Moin Bine!
Ne, um Gottes Willen, bitte nicht!
Ich kann gut verstehen, das Du vielleicht nach dem Erlebnis mit Deiner Springerdame in Zukunft das Risiko ener Wiederholung vermeiden möchtest und deshalb über die Möglichkeit einer artfremden Verpaarung nachdenkst, zudem ist es ja auch nicht immer so einfach, einen passenden Artgenossen zu finden.
Jedch spricht grundsätzlich gegen artfremde Verpaarung (eigentlich ist es ja nur eine Vergesellschaftung, da die Vögel nur selten ein "richtiges" Paar bilden können) die Anforderungen an eine zumindest annähernd artgemäßen Haltung: bei einer artfremden Vergesellschaftung können die Vögel ihr natürliches Verhalten nicht zeigen, die Kommunikationsformen sind zu unterschiedlich und ein artfremder Partner kann die verschiedenen Bedürfnisse eines Vogels niemals so erfüllen wie ein artgleicher Partner - dies gilt übrigens auch für die häufige Vergesellschafrtung von Nymphen und Wellis. Ausnahmen bestätigen meines Erachtens nur die Regel und zeigen lediglich die Anpassungsfähigkeit auf der Suche nach Kontakt und Gesellschaft.
Im konkreten Fall Mohr - Springsittich gebe ich Kuni völlig Recht: die sind charakterlich so etwas von unterschiedlich, daß die Chancen für ein friedliches mit- oder zumindest nebeneinander sehr sehr gering sind und dann eben auch nur um den Preis einer nicht artgemäßen Anpassung an den artfremden Partner. Wahrscheinlich ist allerhöchstens ein gemeinsamer Freiflug möglich wie bei meinen Geiern, aber keine gemeinsame Käfighaltung.
Mohren sind sehr viel ruhiger als Laufsittiche, so das tatsächlich die Gefahr besteht, das der lebendige Springer dem Mohren "auf die Nerven geht". Mohren können auch gegenüber anderen Papageien und Sittichen recht aggressiv reagieren: einem Singsittichhahn haben meine mal fast alle Krallen abgezwickt, als dieser auf ihrem Käfig landete.
In diesem Zusammenhang ist auch ein Artikel im WP-Magazin dieses Monats (habe tatsächlich vergessen, das Abo zu kündigen:() interessant, in dem u.a. zu lesen ist, das Ziegensittiche weniger Kontaktvögel sind als andere Sittich-und Papageienarten, d.h. ein weniger ausgeprägtes Sozialverhalten wie die gegenseitige Gefiederpflege, das nebeneinander Schlafen etc. zeigen und dies meist während der Balz und Brut. Meine Mohren dagegen zeigen täglich ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten. Wenn also diese Beobachtung hinsichtlich der Ziegensittiche stimmt (und ich kann mich jetzt nicht daran erinnern, etwas derartiges in der Literatur gelesen zu haben; die Beobachtung meines eigenen Springsittichpaares stützt zwar diese These, doch handelte es sich dabei auch um gleichgeschlechtliche Tiere), wäre ein Ziegensittich, dann, wenn sie sich gut vertragen, kaum in der Lage, die Bedürfnisse eines Mohren nach Kontakt und sozialem Verhalten zu befriedigen. das kann wiederum Stress und möglicherweis Aggression beim Mohren zur Folge hat, der einem Springsittiche natürlich um ein vielfaches Überlegen ist. Beim Freiflug kann der Springsittich vielleicht noch seine größere Wendigkeit ausspielen, in einem Käfig oder eine Zimmervoliere auf Dauer nicht.
Wenn denn eine artfremde Vergesellschaftung als Notlösung, falls artgleiche Partner nicht zu finden sind, dann wenigsten mit einer nahe verwandten Art des gleichen Lebensraumes: bei einem Mohren also möglicherweise mit einer anderen Langflügelpapageienart, bei einem Springsittich mit einem Ziegensittich. Dies hat jedoch den schwerwiegenden Nachteil, das die Gefahr einer Mischlingszucht besteht (und wie schwer das Brüten zu verhindern ist, weißt Du ja leider aus eigener Erfahrung), die - vor allem in in Anbetracht der Bestände im Freileben -unbedingt zu vermeiden ist.
Tut mir leid, Dir da nichts positiveres vermelden zu können, auch, weil Mohrenw irklich wundervolle Papageien sind!
[Geändert von Rüdiger am 22-02-2001 um 14:46]