B-Vitamine und ihre Funktion im Vogelorganismus
zoepfchenwurzel schrieb:
Folgendes ist doch Vitamin-B-Komplex, oder?: Vitamin A, C, B1,, B2, B6, B12 E und K sowie Cholinchlorid.
Nein, die Vitamine A, C und K haben mit dem Vit.-B-Komplex nichts zu tun.
Zum Vitamin B-Komplex gehören:
B1 (Thiamin), B2 (Riboflavin), B3 (Nikotinsäure/Niacin), B5 (Calciumpanthothenat), B6 (Pyridoxin), Folsäure und B 12 (Cobalamin).
Ich nehme das zum Anlaß, mal etwas mehr und Grundsätzliches über die Vitamine des B-Komplexes zu schreiben, weil ich festgestellt habe, daß immer wieder Verwirrung herrscht.
Alle B-Vitamine sind wichtige Regulatoren im Kohlehydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel. Sie wirken insgesamt stoffwechselaktivierend. Weiterhin sind sie wichtig für die Blutbildung, zudem sind sie, wie auch die Vitamine A, C und E, auch sogenannte Radikalfänger. Sie spielen eine bedeutende Rolle beim Aufbau von Neurotransmittern und Nervenzellen; ein Vitamin-B-Mangel kann also zu neurologischen Ausfallerscheinungen führen. Nicht durch Vitamin-B-Mangel verursachte neurologische Ausfallerscheinungen können aber demnach durch Gabe von B-Vitaminen auch nicht erfolgversprechend behandelt werden. Gleichwohl werden sie von fast allen Tierärzten und anderen Therapeuten erstmal "auf Verdacht" bei allen neurologischen Ausfallerscheinungen verordnet, weil sie jedenfalls auch nichts schaden können (im Gegensatz zu anderen Vitaminen, besonders A und D).
Im einzelnen ist zu den B-Vitaminen folgendes zu sagen:
Vitamin B 1 (Thiamin):
Vitamin B 1 ist besonders wichtig für den Kohlehydratstoffwechsel von Nerven, Gehirn und Muskeln. Es kommt vor allem in den Silberhäutchen (innere Schalen) und in den Keimen von Getreide vor.
Bei einem Mangel an Vitamin B1 kommt es zu Nervenentzündungen mit Lähmungen und Herzschwäche.
Vitamin B 2 (Riboflavin):
Das Vitamin B 2 findet sich in allen Körperzellen. Es spielt eine besondere Rolle bei der Umwandlung von Fetten, Eiweißen und Kohlehydraten in Nährstoffe. In Verbindung mit dem Vitamin A fördert es die Heilung von Hautveränderungen.
Vitamin B 2 kommt vor allem vor in Eiern, Fleisch und Fisch, Innereien, Nüssen und Pilzen sowie in Milchprodukten.
Bei einem Mangel an Vitamin B 2 entstehen kleine Wunden oder "Risse" um Augen, Lider, Nasenlöcher, Wachshaut, Schnabelwinkel und am Krallenbett, weiter kann es zu Blutarmut, Sehstörungen durch Hornhautveränderungen und Linsentrübung kommen.
Vitamin B3 (Nikotinsäure/Niacin):
Niacin findet sich in allen Zellen und wird in der Leber gespeichert. Es ist für viele Stoffwechselvorgänge notwendig und vor allem für die Haut und die Schleimhäute wichtig. Weiterhin wirkt es gefäßerweiternd und wird in dieser Funktion auch als Medikament eingesetzt.
Es kommt vor allem vor in Geflügel, Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Eiern; in geringeren Mengen auch in Bierhefe, Hülsenfrüchten und Obst.
Eine typische Mangelerscheinung ist rauhe, schuppige und überpigmentierte Haut.
Vitamin B 5 (Calcium-Panthothenat):
Die Pantothensäure hat eine wichtige Funktion im gesamten Energiestoffwechsel. Alle Bindegewebe, Schleimhäute, Federn, Schnabel und Krallen benötigen für ihren Aufbau Pantothensäure. Eine wichtige Stellung hat sie aber auch im körpereigenen Abwehrsystem.
Als Medikament wird Pantothensäure für die äußerliche Behandlung von Wunden und Verbrennungen eingesetzt. Das Vitamin B 5 findet sich in nahezu allen Lebensmitteln. Ein Vitamin B 5-Mangel führt zu trockener, rissiger Haut und brüchigen Federn.
Vitamin B 6 (Pyridoxin):
Das Vitamin B 6 ist vor allem bei eiweißumbauenden Stoffwechselvorgängen und während des Wachstums wichtig. Herz, Gehirn und Leber können ihre Funktion nur dann erfüllen, wenn immer genügend Vitamin B 6 zur Verfügung steht. Es ist auch ein Baustein der Botenstoffe, die für die Reizübertragung zwischen Nervenzellen verantwortlich sind (Neurotransmitter).
Pyridoxin ist in fast allen Lebensmitteln vorhanden, besonders reichlich in Leber, Hefe, Fisch, Milchprodukten,
Mais, Soja und Grüngemüse.
Folsäure:
Die Folsäure gehört ebenfalls zu den Vitaminen der B-Gruppe. Sie ist besonders wichtig für die Blutbildung und die Zellteilung, und stellt einen wesentlichen Baustein der Erbinformation in den Zellkernen dar.
Folsäure kommt besonders reichlich vor in Spinat, Hefe und Innereien.
Bei einem Mangel an Folsäure können unter anderem Blutarmut, Neigung zu Nasenbluten, Störungen der Infektabwehr und verlangsamte Wundheilung beobachtet werden.
Weiterhin kann ein Mangel bei Gabe von Antibiotika entstehen.
Vitamin B12 (Cobalamin):
Vitamin B 12 wirkt vor allem bei Stoffwechselvorgängen mit, die mit der Zellteilung und dem Wachstum zu tun haben. Es ist ein wichtiger Faktor bei der Blutneubildung. Es kann durch den Darm nicht direkt aufgenommen werden, sondern muss sich vorher mit einer von der Magenschleimhaut ausgeschiedenen Substanz, dem sogenannten intrinsic factor, verbinden.
Schwere Vitamin B 12- Mangelzustände bezeichnet man als perniziöse Anämie. Meist ist die Ursache dafür eine Erkrankung der Magenschleimhaut, die mit einer Verdünnung und Funktionsstörung derselben einhergeht. Dadurch wird zu wenig intrinsic factor gebildet, folglich wird zu wenig Vitamin B 12 über den Darm aufgenommen, was zu einer Störung der Blutneubildung und zu einer Blutarmut führt. Ein Vitamin B 12- Mangel kann auch bei bestimmten Darmerkrankungen, Wurmbefall, Hepatitis und bei der Einnahme von Antibiotika über längere Zeit auftreten.
Die Anzeichen einer Unterversorgung treten meist erst nach einigen Jahren auf, da Cobalamin bis zu fünf Jahre im Körper gespeichert werden kann. Neben der Blutarmut kommt es zu Zungenbrennen und Nervensymptomen wie Gangunsicherheit, Lähmungen, Gefühlsstörungen und auch zu psychischen Veränderungen.
Cobalamin ist ein Vitamin, das nur von Mikroorganismen (z. B. Darmbakterien) gebildet werden kann.
Es kommt fast ausschließlich vor in Fleisch, Milch und Eiern.
Vitamin B 12 ist das einzige wasserlösliche Vitamin, das im Körper gespeichert werden kann, alle anderen Substanzen dieser Gruppe müssen regelmäßig in entsprechend großer Menge aufgenommen werden.
Da Fleisch und Milch sowie Milchprodukte und in größeren Mengen auch Eier für Vögel nicht zuträglich sind, empfiehlt sich die Fütterung von grünem Gemüse (Spinat, Broccoli, Löwenzahn), das zugleich auch Provitamin A (Beta-Carotin) enthält, Bierhefeflocken und/oder Spirulinaalgen sowie ungeschälte Getreide, Mais und - in Maßen! - Eigelb, das darüberhinaus auch reich an den Vitaminen A und D ist. Eine Eiweißüberversorgung muß aber vermieden werden, weil sie sich schädlich auf die Nieren auswirkt.
Man kann auch Vitaminpräparate geben, wobei Untersuchungen gezeigt haben, daß die in natürlicher Form vorkommenden Vitamine wirksamer und besser bioverfügbar sind. Da Vitamine der B-Gruppe als wasserlösliche Vitamine im Körper (außer B 12) nicht gespeichert werden können, kommt es auch bei Überdosierung nicht zu Hypervitaminosen.
Besondere Vorsicht in der Dosierung ist bei Multivitaminpräparaten geboten, die neben den Vitaminen der B-Gruppe auch fettlösliche Vitamine wie A, D, E und K enthalten. Davon sind besonders Überdosierungen von Vit. A und D gefährlich und unbedingt zu vermeiden.
Liebe Grüße,
Thomas