Ich weiß nicht, warum ihr eure Wellensittiche zu Aktivitäten zwingen wollt, die sie selber nicht für erstrebenswert zu halten scheinen.
Ich zumindest konnte mindestens einmal sehr deutlich beobachten, dass ein Vogel (Twitch) interessierter an seiner Umgebung und mutiger wurde, nachdem er sich traute, aus dem Käfig zu kommen und mehr zu fliegen.
Er flog dann auch ohne Ziel öfter einfach so rum; vorher war er fast nur geklettert, selten aus dem Käfig gekommen udn wenn, dann nicht weit vom Käfig entfernt gewesen.
Das veränderter Verhlaten kam eindeutig durch das Vorbild einer agileren Partnerin.
Mit der ersten Partnerin hätte man sagen können, dieser Vogel hat halt kein Interesse an Bewegung oder den Käfig zu verlassen (außer raus klettern und ein bisschen auf dem Freisitz spazierengehen), lass ihn doch.
Nach dem Partnerwechsel (durch Tod des ersten Weibchens, das halt schon älter und nicht mehr so agil war) hatte er einen Vogel, der von alleine sehr viel Spaß an Bewegung hatte und sehr viel flog - und innerhalb von wenigen Wochen flog Twitch seinerseits deutlich mehr, nutze mehr Raum, hatte in der Folge noch durch andere Veränderungen weniger Angst - alles auch Vorteile für ihn.
Wenn ein Vogel jung und gesund ist und nicht aus Unvermögen nicht fliegt - und es sich um eine Art handelt, in der die Vögel normalerweise agil fliegen - würde ich schon versuchen, ihn dazu zu animieren.
Einmal seiner Gesundheit wegen, dann aber auch, weil es sicher für den Vogel besser ist, wenn er etwas zu tun hat (u.a. fliegen und andere arteigene Tätigkeiten wie klettern und nagen), als wenn er die gleiche Zeit vor sich hin dösend auf engem Raum verbringt (wenn auch freiwillig).
Etwas anderes wäre es vielleicht, wenn er nicht fliegen oder wenig Raum nutzen würde, aber trotzdem deutlich aktiv wäre, also intensiv mit anderen Vögeln interagiert, sich anderweitig beschäftigt etc.
Meine Vögel, die wenig flogen, haben aber auch sonst wenig gemacht.
Finn, der aus Übergewicht anfangs sehr wenig flog, sah lange Zeit auch immer etwas "trandüsig" aus - desinteressiert, starrte oft so vor sich hin.
Inzwischen hat sich seine Mimik deutlich verändert, er ist viel interessierter an seiner Umgebung, was mMn auch damit zu tun hat, dass der Kreislauf einfach mehr in Schwung kommt, seit er gelernt hat, Spaß am Fliegen zu haben (und das vermutlich durch die Übung ihm auch deutlich leichter fällt).
Außerdem interagiert er aktiver mit den anderen Vögeln, vorher war er eher passiv und wartete, bis mal einer kam, heute geht er auf die anderen Vögel zu und balzt etc.
Dadurch hat er natürlich viel mehr Lebensqualität, als wenn er die meiste Zeit sitzen und vor sich hin starrend verbringen würde.
PS
"Selber nicht für erstrebenswert halten" kann auch, neben Angst, an mangelten Alternativen liegen - 'sie kennen es nicht anders - gerade bei ehemaligen Einzel- oder Käfigvögeln, die vielleicht neben dem Freiflug auch keine frischen Äste kannten.
Die werden dann vermutt´lich auch weniger nagen.
Daraus kann man ja nicht schließen, dass man sie mit Ästen in Ruhe lassen sollte, sondern man müsste ihnen zeigen, dass sie nagen "dürfen", indem man z.B. anderen Vögeln, dei mit ihnen Kontakt haben, frische Zweige gibt.
Und man muss ihnen sicher auch zeigen, dass sie fliegen dürfen und nicht nur im Käfig sitzen müssen, indem man ihnen solche Vorbilder gibt - bis so ein Vogel von allein aus dem Käfig kommt, kann es ja auch schon mal sehr lange dauern (muss natürlich nicht).
Es gibt ja schon einige "Geschichten" von meist älteren Einzelhaltern, die sagen "mein Vogel möchte gar nicht...", obwohl der Vogel einfach nur Angst hat, weil er etwas nicht kennt (nur Stangen, keine Äste im Käfig etwa oder keine Freisitze) oder es nicht gewohnt ist oder es ihm an Übung mangelt.