Weil ich hier kürzlich den Rosa, unseren Amslerich, vorgestellt hab, erzähl ich vielleicht am besten auch hier, was gestern passiert ist ...
Der Rosa ist zwar sehr zickig und arrogant, aber solange keine junge Amsel oder sonstiger kleinerer oder schwächerer Vogel in Reichweite ist, den er piesacken kann, ist er halbwegs friedlich. Vor den Rabenkindern, mit denen er noch ein Weilchen die
Voliere teilen muss, hat er Respekt. (Und nein, ihm wird nichts passieren. Selbst, wenn die Raben auf die Idee kämen - er ist gescheit und schnell und kennt so viele gute Verstecke - und ich würde es schnell merken und ihn dann rausholen.)
Ja, und gestern hat der Rosa mich reingelegt. Er hat sich im Blumentopf in der Schleuse versteckt und ist mir am Ohr vorbei davongedüst
...
Wer Wildvögel päppelt, kennt das große Dilemma, in dem der Wildvogelpäppler oft steckt: Hat der gepäppelte Vogel ein Handicap, ist er denn glücklicher in Sicherheit, aber eben gefangen zu leben - oder ist es ihm vielleicht doch lieber, wenigstens drei Tage Freiheit zu genießen, um dann halt als Futter im Kreislauf der Natur zu nützen, anstatt dauernd in Angst und Panik durch die
Voliere zu rasen
Was mir die letzten Jahre oft aufgefallen ist: es gibt Vögel, die deutlich zeigen, dass sie rauswollen, obwohl sie gar nicht sehr scheu sind und es gibt Vögel, die furchtbar wild und ängstlich sind - und trotzdem keine offenstehende Tür nutzen, um in die Freiheit zu gelangen.
Die Päpplerin des Rosa (Rosa wurde als noch nacktes Küken gefunden) hat mehrmals betont, es mir zu überlassen, zu entscheiden, was denn für den Rosa besser wär.
Bis gestern hat sich die Frage nie gestellt. Der Rosa wollte nie raus.
Ja und dann saß er erstmal im Garten und hat nach Würmern gegraben - und ein schweres Gewitter zog auf... und ich sollte schon unterwegs sein ins Tierheim um einen Spatz abzuholen...
Rosa lachte mich aus, als ich ihm das erklärte und flatterte begeistert auf eine Amselhenne zu, die ihn vom Carport aus beäugte.
Wie zu erwarten dauerte es nicht lange, bis ihr Herr Gemahl erschien, mit dem zusammen sie ein Nest mit Kindern in unseren Büschen betreut.
Eine Diskussion entbrannte und verlagerte sich auf ein Hausdach gegenüber - und dann war nichts mehr zu sehen und zu hören... außer Blitz und Donner und es fing an zu schütten wie aus Kübeln.
Als ich mit einem neuen Pflegling aus dem Tierheim zurückkam, hörte ich den Rosa singen, gar nicht weit weg und im "Duell", vermutlich mit seinem Widersacher, dem Amselhahn, der ein kleines weißes Federchen am Bürzel trägt und schon seit Jahren mit Familie unser Heckenbewohner ist.
Als ich gegen 18.00h nochmal die Raben fütterte, ertönte ein lauter Knall
und beide Hunde standen vor einem leblosen schwarzen Vogel auf der Terrasse
.
Unter dem Gartentürchen durch flutschte gerade der Amselhahn mit dem weißen Federchen auf dem Bürzel.
Ich hob den Rosa auf und hatte eigentlich keine große Hoffnung. Sein Schnabel stand offen und seine Augen waren kleine Schlitze.
Wie sonst oft fremde Vögel, legte ich nun den armen Rosa in ein Körbchen, Kuchengitterhaube drüber, Tuch drüber und ab ins Schlafzimmer...
Eine Stunde später, nach dem Abendessen....
... der Rosa saß gemütlich in seinem Körbchen, zeigte weder Panik noch Hektik und hatte es dann auch ganz eilig, von meiner Hand auf sein Podium - sein Gesangsbrettchen - zu hüpfen
.
Sofort legte er los, weil nämlich - der Amselhahn mit dem weißen Federchen auf dem Bürzel saß schon auf dem Nachbardach und dem nahm er jetzt auf der Stelle den Wind aus den Segeln und versalzte ihm seine Siegeshymne
.....
Nun hoff ich halt, dass nichts mehr nachkommt vom Aufprall an der Terrassentür, aber bis jetzt siehts gut aus ...
Grüßle
Gerlinde