Hallo Dagmar,
> Der heutige Jäger gehört in der Regel zu einem elitären "Verein" und es
Oft. Wenn man sich z.B. die britische 'Diskussion' um die Fuchsjagd ansieht, ist ziemlich klar, worum es da geht: nicht um die paar zu Tode gehetzten Viecher, sondern um eine Art 'Klassenkampf', der auf die 'tierische' Ebene verlagert wird.
> besteht für den heutigen Jäger aus Überlebensgründen absolut keine Notwendigkeit zu jagen.
Natürlich nicht. Aber es besteht IMHO die ökonomische und landschaftspflegerische Notwendigkeit, den Wildbestand zu regulieren.
(Schutzgebiete, Ausgleichszahlungen usw.)
> Na, das wäre doch schon mal ein guter Start!!!
Das passiert in D schon seit vielen Jahrzehnten, längst gesetzlich verankert. Im Moment ist es halt so, dass das Thema Naturschutz gesellschaftlich in den Hintergrund gerückt ist, dass die Kassen leer sind, und dass der Nutzungsdruck auf brach liegende Flächen stetig zunimmt. Die Amis z.B. haben es da einfacher: in so einem riesigen Land kann man Nationalparke ohne Ende ausweisen, weil da eh' kaum ein Mensch lebt. Und man hat das dort vor 100 Jahren schon getan. Und nebenbei festgestellt, dass gerade die Schutzgebietsausweisung ein Grund für die Zerstörung der Natur ist - weil man damit Mio von Touristen in Gebiete zieht, die vorher vom Menschen weitgehend ungestört waren.
> aber es geht nicht nur um den Menschen!
Es geht immer nur auschließlich um den Menschen! Weil der nunmal die einzige Art auf diesem Planeten ist, die ihre Umwelt gravierend verändern kann. Und die einzige, die sich darüber einen Kopf machen kann, ob das nun gut oder schlecht ist. Jegliche Umwelt-, Naturschutz- oder 'Tierrechte'-Ideologie ist im Kern rein anthropozentrisch. Wenn man Vegetarier ist, geht es nicht darum, ob mehr oder weniger Tiere getötet werden. Das werden sie ohnehin täglich millionenfach. Es geht um den eigenen Seelenfrieden. Wenn man den am besten mit scheinbar altruistischen Tierschutz-Motiven erlangen kann - kein Problem. Da findet halt jeder seinen Weg.
> Aber wie wäre es denn z.B. mit der Überlegung, erst mal die städtischen Kapazitäten auszunutzen, bevor man das Land bebaut
Das gibt es auch schon seit Jahrzehnten. Das Bauen im Aussenbereich (heisst grob gesagt: ausserhalb geschlossener Ortschaften) ist im Baugesetzbuch streng reglementiert. Das Planungsrecht bestimmt seit Ewigkeiten, dass die Belange von Naturschutz und Landschaftspflege angemessen zu berücksichtigen ('abzuwägen') sind. U.a. deshalb können z.B. Naturschutzverbände den Bau von Autobahnen mitunter Jahre lang blockieren - wenn höchstgerichtlich festgestellt wird, dass die Planung zu Lasten der Naturbelange 'abwägungsfehlerhaft' ist.
Nach der Wiedervereinigung wurde allerdings das Planungsrecht (zunächst im Osten) 'entbürokratisiert'. Eben eine Frage der gesellschaftlichen Prioritäten, die heute nunmal eher bei Wirtschaft und Arbeit liegen als im Umweltschutz.
> Wie wäre es z.B. damit, sich einzugestehen, dass Braunkohle heut zu Tage kein ernst zu nehmender Energieträger mehr ist
Das weiss jeder seit langem. Es geht in der Braunkohlediskussion und -praxis nur noch darum, Lobbies zu bedienen - die der Energieversorger, die der Gewerkschaften, die der... Merkwürdigerweise konnte man in der Ex-DDR den Kohleabbau in 10 Jahren fast völlig abschaffen. Was man im Saar- und Rheinland in Jahrzehnten nicht geschafft hat. Was nicht verwundert - schließlich leben in NRW fast so viele Wähler wie in allen 5 neuen Bundesländern zusammen...
> vor allem nicht wirklich re naturiert.
Weil das nicht geht. Wenn man die dünne, lebendige Hülle der Erde (den Boden) kaputt macht, ist der nicht mehr zu 'renaturieren'. Das ist kein Boden mehr, sondern nur noch Substrat. Bodenbildung braucht eben zigtausend Jahre. Was durch Flächenverbrauch weg ist, ist für lange Zeit weg.
> Man könnte ja auch ganz Deutschland zu betonieren, dann bräuchte man sich keine Gedanken um zu erlegendes Wild zu machen, denn dann gäbe es nichts zu regulieren.
Wir sind auf dem besten Weg dahin. IIRC beträgt der Flächenverbrauch in D etwa einen halben km² täglich. Kannst ja mal hochrechnen, wann D vollversiegelt ist :-/
> Dann finde es ehrlicher, als Jäger zu sagen, dass das Jagen - sprich Töten und Essen des Tieres - einfach Freude macht.
Ich bin kein Jäger. Nur Fleischfresser und Dorfkind, das das Schlachten von Schweinen, Karnickeln, Hühnern usw. noch als Teil des normalen häuslichen Lebens kennt. Freude macht mir das Töten nicht. Aber auch keine schlaflosen Nächte. Es ist nunmal so, dass man Viecher töten muss, wenn man Schnitzel essen will (schulterzuck). Das tue ich auch problemlos selbst, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Und ein Rehrücken oder Wildschweinbraten auf dem Teller bereitet mir tatsächlich ziemliche Freude :-)))
'Freude am Töten' in bezug auf Jagd hört sich für mich ein bischen so an, als stelle man sich vor, dass da jemand die Flinte in die Hand nimmt und auf alles ballert, was sich bewegt. Wer das glaubt, kann ja gerne mal mit einem Jäger zusammen rausgehen. Das ist ein Scheiss-Hobby: stundenlang zu menschenunwürdigen Zeiten bewegungslos in der Kälte rumhocken, um in neun von zehn fällen erfolglos zu bleiben. Das ist für mich eher so wie Angeln, ohne dabei Fische zu fangen ;-)
Viele Grüße,
Stefan