Hallo Laura,
um den Ursprung des aggressiven Verhaltens verstehen zu können ist es erforderlich, sich zunächst etwas eingehender mit dem für wildlebende Papageienvögel arterhaltenden Nutzen des Aggressionsverhaltens zu befassen. Gleichzeitig solltest Du akzeptieren, daß Papageien keinesfalls als domestiziert (Haustiere) gelten, sondern sie bis heute "Wildtiere" sind - auch die in Gefangenschaft geschlüpften Papageien. Das Wissen über das Verhalten im Freileben und die Akzeptanz dessen, daß Papageien bis heute keine Haustiere sind, ist für ein besseres Verständnis bezüglich Aggressionen hilfreich. Aggressive Verhaltensweisen gehören einfach zur "genetischen Grundausstattung" von Papageien. Papageien verfügen ja über wehrhafte Angriffs- und "Verteidigungsinstrumente" wie Schnabel und Krallen, deren Einsatz zu ernsthaften Schädigungen bis hin zur Tötung von Lebewesen führen könnte. In der evolutionären Entwicklung haben sich aber Mechanismen herausgebildet, die es erlauben, zumindest innerartliche Auseinandersetzungen so zu kanalisieren, daß Beschädigungskämpfe nicht die Regel, sondern eine Ausnahme darstellen.
Da die meisten Halter sich nicht mit dem genetischen Aggressionsverhalten beschäftigt haben, so ist oft auch der Mensch für Störungen und Dysfunktionen des Verhaltens von Papageien verantwortlich - es ist das Resultat des Miss- und/oder Nichtverstehens seiner Krummschnäbel. Der Halter betrachtet die papageiischen Verhaltensweisen fast ausschließlich aus menschlicher Sicht. Es liegt dann auf der Hand, daß derart auf Reizerniedrigung basierende Fehlreaktionen dadurch begünstigt bzw. ausgelöst werden, daß einer hohen Anzahl von Papageienvögeln in Menschenobhut jede Möglichkeit des Auslebens angeborener Verhaltensabläufe vorenthalten wird. Als ein gutes Beispiel dafür gilt die Balz- und Brutsaison - die Hormone wollen sich nun mal ausleben - was nicht heißt, daß Nachzuchten kommen sollten - doch die Akzeptanz bezüglich Aggressionen.
Gruß
Heidrun