Dafür gibt es eigentlich nur wenige Gründe, denn nach ihren Angaben werden die Vögel ja beringt, Rücklauf müsste mit Sicherheit also da sein.
Der NaBu Berlin hat auf die Beringung bestimmter Vogelarten vollständig verzichtet, weil die Rückmeldungen zu gering waren, um eine brauchbare Auswertung zu ermöglichen. Auf welcher Grundlage wird gerade bei Wasservögeln von einem ausreichend hohen Rücklauf ausgegangen ?
Ein massiver emotionaler Antrieb kollidiert mit den Fakten.
Interessante These, bei der aber die „Fakten“ auch objektiv strittig sind. Nach über 10 Jahren Wildvogelhilfe kann ich sagen, daß sich ein möglicherweise vorhandener „emotionaler“ Antrieb schnell erschöpft. Was aber nicht mehr geht, ist das Wegschauen von einem leidenden Tier, dem man gelernt hat, helfen zu können. Dazu nützt keine Statistik, das ist immer eine Einzelfallentscheidung aufgrund vorhandener Erfahrung.
Auch für die Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Medikamenten gibt es zahlreiche – und vorgeschriebene – wissenschaftliche Untersuchungen, mit dem (statistisch) unbedeutenden Makel, daß sie für den Einzelfall keine Vorhersage erlauben. Gar keine. Bestenfalls eine Wahrscheinlichkeit, die nie null ist. Statistik trifft den einzelnen immer zu 100 %, in die eine wie die andere Richtung.
So bleibt mir bei Wildvögeln wie im Krankheitsfall nur die Erfahrung. Meine oder die von anderen mit ähnlicher Kompetenz. Mir würde nicht im Traum einfallen, für eine Behandlungsentscheidung Studienergebnisse zu berücksichtigen, deren Methoden und Erhebung ich nicht ganz genau beurteilen kann. Und wenn ich diese einschätzen kann, relativieren sich die Aussagen häufig entsprechend.
Daher bin ich zu dem Schluss gekommen, weiter Wildvögel gesund zu pflegen, solange das möglich ist, weil es statistisch – wie auf der Homepage eines Päpplers steht – vollkommen irrelevant ist. Mir reicht die höchstpersönliche Beobachtung, daß einige Ringeltauben, Spatzen, Amseln, Spechte und Meisen auch nach Jahren noch gesichtet werden und brüten. Ohne mir einzubilden, daß ich gegenüber einer normalen Jungvogelverlustrate von 50-70 % im ersten und zweiten Jahr etwa besser abschneide oder mein Einsatz sonst eine Rolle spielt. Außer für den jeweiligen Vogel. Eine Kostendeckung durch Spendenaufrufe bezweifle ich. Kenne keinen, der in dem Metier reich wurde, wenn nicht Geld veruntreut wurde. Rein wirtschaftlich ist es sicher nicht vertretbar, für diesen Aufwand jährlich eine fünfstellige Summe zuzuschießen. Menschlich gerührt bin ich aber von den ganz einfachen Leuten, die mir nach hartnäckiger Telefonodyssee unter großem persönlichen Aufwand einen kleinen Vogel bringen und schlicht sagen: "Ist doch auch ein Lebewesen."