Zu diesem Thema gibt es vielfältige Ansichten.
Wildfänge wollen wir mal außen vor lassen - daß dies für die Vögel eine unglaubliche Tortur ist, viele es nicht überleben, und die anderen enormen körperlichen und seelischen Belastungen ausgesetzt wrden, ist bekannt. Deshalb soll niemand einen solchen Vogel neu anschaffen.
Einig sind sich aber wohl die meisten, daß es für den Vogel nicht gut ist, wenn er ohne Grund mit der Hand aufgezogen wird. "Grund" wäre hier Nichtfütterung durch die Eltern, Ärger mit den Geschwistern o.ä., nicht aber der Wunsch nach einer "Superzahmen
Handaufzucht".
Die Alternative, die "Naturbrut", bei der die Jungvögel von den Eltern selbst aufgezogen werden, gilt als die zu bevorzugende Möglichkeit. Hier haben die Vögel von Klein auf die Möglichkeit, ein normales Sozialverhalten zu entwickeln, und ganz "Vogel" zu sein.
Meiner persönlichen Meinung nach ist es aber auch bei der Naturbrut wichtig, daß die Aufzucht nicht völlig ohne Menschenkontakt abläuft, damit die jungen Vögel langsam lernen, daß der Mensch nichts fremdes und bedrohliches darstellt. Immerhin werden diese Vögel mit der Absicht aufgezogen, daß sie ihr Leben in menschlicher Obhut verbringen sollen.
Wir haben/hatten bis jetzt 6 Graue. 1 Wildfang, 3 Hanzaufzuchten, 1 Naturbrut, bei 1 wissen wir es nicht.
Der Wildfang brauchte am allerlängsten, um sich an uns Menschen zu gewöhnen. Er war auch nach 15 Jahren immer noch mißtrauisch gegenüber allem fremden, und leicht zu erschrecken, auch wenn er sich an uns als Pflegefamilie gewöhnt hatte, gut und viel gesprochen hat und sich auch kraulen ließ.
Die 3
Handaufzuchten haben sich innerhalb weniger Tage anfassen und kraulen lassen, die Eingewöhnung ging ungewöhnlich schnell voran. Es hat immer so 2-3 Monate gedauert, bis die Vögel sich an ihre Familie gewöhnt hatten, danach wurden dann auch Fremde abgewiesen, und die Rangordnung langsam festgelegt. Das Verhalten gegenüber den anderen Vögeln liegt bei allen im Rahmen des Normalen.
Allerdings sind alle unsere HZ auch sehr schnell in die Gruppe integriert worden; es kann gut sein daß eine HZ, die lange Zeit alleine nur mit Menschen zusammenlebt, hier später Probleme bekommen kann.
Unsere Naturbrut war am Anfang sehr scheu und ängstlich. Es dauerte 2 Wochen, bis wir in seine Nähe gehen konnten, ohne daß er vor Angst geschrien hat. Allerdings gewöhnt er sich immer mehr an die Menschen und geht inzwischen auch auf die Hand und Schulter und nimmt Futter von der Hand an. Mit anderen Vögeln hatte er von Anfang an keine Probleme.