Habe gerade eben einen Rohentwurf für mein Schreiben an Seehofer, den Zentralverband der Geflügelwirtschaft und einige ander erstellt. Ein paar Sachen muß ich noch ergänzen und werde es wohl noch je nach Empfänger etwas abwandeln. aber wer mag, kann sich gerne den Rohentwurf kopieren und weiterverwenden. Zur Klarstellung vorab: ich halte es für sinnvoll, wenn das Thema von allen möglichen Seiten (Geflügelhalter, Halter seltener Rassen, Tierschützer, und nicht zuletzt Verbraucher, die wir ja alle irgendwie sind) angegangen wird. Solange, das dem Ziel eines angemesseneren Umgangs mit der Seuche dient, halte ich jeden Ansatz für gerechtfertigt. Falls jemand Ergänzungen hinsichtlich des Verteilers hat: nur her damit! Je breiter desto besser!
Also, hier erst mal der Rohentwurf:
Verteiler: Zentralverband der Geflügelwirtschaft, Seehofer, Bauernverband, Landwirtschaftsminister der Länder, Bärbel Höhn, FLI, Aldi, Globus,Lidl,
Sehr geehrte ...........,
Mit Verordnung vom …… wurde die zunächst bis zum 01.05.2006 befristete Stallpflicht für Hausgeflügel auf unbefristete Zeit verlängert. Begründet wurde diese Maßnahme mit der Risikoeinschätzung des FLI vom ………, wonach derzeit ein erhöhtes Risiko bestünde, dass sich Nutztiere bei Wildvögeln ansteckten. Sie wissen ebenso gut wie ich selbst, dass diese Risikoeinschätzung nicht auf einer angemessenen Einschätzung der realen Gefahren beruht, sondern darauf, dass Minister Seehofer anlässlich des ersten Ausbruchs von Vogelgrippe in einem deutschen Nutztierbestand noch vor der Einleitung irgendwelcher Untersuchungen zum Übertragungsweg äußerte, dass infizierte Wildvögel für die Infizierung dieses Nutztierbestands verantwortlich seien. Dies angesichts der Tatsache, dass in dem betroffenen Bundesland bisher nicht ein einziger Wildvogel positiv auf H5N1 getestet wurde und die freilaufenden Gänse des gleichen Halters nachweislich kerngesund, zudem getrennt von den betroffenen Puten untergebracht und mit Sicherheit einer etwaigen Infizierung durch Wildvögel in weit höherem Maß ausgesetzt waren. Wie hätte das FLI zu einer anderen Einschätzung als der Fachminister kommen können, zumal das FLI finanziell vom Ministerium des Herrn Seehofer abhängig ist?
Der mediale und politische Umgang mit H5N1 in der Bundesrepublik sowie die von Seiten der Politik dazu veranlassten Maßnahmen scheinen mir überhaupt wenig von Fachlichkeit und sachbezogenem Umgang mit der Seuche geprägt, dafür haben sie für mein persönliches Verständnis sehr viel mit Protektionismus und Lobbywirtschaft zu tun. Hierher gehört auch die gebetsmühlenhaft wiederholte Äußerung, dass eine Impfung der Bestände nicht wünschenswert sei, weil es keinen geeigneten Markerimpfstoff gebe, der eine Unterscheidung zwischen geimpften und infizierten Tiere zulasse, geimpfte Tiere trotzdem den Erreger ausscheiden könnten, dies zu einem verdeckten Seuchengeschehen führe und die Stallpflicht daher das Mittel der Wahl sei, eine Einschleppung der Seuche in Nutztierbestände zu verhindern. Daß diese Äußerungen unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten nicht haltbar und schlicht und ergreifend falsch sind, dürfte jedem, der sich ernsthaft mit der Materie und neueren Forschungsergebnissen auseinandergesetzt hat, klar sein. Es gibt sowohl eine Markerimpfung ( vgl. dazu ……..), als auch Untersuchungen darüber, dass geimpfte Tiere selbst nach einer vorsätzlichen Infektion mit H5N1 nach einer gewissen Zeit nicht mehr in der Lage sind, ungeimpftes Geflügel infizieren, weil zuwenig Viren ausgeschieden werden(vgl. dazu ........). Jedem, auch dem fachlich nicht Vorgebildeten, dürfte klar sein, dass ein Tier, das unter Berücksichtigung seiner natürlichen Bedürfnisse gehalten wird, robuster und gesünder ist als eines, dem die Befriedigung dieser Bedürfnisse unter Hinweis auf eine Stallpflicht verwehrt werden.
Daß hierzulande diese Erkenntnisse von den politischen Entscheidungsträgern negiert werden, lässt den Schluß zu, dass es in der politischen Diskussion weniger um Aspekte der Tiergesundheit (folglich auch um den Schutz des Menschen) geht, sondern um den Schutz wirtschaftlicher Interessen einiger weniger.
Ich bin nicht bereit, die hier praktizierte und verordnete Art des Umgangs mit der Tierseuche H5N1 und den daraus resultierenden Umgang mit den Tieren durch den Konsum deutscher Geflügelprodukte länger mitzutragen.
Bis zur allgemeinen Zulassung einer Geflügelpestimpfung des Nutzgeflügels in Deutschland und der Aufhebung der Stallpflicht für Geflügel kaufe ich ab sofort weder in Deutschland unter nicht artgerechten Bedingungen erzeugte Eier noch Geflügelfleisch und werde auch Produkte, die deutsches Geflügelfleisch und Eier enthalten könnten, von unserem Einkaufszettel streichen. Kleinvieh macht bekanntermaßen auch Mist, deshalb werde ich nach Möglichkeit mit anderen Verbrauchern über H5N1 und die damit verbundene Politik diskutieren und versuchen, sie ebenfalls zu einem Boykott zu gewinnen.
Mit freundlichen Grüßen