Hallo,
ich will mich nicht generell gegen einen Tierarztbesuch aussprechen, aber meine Erfahrung ist folgende: Oft wird vom TA auf Verdacht sofort irgendein Antibiotikum verordnet. Das ist oft unnötig und in der Regel sogar kontraproduktiv. Selbst, wenn man potentiell pathogene Keime im Darm findet, ist das kein zwingender Grund für eine Antibiose. Denn sehr viele Darminfekte verschwinden spontan so schnell, wie sie gekommmen sind, weil das körpereigene Immunsystem greift. Und durch Gabe hoher Dosen physiologischer Lactobazillen werden pathogene Keime oft viel effektiver bekämpft als durch Antibiotika, die die Darmflora ruinieren. Man sollte also schon abwägen, ob der Streß eines TA-Besuches den Nutzen überwiegt oder umgekehrt. Wenn ein Durchfall nicht binnen 2 Tagen bei hohen Dosen Lactobazillen verschwindet, ist eine Kultur angesagt, und, wenn man hochgefährliche Keime wie etwa Escherichia coli +++ oder Salmonellen findet, u.U. auch eine Antibiose, weil solche Infektionen sehr schnell lebensbedrohlich sein können. Aber bei jedem Dünnschiß, der in >90% der Fälle spontan und nach Lactobazillengabe umsomehr verschwindet, zum TA zu gehen, halte ich für übertrieben, sofern der Vogel keine schweren Allgemeinsymptome zeigt. Natürlich gehört jeder Vogel, der neben Durchfall allgemeine Krankheitszeichen wie Apathie, vermehrte Tagesschläfrigkeit, Inappetenz oder aufgeplustertes Gefieder aufweist, SOFORT zum Tierarzt. Aber wenn das nicht der Fall ist, braucht man nicht bei jedem dünnen Klecks aus der Fassung zu geraten und zum TA zu laufen.
Daß diese Überlegungen mit dem "Wert" der Tiere nichts zu tun haben, versteht sich von selbst, sind sie doch für mich keine Ware, sondern Freunde und Familienangehörige. Aber auch mit einem Kleinkind, das einen Tag Durchfall hat, würde ich nicht gleich zum Kinderarzt rennen.
LG
Thomas