Peregrinus
Peregrinus
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Da stellt sich mir gleich mal die Frage, inwieweit Du Einblick hast in die Landesforsten. Ich meine damit detaillierten Einblick, keinen am Jägerstammtisch im Grünen Baum erworbenen. Ich kann hier nur für Baden-Württemberg sprechen, und da kann ich Dir versichern, dass Deine Einschätzung zu erheblichen Teilen nicht zutrifft. Ich kenne sehr viele Begehungsscheininhaber in den Landesforsten, aber diejenigen, die sich dem wirtschaftlichen Gedanken der Forstwirtschaft verpflichtet fühlen, kann ich an einer Hand abzählen (genau genommen fällt mir gar keiner ein).
Ich denke, wir sollten uns weiterhin auf der Sachebene unterhalten. Das von Dir offensichtlich verinnerlichte Feindbild der Staatsforsten hoch zu halten ist der Sache wenig dienlich. Wir sollten unsere bisher sehr gute fachliche Diskussion nicht auf Stammtischniveau absinken lassen.
In den Staatsforsten soll eine vorbildliche Bejagung stattfinden, die die Interessen der Land- und Forstwirtschaft mit den Interessen des Wildes (gesunde und dem Lebensraum angepasste Bestände) in Einklang bringen. Vorbildlich im Sinne der Ziele der jeweiligen Jagdgesetze, vorbildlich aber auch bezüglich der Jagdpraxis, welche möglichst professionell sein soll. Nicht zuletzt aber auch vorbildhaft bezüglich der Beteiligung revierloser Jäger, die in den anderen Jagden oftmals schwer Fuß fassen können.
Dass es in der Praxis zuweilen nicht ganz so vorbildlich zugeht, brauchen wir nicht zu diskutieren. Es gibt überall schwarze Schafe, keine Frage.
Die Gesetzmäßigkeiten der Selbstregulation gelten selbstverständlich auch für das Schalenwild. Allerdings reguliert sich dieses auf einem Niveau, welches wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch nicht tragbar ist. Bestände an der Kapazitätsgrenze des Lebensraums zeichnen sich durch schlechte körperliche Verfassung, hohen Parasitierungsgrad und geringe Reproduktionsrate aus. Die Tiere stehen unter hohem sozialem Stress, was die Ursache des Ganzen ist. Hohe Schäden in Wald und Feld, extrem viele Verkehrsunfälle (einschließlich der entsprechenden Personenschäden) und auch sehr viele an Krankheiten verludernde Stücke wären die Folge.
Die Nutzbarkeit für den Menschen (bei Konstanthaltung der hohen Populationsgröße) ist gleich Null. Bei einer deutlich niedrigeren Populationsdichte ist die Nutzbarkeit viel höher, gleichzeitig der Bestand geringer und die Tiere sind gesünder. Bei einer Überbejagung, die Du angesprochen hast, würden wir uns unterhalb der ökonomischen Tragfähigkeit eines Lebensraums befinden. Tatsächlich befinden wir uns in den meisten (auch staatlichen) Rotwildgebieten im Regelfall oberhalb davon, es bleibt also einiges ungenutzt (bzw. daraus rekrutiert sich dann der Bedarf für Straße und Krankheiten).
Bei Luchs und Wolf sieht es etwas anders aus: Auch sie können ihre Dichte ein Stück weit erhöhen. Nur greifen bei ihnen die dichteabhängigen Mortalitätsfaktoren aufgrund der Mobilität ihrer Beutetiere sehr viel früher als bei Pflanzenfressern. Im Laufe der Evolution hat sich ein Gleichgewicht zwischen Pflanzen, Pflanzenfressern und Prädatoren eingestellt. Nach Wegfall der Prädatoren vermehrte sich das Schalenwild (da der menschliche Jäger die Bestände zu hoch hielt), das Gleichgewicht verschob sich zu Lasten der Pflanzen. Nun wandern die Prädatoren sukzessive wieder ein, das Schalenwild geht zwangsläufig etwas zurück, die Pflanzen erholen sich ein Stück weit.
In der Praxis wird das nicht überall funktionieren und die Probleme mit dem Wolf werden sicherlich größer sein, als es die Wolfsanbeter absehen oder zugeben. Aber es wird auch Gebiete geben (und hier zählen sicherlich auch Teile des Harzes dazu), in denen das ein Stück weit funktionieren kann.
VG
Pere
Ich denke, wir sollten uns weiterhin auf der Sachebene unterhalten. Das von Dir offensichtlich verinnerlichte Feindbild der Staatsforsten hoch zu halten ist der Sache wenig dienlich. Wir sollten unsere bisher sehr gute fachliche Diskussion nicht auf Stammtischniveau absinken lassen.
In den Staatsforsten soll eine vorbildliche Bejagung stattfinden, die die Interessen der Land- und Forstwirtschaft mit den Interessen des Wildes (gesunde und dem Lebensraum angepasste Bestände) in Einklang bringen. Vorbildlich im Sinne der Ziele der jeweiligen Jagdgesetze, vorbildlich aber auch bezüglich der Jagdpraxis, welche möglichst professionell sein soll. Nicht zuletzt aber auch vorbildhaft bezüglich der Beteiligung revierloser Jäger, die in den anderen Jagden oftmals schwer Fuß fassen können.
Dass es in der Praxis zuweilen nicht ganz so vorbildlich zugeht, brauchen wir nicht zu diskutieren. Es gibt überall schwarze Schafe, keine Frage.
Die Gesetzmäßigkeiten der Selbstregulation gelten selbstverständlich auch für das Schalenwild. Allerdings reguliert sich dieses auf einem Niveau, welches wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch nicht tragbar ist. Bestände an der Kapazitätsgrenze des Lebensraums zeichnen sich durch schlechte körperliche Verfassung, hohen Parasitierungsgrad und geringe Reproduktionsrate aus. Die Tiere stehen unter hohem sozialem Stress, was die Ursache des Ganzen ist. Hohe Schäden in Wald und Feld, extrem viele Verkehrsunfälle (einschließlich der entsprechenden Personenschäden) und auch sehr viele an Krankheiten verludernde Stücke wären die Folge.
Die Nutzbarkeit für den Menschen (bei Konstanthaltung der hohen Populationsgröße) ist gleich Null. Bei einer deutlich niedrigeren Populationsdichte ist die Nutzbarkeit viel höher, gleichzeitig der Bestand geringer und die Tiere sind gesünder. Bei einer Überbejagung, die Du angesprochen hast, würden wir uns unterhalb der ökonomischen Tragfähigkeit eines Lebensraums befinden. Tatsächlich befinden wir uns in den meisten (auch staatlichen) Rotwildgebieten im Regelfall oberhalb davon, es bleibt also einiges ungenutzt (bzw. daraus rekrutiert sich dann der Bedarf für Straße und Krankheiten).
Bei Luchs und Wolf sieht es etwas anders aus: Auch sie können ihre Dichte ein Stück weit erhöhen. Nur greifen bei ihnen die dichteabhängigen Mortalitätsfaktoren aufgrund der Mobilität ihrer Beutetiere sehr viel früher als bei Pflanzenfressern. Im Laufe der Evolution hat sich ein Gleichgewicht zwischen Pflanzen, Pflanzenfressern und Prädatoren eingestellt. Nach Wegfall der Prädatoren vermehrte sich das Schalenwild (da der menschliche Jäger die Bestände zu hoch hielt), das Gleichgewicht verschob sich zu Lasten der Pflanzen. Nun wandern die Prädatoren sukzessive wieder ein, das Schalenwild geht zwangsläufig etwas zurück, die Pflanzen erholen sich ein Stück weit.
In der Praxis wird das nicht überall funktionieren und die Probleme mit dem Wolf werden sicherlich größer sein, als es die Wolfsanbeter absehen oder zugeben. Aber es wird auch Gebiete geben (und hier zählen sicherlich auch Teile des Harzes dazu), in denen das ein Stück weit funktionieren kann.
VG
Pere