Oh Sigg, du und deine Argumente immer...
Warum sie keine großartigen Beuteflüge unternehmen, wurde schon des öfteren gesagt hier...
Selbst wenn es schnee- und eisfrei ist, ist Energiesparen im Winter das A und O, deswegen wird lieber irgendwo rumgehockt, als per Kreisen etc. nach Beute gesucht...
Läßt sich auf diese leichte Art der Energiebedarf decken und noch Reserven davon bilden, wären die Vögel schön blöd, energieaufwändiger zu jagen... Je mehr Energie sie sparen, desto besser ist die Kondition ausgangs des Winters und auf dem Frühjahrszug, und damit die Chancen auf eine erfolgreiche Fortpflanzungssaison...
Hast du darüber hinaus schon mal den Gedanken gefasst, daß Bussarde des offenen Landes des Sommers lieber kreisen auf der Beutesuche, weil sie mit dieser Technik (energiesparend von Thermik zu Thermik fliegen) ein bedeutend größeres Gebiet absuchen können, als per Ansitz?
Größere Gebietsabdeckung= mehr Chancen auf Beute, die auch notwendig ist während der Aufzuchtzeit, ansonsten bei Nichtbrütern oder des Winters bevorzugt Anwartenjagd...
Wir hatten hier mal hinter unserer Siedlung, wo ein großer Park ist und bis vor kurzem eine große Bahnbrache war (jetzt leider mit einer Doppelhaussiedlung bebaut
...), ein Paar Mäusebussarde...
Das kreiste auch im Sommer nur zur Revierabsteckung, wartete aber ansonsten auf Jungkaninchen/ Ratten/ Mäuse an. Hier haben sie die kreisenden Beuteflüge unterlassen, weil in der Stadt die Biodiversität aufgrund der reichen Strukturierung der Lebensräume vielmals um einiges dichter ist, als im natürlichen Habitat gleicher Größe, und sie nicht kilometerweit über offene Flächen fliegen müssen (was mit Kreisen am leichtesten zu bewerkstelligen ist...), sondern nur eben von Baumgruppe zu Baumgruppe, und dann wieder anwarten können...
Auf eines kannst du dich verlassen, die Tiere tun immer das zweckdienlichste, und lassen sich keinesfalls in starre Schemata pressen...
Ich habe früher auch geglaubt, daß der Mäusebussard seine Nahrung nur durch die bekannten Kreis- Flüge zusammen bekommt, sah es genau wie du als DIE typische Sache an, weil es in Büchern steht, die Leute es so sagen, etc. ...
Durch stete Beobachtung und Eigenen- Reim- drauf- machen (mache ich ganz gerne ^^) jedoch bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß nur ein Anteil der Kreis- Flüge dem Beuteerwerb dienen, zu großen Teilen eher der Revierabgrenzung etc., und wo immer möglich, die Anwarte als eher typische Jagdtechnik anzusehen ist, und das hat nun nix damit zu tun, ob der Bussard nun aus Schweden kommt, oder aus Bayern.
Um nochmal auf die Brutzeit zurück zu kommen...
Denkbar ist auch, daß die Jadgtechnik nach Jungenzahl und deren Alter variiert... Während die Jungen anfangs noch mit im Ansitz erbeutetem zurecht kommen, brauchen sie später entsprechend mehr, und da wird dann der kreisende Beuteflug der zweckmäßigste sein.
Anlaß zu dieser Vermutung: Diesjähriges Krähengeheck...
War während der ganzen frühen Aufzuchtzeit nichts besonderes zu bemerken, so fiel auf, daß zwei lokale Krähenpaare auf einmal gezielt anfingen, Spatzen- und Starennester zu plündern, bzw. Jagd auf eben flügge Nestlinge zu machen... Grund dieser doch ziemlich grundlegend geänderten Jagdstrategie?
Das unmittelbar bevorstehende Ausfliegen der Jungen, welche einmal vier Junge, einmal drei Junge waren, also Nahrungsbedarf, der sich durch zusammen geklaubte Käfer etc. nicht mehr decken lässt...
Ebenso werden es je nach Alter und Zahl der Nestlinge auch die Bussarde halten, also Kreis- Jagdflüge nur dann, wenn es Not tut, und ansonsten die energiesparendere Art des Anwartens... Und so halten sie es auch im Winter, egal nun ob Mäuse- oder Rauhfußbussard...
Kucke mal eine Doku aus New York, wo am Central Park ein Paar Rotschwanzbussarde an einem Gebäude nistet... Die sitzen auf Bäumen des Central Parks an, und schlagen von da Grauhörnchen, Tauben etc. ... Diese Technik wegen hohem Spektrum und hoher Anzahl möglicher Beutetiere. Rotschwanzbussarde auf dem Land hingegen kreisen oftmals, um genug Beute zusammen zu kriegen...
Also, alles eine Frage der Umstände, nicht aber des artspezifischen Verhaltens!
Grüße, Andreas