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Zur Info. Ich kenne den Initiator ein bißchen; er hat wirklich Ahnung von Tauben.

Und auch, wenn's nervt: im Hinblick auf die bereits gelaufenen Diskussionen; wer glaubt, Inhalten aus dem Artikel widersprechen zu müssen: anderslautende Aussagen bitte ich zu belegen.

Hat übrigens jemand die Studie des Bayerischen Denkmalamtes; die kannte ich noch nicht ?



Vogelexperte: "Ich habe Tauben ganz gerne"

10.03.2004 / LOKALAUSGABE / HATTINGEN

Vogelexperte: "Ich habe Tauben ganz gerne"

Thorsten Kestner schwimmt gegen den Strom:
Er will den ungeliebten Tieren ein besseres
Dasein ermöglichen


Von Claudia Vüllers
Die Geschichte der Stadttauben ist eine
Geschichte voller Missverständnisse. Thorsten
Kestner, Tierschützer und Vogelexperte, geht
deshalb in die Offensive: Zum einen will er
mit Vorurteilen aufräumen. Vor allem aber hat
er ein Projekt in Witten mitinitiiert, das die
Taubenpopulationen nachhaltig reduzieren soll
- auf natürliche Weise.

"Betreute Taubenschläge", so lautet das
Zauberwort, das jetzt von Witten aus auch in
anderen Städten wirken soll. "Wir können das
Problem garantiert sauber lösen", verspricht
der zweite Vorsitzende des Tierheims
Witten-Wetter-Herdecke, der in seinem Garten
in Niederstüter eine Krankenstation für
Wildvögel hat. Einen Sibirischen Uhu zum
Beispiel pflegt er momentan gesund. Immer
wieder bringt man ihm auch verletzte oder halb
verhungerte Tauben vorbei. Abgeschnürte oder
zerstochene Beinchen sind leider keine
Seltenheit. Auch erschöpfte Brieftauben sind
dabei, die es nicht mehr bis zu ihrem Schlag
geschafft hätten und an denen der Züchter
deshalb kein Interesse mehr habe, so Kestner.
"Ich habe Tauben ganz gerne", sagt der
39-Jährige. Damit schwimmt er gegen den Strom.
"Ratten der Lüfte", "Bazillenschleuder",
"geflügelte Pest" - die Liste der Schimpfworte
ist lang. "Aber die Leute wissen einfach zu
wenig über die Tiere", will er aufklären. Und
das, obwohl Menschen seit dem Mittelalter mit
Tauben auf engstem Raum zusammenlebten. Was
ihn vor allem ärgert, dass immer wieder
Aktionen gestartet werden, Tauben aus den
Städten zu vertreiben. Doch sie könnten gar
nicht woanders leben. "Die machen das nicht
absichtlich, um uns zu ärgern. Die können nur
nicht aus ihrer Haut."
Stadttauben seien verwilderte Haustiere und
für das Leben in Wäldern völlig ungeeignet.
"Jagt man sie aus den Innenstädten ist das so,
als wenn man einen Fisch aus dem Wasser holt."
Und gefährlich seien sie auch nicht. Das
Bundesgesundheitsamt habe Tauben vor über zehn
Jahren von der Schädlingsliste genommen. Diese
Entscheidung sei 2001 bestätigt worden,
zitiert Kestner aus Studien.
Taubenkot sei in Mengen ein ästhetisches und
hygienisches Problem, nicht aber ätzend und
somit hauptverantwortlich für den
Gebäudeverfall, besage eine Studie des
Bayerischen Denkmalamts. Und anders, als viele
glauben, seien scheinbar wohlgenährte Tauben,
die auf der Heggerstraße suchend herumliefen,
unterernährt und aufgeplustert. Kestner: "Sie
kämpfen jeden Tag aufs Härteste ums nackte
Überleben."
Das Besondere des Wittener Projekts ist, dass
bei der Konzeption alle an einem Tisch sitzen:
Tierschützer, Biologen, Brieftaubenzüchter,
die an dem Taubenproblem einen großen Anteil
hätten, aber auch die Stadtverwaltung. "So ein
Projekt klappt nur, wenn alle in dieselbe
Richtung ziehen." Einrichten will man drei bis
vier Schläge für die verschiedenen Schwärme,
in denen die Tauben täglich und artgerecht
gefüttert werden. "Wenn sie satt sind, laufen
sie auch nicht hungrig in Bäckereien hinein",
erklärt Kestner. Über Futter und Wasser könne
man die Tauben mit Medikamenten versorgen.
Diese seien gut und billig zu haben, weil sie
für Brieftaubenzüchter millionenfach
hergestellt würden. Der Kot, der dann
hauptsächlich in den Schlägen bliebe, werde
regelmäßig entfernt, aber auch auf Krankheiten
untersucht. Um die Vermehrung zu
kontrollieren, könne man weiblichen Tauben die
"Pille" verordnen oder männliche Tauben
kastrieren. Gelegte Eier würden gegen Gipseier
ausgetauscht.
Für die Pflege der Taubenschläge kümmern sich
erstmal die Tierschützer selbst. Erklärt sich
Witten bereit, eine ABM-Kraft zu finanzieren,
"ist uns das natürlich nicht unangenehm", so
Thorsten Kestner. Wenigstens alle zwei Wochen
soll es eine Taubensprechstunde geben besagt
das Konzept, das so bestechend einfach wirkt,
dass man sich fragt, warum es nicht längst
umgesetzt wurde. "Ich verstehe das auch
nicht", so Kestner. "Denn wenn wir nichts tun,
wird das Problem irgendwann unkontrollierbar."
Düsseldorf habe jüngst eine ähnliche
Initiative gestartet - mit Erfolg.
Hattingen will die Initiative "wohlwollend"
beobachten, sagt Stadtsprecher Thomas
Griesohn-Pflieger. So ganz an den Erfolg
glaubt er aber noch nicht: "Wir haben hier
keine Insellage." Tauben könnten immer wieder
von anderen Städten "überspringen". Ein
anderes Problem seien die Kosten für den Bau
der Schläge und das Personal. Sollte das
Projekt in Witten aber zünden, werde Hattingen
versuchen nachzuziehen.
 
Also der Taubenschlag im Lutherpark wird von den Tauben gut angenommen. In der Stadt sind aber immer noch viele.
 
Thema: Witten

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