersuchungen bei Hühnern haben gezeigt, dass die kürzeste Zeit, in welcher ein Ei von Ablösung der Dotterkugel bis zur Ablage benötigt 24,5 Stunden beträgt. Daraus ergibt sich auch die kürzest mögliche Zeit für die Fertigstellung des Geleges. Wenn man die Menge an Calcium bedenkt, die in jeder Eischale enthalten ist, kann man sich leicht vorstellen, welche Mengen an Calcium vor der Eiablage eingelagert werden müssen um ein reibungsloses Legen zu gewährleisten. Betrachtet man nun die „übliche“ Ernährung unserer Ziervögel und deren Calciumgehalt wird ein Problem beim Eierlegen offensichtlich:
Die Hauptnahrung fast aller bei uns gehaltenen Papageien- und Finkenvögel sind nach wie vor Körnermischungen. Seit langem ist bekannt, dass in Körnern etwa 20 lebenswichtige Bestandteile in zu geringen Mengen enthalten sind, was über längere Zeit zu einer Mangelerkrankung führt. In Bezug auf Calcium ist nun nicht alleine ein „zu Wenig“ an Calcium für das Problem verantwortlich, sondern es besteht auch ein „zu Viel“ an Phosphor in der Nahrung und diese beiden Elemente sollten in der Nahrung in einem Verhältnis von 2 Teilen Calcium und 1 Teil Phosphor vorhanden sein, um vom Körper optimal genutzt werden zu können. Bei den Sonnenblumenkernen zum Bespiel ist dieses Verhältnis 1 zu 7. Zusätzlich bindet Fett in der Nahrung verfügbares Calcium und des weiteren muß ausreichend Vitamin D vorhanden sein, um das Calcium in der Nahrung überhaupt für den Vogel verfügbar zu machen. Daher kann man davon ausgehen, dass der Grossteil der Stubenvögel einen Calciummangel hat und dadurch ein erhöhtes Risiko besteht, an Legenot zu erkranken.
Viele Vogelbesitzer meinen, dass einzeln gehaltene weibliche Vögel keine Eier legen. Abgesehen vom tierquälerischen Aspekt der Einzelhaltung von Papageien, trifft diese Tatsache nicht zu. Weibliche Vögel benötigen zur Eiablage nicht den Reiz oder die Befruchtung durch einen männlichen Vogel (siehe Intensivtierhaltung zur Produktion von Hühnereiern) und daher besteht immer – auch nach Jahren der völligen geschlechtlichen Isolation und Inaktivität die Gefahr einer Legenot.
Vorbeuge:
Bei optimalen Haltungs- und Fütterungsbedingungen ist das Auftreten der Legenot wirklich auf die seltenen Fälle von zu großen oder missgebildeten Eiern beschränkt.
Fütterung: Das Futter muß auf jeden Fall genügend Calcium sowie Vitamin D enthalten. Das Überstreuen von Körnermischungen mittels Calciumpulver ist unzureichend, da die Vögel die Körnerhülsen und damit das aufgebrachte Calcium nicht mitfressen. Zusatzfuttermittel, die reich an Calcium sind, stellen, wenn der Vogel sie frißt, eine gute Möglichkeit dar. Hervorzuheben sind dabei Milchprodukte (Käse, Topfen, Yoghurt) sowie lange gekochte Eischalen. Hochwertige pelletierte Fertigfutter, wie sie heute auch bei uns im Handel erhältlich sind, sind ebenfalls ausreichend mit Calcium und Vitamin D angereichert.
Haltung: Als wichtigster Haltungsfaktor in Bezug auf das Entstehen der Legenot ist eine Beleuchtung, die ultraviolettes Licht enthält. Sonnenlicht, welches durch normale Fensterscheiben kommt, enthält diese nicht mehr. Die UV Strahlung ist für die Bildung der aktiven Form des Vitamin D in der Haut verantwortlich, ohne dem selbst bei ausreichender Verfütterung von Calcium dieses aus dem Darm nicht aufgenommen werden kann.
Information: Wenn man als Besitzer nicht weiß, welches Geschlecht sein Vogel hat, kann man natürlich auch nicht richtig auf die Symptome der Legenot (aufgeplustert am Boden sitzen, sehr große weiche Kotmassen, pressen teilweise mit leichter Ausstülpung der Kloake) reagieren. Neben der Endoskopie besteht heutzutage die Möglichkeit das Geschlecht mittels Blut oder Federprobe bestimmen zu lassen.
Behandlung:
Das schlechteste ist, zu versuchen mittels Druck auf den Bauch und damit das Ei dieses aus dem Bauch zu drücken. Dabei kommt es sehr leicht zu Verletzungen des Legedarms und leider dadurch bedingt zum Tod des Vogels. Warme ruhige Umgebung und Zuführen von Calcium reichen in vielen Fällen aus. Um so kleiner der Vogel ist, um so weniger Zeit besteht bis es zu irreversiblen Schäden kommt. Daher sollte bei Verdacht ehebaldigst ein Tierarzt aufgesucht werden. Der Großteil der Vögel kann durch Calciuminjektionen geheilt werden. Gelingt es dadurch nicht, werden Hormone injiziert und kommt es auch dadurch nicht zu Eiablage, muß das Ei chirurgisch entwickelt werden. Je nach dem Zustand des Vogels kann dabei gleich eine Kastration erfolgen. Vor Beginn der Behandlung muß ein Röntgenbild angefertigt werden. Dabei wird neben dem Ei (Größe, Form) auch die Struktur der Knochen beurteilt. In seltenen Fällen wird trotz Legenot ein weiteres Ei produziert – in solch einem Fall ist üblicherweise eine chirurgisches Vorgehen notwendig. In der Abbildung sehen Sie ein deutlich abgebildetes Ei und dahinter ein Ei mit fast nicht erkennbarer Eischale.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen einen kleinen Überblick über die Problematik der Legenot geben. Bei guter Fütterung und Haltung sollte sie heutzutage kein Problem in der Vogelhaltung mehr sein. Leider muß noch ein Grossteil der Stubenvögel unter unzureichendem Futter und falscher Haltung leiden.

Auch dieser Beitgag wird wie ich denke einige interesieren.
Werner
 
Hallo Werner
Du machst Dir ja wirklich sehr viel Arbeit diese Berichte hier zu schreiben, nur möchte ich doch bemerken, daß es dazu Literatur gibt die jeder interressierte Papageienhalter selber kaufen kann.
Falls er sie nicht beziehen kann, weil der Bericht neu aus einem Forschungsinstitut kommt, kann er hier bei anderen Papageienfreunden danach fragen.
Ich bin auch der Meinung, daß Du unbedingt einen PC brauchst um hier auch einmal Fragen zu beantworten, die doch viele haben.
Bei all Deinen Berichten drängte sich mir die Frage auf, warum Du eigentlich überhaupt noch selber Papageien hälst???
Wer versorgt sie denn wenn Du unterwegs bist? Die können nämlich nicht mal 5 Tage hungern!!!
Nein, aber mal ehrlich, wenn man sich so lange schon damit beschäftigt muß doch die einzige Schlußfolgerung sein:
Ich halte jetzt keine Papageien mehr sondern versuche nur noch aufzuklären und sie zu schützen!

Gruß Baer
 
Thema: Legenot bei Vögeln

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