Habichte und Co. und Reviere

Diskutiere Habichte und Co. und Reviere im Forum Greifvögel und Eulen im Bereich Wildvögel - Hallo, ich wohne in einem Neubau gegenüber einem riesigen Taubengebäude, sieht aus wie ein riesiges, großes Wohnhaus mit offenen Fenstern...
Rebhühner gab es früher im ganzen Landkreis in unterschiedlicher Dichte. In einem Hegering wurden zwei Jahre nach Abschluss aller Flurbereinigungsmaßnahmen (Mondlandschaft totat) auf 4.800 ha 975 Hühner erlegt. Genutzt wurden immer ca. 20 - 25 % des Herbstbesatzes erlegt. Mehr ging aus hegerischen Gründen nicht und außerdem halten die Hühner dann den Vorstehhund nicht mehr aus. Hochgerechnet kam ein Bestand von rd. 4.000 Hühnern zusammen. Das Rebhuhn ist nun in unserem Landkreis auf ca. 10 % des ursprünglichen Verbreitungsgebietes zusammengeschmolzen. Ich laste dies nicht dem Habicht an, da gab es noch viele andere Ursachen. Außerdem gab es noch kleine Inselpopulationen die sich über Jahre im sonst hühnerfreienn Land hielten. Alle diese Vorkommen sind irgendwann erloschen und da haben die Räuber kräftig mitgeholfen, denn alle brüteten doch die Winterverluste waren einfach zu hoch. Bei Revierübernahme 1995 verirrten sich im Frühjahr zwei mal ledige Hähne zu uns, eine Besiedlung unterblieb aber. 1995 war das von mir betreute Revier schon seit mindestens 10 Jahren hühnerfrei. Das letzte Inselvorkommen ca. 10 km vom jetzigen Verbreitungsgebiet entfernt erlosch im Jahr 2000. Die anderen Inselvorkommen verschwanden in den 90er Jahren bereits. Das kleine Verbreitungsgebiet wo noch Hühner vorkommen ist ca. 15 km entfernt und es ist fraglich ob dort überhaupt ein Überschuss an Hühnern hervorkommt.
Also wurden im Jahr 2003 mit einer echten Neuansiedlung begonnen.
Der Fasan war früher auf 80 % des Landkreises verbreitet. Aussetzaktionen, außer mal ein ausgemähtes Gelege - haben nie einer Rolle gespielt, aber er war der Farbtupfer auf der herbstlichen Jagdstrecke. Sein Bestand ist auf ein Revier zusammengeschmolzen, welches von uns ca. 20 km entfernt liegt.
Da trotz umfangreicher revierverbessernder Maßnahmen nicht mit einer Zuwanderung zu rechnen war, wurden im Jahr 2000 die ersten Fasane ausgewildert und zwar in vergleichsweise kleinen Stückzahlen, nach dem Motto lieber 10 qual. Einzelkämpfer als 100 Verhaltenskrüppel. Auch diese Rechnung ging auf. Der Fasan war in unserem Revier seit ca. 20 Jahren ausgestorben. Ich habe nie behauptet einen aut. Fasanenbesatz zu haben, aber wir hatten einen.
Der Hasenbesatz lag bei 3 Hasen / 100 ha im Jahr 1995. In einer wellenförmigen Aufwärtsbewegung stieg der Besatz nur auf 13 - 15 Hasen / 100 ha.
Ich kann durch die verschiedenen Maßnahmen eine Wildart nur dann im Bestand steigern, wenn sie überhaupt noch vorhanden ist. Es fand keine Bestandsstützung statt sondern zwei echte Wiederansiedlungen, die mit den vorherrschenden Bedingungen offensichtlich zurecht kommen. Aber wir "produzieren" keinen Überschuss für eine eventuelle Neubesiedlung. Das Rebhuhn wird nicht bejagt, beim Fasan beschränkte sich der Abschuss in diesem Jahr auf einn paar Küchenhähne. Wir haben aber in Vergleich zu anderen Revieren einen vergleichsweise hohen Hahnenbestand ( 1:2 würde ich sagen), den wir als Alarmanlage auch brauchen.
VG C.
 
@ Colchicus
Wenn man bei uns Stadtsüdwärts geht kommt man auf eine große Fläche die aus je 4 großen Äckern besteht die auch bewirtschaftet werden.Dazu kommen dann noch weitere Flächen die mal Testgelände der Uni waren,irgentwann vor 20 Jahren,und total verwildert sind,außerdem schliessen sich noch ehemalige Kleingärten an, das war zu DDR-Zeiten mal so ein Datschen-Verein,jetz ist es nurnoch verwilderter Grund und boden.Ich bin früher viel dort hingegangen, es ist eine tolle Fauna und Flora,an der Stadt grenzend,nicht sehr schön für den Menschen,aber für tiere,die alten Obstbäume bieten Nahrung,auch wenn auf den Äckern Mais oder Gedreide angebaut wird ist es besonders für Nager und Vögel ideal.
Sumpf hat es dort auch so wie Wiesenlandschaft,hat sich alles von selbst herausgebildet.
Habe dort schon zahlreiche seltene singvogelarten gesehen so wie Schnepfen,oder waren es bekassinen(ich weiss den unterschied immer nicht),hohltauben,rebhühner und auch hamster,igel und verdächtig zahme füchse,dachse und marder...
achja und eine gruppe von 3 rehen hat es auch.
und es hatte auch imemr fasane,mehrere hähne und hennen konnte ich beobachten. das war 2001.
ich war dann noch seh oft dort und manche fasane liessen einem nah an sich ran andere waren sehr scheu. immer wenn ich dort war fand ich fasanenfedern,auch mal ein gerupf das auf fuchs deutete. gelege usw. waren immer zu finden und man hörte die hähne göcken.
wenn ich heute da hingehe finde ich nichts mehr was auch nur auf fasan deuten könnte.ihre höre sie nicht mehr,ich sehe sie nicht mehr,ich finde keine federn oder kot,eischalen oder kulen....
sie sind weg,aber warum?
ich glaube nicht dass sie mal dort ausgewildert wurden,es ist kein jagdrevier,ein biotop ist es auch nicht wirklich,zumindest nicht ofiziell.
auf dem alten testgelände treffen sich nachts oft jugendliche die lagerfeuer machen,die von der kleingartensparte kommen gern mit ihren hunden dahin um sie laufen zu lassen,ab und an sieht man dort auch mal nen habicht,der aber zumeist nur die massen an feldernden stadttauben schlägt,die fliegen meist nichtmal weg wenn sie ihn sehen...
also ist der habicht dort nicht als feind des fasanes anzusehen und die menschen störten ihn auch nie,es ist ja genug platz zum zurückziehen,wobei ja wie gesagt einige exemplare sogar verdächtig zahm waren.
aber wo sind dann die fasane hin?
 
Rebhühner gab es früher im ganzen Landkreis in unterschiedlicher Dichte.

Der Fasan war früher auf 80 % des Landkreises verbreitet.

„Flurbereinigungsmaßnahmen (Mondlandschaft totat)“
Und im Zuge der Flurbereinigung hat dann die Natur eine neue Vogelart namens „Habicht“ geschaffen (quasi Schnellevolution, wie Phönix aus der Asche), um die überzähligen Hühner dahinzuraffen.

Nun hast Du die wahre Ursache Deines Problems wunderschön selbst geschildert. :beifall:

VG
Pere ;)
 
Und im Zuge der Flurbereinigung hat dann die Natur eine neue Vogelart namens „Habicht“ geschaffen (quasi Schnellevolution, wie Phönix aus der Asche), um die überzähligen Hühner dahinzuraffen.

Nun hast Du die wahre Ursache Deines Problems wunderschön selbst geschildert. :beifall:

VG
Pere ;)

Ach Pere, Du hast das wieder falsch verstanden. Die heutigen Restvorkommen der Hühner befinden sich dort, wo weit und breit kein Baum und Strauch vorkommt. Aber es werden Kartoffeln angebaut. Und Winterdeckung bieten Raps und Senffelder. Der Bussard hat weit und breit keine Aufblockmöglichkeit. Das ist Kultursteppe pur. Der Habicht hat keine Deckung zum Anjagen. Nur die Grenzliniendicht müsste höher sein, dann gäbe es dort vermutlich noch mehr Hühner.Ebenso der Grünlandanteil. Aber auch diese Population steht unter solch starken Räuberdruck, dass kein Überschuss zum Abwandern aufkommt. Im Winter gehen diese Hühner natürlich in die Ortschaften wenn der Schnee sehr hoch wird. Dort kann der Habicht wieder jagen. Durch den geringen Grünlandanteil ist die Mäusedichte auch geringer. Dadurch gibt es auch weniger Bussarde, die sicherlich auch ohne Anwarte einfach nur auf dem Acker sitzen. Die Situation kann von Jahr zu Jahr anders sein.
Schlimm wird es in Mäusejahren wenn viele Bussarde da sind. Fällt dann über Nacht mal 30 cm Schnee dann geht es zur Sache.
In diesem Jahr alles easy bisher.

Wir haben in unserem Revier vom äußeren Eindruck her paradiesische Zustände: 11 km Hecken (in ständige Pflege), davon 7 km zwischen den Feldern, also nur 4 km "Alibihecken" entlang der Feldwege(Hundeauslaufpisten).

Such doch bitte nicht immer um 10 Ecken nach einer Begründung. Du hältst an Deinen ideologischen Grundsätzen fest und ich schildere Probleme und Entwicklungen und stelle Lösungsansätze in den Raum. Diese Lösungsansätze sind für mich nicht Teil meiner Ideolgie sondern notwendiges Übel zur Behebung eines Problemes. Jede Population hat zwei begrenzende Faktoren: Lebensraum und Sterblichkeit. Die alleinige Verbesserung des Lebensraumes kann genausowenig bewirken wie die Verringerung der Sterblichkeit, z. B. durch Verringerung der Räuber.´Ein Fass faßt nur soviel wie die kürzeste Daube lang ist. Die anderen Bretter können noch so hoch sein, wenn eines fehlt hält sich eben kein Wasser drinn.

Ich nehme gerne Ratschläge an, aber nur von Praktikern die dieses oder jenes schon ausprobiert haben. Mit theorethischen Lösungen ohne Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten ist das immer so ein Problem. Aber wir können ja mal Brainstorming betreiben oder ich denke das haben wir hier auch ausgiebig gemacht. Danke an alle für die in aller Regel sachlichen Beiträge auch wenn sie nicht meiner Meinung entsprachen.
VG Colchicus
 
Du hältst an Deinen ideologischen Grundsätzen fest und ich schildere Probleme und Entwicklungen und stelle Lösungsansätze in den Raum. Diese Lösungsansätze sind für mich nicht Teil meiner Ideolgie sondern notwendiges Übel zur Behebung eines Problemes.

Mit theorethischen Lösungen ohne Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten ist das immer so ein Problem.
Weshalb ich an meinen Grundsätzen festhalte, hat mehrere Ursachen:

1. Zum einen gab es früher (in Zeiten extensiver Landwirtschaft) teilweise enorme Niederwildbestände. Und es gab damals genauso viele Habichte wie heute. Ich habe erst heute morgen in unserer Bibl. ein altes Jagdbuch aus dem Jahre 1821 in der Hand gehabt. Da ging es um das Abtragen eines Habichts. Beschaffung: Aushorsten, gibt ja genügend davon. Einjagen: Man sucht sich zuerst eine Kette mit ganz schwachen Hühnern (man hat ja freie Auswahl, weil die Felder voll sind von Hühnern), sucht sich dann nach und nach immer stärkere (also ältere Hühner raus). Man liest zwischen den Zeilen, dass es sowohl viele Habichte als auch jede Menge Hühner gab.

2. Ich beschäftige mich durchaus mit dem Habicht, und zwar auch mit Raumnutzung, Ernährung, Territorialverhalten, Siedlungsdichte, intraspezifische Bestandesregulation etc. Und nach allem, was ich bisher über diesen Vogel weiß, sind zum einen größere Konzentrationen (wobei „groß“ wiederum relativ ist) praktisch nicht möglich, zum anderen war in mehreren Beutelisten der Anteil der Rebhühner maximal 10% groß.

3. Natürlich schnappt sich der Habicht das ein oder andere Huhn, gar keine Frage, aber sämtliche Winterverluste dem Habicht anzulasten halte ich für unbegründet. Vielleicht ist er für nichtmal ein Drittel der Verluste verantwortlich. Eine (massive) Reduktion hätte somit nur einen sehr geringen Nutzen.

4. Der Habicht schlägt wiederum andere Prädatoren des Rebhuhns wie Rabenkrähen, Elstern, Eichelhäher und vielleicht auch mal eine Jungkatze, ein Hermelin oder ein Wiesel, stellt also seinem „Schaden“ auch einen gehörigen „Nutzen“ gegenüber.

5. Wenn eine Population (gleich welcher Tierart) einen unteren Grenzwert erreicht, ab dem die durch Prädation (bei nicht-überhöhter Prädatorendichte, was aber beim Habicht aufgrund seiner Biologie gar nicht möglich ist) bedingten Verluste nicht mehr ausgeglichen werden können, dann ist diese nicht überlebensfähig.

Was Du als Lösungsansätze vorschlägst, halte ich somit aus o. a. Gründen für das falsche Mittel. Ich persönlich würde folgenden Weg versuchen:
1. Keinerlei begünstigende Maßnahmen speziell für den Fasan, stattdessen „normale“ Bejagung desselben. Wenn er sich von alleine hält, soll´s Recht sein, wenn nicht, ist auch gut.
2. Vorhalten ausreichender Winterdeckung (genügend hohe Wildackermischungen, die auch bei Frost nicht zusammenfallen). Ich glaube nämlich nicht, dass das Rebhuhn die schützende Vegetation verlässt und sich draußen im freien offenen Gelände aufhält, wenn es nicht unbedingt sein muß.
3. Möglichst viele kleine Winterfütterungen, um keine Konzentrationen von Hühnern aufkommen zu lassen (ich gehe davon aus, dass Du das ohnehin so machst).

VG
Pere ;)
 
Ich hab mir heute mal zwei Bücher ausgeliehen, und zwar zum einen „Der Fasan – das Flugwild der Zukunft“ von Karl Scheumann und zweitens „Rebhuhnforschung in Baden-Württemberg“, herausgegeben von der LFU.

Im Fasanenbuch steht geschrieben:
„In all meinen Schriften habe ich auf die Notwendigkeit einer wirksamen Bekämpfung der Krähen und Elstern hingewiesen. Die Überhandnahme diese Nesträuber ist auf die rücksichtslose Verfolgung der Greifvögel zurückzuführen, denn die praktisch der Ausrottung nahekommende Verminderung speziell des Habichts und des Wanderfalken haben überhaupt erst eine Massenvermehrung der Krähern und auch der Elstern ermöglicht“.

Im Rebhuhnbuch wird von einer Habicht-Fangaktion berichtet:
„Für den im Untersuchungsraum vorkommenden wehrhaftesten Greifvogel, den Habicht, wurde bei der Bestandserhebung besondere Aufmerksamkeit aufgewendet.

Die Zahl der gefangenen Habichte war außerordentlich gering und erreichte bei weitem nicht die Zahl, die aufgrund vorheriger Berichte der Jägerschaft zu erwarten war. Obwohl die Fangplätze unter Mitwirkung der ortskundigen Revierpächter und Jagdaufseher optimal gewählt wurden, hatte sich ein entsprechender Fangerfolg nicht eingestellt.

Anhand der wiedergefundenen Sender [der Rebhühner] und den dabei festgestellten Resten der Tiere , wie Federn … Sofern wir … annehmen, dass die Rebhühner auch vom jeweiligen Räuber getötet wurden, kann man feststellen, dass der Einfluß der Greifvögel auf das Niederwild zumindest im beschriebenen Untersuchungsgebiet weniger groß ist also bisher angenommen.“

VG
Pere ;)
 
Pere , wie du ja weisst bin ich absolut kein Beführworter des Greifvogelfangs und deine Bücher zweifle ich durchaus nicht an.
Nur, ( Ich muss hier wieder einen fiktiven Vergleich benutzen);
Wenn z.B. eine wissenschaftliche Studie aussagt, dass in meiner Gegend kaum Eingebrochen wird und die Kriminalität keinen nennenswerten Einfluss hat, nutzt mir das wenig , wenn ausgerechnet ich schon dreimal davon betroffen wurde.
Das ist ja oft das Problem an all den schönen Zitaten und Studien hier. Statistisch gesehen hat manches keinen grossen Einfluss. Lokal gesehen kann es aber ganz anders sein.
Nun gut, trotz allem , ich weiss auch nicht was man colchicus raten soll. Das Projekt scheint ja ganz gut angelaufen zu sein und es läuft ja auch noch nicht allzulange. Ich denke wenn die Kopfzahl der Hühner erstmal angewachsen ist wird das Problem auch nicht mehr so gross sein. Nur eben die Anfangsphase ist natürlich schon heikel.
 
Der Schutzstatus für Habicht und Co. hierzulande datiert aus dem Jahre 1976; mittlerweile haben wir das Jahr 2007.


Meiner Meinung nach muß man einfach zur Kenntnis nehmen, dass sich an diesem Status in absehbarer Zeit nichts ändern wird. Kein Politiker, der wiedergewählt werden will, wird am Schutzstatus der Krummschnäbel, den Lieblingstieren der Vogel- und Artenschützer, ernsthaft rütteln wollen.

Für die Heger unter uns leitet sich aus dieser Erkenntnis die Konsequenz ab, entweder die Hege des Niederwildes trotz der vorhandenen Greifvögel erfolgreich betreiben zu können-

oder es bleiben zu lassen.

Wenn Habitate für Fasan + Rebhuhn nicht mehr geeignet sind, ganz egal aus welchen Gründen, dann sollte man es bleiben lassen.
Falls ein Habitat mit vertretbarem Aufwand (Hecken,Randstreifen o.ä.) so weit verbessert werden kann, dass Fasan und Rebhuhn wieder dort leben können, so ist es allemal den Versuch wert. Wenn nicht, muss man auch so einen Versuch wieder abbrechen können.

Nichts für ungut, Colchicus, aber das Verlangen nach (aktiver!) Regulation von Habicht und Co. ist irrational, weil nicht (mehr) durchsetzbar.

idS Daniel
 
Hallo Daniel, unterm Strich hast Du sicher recht. Es müssen eben noch ein paar Vorkommen von bedrohten Arten im "Räuberloch" versinken, dann wachen die einen oder anderen vielleicht auf. Nur bin ich nicht der Typ kampflos aufzugeben. Noch dazu wenn sich am (geistigen) Horizont der eine oder andere Silberstreifen auftut (Beispiel Holland). Glaub mir die Zeit arbeitet für uns, denn wie Du treffend gesagt hast, wir (damit meine ich nicht Dich und mich) sind beim Habicht auf dem Stand von 1976. Damals gab es auch Steinewerfer die dann zum Außenminister mutierten.
Wir sollten nur nicht nachlassen, andere zum Mit- und Weiterdenken zu veranlassen.
Klar, Pere wird immer anderer Meinung sein, aber es gibt hier im Forum auch eine Menge Leute, die vielleicht den einen oder anderen Link benutzt haben und ins Nachdenken gekommen sind. Das sollte uns das wert sein.
Bei einer Diskussion über die Krähenbejagung könnten wir auf dieselben Gegensätze stoßen. Tatsache ist dass viele Arten auch durch noch so gut gemeinte Lebensraumverbesserungen nicht auf die Beine/Ständer/Läufe kommen. Dafür gibt es eine Menge Versuche und Untersuchungen wie hoch die Verluste durch Beutegreifer sind. Die Engländer sind das Problem paragmatisch angegangen. Da hat man eben mal in Versuchsrevieren alle Prädatoren eleminiert und geschaut, was dabei herauskam. Bei uns regt man sich über einen Krähenfang auf, als wäre es ein Atomkraftwerk. Ich bin deswegen nicht der Meinung, dass ein Lebensraum ohne Beutegreifer der Idealzustand ist.
Ich will nur bei all den Artenschutzmaßnahmen zu denen auch ich als Jäger stehe, dass bezüglich der Manipulationen keine Unterschiede zwischen Tier- und Pflanzenarten gemacht werden.
Schau, der Biber ist in Bayern in den 70er Jahren illegal von Naturschützern ausgesetzt worden. Heute kostet er uns eine Menge Geld. Die Bayernbiber sollen angeblich ein ziemlicher Unterartenmischmasch sein. Die Elbebiberschützer(manager) fürchten um ihre Bestände, wenn der Bayernbiber die Wasserscheide überwindet. Niemand redet mehr darüber. Die illegale Aussetzaktion wurde dann ein paar Jahre später genehmigt.
Und dieselben Leute reden dann über den Fasan und brechen den Stab.
Mit Theorien habe ich eben ein kleines Problem. Man weiß wie es theoretisch funktioniert aber es funktioniert in der Praxis nicht. Die Praxis sieht anders aus. Es funktioniert auch ohne Theorie und das ist mir wichtig.
Wenn ich jemand frage wie es bei ihm im Revier mit den Hühnern ausschaut........kein Problem! Warum nicht?......ich habe da zwei Taubenzüchter.........Dann machen wir eben weiter so. Den Hühnern hilft es offensichtlich.
 
.
Mit Theorien habe ich eben ein kleines Problem. Man weiß wie es theoretisch funktioniert aber es funktioniert in der Praxis nicht. Die Praxis sieht anders aus. Es funktioniert auch ohne Theorie und das ist mir wichtig.
offensichtlich.

Es fällt mir manchmal nen bißchen schwer, Dir zu folgen. Also ist Deine Theorie denn nicht, daß der Habicht Schuld am Rückgang der Hühner ist, und er deswegen bejagt gehört?
Das ist allerdings eine Theorie, denn Du schlägst die Erfahrungen aus Deinem Revier auf alle anderen um
 
Colchicus,

ich schildere Dir im Detail meine gesamten Überlegungen, les mich in Studien ein und berichte von diesen; und das einzige, was von Deiner Seite kommt sind Worte wie: „in meinem Revier ist alles völlig anders als irgendwo sonst in Deutschland“, „der Habicht muß bekämpft werden, sonst stirbt das Rebhuhn aus“ und „Pere wird seine Meinung nie ändern.“ Das Ganze wird dann durch Thesen wie „der Fasan war hier schon immer heimisch“ und „der Mäusebussard ist neben dem Habicht der schlimmste Feind des Rebhuhns“ untermalt.

Wie soll ich denn bei solchen Aussagen meine Meinung ändern? Du suchst einen Schuldigen für Deine Misserfolge, und da bietet sich der Habicht halt an.

In diesem Sinne "frohes Habichtjagen"!

Pere :nene:
 
@ Colchicus,

vieles von dem, was Du hier geschrieben hast, sehe ich auch so oder ähnlich.
Allerdings meine ich, dass ein wenig Gelassenheit nicht schaden würde.

Nehmen wir doch als Beispiel die Rabenkrähen: das TamTam, das um diese Vögel (von allen Seiten!) veranstaltet wird, nimmt manchmal schon groteske Züge an. Ich für meinen Teil schiesse ab und zu mal eine, aber gemessen an der Gesamt-Jahresstrecke spielen die vier oder fünf Krähen pro Jahr doch keine Rolle. Und besonders gut schmecken tun sie wohl auch nicht. Warum also auf Seiten der Jägerschaft dieser schon fast missionarische Eifer, wenn es um diese eine Vogelart geht?
Viele der Jäger aus meinem persönlichen Bekanntenkreis verwenden viel mehr Zeit aufs Reden als aufs Handeln. Wenn diese Jungs mit dem gleichen Eifer hinter dem Fuchs her wären, würde ich sie ja noch für glaubwürdig halten. Aber wenn ich in den kalten Vollmond-Nächten im Februar im Schneetarnanzug auf den Fuchs pirsche, höre ich aus den umliegenden Revieren weit und breit keinen Schuss- da bin ich so ziemlich alleine da draussen. Oder bei der Bodenjagd: gerne werde ich mit meinen Bauhunden in andere Reviere eingeladen- aber wenn der Hund mal länger als eine halbe Stunde laut vorliegt, dann würden der Gastgeber und der Rest der Korona am liebsten schon mal voraus zum Schüsseltreiben. "Wenn Du deinen Hund wieder hast, kannst ja nachkommen...".

Was ich damit sagen will: viel BlaBla, wenn es um die theoretischen Hegemöglichkeiten geht. In der Praxis, wo die Herren Jäger mal so richtig mit der Büchse hegen könnten, ist dann nicht mehr viel los. Gerade der Rotfuchs ist doch das schönste Beispiel: Keine Restriktionen bei der Jagdart, ob mit Flinte,Falle oder Hund, bei Tag und bei Nacht, Sommer wie Winter- nur der § 22 BJG schränkt ein bißchen ein.
Wenn alle Jäger solche Niederwildheger wären, wie sie immer behaupten, dann hätte es hierzulande niemals eine Tollwutimmunisierung des Fuchses gebraucht- mangels Füchsen nämlich.

Aber zurück zu Fasan und Rebhuhn:

Projekte wie Stollhamer Wisch in Niedersachsen oder das (gescheiterte) Birkwildprojekt des NABU in Bad Buchau/Federsee zeigen, dass es nicht Habicht und Co. sind, die den Hühnern (und anderen Bodenbrütern) den Garaus machen.
Versuche doch einfach mal, im Umgang mit diesen Greifvögeln etwas entspannter zu sein und investiere die freiwerdende Energie in die Bejagung nachtaktiver und haariger Beutegreifer. Und vor allem konsequente Anwendung des Jagdschutzes bei den Dachhasen, auch wenn mal die eines wichtigen Jagdgenossen dabei sein sollte.
Langfristig wird das erfolgreicher sein als das (vergebliche!) Verlangen nach Regulation der Krummschnäbel.

Meine Meinung jedenfalls, gewonnen in zwanzig Jahren Jagdpraxis.

idS Daniel

P.S.: Und was die Praxis der illegalen Auswilderungen angeht, so scheinen die doch recht erfolgreich zu sein damit. Und von den Erfolgreichen kann man lernen- die einen wünschen sich Wolf und Luchs hinterm Haus, andere hätten gerne wieder Rot- und Damwild im Revier. War hier ja mal genauso heimisch wie der Luchs, oder der Kormoran.
 
Zuletzt bearbeitet:
nur der § 22 BJG schränkt ein bißchen ein.
Wenn man diesen Paragraphen ernst nimmt, schränkt er nicht nur „ein bisschen“ ein, sondern „ganz erheblich“. Wobei beide Ausdrücke natürlich relativ sind.

die einen wünschen sich Wolf und Luchs hinterm Haus, andere hätten gerne wieder Rot- und Damwild im Revier. War hier ja mal genauso heimisch wie der Luchs, oder der Kormoran.
Nur als Ergänzung, nicht als neuerlicher Streipunkt: Den Damhirsch sehe ich ungern in dieser Reihung, weil er eigentlich nicht als heimisch anzusehen ist. Er wurde in Mitteleuropa eingeführt.

VG
Pere ;)
 
Es fällt mir manchmal nen bißchen schwer, Dir zu folgen. Also ist Deine Theorie denn nicht, daß der Habicht Schuld am Rückgang der Hühner ist, und er deswegen bejagt gehört?
Das ist allerdings eine Theorie, denn Du schlägst die Erfahrungen aus Deinem Revier auf alle anderen um

Also noch mal: Es gibt Arten in der Kulturlandschaft denen geht es gut, besser, schlechter oder ganz miserabel. Aufgrund unserer Landwirtschaft werden wir nur in Ausnahmefällen noch hohe Hühnerdichten bekommen. Soweit alles klar. Das Rebhuhn kann aber in unserer Kulturlandschaft auch heute noch überleben, wenn auch vielleicht jagdlich nicht mehr nutzbar, wenn nicht der hohe Beutegreiferdruck wäre. Es sitzt im "predator pit" und kann ganz leicht verschwinden, wenn noch andere Faktoren zuzukommen. Wenn wir unsere ganze Landbewirtschaftung total in Richtung des Rebhuhnes umstellen würden, dann könnten vielleicht R-Strategen wie des Rebhuhn auch schnell zu hohen Dichten kommen. Wir können das Rad aber nicht zurückdrehen.
Um bedrohte Arten zu erhalten gilt es auf zwei Faktoren Einfluss zu nehmen: 1. Lebensraum und 2. Beutegreifer.
Der Habicht ist nicht bedroht und sein Bestand könnte zu Gunsten bedrohter Arten einen Eingriff leicht verkraften.
VG C.
 
@Daniel
klar habe ich auch Nachbarn die in punkto Fuchs nichts oder nicht viel machen. Aber es sind zumindest 4 zusammenhängende Reviere (ich habe für alle einen JESCH) die an einem Strang ziehen. Fuchs wird bei uns immer auch über der Grenze erlegt. Was die Beutegreiferstrecken angeht, habe ich eben doch erkannt, dass dies nicht ein dauernder Kampf gegen Windmühlenflügeln ist. Wenn Du mal auf einem bestimmten Niveau bist ist das zwar schwer das zu halten aber es geht. Mit fünf Rabenkrähen ist es nicht getan und ich bejage sie auch nicht während der gesamten Schusszeit. Was den Fuchs angeht, so sind wir vor 12 Jahren "um die Wette gepirscht", wer am schnellsten einen Fuchs erlegt hat. Jeden Abend zog um 24 h einer von uns mit Schneetarn, Rucksack und leeren Bierkasten (gut zum draufsetzen und Arm aufstützen) los. Nur auf den Flurbereinigungswegen rund ums Dorf. Das war abartig was es da für Füchse gab. Das Nachbarrevier "produzierte" kräftig mit fünf Heckbauen auf 550 ha.
Was die anderen Beutegreifer (die häuslichen) angeht - du hast es ja angesprochen - da will ich mich hier gar nicht auflassen, sonst haben wir noch die andere Fraktion am Hals.
Unser jagdliches Denken, Handeln ist in einem ständigem Fluss. Wir müssen uns immer neuen Gegegebenheiten anpassen.
Für Teile des Artenschutzes scheint diese Regel nicht zu gelten. Da sind wir immer noch im Jahr 1976.
wmh. C.
 
Wenn wir unsere ganze Landbewirtschaftung total in Richtung des Rebhuhnes umstellen würden, dann könnten vielleicht R-Strategen wie des Rebhuhn auch schnell zu hohen Dichten kommen. Wir können das Rad aber nicht zurückdrehen.
Um bedrohte Arten zu erhalten gilt es auf zwei Faktoren Einfluss zu nehmen: 1. Lebensraum und 2. Beutegreifer.
Der Habicht ist nicht bedroht und sein Bestand könnte zu Gunsten bedrohter Arten einen Eingriff leicht verkraften.
VG C.
Wenn der Lebensraum stimmt, können auch die Prädatoren eine Vermehrung eines R-Strategen nicht aufhalten. Stimmt der Lebensraum nicht, kann sich der R-Stratege selbst bei völligem Ausschalten aller Prädatoren nicht erholen.

VG
Pere ;)
 
Wenn der Lebensraum stimmt, können auch die Prädatoren eine Vermehrung eines R-Strategen nicht aufhalten. Stimmt der Lebensraum nicht, kann sich der R-Stratege selbst bei völligem Ausschalten aller Prädatoren nicht erholen.

VG
Pere ;)

Ich hab nie etwas anderes behauptet. Aber wir haben ja noch diese Zwischenphase. Und über die reden wir. Der Lebensraum ist sicher nicht superoptimal (siehe Dreifelderwirtschaft) aber er ermöglichst manchen Arten in geringerer Dichte als früher hier zu leben, wenn man ihnen etwas Unterstützung gewährt oder gewähren darf.
Ich habe ja einige Links hier eingestellt was die Beeinflussung durch Beutegreifer angeht. Die hat offensichtlich keiner gelesen. Wir drehen uns doch nur noch im Kreis hier. Ich bekomme immer dieselben Argumente. Ihr vertretet von wenigen Ausnahmen abgesehen eine Extremmeinung. Die Wahrheit habe ich auch nicht gepachtet, aber ich versuche in der Mitte zu bleiben, da bin ich ihr vermutlich etwas näher. Ich will keine hemmungslose Verfolgung Euerer Lieblinge sondern ein Artenschutzmanagement zu dem eben auch solche Überlegungen gehören. Über das "wie?" können wir uns ja unterhalten. Das ist dann die zweite Baustelle.
Der Wanderfalkenschutz kommt auch nicht am Marder vorbei. Gut, da kann man vielleicht noch was mit Verstänkern machen. Gäbe es doch einen Beutegreifer der in die Greifvögel so stark eingreifen würde wie im anderen Fall. Da bin ich mir sicher auf welcher Seite Ihr stehen würdet!
Nehmen wir an, der Baummarder würde sich so stak vermehren, dass keine Habichtsbrut mehr hochkommt?
VG C.
 
Ich hab nie etwas anderes behauptet. Aber wir haben ja noch diese Zwischenphase.
Es gibt keine Zwischenphase. Wenn die Hühner es nicht schaffen, ohne Verfolgung ihrer Prädatoren hochzukommen (nicht nur sich zu halten), dann wird das nix mit dem Rebhuhnbestand. Das Symptom eines ungeeigneten Lebensraumes zu bekämpfen kann nicht wirklich unser Ziel sein. Auch durch massive Habichtbekämpfung werden sich die gewünschten Bestände nicht einstellen (da gibt es noch weit gewichtigere – bisher unerkannte – Ursachen für die Misere).

Viele ehemalige Rebhuhnvorkommen sind aufgrund der veränderten Lebensräume nicht mehr existent. Aber es gibt auch noch gute Vorkommen, in denen eine Bejagung des Habichts nicht nötig ist.

Ihr vertretet von wenigen Ausnahmen abgesehen eine Extremmeinung.
Ich vertrete hier die Meinung des Gesetzgebers, welche gleichzeitig die offizielle Meinung sämtlicher Jagdverbände darstellt und deren Zuwiderhandlung nicht nur eine Straftat darstellt (die zum Verlust des Jagdscheins und zum Erlöschen des Jagdpachtvertrages führt), sondern auch das Ansehen der gesamten Jägerschaft massivst schädigt.

Bewege Dich innerhalb der gesetzlichen Vorgaben (nicht nur nach außen, sondern tatsächlich!) und wir sind zumindest in Sachen Rebhuhn auf derselben Wellenlänge.

VG
Pere ;)
 
Wenn man diesen Paragraphen ernst nimmt, schränkt er nicht nur „ein bisschen“ ein, sondern „ganz erheblich“. Wobei beide Ausdrücke natürlich relativ sind.

Recht hast Du. Aber das ist auch die einzige Beschränkung bei der Bejagung des Fuchses, das wollte ich damit zum Ausdruck bringen.

idS Daniel
 
Thema: Habichte und Co. und Reviere

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