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Liebe Vogelliebhaber,
nach fünf Wochen mit den Grünzügeln Max & Shica möchten wir mal ein paar Eindrücke schildern. Vielleicht findet der eine oder andere, der auch überlegt die Familie zu erweitern, ein paar interessante Aspekte. Und erfahrene Papageienhalter dürften uns auch gerne ein paar Tipps geben. Auf Youtube haben wir einen eigenen Kanal (Link) und stellen von Zeit zu Zeit Neues von den beiden ein.
Verschmust
Max und Shica sind beides Handaufzuchten von unterschiedlichen Züchtern, waren aber die letzten Monate bereits von unserer Züchterin gemeinsam gehalten worden. Entsprechend gut verstehen sie sich. Sie sind geradezu unglaublich verschmust, wie man das auch hier sehen kann. Aber sie kuscheln nicht nur miteinander sondern kommen auch zu uns, reiben ihre Köpfe an unserer Kleidung, wie man das auch von Katzen kennt, oder geben Küsschen. Ich war überrascht, wie sehr einen das menschlich berührt und wie sehr sich eine Bindung zu den beiden aufgebaut hat. Früher habe ich meinen Kopf über Menschen geschüttelt, die eine intensive gefühlsmäßige Bindung zu ihren Haustieren hatten, denn schließlich – so meinte ich – sind es ja „nur“ Tiere. Heute kann ich das verstehen und empfinde teilweise ähnlich.
Clowns
Verschmust sind sie vor allem abends. Ansonsten sind es Clowns, die uns sehr viel zum Lachen bringen. Sie sind enorme Akrobaten, verfügen für ihre Größe über einen sehr stämmigen und muskulösen Körper und haben überhaupt kein Problem ihr gesamtes Körpergewicht alleine mit dem Schnabel festzuhalten. Wie auch Rosemary Low in ihrem Buch (ISBN 3-9806144-7-7) schreibt, gehört Fliegen nicht so zu ihren Leidenschaften. Wenn sie etwas durch Klettern oder Laufen erreichen können, tun sie es auf diesem Wege. Lustig ist dabei, dass sie sich auf dem glatten Parkett gerne hüpfend fortbewegen. Ähnliches sieht man auf Youtube auch von anderen Paaren.
Haltung / Käfig
Wir halten die beiden in einem geräumigen Käfig im Wohnzimmer. Das Wohnzimmer hat eine Nische mit einem schmalen aber hohen Fenster mit Blick auf Terrasse und Garten. Entsprechend ist der Käfig quasi – mit Abstand – von drei Seiten von Mauern umgeben, so dass sie sich dort sicher und ungestört fühlen können und dennoch mitten im Geschehen sind.
Die beiden haben die Angewohnheit, ihr Futter im Schnabel zu schütteln, so dass die Stücke schon mal durch die Gegend fliegen und an der Wand landen. Bisher war die Wand weiß gestrichen, doch bereits in der ersten Woche haben wir die Gestaltung geändert und die Wand mit einer dunkelroten unempfindlichen Wischtechnik versehen. Das ist, weil unempfindlich, nicht nur praktisch, sondern sieht optisch auch chic aus, denn der dunkelanthrazite Käfig hebt sich so schön ab.
Beim Kauf des Käfigs haben wir uns für ein Modell von Flavio Cages entschieden. Von Montana Cages haben wir einen Tischfreisitz. Der Flavio hatte 200 € gekostet, ein vergleichbarer Montana wäre auf fast 600 € gekommen. Der Tischfreisitz war dagegen überraschend günstig. Dadurch können wir zwischen beiden Herstellern (beide Fertigen in China) einen qualitativen Vergleich ziehen. Beide Hersteller verwenden eine Pulverbeschichtung. Die die Qualität der Beschichtung von Montana ist ein vielfaches höher und es scheint, dass sie etwas mächtiger ist, als die von Flavio. Zu dem Urteil kommen wir auch, da die Beschichtung an der Kotwanne des Flavio bereits bei der Lieferung an einigen Stellen abgeplatzt war und sich darunter Rost gebildet hatte – der Händler hat uns aber sofort Ersatz geschickt. Das nächste Mal würden wir wohl doch tiefer in die Tasche greifen.
Sehr unpraktisch beim Flavio ist, dass er ohne Plexiglasverkleidung geliefert wird. Auch gibt es unten bei der Kotwanne einen Spalt von 4 cm unterhalb der Schürze. Entsprechend viel Dreck sammelt sich nach wenigen Stunden rund um den Käfig an. Ich habe mich daher dafür entschieden, den Käfig etwas auszubauen. Im Baumarkt habe ich mir transparente stabile Folie geholt (verwendet man z. B. für Gewächshäuser). Die Rückseite des Käfigs habe ich komplett damit bespannt und die beiden schmalen Seiten bis zur halben Höhe. Gespannt und außen am Käfig befestigt habe ich die Folie mit Schrauben und großen Unterlegscheiben (natürlich nicht vernickelt oder verzinkt). Damit die Folie nicht beim Klettern stört, kamen noch Kunststoffmuffen als Abstandhalter zum Einsatz. Das Konstrukt hat den Dreck deutlich reduziert. Den unpraktischen Spalt an der Kotwanne habe ich ebenfalls geschlossen. Das hat den Wert des Käfigs um locker 50 % erhöht…
Bei der Käfigausstattung sorgen wir regelmäßig für Abwechslung. Wir tauschen jede Woche irgendetwas aus und beginnen nach ein paar Wochen den Zyklus von neuem. Außerdem kommen immer wieder frische Zweige aus dem Garten in den Käfig. Mit Treatspielzeug können sie wenig anfangen – aber vielleicht kommt das ja noch.
Den Boden haben wir mit Papageiensand ausgestreut, wobei wir hier eine ordentliche Schicht eingestreut haben. Diese sieben wir 2x – 3x täglich mit einer Katzenstreuschaufel durch. Unterhalb der Futterschale, wo wir Obst und Gemüße verfüttern, legen wir außerdem Zeitung aus. Das Reinigen des Käfigs beansprucht jeweils ca. 10 Minuten und ist auch die Gelegenheit, die beiden in der Zeit ins Freie zu lassen. Alle vier Wochen wir der Sand komplett ausgetauscht. Unangenehme Gerüche bilden sich so keine.
Baden
Ein großes Bad, das von außen an der Brutklappe hängt, sehen sie als Höhle und setzen sich gerne auf den Rand als Schlafplatz. Zum Baden verwenden sie es allerdings nur, wenn es nicht am Käfig hängt, es auf dem Wohnzimmerboden steht und wir sie ins Wasser locken. Dabei zuzuschauen, ist allerdings extrem putzig (Video), vor allem wenn sie sich danach abtrocknen (Video). Wir haben sie auch schon mit ins Bad genommen, aber dort sind sie derzeit noch misstrauisch. Und das Plätschern der Dusche verunsichert sie sogar.
Stimme
Man kann es überall lesen: Grünzügel können ganz schön Krach machen. Und das kann auch manchmal auf die Nerven gehen. Sie rufen dann sehr laut und schrill. Allerdings beruhigt uns, dass unser Nachbar uns sagt, dass er sie noch nicht gehört habe.
Bezüglich der Rufe haben wir habe interessante Feststellungen gemacht: Morgens, solange sie keine Geräusche in der Wohnung, sind sie absolut still – selbst wenn es draußen bereits hell wird. Auch abends kehrt, sobald es dunkel wird, Ruhe ein. Manchmal, wenn wir im Wohnzimmer sitzen und einen Film gucken, hört man Shica noch schnabbeln. Sie ist dann wie ein kleines Kind, das nicht schlafen gehen möchte.
Ich arbeite zeitweise zu Hause, so dass ich sie auch am Tag beobachten kann. Wenn sie mich nicht sehen und hören sind sie absolut still. Sobald sie aber hören, dass die Wohnungstüre aufgeschossen werden, werden sie lebendig, beginnen zu Rufen und fordern Aufmerksamkeit. Gibt man ihnen diese, beruhigen sie sich. Lässt man sie sogar aus dem Käfig, können sie sich dann sogar für Stunden wieder ruhig mit sich selbst beschäftigen.
Neben den hohen Rufen hat vor allem Shica eine ganze Bandbreite von Tönen drauf. Sie macht Pussi-Geräusche, hört sich manchmal an wie ein jammerndes Kind und gluckst manchmal vor sich hin. Aber sie belohnt auch manchmal mit melodischem Pfeifen.
Zusammengefasst kann man sagen, dass sie sich die meiste Zeit des Tages recht ruhig verhalten.
Futter
Hierzu gibt es reichlich Hinweise, derer wir uns bedient haben. Auch unsere Züchterin hat uns hilfreiche Hinweise gegeben. Dass Avocados tödlich hat mich schon verwundert, da wir aus Südamerika Vögel kennen (der Quezal), für die Avocados die Lieblingsspeise ist. Daher gut zu wissen.
Die beiden futtern sehr viel Obst und einige Gemüsesorten. Besonders schätzen sie alles, was kleine Körner enthält, wie Weintrauben und Granatäpfel. Auch Kiwis mögen sie. Äpfel lassen sie überraschenderweise liegen. Wir hatten jetzt auch Weißdorn, Hagebutte und Schlehe gesammelt und gelegentlich unter das Futter gemischt. Doch häufig liegen die Beeren dann am Boden. Cranberries mögen sie nur, wenn sie weich sind (die können sie haben, denn die festen und knackigen mag ich ).
Für Walnüsse sind sie bereit zu töten! Da hört auch die Liebe zwischen den beiden auf. Entsprechend verwenden wir sie für das Clickertraining und als letztes Mittel, wenn es mal besonders schwer ist, die beiden wieder in den Käfig zu locken.
Bei Rosemary Low hatten wir gelesen, dass man ihnen auch gekochte Nudeln geben kann. Die lassen sie aber stehen, während sie gekochte Kartoffeln gerne mal fressen.
Von Verselle-Laga geben wir ein Trockenfutter für südamerikanische Papageien. Das duftet zwar sehr frisch, aber die beiden mögen doch lieber das Körnerfutter unserer Züchterin, das auch einen Anteil Sonnenblumenkerne enthält. Da wir gelesen haben, dass Grünzügel nicht zur Verfettung neigen, bereiten uns die Sonnenblumenkerne derzeit keine Sorgen. Allerdings geben wir es auch nicht täglich. Auf dem Freisitz versuchen wir es mit Pellets. Shica zeigt wenig Interesse, aber Max kaut darauf rum.
Etwas Sorge macht uns, dass sie recht untypisch kaum nagen. Den Gritstein im Käfig beachten sie nicht, knabbern aber glücklicherweise an der Sepilaschale. Obwohl wir regelmäßig Äste von der Weide in den Käfig hängen, werden diese maximal entlaubt, aber nicht daran genagt. Positiv ist, dass sie auch kein Nagebedürfnis an Möbeln oder Wänden entwickelt haben. Unsere Züchtern hat uns den Tipp gegeben, ihnen Zwieback zu geben. Den bekommen sie 2x die Woche und sie verschreddern den dann tatsächlich. Ansonsten gehen sie auch an Knabberstangen oder Kiefernzapfen.
Freiflug, Sauberkeit, Raumklima
Wir haben uns so eingerichtet, dass wir sie morgen und abends aus dem Käfig lassen. Allerdings nur unter Aufsicht, auch wenn sie bisher keine zerstörerischen Energien freigesetzt haben. Öffnen wir den Käfig, springen sie entweder auf die Hand oder kommen angeflogen. Sich nicht auf den Kopf oder die Schulter zu setzen, konnten wir ihnen leider noch nicht abgewöhnen. Da sie viel Obst fressen, ist der Kot zeitweise auch schon fast so flüssig wie bei Lories. Wir haben nicht die Erwartung, sie stubenrein zu bekommen. Damit muss man sich wohl abfinden. Entsprechend sind immer Kosmetiktücher zur Hand. Glücklicherweise haben wir eine Ledercoach. Wenn wir die beiden aus dem Käfig lassen spannen wir alte Spannbettücher über den Zwei- und Dreisitzer. Gerade unser Bedürfnis nach Sauberkeit hat die Haltung von Vögeln lange aufgeschoben. Daran haben wir auch keine Abstriche gemacht uns aber praktisch arrangiert. Nachdem die beiden wieder im Käfig sind, fahren wir mit dem Swiffer kurz über das Parkett, so dass nach 2-3 Minuten wieder alles ordentlich ist.
Jetzt während der Heizperiode haben wir einen guten Raumbefeuchter im Einsatz. Das machen wir schon seit Jahren, was auch der Parkettboden dankt. Die Raumtemperatur liegt zwischen 19 und 22 Grad. Und natürlich wird auch 2-3x täglich gelüftet.
Das Wohnzimmer hat zwei große Fensterfronten. Natürlich ist das ein Problem, da die Gefahr besteht, dass die beiden gegen die Scheibe fliegen. Ein guter Kompromiss sind die bekannten schwarzen Vögel zum Aufkleben, die jetzt die Scheiben zieren. Gardienen wären für uns nicht akzeptabel.
Furchtlos
Wie man in der Literatur und auch hier im Forum lesen kann, sind die Weißbäuche sehr unerschrockene und furchtlose Papageien. Anders, als man es z. B. von Graupapageien kennt, erkunden sie sehr schnell alles Neue. Wenn wir sie allerdings in neue Räume mit nehmen, sind sie doch erst sehr vorsichtig. Max lässt dabei immer Shica vor, die Gegend zu sondieren. Doch das ist nicht der einzige Punkt, in dem sich beide charakterlich unterscheiden.
Wenn Besuch kommt bauchen sie in der Regel auch nicht lange um aufzutauen. Allerdings merkt man zeitweise doch auch, dass sie in der Natur Beutetiere sind, womit wir zum nächsten Punkt kommen…
Auffälligkeiten
Wir haben noch nicht herausgefunden, was genau der Auslöser ist, doch 3, 4 Mal waren sie bereits in absoluter Panik. Das ging jedes Mal von Max aus. Er ließ unvermittelt einen Warnschrei los, woraufhin er und Shica panisch und unkontrolliert davon flogen. Wie die Dummen prallen sie dann gegen die Wand, die Scheibe oder den Käfig . Das tut uns dann in der Seele weh und wir wissen auch nicht so Recht, wie wir für Abhilfe schaffen können. Gerade heute hatten die beiden einen solchen Anfall, als sie im Käfig waren. Max war gerade am Fressen, da beginnt er plötzlich wir aufgeregt im Käfig herumzuflattern und konnte sich erst beruhigen, als ich ihn heraus geholt habe. Und bei einer früheren Gelegenheit fanden wir als wir nach Hause kamen den Käfig in chaotischem Zustand, so dass sich ähnliches abgespielt haben dürfte. Meine Vermutung heute war, dass sie von Draußen irgendeinen Vogel haben rufen hören – ich meine, ich hatte eine Amsel gehört. Eine Maßnahme, über die ich nur ungerne aber zu ihrem Schutz nachdenke wäre, evtl. doch die Flügel zu stutzen. Noch tue ich mich mit dieser Entscheidung schwer, doch auch Rosemary Low schreibt, dass gerade Grünzügel das Stutzen der Flügel kaum in der Lebensfreude einschränken soll, da sie ohnehin faule Flieger sind und viel lieber klettern und laufen. Mal sehen…
Mobilität
Wir reisen sehr gerne und haben uns in der Vergangenheit auch gerne spontan entschieden, ein Wochenende zu verreisen. Das war natürlich auch einer der Gründe, weshalb wir uns Vögel nicht bereits früher angeschafft haben. Das Reisen ist nun natürlich etwas eingeschränkt und wir waren bisher nicht länger als einen ganzen Tag von zu Hause weg. Freunde haben uns angeboten, die beiden mal für ein Wochenende zu nehmen, wobei wir mal sehen müssen, wie wir das praktisch handhaben. Denn den großen Käfig können wir schlecht mal eben verpflanzen. Und ob sie sich zwei, drei Tage sich in dem doch deutlich kleinen Transportkäfig aufhalten können, bezweifle ich derzeit. Glücklicherweise hat unsere Züchterin uns angeboten die beiden in Pension zu nehmen, wenn wir für längere Zeit verreisen.
Fazit
Die beiden haben unser Leben verändert. Es sind eben keine Goldfische (ein Sorry an die Goldfischhalter, möchte niemanden diskriminieren…). Die beiden fordern Aufmerksamkeit, Geduld und Zeit. Schenkt man ihnen diese, wird man reich belohnt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass Tiere einem das Gefühl von Liebe und Zuneigung schenken können. Sie zaubern einem täglich ein Lächeln ins Gesicht. Auch wenn es schnulzig klingen mag, erwärmen sie das Herz. Und als philosophischer und tiefsinniger Mensch kommt man so noch zusätzlich ins Staunen über die Faszination der Schöpfung und die Weisheit des Schöpfers.
nach fünf Wochen mit den Grünzügeln Max & Shica möchten wir mal ein paar Eindrücke schildern. Vielleicht findet der eine oder andere, der auch überlegt die Familie zu erweitern, ein paar interessante Aspekte. Und erfahrene Papageienhalter dürften uns auch gerne ein paar Tipps geben. Auf Youtube haben wir einen eigenen Kanal (Link) und stellen von Zeit zu Zeit Neues von den beiden ein.
Verschmust
Max und Shica sind beides Handaufzuchten von unterschiedlichen Züchtern, waren aber die letzten Monate bereits von unserer Züchterin gemeinsam gehalten worden. Entsprechend gut verstehen sie sich. Sie sind geradezu unglaublich verschmust, wie man das auch hier sehen kann. Aber sie kuscheln nicht nur miteinander sondern kommen auch zu uns, reiben ihre Köpfe an unserer Kleidung, wie man das auch von Katzen kennt, oder geben Küsschen. Ich war überrascht, wie sehr einen das menschlich berührt und wie sehr sich eine Bindung zu den beiden aufgebaut hat. Früher habe ich meinen Kopf über Menschen geschüttelt, die eine intensive gefühlsmäßige Bindung zu ihren Haustieren hatten, denn schließlich – so meinte ich – sind es ja „nur“ Tiere. Heute kann ich das verstehen und empfinde teilweise ähnlich.
Clowns
Verschmust sind sie vor allem abends. Ansonsten sind es Clowns, die uns sehr viel zum Lachen bringen. Sie sind enorme Akrobaten, verfügen für ihre Größe über einen sehr stämmigen und muskulösen Körper und haben überhaupt kein Problem ihr gesamtes Körpergewicht alleine mit dem Schnabel festzuhalten. Wie auch Rosemary Low in ihrem Buch (ISBN 3-9806144-7-7) schreibt, gehört Fliegen nicht so zu ihren Leidenschaften. Wenn sie etwas durch Klettern oder Laufen erreichen können, tun sie es auf diesem Wege. Lustig ist dabei, dass sie sich auf dem glatten Parkett gerne hüpfend fortbewegen. Ähnliches sieht man auf Youtube auch von anderen Paaren.
Haltung / Käfig
Wir halten die beiden in einem geräumigen Käfig im Wohnzimmer. Das Wohnzimmer hat eine Nische mit einem schmalen aber hohen Fenster mit Blick auf Terrasse und Garten. Entsprechend ist der Käfig quasi – mit Abstand – von drei Seiten von Mauern umgeben, so dass sie sich dort sicher und ungestört fühlen können und dennoch mitten im Geschehen sind.
Die beiden haben die Angewohnheit, ihr Futter im Schnabel zu schütteln, so dass die Stücke schon mal durch die Gegend fliegen und an der Wand landen. Bisher war die Wand weiß gestrichen, doch bereits in der ersten Woche haben wir die Gestaltung geändert und die Wand mit einer dunkelroten unempfindlichen Wischtechnik versehen. Das ist, weil unempfindlich, nicht nur praktisch, sondern sieht optisch auch chic aus, denn der dunkelanthrazite Käfig hebt sich so schön ab.
Beim Kauf des Käfigs haben wir uns für ein Modell von Flavio Cages entschieden. Von Montana Cages haben wir einen Tischfreisitz. Der Flavio hatte 200 € gekostet, ein vergleichbarer Montana wäre auf fast 600 € gekommen. Der Tischfreisitz war dagegen überraschend günstig. Dadurch können wir zwischen beiden Herstellern (beide Fertigen in China) einen qualitativen Vergleich ziehen. Beide Hersteller verwenden eine Pulverbeschichtung. Die die Qualität der Beschichtung von Montana ist ein vielfaches höher und es scheint, dass sie etwas mächtiger ist, als die von Flavio. Zu dem Urteil kommen wir auch, da die Beschichtung an der Kotwanne des Flavio bereits bei der Lieferung an einigen Stellen abgeplatzt war und sich darunter Rost gebildet hatte – der Händler hat uns aber sofort Ersatz geschickt. Das nächste Mal würden wir wohl doch tiefer in die Tasche greifen.
Sehr unpraktisch beim Flavio ist, dass er ohne Plexiglasverkleidung geliefert wird. Auch gibt es unten bei der Kotwanne einen Spalt von 4 cm unterhalb der Schürze. Entsprechend viel Dreck sammelt sich nach wenigen Stunden rund um den Käfig an. Ich habe mich daher dafür entschieden, den Käfig etwas auszubauen. Im Baumarkt habe ich mir transparente stabile Folie geholt (verwendet man z. B. für Gewächshäuser). Die Rückseite des Käfigs habe ich komplett damit bespannt und die beiden schmalen Seiten bis zur halben Höhe. Gespannt und außen am Käfig befestigt habe ich die Folie mit Schrauben und großen Unterlegscheiben (natürlich nicht vernickelt oder verzinkt). Damit die Folie nicht beim Klettern stört, kamen noch Kunststoffmuffen als Abstandhalter zum Einsatz. Das Konstrukt hat den Dreck deutlich reduziert. Den unpraktischen Spalt an der Kotwanne habe ich ebenfalls geschlossen. Das hat den Wert des Käfigs um locker 50 % erhöht…
Bei der Käfigausstattung sorgen wir regelmäßig für Abwechslung. Wir tauschen jede Woche irgendetwas aus und beginnen nach ein paar Wochen den Zyklus von neuem. Außerdem kommen immer wieder frische Zweige aus dem Garten in den Käfig. Mit Treatspielzeug können sie wenig anfangen – aber vielleicht kommt das ja noch.
Den Boden haben wir mit Papageiensand ausgestreut, wobei wir hier eine ordentliche Schicht eingestreut haben. Diese sieben wir 2x – 3x täglich mit einer Katzenstreuschaufel durch. Unterhalb der Futterschale, wo wir Obst und Gemüße verfüttern, legen wir außerdem Zeitung aus. Das Reinigen des Käfigs beansprucht jeweils ca. 10 Minuten und ist auch die Gelegenheit, die beiden in der Zeit ins Freie zu lassen. Alle vier Wochen wir der Sand komplett ausgetauscht. Unangenehme Gerüche bilden sich so keine.
Baden
Ein großes Bad, das von außen an der Brutklappe hängt, sehen sie als Höhle und setzen sich gerne auf den Rand als Schlafplatz. Zum Baden verwenden sie es allerdings nur, wenn es nicht am Käfig hängt, es auf dem Wohnzimmerboden steht und wir sie ins Wasser locken. Dabei zuzuschauen, ist allerdings extrem putzig (Video), vor allem wenn sie sich danach abtrocknen (Video). Wir haben sie auch schon mit ins Bad genommen, aber dort sind sie derzeit noch misstrauisch. Und das Plätschern der Dusche verunsichert sie sogar.
Stimme
Man kann es überall lesen: Grünzügel können ganz schön Krach machen. Und das kann auch manchmal auf die Nerven gehen. Sie rufen dann sehr laut und schrill. Allerdings beruhigt uns, dass unser Nachbar uns sagt, dass er sie noch nicht gehört habe.
Bezüglich der Rufe haben wir habe interessante Feststellungen gemacht: Morgens, solange sie keine Geräusche in der Wohnung, sind sie absolut still – selbst wenn es draußen bereits hell wird. Auch abends kehrt, sobald es dunkel wird, Ruhe ein. Manchmal, wenn wir im Wohnzimmer sitzen und einen Film gucken, hört man Shica noch schnabbeln. Sie ist dann wie ein kleines Kind, das nicht schlafen gehen möchte.
Ich arbeite zeitweise zu Hause, so dass ich sie auch am Tag beobachten kann. Wenn sie mich nicht sehen und hören sind sie absolut still. Sobald sie aber hören, dass die Wohnungstüre aufgeschossen werden, werden sie lebendig, beginnen zu Rufen und fordern Aufmerksamkeit. Gibt man ihnen diese, beruhigen sie sich. Lässt man sie sogar aus dem Käfig, können sie sich dann sogar für Stunden wieder ruhig mit sich selbst beschäftigen.
Neben den hohen Rufen hat vor allem Shica eine ganze Bandbreite von Tönen drauf. Sie macht Pussi-Geräusche, hört sich manchmal an wie ein jammerndes Kind und gluckst manchmal vor sich hin. Aber sie belohnt auch manchmal mit melodischem Pfeifen.
Zusammengefasst kann man sagen, dass sie sich die meiste Zeit des Tages recht ruhig verhalten.
Futter
Hierzu gibt es reichlich Hinweise, derer wir uns bedient haben. Auch unsere Züchterin hat uns hilfreiche Hinweise gegeben. Dass Avocados tödlich hat mich schon verwundert, da wir aus Südamerika Vögel kennen (der Quezal), für die Avocados die Lieblingsspeise ist. Daher gut zu wissen.
Die beiden futtern sehr viel Obst und einige Gemüsesorten. Besonders schätzen sie alles, was kleine Körner enthält, wie Weintrauben und Granatäpfel. Auch Kiwis mögen sie. Äpfel lassen sie überraschenderweise liegen. Wir hatten jetzt auch Weißdorn, Hagebutte und Schlehe gesammelt und gelegentlich unter das Futter gemischt. Doch häufig liegen die Beeren dann am Boden. Cranberries mögen sie nur, wenn sie weich sind (die können sie haben, denn die festen und knackigen mag ich ).
Für Walnüsse sind sie bereit zu töten! Da hört auch die Liebe zwischen den beiden auf. Entsprechend verwenden wir sie für das Clickertraining und als letztes Mittel, wenn es mal besonders schwer ist, die beiden wieder in den Käfig zu locken.
Bei Rosemary Low hatten wir gelesen, dass man ihnen auch gekochte Nudeln geben kann. Die lassen sie aber stehen, während sie gekochte Kartoffeln gerne mal fressen.
Von Verselle-Laga geben wir ein Trockenfutter für südamerikanische Papageien. Das duftet zwar sehr frisch, aber die beiden mögen doch lieber das Körnerfutter unserer Züchterin, das auch einen Anteil Sonnenblumenkerne enthält. Da wir gelesen haben, dass Grünzügel nicht zur Verfettung neigen, bereiten uns die Sonnenblumenkerne derzeit keine Sorgen. Allerdings geben wir es auch nicht täglich. Auf dem Freisitz versuchen wir es mit Pellets. Shica zeigt wenig Interesse, aber Max kaut darauf rum.
Etwas Sorge macht uns, dass sie recht untypisch kaum nagen. Den Gritstein im Käfig beachten sie nicht, knabbern aber glücklicherweise an der Sepilaschale. Obwohl wir regelmäßig Äste von der Weide in den Käfig hängen, werden diese maximal entlaubt, aber nicht daran genagt. Positiv ist, dass sie auch kein Nagebedürfnis an Möbeln oder Wänden entwickelt haben. Unsere Züchtern hat uns den Tipp gegeben, ihnen Zwieback zu geben. Den bekommen sie 2x die Woche und sie verschreddern den dann tatsächlich. Ansonsten gehen sie auch an Knabberstangen oder Kiefernzapfen.
Freiflug, Sauberkeit, Raumklima
Wir haben uns so eingerichtet, dass wir sie morgen und abends aus dem Käfig lassen. Allerdings nur unter Aufsicht, auch wenn sie bisher keine zerstörerischen Energien freigesetzt haben. Öffnen wir den Käfig, springen sie entweder auf die Hand oder kommen angeflogen. Sich nicht auf den Kopf oder die Schulter zu setzen, konnten wir ihnen leider noch nicht abgewöhnen. Da sie viel Obst fressen, ist der Kot zeitweise auch schon fast so flüssig wie bei Lories. Wir haben nicht die Erwartung, sie stubenrein zu bekommen. Damit muss man sich wohl abfinden. Entsprechend sind immer Kosmetiktücher zur Hand. Glücklicherweise haben wir eine Ledercoach. Wenn wir die beiden aus dem Käfig lassen spannen wir alte Spannbettücher über den Zwei- und Dreisitzer. Gerade unser Bedürfnis nach Sauberkeit hat die Haltung von Vögeln lange aufgeschoben. Daran haben wir auch keine Abstriche gemacht uns aber praktisch arrangiert. Nachdem die beiden wieder im Käfig sind, fahren wir mit dem Swiffer kurz über das Parkett, so dass nach 2-3 Minuten wieder alles ordentlich ist.
Jetzt während der Heizperiode haben wir einen guten Raumbefeuchter im Einsatz. Das machen wir schon seit Jahren, was auch der Parkettboden dankt. Die Raumtemperatur liegt zwischen 19 und 22 Grad. Und natürlich wird auch 2-3x täglich gelüftet.
Das Wohnzimmer hat zwei große Fensterfronten. Natürlich ist das ein Problem, da die Gefahr besteht, dass die beiden gegen die Scheibe fliegen. Ein guter Kompromiss sind die bekannten schwarzen Vögel zum Aufkleben, die jetzt die Scheiben zieren. Gardienen wären für uns nicht akzeptabel.
Furchtlos
Wie man in der Literatur und auch hier im Forum lesen kann, sind die Weißbäuche sehr unerschrockene und furchtlose Papageien. Anders, als man es z. B. von Graupapageien kennt, erkunden sie sehr schnell alles Neue. Wenn wir sie allerdings in neue Räume mit nehmen, sind sie doch erst sehr vorsichtig. Max lässt dabei immer Shica vor, die Gegend zu sondieren. Doch das ist nicht der einzige Punkt, in dem sich beide charakterlich unterscheiden.
Wenn Besuch kommt bauchen sie in der Regel auch nicht lange um aufzutauen. Allerdings merkt man zeitweise doch auch, dass sie in der Natur Beutetiere sind, womit wir zum nächsten Punkt kommen…
Auffälligkeiten
Wir haben noch nicht herausgefunden, was genau der Auslöser ist, doch 3, 4 Mal waren sie bereits in absoluter Panik. Das ging jedes Mal von Max aus. Er ließ unvermittelt einen Warnschrei los, woraufhin er und Shica panisch und unkontrolliert davon flogen. Wie die Dummen prallen sie dann gegen die Wand, die Scheibe oder den Käfig . Das tut uns dann in der Seele weh und wir wissen auch nicht so Recht, wie wir für Abhilfe schaffen können. Gerade heute hatten die beiden einen solchen Anfall, als sie im Käfig waren. Max war gerade am Fressen, da beginnt er plötzlich wir aufgeregt im Käfig herumzuflattern und konnte sich erst beruhigen, als ich ihn heraus geholt habe. Und bei einer früheren Gelegenheit fanden wir als wir nach Hause kamen den Käfig in chaotischem Zustand, so dass sich ähnliches abgespielt haben dürfte. Meine Vermutung heute war, dass sie von Draußen irgendeinen Vogel haben rufen hören – ich meine, ich hatte eine Amsel gehört. Eine Maßnahme, über die ich nur ungerne aber zu ihrem Schutz nachdenke wäre, evtl. doch die Flügel zu stutzen. Noch tue ich mich mit dieser Entscheidung schwer, doch auch Rosemary Low schreibt, dass gerade Grünzügel das Stutzen der Flügel kaum in der Lebensfreude einschränken soll, da sie ohnehin faule Flieger sind und viel lieber klettern und laufen. Mal sehen…
Mobilität
Wir reisen sehr gerne und haben uns in der Vergangenheit auch gerne spontan entschieden, ein Wochenende zu verreisen. Das war natürlich auch einer der Gründe, weshalb wir uns Vögel nicht bereits früher angeschafft haben. Das Reisen ist nun natürlich etwas eingeschränkt und wir waren bisher nicht länger als einen ganzen Tag von zu Hause weg. Freunde haben uns angeboten, die beiden mal für ein Wochenende zu nehmen, wobei wir mal sehen müssen, wie wir das praktisch handhaben. Denn den großen Käfig können wir schlecht mal eben verpflanzen. Und ob sie sich zwei, drei Tage sich in dem doch deutlich kleinen Transportkäfig aufhalten können, bezweifle ich derzeit. Glücklicherweise hat unsere Züchterin uns angeboten die beiden in Pension zu nehmen, wenn wir für längere Zeit verreisen.
Fazit
Die beiden haben unser Leben verändert. Es sind eben keine Goldfische (ein Sorry an die Goldfischhalter, möchte niemanden diskriminieren…). Die beiden fordern Aufmerksamkeit, Geduld und Zeit. Schenkt man ihnen diese, wird man reich belohnt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass Tiere einem das Gefühl von Liebe und Zuneigung schenken können. Sie zaubern einem täglich ein Lächeln ins Gesicht. Auch wenn es schnulzig klingen mag, erwärmen sie das Herz. Und als philosophischer und tiefsinniger Mensch kommt man so noch zusätzlich ins Staunen über die Faszination der Schöpfung und die Weisheit des Schöpfers.