Ich bin wirklich der Ansicht das die HZ im Notfall erlaubt ist.
Notfall bedeutet für mich das der Züchter sein Paar zur Brut schreiten lässt, in der Hoffnung/dem Glauben das alles normal abläuft. Wenn dann die Küken nicht weiter versorgt werden, bin ich wirklich für eine umsichtige hZ, die später keinesfalls in einem Haushalt gegeben werden darf, in dem ein schmusepüppchen gefragt ist.
Wenn ich aber vorher WEIß das Kakadus nur ein Junges grossziehen, dann sorge ich dafür das aus dem einen Ei nichts schlüpft. Aber das würde warscheinlich als "Verschwendung" betrachtet werden. Das nicht versorgte Küken das man schlüpfen liesse wäre für mich ein provozierter Notfall und das scheint mir doch ein wenig paradox.
Was Alfred anspricht, macht mir auch schon seit langem zu schaffen. Oft sprechen Menschen von Tierliebe, obwohl sie eigentlich alles mögliche tun das wahre Wesen ihre Tieres zu übersehen oder zu unterdrücken. Das führt nicht nur in der Vogelhaltung zu Problemen. Böse Absicht dürfte da zwar nicht hinterstecken, aber offensichtlich verschliessen viele gern ihre Augen und lernen nichts aus dem was sie sehen. Entweder ich möchte einen Papageien, das bedeutet inklusive sämtlicher arttypischer Eigenheiten und seinem eigenen Kopf, oder ich lass es bleiben.
Man sieht das auch häufig in der Hundehaltung. Einen Hund zu haben bedeutet nicht nur einen tierischen Freund zu haben, es bedeutet auch als Rudelersatz zu fungieren und dem Hund in dieser Rolle zu zeigen wo er steht und ihm so Sicherheit zu vermitteln. Er ist nunmal ein Hund und egal wie viele Generationen ihm von dem Wolf trennen. Die wölfische Grundstrucktur von sozialem Miteinander ist ihm erhalten geblieben, trotz Domestikation. Dementsprechend sollte in Hund auch gehalten und gepflegt werden. Die Realität sieht aber anders aus. Kleine Hunde werden oft als Kindersazt gehalten und hängen erzieherisch in der Luft. Das Ergebniss sind Hunde die in der "Rudelartigen" Struktur nicht ihren Platz gefunden haben, sich nicht geführt fühlen. Dementsprechend benehmen sie sich auch. Wenn Besuch kommt, wird der gnadenlos angekläfft, wenn es sein muss auch eine Stunde lang. Das Herrchen oder Frauchen immer empörter "Aus" rufen spielt für siekeine Rolle. Warum auch? Der Halter hat dem Hund ja nie eindeutig signalisiert wer das "Rudel" beschützt" und führt, kann also selber nicht der Chef sein. Also nimmt Hund das eben selbst in die Pfoten. Er hat nicht die Gewissheit das sein Herrchen weiß was zu tun ist, wirklich der Stärkere ist.
Nicht falsch verstehen. Ein Hund ist durchaus liebevoll zu behandeln und ist Teil der Familie! Aber das er ein Hund ist darf man dabei nicht vergessen. JEDES Tier hat verhaltensbiologische Eigenheiten und die gilt es zu respektieren und zu verstehen.
Dem gegenüber stehen die ständigen Versuche des Menschen sich das aus dem Tier zu stricken, was SIE gern hätten.
Nun aber zum eigentlichen Thema.
Wildtiere die mit der Hand aufgezogen werden, dürfen nicht einfach irgendwo ausgesetzt werden. Warum wohl? Weil sie über ein paar Tage Leben in Freiheit nicht hinauskommen. Das Aufziehen und das RICHTIGE Auswildern von Wildvögeln z.B. ist für einen Laien ohne entsprechendes Umfeld, Kontakte, Möglichkeiten und Wissen nahezu nicht möglich.
Wir haben damals einen schweren Fehler begangen. Meine Eltern waren schon immer als Kleinzoo bekannt. Und so schleppten uns eines Tages einige Kinder vier Kohlmeisenküken an.
Ich war damals zwölf. Wir wussten nicht das man es melden muss, wenn man Wildvögel in die eigenen Obhut nimmt, oder das und wo Wildvogelstationen gibt. Wir hatten kein Internet und unsere einzige Informationsquelle war ein uraltes Buch über Singvögel.
Wir haben es tatsächlich geschafft drei der vier Nackedeis aufzuziehen, das kleinste verstarb (das nicht alle starben wundert mich noch heute).
Die Kleinen zogen schon recht bald in den Garten, wo sie versorgt wurden. Wenn wir auch nichts wussten, wussten wir doch das es nicht gut sein kann Vögel die wieder ausgewildert werden sollen, an eine Wohnung zu gewöhnen (das das mit der Auwilderung ziemlich naiv ist, war uns da noch nicht klar). Später als sie bereits voll befiedert waren, zogen sie in eine grosse Aussenvoliere und wurden dort noch von uns gefüttert. Bald darauf liessen wir sie frei im Garten fliegen. Und das war ihr Tod.
Sie waren sehr auf mich und meine Mutter geprägt. Ich hatte das Badezimmerfenster auf kipp und die Kleinen im Garten hörten meine Stimme. Ich sah schemenhaft den Vogel auf das Fenster zufliegen, da ich aber nichts rummsen hörte, dachte ich er hätte abgedreht. Später fand ich ihn ertrunken im Wassernapf der Hunde. ich vermute er ist auf der schrägen glatten Fensterbank gelandet und in den Napf geplumst, wo er nichtmehr rauskam und ertrank.
Die anderen beiden waren weiterhin immer in unserem Garten und wir wussten nicht wie wir ihnen beibringen sollten nach Nahrung zu suchen, was ja nun langsam fällig wurde.
Als der zweite Vogel verschwand und wir vergeblich nach ihm riefen (schon hoffend das er "ausgeflogen sei", berichtete uns eine Nachbarin das sie zwei Mädchen beobachtet hätte wie sie einen unserer "schwarzen Spatzen" aus einem Strauch genommen häten und mitnahmen. Wir haben nie erfahren was aus dem Vogel geworden ist. Vielleicht hatte er Glück und die Eltern der Mädchen hatten mehr Verstand als wir und haben den Vogel zu einer Wildvogelstation gebracht, wo er vielleicht unter behinderten Artgenossen leben konnte *träum*
Der dritte Vogel war auch bald verschwunden. Katze nehme ich an. War vielleicht das beste so. So hatten wir uns das nicht vorgestellt und wollten um keinen Preis einen Wildvogel hinter Gittern sehen.
Wir haben die drei Kohlmeisen auf dem Gewissen. Weil es wirklich nicht gelang sie von uns loszubekommen.
Das Auswildern handaufgezogener Vögel ist NICHTS für Laien. Die HZ hinterlässt auch bei WV schwere Fehlprägungen. Um einen Auswilderungserfolg zu erreichen , müssen andere Vorraussetzungen gegeben sein.
Es ist wichtig das die Tiere möglichst viel von älteren Artgenossen abschauen können und nicht zu eng an den Menschen gebunden werden.
Wie es mit erfolgreich ausgewilderten Vögeln aussieht, weiß ich nicht. Ob sie wirklich erfolgreich brüten usw. Fest steht aber das es teilweise sehr mühsam sein muss, diese Vögel noch für das leben in Freiheit zu widmen.
Genau das ist es, was bei unseren Stubenvögeln nicht gegeben ist. Hier werden doch gerde wegen der menschengebundeheit HZ gekauft.
Egal welche Tierart mit der Hand aufgezogen wird, es kostet IMMER Mühe sie wieder auswilderfähig zu machen. Beimanchen Tierarten ist es sehr extrem, bei anderen mag es leichter sein.
Ich erinnere mich noch an einen Bericht über Silberrückengorillakinder, die von Menschen aufgezogen wurden. Es wurde ein ungalublicher Aufwand betrieben diese Tiere so großzuzihen, das sie nicht an den Menschen gebunden sind. Von der eigentlichen Aufzucht mal abgesehen, nahm es Monate in Anspruch diese Tiere in die Freiheit zu entlassen. Gigantische Gehege wurden gebaut, in denen die Tiere nun langsam vom Menschen entwöhnt wurden, ganz langsam lernten ihre Nahrung mehr und mehr selbst zu suchen.
In einer normalen Affenhorde währe das spielend nebenher gegangen.
Und um auf die Haustiere zu sprechen zu kommen. Diese leben sowieso in einer Abhängigkeit vom Menschen und im engen Kontakt. Ich spreche dabei von domestizierten Haustieren wie Hunde oder Katzen. Bei Katzen fallen die Defiziete durch die HZ sicher kaum auf.
Bei Hunden sieht das jedoch anders aus. Kein Züchter der bei Verstand ist, würde seine Welpen frühzeitig von der Mutter nehmen. Ein guter Züchter weiß wie wichtig es für die Welpen ist, so lange wie möglich bei der Mutter zu bleiben und von ihr zu lernen. Unter den Geshwistern werden erste mini "rangkämpfe" und Verhaltensweisen erprobt. Sie lernen welches Verhalten angemessen ist und welches nicht.
Je länger solche Hunde bei Mutter und den Geschwistern verbleiben durfte, destso wesensfester und solzilaer ist der Hund später! Auch legen viele Hundehalter grossen Wert darauf mit ihren Welpen Welpenspielstunden zu besuchen, wo die Kleinen auch nach dem Lösen von der Mutter, Sozialverhalten festigen. Das wirkt sich positiv auf das spätere Sozialverhalten gegenüber Artgenossen aus.
Welpen denen der prägende Kontakt zur Mutter und den Geschwistern fehlt, sind meistens Verhaltensauffällig und unter Artgenossen nicht verträglich.
Ich kann es nur nochmal sagen: JEDE Tierart ubterliegt, trotz aller Individualitäten, den artspezifischen Verhaltensmustern.
Viele Dinge sind angeboren und vieles wird in den ersten Lebenswochen/Monaten geprägt. Später beginnt eine Lernphase, dessen Auswirkungen wandelbar sind. Die Prägephase jedoch ist entscheident!
Und das bekommt niemand besser hin als die eigenen Eltern.
Wenn ich also lese "HZ müssen "nur" richtig resozialisiert werden", dann stelle ich mir zwei Fragen
1. Wenn das Resozilisieren eines Tieres als Kinderspiel dargestellt wird, sind dann die Auswirkungen der Prägephase überhaupt in ihrer volen Auswirkung erkannt worden??
und
2.Warum sollte man so massiv in dieNatur pfuschen um dann zu versuchen das verhuntze wieder gerade zu biegen? Der Wunsch nach einem zahmen Tier und die Resulatate die sich daraus ergeben können, stehen doch in keinem Verhältniss zueinander!
Und noch etwas zur Fehlprägung und dem immer wieder laut werdende Wunsch nach Einbeziehung aller Faktoren die dazu führen können.
Eine Naturbrut die keine Partnerwahl ausser dem Menschen hat, ist nicht in dem Sinne fehlgeprägt. Sie hat durch ihre Lernfähigkeit und Anpassungsfähigkeit ein Artfremdes Wesen als Partner angenommen. Sie mag auf diese Person fixiert sein, jedoch nicht geprägt, wie man es im verhaltensbiologischen Sinn versteht!
Das ist der Unterschied zwischen einer
Handaufzucht und einer Naturbrut aus schlechter Haltung (Einzelhaft). Es zeigt sich das Naturbruten selbst nach (manchmal (jahrzehnte langer Einzelhaft wieder artgleich verpaaren lässt. Natürlich braucht das Zeit, denn das Tier wird schliesslich aus dem herausgerissen was es über Jahre hinweg als normal angenommen /erlernt hat, und sieht sich mit einer ungewohnten Situaiton konfrontier. Aber es geht.
Bei HZ reichen meistens schon kurze Lebensabschnitten (manchmal nur Wochen) ohne Partner, um eine Verpaarung immer wieder und wieder fehlschlagen zu lassen.
Das zeigt doch ganz deutlich das Verhaltensstörungen bei einer HZ nicht durch das falsche Händeln entstehen, sondern ihr mit in die Wiege gelegt werden!
Genau das ist auch der Grund das nicht wenige HZ trotz Paarhaltung Verhaltensaufälligkeiten zeigen, oder auf den Halter fixieren.
Ist DAS ethisch vertretbar? Ist das das Verantwortungsbewusstsein von Tierfreunden?
Und das alles für NICHTS!
Wer sich vor dem Schnabel seines Aras fürchtet, hat mit einer HZ sicher nicht die beste Wahl getätigt. Junge Papageien von guten Züchtern sind vielleicht skeptisch und zurückhaltend, jedoch sollten sie nicht panisch sein, dann stimmt das was nicht. Ein Papagei der sich fürchtet, mag drohen und sich gross tun, aber den Rückszug immer dem Angriff vorziehen (es sei denn man treibt ihn in die Enge!).
Und die
Handaufzucht? Die schmeisst sich auf den Rücken "kraul mich".
Wunderbar, Kein Beissen, keine Scheu. Erstmal das was der Halter wollte. Und später. Wenn sich die
Handaufzucht tatsächlich mit einem Artgenossen verpaart hat und Reviergedanken mit sich rumträgt?
Dann ist der Halter ein Eindringling, dem man dies genauso spüren lässt, wie man ihn zuvor spüren liess das er als kraulgeeigneter Artgenosse betrachtet wird.
Die
Handaufzucht lässt die Grenzen zwischen Mensch und Tier verschwinden. In jeder Hinsicht, ohne Einschränkungen. DAS kann man nämlich nicht mit der
Handaufzucht regulieren!
Aus Sicht des Vogels heisst das "Du näherst Dich mir wie ein Vogel, Du darfst an mich ran wie ein Vogel, Deine Spezies hat mich aufgezogen wie einen von Euch, dann blaß ich Dir auch den Marsch wie einem echten Artgenossen!"
Ist DAS das Ziel der HZ. Werden ahnungslose Käufer darauf hingewiesen?
Das kommtbei diesen Frankensteinprojekten raus. Und da stellen sich immer noch Leute hin und behaupten von sich alle Folgen überblicken zu können. Sie bagatellisieren die möglichen Folgen, in dem sie geschockten HZ besitzern die schlechte Erfahrungen mit ihren Vögeln gemacht haben, die Schuld dafür in die ASchuhe schieben. Sie werfen ihnen "flasche Erziehung" vor und unangemessenes Verhalten dem Vogel gegenüber vor.
Das der Grundstein für all diese Probleme durch die HZ gelegt wurde, wird unter den Teppich gekehrt.
JEDER der sich eine
Handaufzucht zulegen möchte, sollte dies alles bedenken.
Er sollte bedenken das er selbst nicht anähernd so viel Einfluss auf die Entwicklung seiner HZ hat, wie er sich das vorstellt.