Alle Halsbandsittiche, die ich in Berlin beobachten konnte, sind stets komplett und vollständig auch durch den bittersten Winter gekommen. Verluste hingen niemals mit der Witterung zusammen, sondern traten im Frühjahr oder Herbst auf.
Als Verlustursache hingegen eindeutig nachzuweisen sind Prädation durch den Habicht und Wegfang durch Menschen. Der Habicht ist in Berlin flächendeckend in hoher Bestandsdichte vorhanden. Wegfang durch Privatpersonen kenne ich in zwei Fällen. Ein Halsbandsittich kletterte in einen Schornstein und wurde als Leiche in einem Ofen gefunden.
Das Schicksal der Türkentaube, die in Berlin auch fast ausgestorben ist - von mehr als 20 000 Brutpaaren ehemals - zeigt, daß Neubürger selbst bei großen Beständen anfällig für spontane Zusammenbruchstendenzen sind. Auch bei der Türkentaube läßt sich bis heute keine eindeutige Ursache festmachen. Einst in jedem Hinterhof zu finden, ist sie heute zur Seltenheit geworden.
Die Türkentaube und der Halsbandsittich nutzen beide antropogen überformte Habitate und scheinen sensibel gegenüber leichten Verschiebungen in diesen zu sein. Bei der Türkentaube mögen es die modernisierten Distributionsweisen der Landwirtschaft, insbesondere des Getreide- und Futtermitteltransports sein, die ihr den großen Abrutsch bescherten. Genaues weiß man nicht, es gibt halt nur Vermutungen.
Beim Halsbandsittich mögen ähnlich zu klassifizierende Faktoren wirksam gewesen sein. Als er in Berlin noch zuverlässig zu beobachten gewesen war, hat sich von den seriösen, etablierten Ornithologen niemand für ihn interessiert. Dabei könnte sein Aufflackern und Verschwinden im Vergleich zur Expansion in Köln zur "vergleichenden synantropen Ökologie" ermuntern.
Denn er ist nun mal da. Und ob er sich behauptet oder nicht, kann auf tieferliegende Fragen verweisen. Seine pure Existenz hingegen ist alltäglich geworden und hat nichts sensationelles mehr.