Moin,
auch heute gilt ähnliches.
Mitteleuropa befindet sich in einem Sumpf in nur geringen Luftdruckgegensätzen. Im Wesentlichen ist in der Bundesrepublik derzeit ein flaches Bodentief witterungsbestimmend. Es lässt sich als ein Gewittertief klassifizieren. Vorderseitig advehiert es subtropische Luftmassen nach Mitteleuropa, die wir durch Übersättigung der Luft mit Feuchte und damit Schwüle zu spüren bekommen.
Vorderseitig des Bodentiefs kommen wir in den Genuss von hohen Labilitätswerten ( ähnlich zu gestern) und mehreren Konvergenzen ( Gebiete, in denen Luftmassen zusammenströmen).
Dass das nicht ohne Entladungen vonstatten gehen kann, ist jedem ersichtlich.
Gegenwärtig befindet sich das flache Bodentief über dem Niederrhein und sorgt primär für orografisch bedingte Auslöse, noch. ( Orografische Auslöse: Gewitterzellen entstehen primär über dem Bergland). In den nächsten Stunden jedoch wird es auch im rheinischen Tiefland vermehrt zur Auslöse kommen- betrachtet man die gegebenen Bedingungen.
Infolge der schwachen Luftdruckkontraste ist auch der Höhenwind gering ausgeprägt, sodass sich diverse Zellen nur langsam fortbewegen- in ihrer Ausprägung aber unverhindert bleiben. Die Begleiterscheinungen können aufgrund der langsamen Zuggeschwindigkeit also wesentlich heftiger ausfallen als üblich- insbesondere durch enorme Regenmengen und Hagelschlag ( Grund sind hier die hohen Mengen an ausfällbarem Wasser in der Troposphäre.)
Es wird also primär in den kommenden Stunden zur Auslöse gekommen. Unwetterartige Erscheinungen sind insofern zu erwarten, als dass es zu Starkregen, mittelgroßem Hagel und ( schweren) Sturmböen kommen kann. Da es an der entsprechenden Windscherung mangelt- trotz der Tatsache dass die Labilität hoch anzusiedeln ist- werden tornadische Entwicklungen ausbleiben- mit Superzellen ist ebenfalls nicht zu rechnen, da die Windscherung wie gesagt vollkommen mangelt. Bei geringen Werten an Windscherung und hohen Labilitätswerten kann es primär in Talwindsystemen zur Genese von Superzellen kommen ( wie gesagt, bei geringer Windscherung!). Aktuell ist gar keine vorhanden.
Für den morgigen Tag deutet sich die Passage eines Frontensystemes an, die bereits in den frühen Morgenstunden Nordwestdeutschland erreicht. Die Luftmasse ist maritim ( nicht polar-maritim!) geprägt, sodass sie sich stabilisiert. Gewittererscheinungen sind im Nordwestteil Deutschlands ab dem morgigen Vormittag nicht zu erwarten. Unter Absinken kommt es eher zur Auflösung der Wolkenfelder- die subtropische Luftmasse entweicht nach Osten. Die entsprechende Dynamik hier liefert ein weiteres Bodentief, welches sich von Tschechien kommend nordwärts verlagert.
Hohe Labilitätswerte + Dynamik im Zuge des Bodentiefs.
Das sind " Grundnahrungsmittel" für einen MCS ( mesoskaliges konvektives System).
Ein MCS ist, worauf " system" bereits hindeutet ein Zusammenschluss aus mehreren Gewitterzellen, die sich zu einer vereint haben. Solche MCS haben eine Lebensdauer von mehreren Stunden und zerfallen auch nach Ende der solaren Einstrahlung ( in den Nachtstunden) nicht zwingend. MCS treten unabhängig von Fronten auf, das heißt, dass sie nicht frontalen Gewittern zuzuordnen sind.
Seit den vergangenen Modellläufen wird ein solches Exemplar über Ostdeutschland simuliert, welches sich im Zuge des Bodentiefs ebenfalls nordwärts fortbewegt. Jenes bodentief advehiert in 850 hPa- Basis ( 1500 m ü.NN) eine Luftmasse, die in dieser Höhe noch 17 °C erreicht- das ist gewaltig.
Da sich das besagte Bodentief auf dem Weg nach Norden vertieft und die Druckgradienten ( Luftdruckunterschiede) zunehmen, hat das eine enorme Windzunahme als Konsequenz, sodass im Zuge des Bodentiefs orkanartige Entwicklungen möglich sind- und das auch abseits des MCS!
Allerdings muss noch hinzugefügt werden, dass die Modelle auch in der Kurzfrist den Drall haben, die potenziell " gefährdeten" Gebiete mal um einige hundert Kilometer zu verschieben, gut, das ist übertrieben, aber 50 sind es bestimmt. Daher sollte man sich erst am morgigen Abend ein almähliches Bild machen und ggf. entsprechende Warnungen herausgeben.
Soweit zur aktuellen Gewitterlage im Zuge des Bodentiefs und zur anstehenden am Mittwoch für die östliche Mitte und den Osten Deutschlands- das Stichwort Leezyklogenese könnte am Mittwoch von Bedeutung sein. ( hiermit ist das Lee ( die trockene Seite) des Erzgebirges gemeint. Leezyklogenese= Entstehung eines zyklonalen Systemes ( Tiefdruckgebiet!) auf der Leeseite eines Gebirges, hier das Erzgebirge).
Grüße,
Accipiter nisus. Achja: Bei Fragen bitte fragen.
Vorschlag: Das soll nicht mehr als ein Vorschlag sein, aber vllt. lässt sich ja ein Unterforum bei den Kranichen einrichtigen oder sonstwo, da man den Vogelzug oder auch andere Bereiche der Meteorologie gut mit der Ornithologie verbinden kann und ich möchte eigentlich nicht gerne immer in den gleichen Thread schreiben, der seit Winter existiert. ;-) Aber wenn das nicht möglich sein sollte, schreibe ich auch gerne in diesem weiter.