Hallo Sigrid
Ja, ich komme aus Bayern. Bin in Regensburg geboren und habe 50 Jahre meines Lebens in Bayern verbracht. Nein, nicht ganz so lange, denn 3 1/2 Jahre lebte ich zwischendurch auch mal in der Schweiz und 2 Jahre in Bremen.
Neben Englisch und gelegentlichem Hochdeutsch spreche ich mit meiner Frau bayrisch. Ist einfach die ursprüngliche Sprache. Obwohl ich nach Deutschland kein Heimweh habe und auch nie hatte, so ist doch die Sprache etwas, das tief in uns verwurzelt ist und das man wohl nie ganz aufgeben wird.
Dass ihr in Deutschland Schecken verkaufen könnt, überrascht mich. Denn hier kann man wirklich nichts damit anfangen. Auch die Zoogeschäfte nehmen sie nicht einmal geschenkt. Dabei kostet ein gelber oder oranger Vogel im Geschäft $ 40! Die Futterkosten sind extrem hoch, sodass man es sich einfach nicht leisten kann, Vögel groß zu ziehen, die dann niemand will.
Vielleicht verstehst du nun meinen Unwillen über das Ausstellungswesen etwas besser. Die Menschen lassen sich unglaublich leicht prägen und manipulieren und es ist nicht schwer ihnen einzureden, dass dunkle Vögel mit Scheckungen nicht schön sind. Auf den Ausstellung wird leider genau das getan. Auch grüne Vögel und selbst die vielen wunderschönen Melinvögel wie Isabell, Achat oder Phaeo, Satinet etc. sind schon nicht mehr so leicht abzusetzen. Deshalb werden diese Vögel auch kaum gezüchtet. Als ich noch Isabell züchtete, hatte ich die größten Probleme, Fremdvögel zu kaufen. In Auckland, immerhin eine Großstadt von 1,4 Millionen, war nicht ein einziger Züchter, der Melaninvögel hatte. Die Vogelliebhaberei geht hier ohnehin sehr dem Ende entgegen, insbesondere die Kanarien. WS sind noch gefragt als Spielzeug für Kinder. Und dann gibt es noch die Züchter von "besonderen" Vögeln. Das sind Papageien und auch Prachtfinken, die hier so selten sind, dass sie auch wieder wertvoll und begehrt sind. Aber auch nur, so lange sie selten sind. Ein typisches Beispiel sind die Zeres. Die waren sehr selten und kosteten $ 100 per Stück. Da waren sie sehr begehrt. Dann waren sie sehr begehrt, wurden gezüchtet und die Zucht stellte sich als nicht allzu schwierig heraus und plötzlich gab es sie reichlich. Da hörten die Züchter wieder auf. Jetzt sind sie fast nicht mehr zu bekommen. Ich habe auch noch einen einzelnen Hahn und kann kein Weibchen dafür auftreiben. Inzwischen ist er 4 Jahre alt und die Zeituhr tickt! Habe die Hoffnung schon aufgegeben!
Papageien kosten ebenfalls eine Menge Geld. Aber nun kommt der größte Witz: Die bei uns heimischen Prachtrosellas (ursprünglich aus entwischten Käfigvögeln heimisch geworden und im Norden überall zu finden), die man jederzeit einfangen könnte und halten könnte, züchtet niemand, obwohl es wirklich schöne Vögel sind. Aber sie kosten nichts, denn sie sind reichlich vorhanden und werden sogar abgeschossen von den Bauern, weil sie ja Schädlinge sind und die Früchte fressen. Aber so sind die Menschen und bei der kleinen Bevölkerung von insgesamt nur 4 Mio ist das alles viel schlimmer als im alten Europa. Denn im Prinzip ist es sicher dort ebenso. Nur gibt es dort viel mehr Menschen und somit auch viel mehr Vögel.
Schönen Grüße und ein schönes Wochenende!
Werner, der Altbayer aus Neuseeland