UFF!
So, ihr wißt nun alle, dass ich diese Entwicklung nicht beabsichtigt habe, aber wenn ihr es drauf anlegt, dann möchte ich nun doch antworten:
Almut schrieb:
Dagmar beantwortet dies mit ihrer „genauso unsinnigen Gegenfrage“. Dies ist bei einer Gleichsetzung der „Wertigkeit“ menschlichen und tierischen Lebens konsequent weitergefragt. Im gesellschaftlichen Konsens (was sich u.a. in den Gesetzen wiederspiegelt) ist die Antwort für die meisten aber bereits für die erste Frage eindeutig.
Du hast meine Frage von Deiner Warte aus nicht beantwortet.
Welche Wertigkeit tritt denn
für Dich ein, wenn man im Notfall nur einem helfen kann, dem einen Kind oder dem anderen, Almut?
Ich kann diese von Dir ursprünglich inszenierte und von mir konkretisierte unsinnige Frage auch gerne ein wenig praktischer ausrichten:
Was würdest Du konkret machen, wenn Du an der einen Hand einen Dir lieb gewonnen Menschen und an der anderen ein Dir liebgewonnenes Tier hättest und ein Auto Euch alle zu überfahren drohte? Wen würdest Du zuerst aus der "Schußlinie" ziehen?
Almut schrieb:
Mit Antworten wie „mache ich zwar, fühle mich aber nicht wohl dabei“, kann ich nicht so viel anfangen, weil mir mein Weltbild in jeder Situation eine klare Antwort erlauben muß.
Ich denke, mit dieser Aussage meinst Du mich und die Insekten-/Fleischfütterung an Wildvögel. Ich finde es schade, dass Du mit einer ehrlichen Antwort nicht viel anfangen kannst. Ich denke auch nicht, dass ein solches "Weltbild", das in jeder Situation eine klare Antwort erlaubt, für einen Menschen möglich ist. Es gibt subjektive Grundeinstellungen zum Leben, nennen wir sie moralisch, ethisch oder wie auch immer. Ich kann von mir behaupten, eine ziemlich "gerade" (für mich recht klare und unbestreitbare) Grundeinstellung zu dem, was ich Leben nenne, zu haben.
Das heißt aber nicht, dass es nicht immer wieder Situationen/Momente/Eindrücke in meinem Leben gibt und geben wird, in denen ich anfange diese vormals als "gerade" empfundenen Einstellungen zu bezweifeln. Und somit vielleicht auch zu überdenken. Und nicht immer findet sich für mich in diesem Dilemma eine direkte Antwort.
Und das alles halte ich für positiv! Wer A sagt, muß nicht immer B sagen, A könnte auch falsch gewesen sein.
Ich denke, dass gerade Momente der Ungewißheit und des Zweifels sehr fruchtbar für die eigene Weiterentwicklung sein können.
Südwind hat diese Gefühle "ungute Gefühle" genannt. Finde ich recht treffend.
"Ungute Gefühle" verunsichernm den menschen, "ungute Gefühle" hätte ,man am liebsten "weg". Aber so einfach ist das nicht immer. "Ungute Gefühle" brauchen ihren Raum, um zu "fruchtbaren Gefühlen" und somit zu einem "guten Gefühl" werden zu können.
Almut, dieser Anspruch, den Du an Dich selber stellst
...weil mir mein Weltbild in jeder Situation eine klare Antwort erlauben muß
,
der wäre mir persönlich zu eng. Ich finde, Du erwartest da ein wenig viel von Dir selber, von einem Menschenkind!
Milvus schrieb:
Auch äusserst intelligente Krähen erwischts da, weil die Autofahrer ziemlich schnell fahren...
Danke Milvus für dieses Beispiel!
Da wären wir doch wieder bei dem Thema, inwieweit sich die menschliche Art vielleicht ein wenig zurücknehmen könnte.
Südwind schrieb:
...für mich gibt es nicht zuviele tiere. höchstens zuviele menschen.
Sehe ich genauso! Und das ist jetzt hier keine Verschwörung militanter Tierschützer! Bevor jemandem ein solcher Gedanken kommen könnte. Sind ganz voneinander unabhängige Meinungen.
Jon schrieb:
Ich bin ausgebildeter Rettungssanitäter und wende mein Wissen im Bedarfsfall an. Ich habe noch nie erlebt, dass man das bei einem verunfallten Wildtier je gemacht hätte. Hätte wg. der Stresswirkung, des ungewissen Heilungsprozesses sowie der vermtl. stark eingeschränkten Auswilderungsmöglichkeit auch gar keinen Sinn.
Diese Aussage macht mich ziemlich wütend und auch fassungslos, Jon.
Du wendest Dein Wissen im Bedarfsfall an. Ist ein verunglücktes Tier kein "Bedarfsfall"? Ist ein verunglückter Mensch "bedürftiger" als das verunfallte Tier? Ich gehe ja nicht soweit hier die unsinnige Frage zu stellen, was Du tun würdest, wenn ein verunfallter Mensch UND ein verunfalltes Tier gleichzeitig da liegen würden. Verstehe ich Dich richtig, dass Du nicht anhalten und einem verunfallten Tier Hilfe leisten würdest?
Machst Du Dir beim verunfallten Menschen eigentlich auch Gedanken über etwaige Stresswirkung, ungewisse Heilungprozesse und somit der vermutlich satrk eingeschränkten Reintegration in die Gesellschaft? Der Mensch könnte schließlich eine Behinderung davontragen. Und wie schwierig gerade behinderte Menschen es in unserer Gesellschaft haben, brauch ich Dir glaub ich nicht zu erläutern.
Jon schrieb:
Aber auch da die Frage an Dich, Dagmar. Wenn Du z.B. in der Stadt eine tote Taube siehst, holst Du dann die Polizei und sorgst dafür, dass dort Kerzen aufgestellt werden??? Ich glaube nicht! Und schon ist sie wieder da, die Wertigkeit...
Nein, in diesem Fall hole ich nicht die Polizei. Was würde das nutzen???
In einem solchen Fall bin ich sehr traurig, nehme die Taube von der Verkehrsstraße (sollte sie dort gelegen haben) und lege sie an den Seitenrand, so dass sie Aasfressern noch dienen kann, ohne dass diese vom Verkehr geschädigt werden.
Was meinst Du mit dem Vergleich der Wertigkeit?
Sähe ich einen toten Menschen in der Stadt wäre ich ähnlich traurig und betroffen, bestimmt wäre es ein anderes Gefühl, schockierender, weil man tote Menschen nicht so oft rumliegen sieht. Ich jedenfalls nicht. Ich würde in diesem Fall die Polizei rufen, aber nicht, weil der Mensch in meinen Augen "wertvoller" ist als das Tier, sondern weil ein toter Mensch Interesse bei der Polizei erzeugen würde und die Todesursache sicherlich verfolgt würde.
Und daran würde mir liegen.
Für die Taube würde ich mit einen solchen Einsatz seitens der Polizei übrigens ebenfalls wünschen. Dies ist und bleibt aber tatsächlich reine Wunschvorstellung.
Jon schrieb:
...unser leistungsfähiges Gehirn, das sehr viel Energie benötigt, konnte sich nur entwickeln, weil unsere Vorfahren Fleisch als Nahrung genutzt haben....
Sorry, aber dafür hätte ich gerne mal Beweise. Ich bin ja eigentlich kein Anhänger wissenschaftlicher Studien, aber das ist ja haaresträubend, was Du da schreibst. Wie kommst Du auf sowas???
Waschi schrieb:
Biologisch ist dieses Tier eigentlich "aussortiert" weil es, brutal gesagt, so dämlich war, vor ein Auto zu laufen.
Hmmm..., was ist mit dem Menschen, der so dämlich ist, vor ein Auto zu laufen??? Ist er biologisch gesehen aussortiert? Oder ist "Zivilisation" und "Kultur" nur etwas, was Tieren zum Verhängnis werden kann? Und wenn es Tier sowie Mensch Schaden zufügen kann, warum sollte der Mensch nur den Menschen vor Schäden bewahren?
Waschi schrieb:
Auch Großgärtnereien setzen inzwischen teilweise gezielt erfolgreich Nützlinge ein. ... Aber warum nicht mal fragen und tüfteln?
Wüßte mal gerne, ob es vielleicht Wesen gibt, die ähnliche Gedankengänge bzgl. der "Menschenart" haben. Fände ich sinnvoll!
Nachdenkliche Grüße,
Dagmar