Du hast die beiden ja seit erst 4 Wochen. Du brauchst in erster Linie viel Geduld und einen schönen Stock.
Von richtig "zahmen" Vögeln halte ich persönlich ja nichts. Unter "zahm" verstehe ich Vögel, die sich streicheln oder sogar freiwillig fangen lassen. Agas sind so liebenswürdig, weil sie sind, wie sie sind.
Allerdings ist ein gewisses Maß an Zutraulichkeit sehr praktisch, z.B. wenn man die Agas mal eben schnell in die
Voliere oder den Krankenkäfig setzen will/muss oder ihnen gezielt ein Medikament verabreichen muss (das geht super, wenn der Vogel aus der Hand frisst). Gestern war es so, dass Devil im Halbdunkel den Weg zum Einflugloch ihres Nistkastens nicht gefunden hat und immer daran vorbei nach oben auf den Deckel kletterte. Hätte ich das Licht wieder angemacht, wäre aber die Henne wieder rausgeflogen und die Finken hätten ebenfalls ihr Nest verlassen. Also bin ich auf einen Stuhl geklettert (im Dunkeln) und habe Devil auf den Finger genommen. Da ich ihn mit flüsternden Worten beruhigte, wusste er, dass es mein Finger ist und stieg darauf, um sich dann direkt vor das Einflugloch setzen zu lassen.
Ist schon praktisch, so ein zutraulicher Vogel
Wobei er im Hellen niemals auf die Hand oder den Finger käme, wenn er es nicht wollte. Die beiden haben dennoch ihren freien Willen und machen etwas nur, wenn sie Lust dazu haben oder es ein Leckerchen gibt.
Wenn du sie so weit hast, dass sie z.B.
Kolbenhirse aus der Hand fressen, kannst du die Hirse immer kürzer nehmen, bis sie irgendwann ganz auf der Hand liegt. Dann kannste versuchen, ob sie auch auf die offene Hand flattern, wenn darin was Leckeres liegt. Wenn sie das machen, kannst du den Abstand zwischen Hand und Käfig/Landeplatz vergrößern, immer Stück für Stück. Dann hältst du irgendwann anstatt die offene Hand nur noch den Finger hin, in der anderen Hand das Leckerchen. Wirst sehen, wenn die Vögel genug Vertrauen gefasst haben, werden sie auf den Finger fliegen.
Das alles geht umso besser, wenn du ein bestimmtes Signal ertönen lässt, wann immer sie das Leckerchen zur Belohnung bekommen. Bei Stephanie ist es der Clicker, bei uns ist es ein 4töniges Zungenschnalzen. Die wissen dann sofort: "Aha. Jetzt gibt es Futter vom Menschen."
ALLERDINGS: Wie zutraulich oder sogar zahm ein Aga wird, hängt nicht nur von Deiner Zeitinvestition, Geduld und Haltungsumständen ab, sondern auch zu einem Großteil vom Charakter des Vogels! Das Alter spielt keine Rolle - unser Julchen, welches wir mit 6 Monaten bekamen, ist weniger zutraulich als Devil, den wir zeitgleich im Alter von 4 Jahren bekamen. Nicht, weil sie Angst vor uns hätte. Sie mag die Hand einfach nicht und wenn wir ihr zu aufdringlich sind, kann sie ganz schön kräftig zwicken.
Dennoch landet sie ab und zu direkt über dem Kopf oder auch mal darauf. Sie fliegt uns entgegen und "verlangt" ihr Buchweizen-Körnchen. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind: Wer kann den kleinen, süßen Aga-Knopfäuglein widerstehen? Wie sie so am Gitter oder Ast hängen und sich nach den Körnchen strecken.
Erwarte also nicht zuviel von deinen Agas. Lass sie einfach Aga sein, der Rest kommt von selbst