Hallo LittleLenchen,
erst einmal beruhige dich bitte, du scheinst wirklich sehr besorgt zu sein, wegen deiner Gretel. Ich kann dich sehr gut verstehen und jeder, der mal mit einem oder zwei Wellis und noch ohne praktische Erfahrung angefangen hat, weiß, man macht sich zu Beginn viel mehr Sorgen, weil man ja definitiv nichts falsch machen möchte.
Es ist ganz normal, wenn ein einzelner Welli oder ein Pärchen an den ersten Tagen nicht gleich aufdrehen. Sie müssen sich erst mal umgewöhnen. Stunden zuvor war sie noch nicht allein (oder zu zweit), sondern in nem kleinen Schwarm und hatte ihre üblichen Sozialkontakte. Jetzt sitzt sie da alleine und niemand spricht IHRE Sprache. Es ist eine vollständige Umstellung für die Kleine, da ist es normal, dass sie erst einmal kaum Hunger hat. Häng ihr auf alle Fälle
Kolbenhirse rein, die ist allgemein bei Wellis mehr als beliebt, selbst wenn es anfangs so aussieht, als ob sie davor Angst hat.
Es kann auch sein, dass sie in deiner Anwesenheit in den ersten Tagen überhaupt nichts frisst, also lass ihr immer mal wieder ne kleine Verschnaufpause von dir, klingt jetzt auch komisch, ist aber notwendig, da die Umstellung für die Kleine ziemlich krass sein kann und sie ja vorher vermutlich auch in Ruhe (zumindest mit maximal Welligesellschaft) gefuttert hatte.
Fürs Zähmen kannst du auch gleich ein Schälchen in den Käfig hängen, dass du später als Leckerlischälchen fürs Clickern verwendest. Weil Clickern nur über positive Bestärkung funktioniert, ist es kein Problem, sie sobald sie richtig (also das normale Futter) frisst, mit dem Clickern anzufangen. Es bedeuted dann zwar dass du ihr die
Kolbenhirse nur noch zum Training gibst, aber das ist nicht schlimm, da sie die
Kolbenhirse (da für Wellis SUPERLECKER) mit was positivem verbindet. Das ganze funktioniert dann so, dass du mit dem Clicker clickst und dann ein Knubbelchen KoHi ins Schälchen fallen läßt und dich dann auf ihren "Komfort-Abstand" (also evtl. auch außerhalb des Zimmers) entfernst. Bei den ersten Malen Click->Leckerli->Abstand kann es schon einige Stunden dauern, bis sie sich ans Schälchen traut, aber wenn das Schälchen wieder leer ist, dann wieder Clicken -> Leckerli -> auf Abstand gehen. Sie merkt so ziemlich schnell, dass sie dir vertrauen darf und wird den Komfort-Abstand selbst verringern, so dass du vermutlich schon innerhalb einiger Tage sogar am Käfig stehen bleiben darfst, während sie futtert.
Das Clickertraing braucht Geduld, aber genau diese Geduld läßt beim Vogel das Vertrauen entstehen und sich weiter aufbauen.
Zum Thema Freiflug kann ich dir nur Raten, vorher das Zimmer auf alle Fälle Vogelsicher zu machen und auch bei den ersten Malen, wenn du das Türchen öffnest, im Raum zu bleiben, um versteckte Gefahren (Spalte zwischen Schrank und Wand/Decke,...) erkennen zu können und sie dann zu eliminieren.
Denk auch dran, dass du schon, wenn du dich dem Käfig näherst, mit ihr redest. Es ist oftmals für sie einfacher, zu erkennen, dass jemand auf sie zukommt und sie flattert mit Sicherheit schon nach kurzer Zeit nicht mehr panisch durch die Gegend. Das machen Wellis allgemein nämlich nur, wenn sie sich erschrecken, also wenn du dich leise näherst und somit für sie "wie ein Fressfein anpirschst".
Deine Gretel wird sich in den nächsten Tagen schon daran gewöhnen, dass sie jetzt bei dir ihr neues Zuhause gefunden hat. Lass ihr die Zeit, beobachte sie, sprich/pfeif/zwitscher mit ihr, sie braucht nämlich auch ihre Ansprache, auch wenn deine Sprache ihr noch sehr fremd sein wird. Besser überhaupt eine Sprache, als gar keine Sprache. Wenn du länger weg gehst, lass ihr auch ruhig mal das Radio ne Weile an.
Ich wünsch dir auf alle Fälle ne superschöne Zeit mit deiner Kleinen und löcher uns ruhig, wenn du unsicher bist.
Ach und tröste dich, du bist nicht alleine unsicher. Ich hab zwar mittlerweile sechs Wellis (seit letzten August in Etappen zusammengekommen) und man sollte sie nicht greifen, solange sie noch kein Vertrauen zu einem aufgebaut haben. Es gibt aber Situationen, wo man sie einfach greifen muß (zur Behandlung oder Umsetzen in Käfig um die Voli auf der Terrasse mit dem Hochdruckreiniger säubern zu können). Ich habe mittlerweile festgestellt, je mehr ich mich zier, den Welli zu fassen, desto leichter entwischt er mir und desto länger dauert Einfangaktion, die logischerweise auch mit Stress für den Welli verbunden ist. Mittlerweile lange ich beherzter zu (so leicht, wie man meistens denkt, verletzt man einen Welli nämlich mit der Hand doch nicht) und bekomme meine kleinen Monster einerseits schneller eingefangen und halte sie dadurch sicherer fest. Aber ich muß zugeben, wenn sich die kleinen Winden oder entsprechendes Angstmeckern von sich geben, rutscht mir immer noch jedes Mal das Herz in die Hose.
Also Kopf Hoch, das wird alles schon noch, Geduld ist das, was du deiner Gretel jetzt erst einmal entgegenbringen mußt! Und sobald sie einen Partner bekommt, wird es auch wieder anders mit ihr.
Liebe Grüßle
Saskia