Hallö!
Das "Feldern" könnte auf einen hohen Anteil an Feldflüchterm bzw. halt "Bauerntauben" hinweisen - was ja kein Wunder wäre, diese Tauben gab es ja sicher Jahrhunderte lang oft auf Höfen. Dennoch waren auch das bei uns Hautauben, die dann ihrerseits Haustauben mit Haustaubengenen gezeugt haben.
In dem entsprechenden Schwarm leben seit vielen Jahren kontinuierlich nur Stadttauben, und besondere Fütterung fand nicht statt.
Interessant wird es zukünftig werden, weil das lokale Burger King- Restaurant seit neuestem geschlossen hat, wo es eigentlich immer mal Pommes oder Brötchenkrümel gab. Ich werde mal ein Auge haben, ob sich die Gewohnheiten des Schwarmes daraufhin ändern =).
Stadttauben, die Grassamen pflücken, habe ich auch schon gesehen, bezweifle aber, dass eine davon leben könnte.
Bei dem momentanen Status der Grünflächenpflege hier in Rand- Berlin stehen auf vielen Grünflächen Gräser- und diverse Staudensamen (zb Kriechender Knöterich) reichlich an, so daß schon 10- 15 Tauben am Stück am Ernten sind, und das auch lange und mit Leidenschaft. Einen erheblichen Anteil ihrer Ernährung machen diese Sämereien schon aus, und gehaltvoll sind sie ja auch.
Bist du übrigens sicher, dass die gesunden Tauben in den Parks, die du gesehen hast, nicht vielleicht auch gefüttert werden?
Gefüttert werden sie sicher alle irgendwo ein bißchen, wenn auch indirekt, da die Taube ja ein ziemlicher Opportunist sein kann.
Hier in den Randlagen von Berlin, wo ich lebe (Berlin- Tegel) wird aber nur höchst gelegentlich gezielt gefüttert, und auch nicht regelmäßig. So gab es bis vor kurzem noch eine Omi, die Weizen und Sittichfutter ausgestreut hatte, das habe ich nun aber schon eine Weile nicht mehr beobachtet.
Ich hatte noch keine Wildtauben in meiner Obhut, abgesehen von einem sehr kleinen Ringeltaubenküken, das aber nicht überlebt hat, weil stark verletzt (Loch in der Schädeldecke) - hier konnte man aber eh nicht mehr von "scheu" oder "nicht scheu" reden: das Einzige, was bei dem Kleinen noch ging, war, ein letztes Mal die Augen zu öffnen, als es einen Tropfen Wasser an den Schnabel geträufelt bekam.
Die arme Kleine =/...
Vielleicht ist das auch wieder eine Besonderheit Berlins, denn die hier lebenden Ringeltauben sind teils schon halbzahm, will heißen, hauen nicht auf 40- 50 Meter ab, wie man im Herbst sehr schön an den Ringeltauben beobachten kann, die zum Eichelsammeln kommen, oder an Winterschwärmen in größeren Parks mit lockerem Waldbestand, wie etwa im Rehberge- Park.
Will heißen, die reine Berliner Stadt- Ringeltaube ist bei weitem nicht so scheu wie die "auswärtige".
vom Menschen penetrant mit geringer Fluchtdistanz Futter zu erwarten
Dazu hatte ich heute eine schöne Beobachtung.
Ich saß an der Greenwich- Promenade mit einem älteren Herren auf einer Bank, der die Enten und Schwäne fütterte, und dabei bröckelten im allerhand Krümel zwischen die Füße.
Weiter hinten am Wasser waren 4 Tauben zum Trinken gelandet, die einzeln oder zu zweit im raschen Flug herangekommen waren. Nachdem sie getrunken und ein paar Haferflockenelemente (Krümel waren das schon nicht mehr ^^) aufgenommen hatten, und danach eine gewisse Zeit mit den Enten und Krähen auf einer Wiese das Gras abgesucht hatten, setzten sie sich keine 2 m neben mich auf's Geländer und saßen da an die zwei Stunden, dösten, putzten sich, der blaue Täuber gurrte etwas, und so weiter.
Aufgrund dieses Threads achtete ich da besonders drauf, und das eigentliche war: Während all dieser Zeit haben die Krümel zwischen den Füßen des Mannes die Tauben nicht die Bohne interessiert, sie achteten nicht mal drauf, als ich einem Erpel genau unter ihnen zu Testzwecken was hinwarf, lediglich einer der vier schaute mäßig interessiert über die Schulter.
Ich luchste natürlich die ganze Zeit voll Interesse, und als der alte Mann dann ging, stand ich auch auf und entfernte mich etwas. Und die Tauben...-
blieben sitzen, während die Enten sich auf die Krumen stürzten, als würde es kein Morgen geben.
Fazit für mich: Nachdem die Tauben da an die zwei Stunden ihrem Komfortverhalten gefrönt hatten (waren alle 4 makellos in Ordnung, übrigens nur ein Täuber blau, der Rest gehämmert ^^)), und nach dieser recht langen Zeit (und auch, weil es bereits 16 Uhr war), sicher wieder Appetit hätten haben müssen, haben sie dem gängigen Klischee ihrer Art so gar nicht entsprochen, und sich nicht wie die Geier auf die doch recht reichlichen Krumen gestürzt, wie man es ja durchaus von anderen Tauben kennt. Heißt für mich, daß sie, wenn sie die Wahl haben, sich eben nicht so 1000%ig vom Menschen und seinen milden Gaben abhängig machen, und von daher nicht grundsätzlich völlig verelenden oder krank werden, wenn es nicht permanent was vom Menschen gibt.
Vielleicht sehe ich das etwas eingleisig, weil Berlin relativ grün ist, und die Tauben da die Wahl haben, wenn an ihre Gebiete entsprechende Möglichkeiten zur natürlichen Atzung anschließen, und weil ich in einer entsprechenden Gegend lebe...
ZB war ich heute/ gestern auch in der City, bin U Bahn Hallesches Tor ausgestiegen (wo auch ein großer Taubenschwarm lebt, eine klemmte denn total auseinander und tot auch gleich in der still gelegten Rolltreppe
). Weit und breit nur Häuserschluchten, die Grünflächen lächerlich klein, da kann ich mir Taubenelend aufgrund mangelnder Fütterung dann schon vorstellen, bzw. die vielen Probleme, die ihr ansprecht.
Wogegen ich mich verwehre, ist halt bloß die Aussage, die könnten ohne unsere Fütterung so ganz und gar überhaupt nicht, und wären sämtlich dem Untergang geweiht, wenn es nicht dreimal am Tag reichlich Körner gibt.
Das Haustier- Argument mit der maßlosen Vermehrung rund durchs Jahr leuchtet ein, um das beurteilen zu können, würde ich aber gern erstmal wissen, wie sich das bei den Felsentauben verhält, die ja aus mediterranen Gefilden und damit eigentlich ganzjährig zum Brüten geeigneten Verhältnissen stammen, und inwieweit unsere Haus- und Stadttauben allein dadurch beeinflusst sein könnten.
Das Haustiere alá Gans und Ente viel früher zu legen beginnen, und dann auch viel länger und mehr legen, weiß ich, dennoch kann man denen noch eine gewisse Jahresrhythmik wie zB Winterpause beim Legen oder zur Schwingenmauser unterstellen, so daß ich mir denke, daß die Taube schon von Hause aus eine genetische Disposition zum ganzjährigen Hecken hat, weswegen sie sicher auch Haustier wurde (das ganze Jahr über Eier und Jungvieh zum Schlachten, was die kleine Körpergröße wieder wett machte).
Grüße, Andreas