Hallo Fee!
Vor nun mehr über 15 Jahren stand ich auch vor der Frage, ob ich meine mit der Hand aufgezogene Amsel freilasse oder nicht. Zeitgleich hatte eine Nachbarin 2 Meisenküken aufgezogen und sie frei gelassen als sie groß waren. Sie konnten sich schon selbst ernähren und sind ab und zu vorbei gekommen, doch irgendwann hat sie eine tot gefunden und von der anderen waren Tage später nur noch die Federn übrig. Sie kannten keine Gefahren, denn sie hatte nie jemand gewarnt.
Da stand natürlich fest, dass ich meine Amsel ("Tweety") nicht freilassen werde. Ich habe sie gefunden, da waren die Augen noch geschlossen und sie war winzig gewesen. Ihre Geschwister haben alle nicht überlebt. Ich habe Jahre später mal bei einer Wildvogelauffangstation gefragt, ob ich das total falsch gemacht habe. Da antwortete mir eine nette Frau, dass ich soviel nicht falsch gemacht haben kann, wenn Tweety immer noch lebt und sie sich wohl fühlt. Klar, ist es kein natürliches Amselleben, doch ein schönes Vogellleben! Sie hat ihre Artgenossen so ca. um ein Jahrzehnt überlebt. In der Natur werden Amseln im Durchschnitt 4 bis 6 Jahre alt, außer sie fallen schon viel früher einem Feind zum Opfer :-( Seit einen halben Jahr ist sie auf einem Auge blind, was sie aber nicht sehr behindert. Sie ist eben ein altes und schon weißes Mädchen.
Tweety lebt in einer großen Zimmervoliere (das halbe Zimmer!) zusammen mit zwei Tauben (nein, plus einem Küken jetzt), zwei Wellis und einem Kaninchen. Sie verstehen sich alle sehr gut und keiner macht einen traurigen Eindruck. Sie bekommt morgens und abends ein Tellerchen mit ihrem Fressen (Hackfleisch, rote Mückenlarven (Frostfutter), Katzenfutter, Haferflocken und getrocknete Garnelen und Insekten-Weichfutter) hingestellt. Das klappt prima.
Ich würde mich immer wieder so entscheiden auch wenn es viel Arbeit macht, was man auch bedenken muss. Und wie Du siehst ist es eine lange Verantwortung.
Gruss Qiara