Aaaaalso Sirius123,
die Tatsachen, die ich beschrieben habe, beruhen auf einer Erfahrung von 25 Jahren Zebrafinkenhaltung unter unterschiedlichen Haltungsbedingungen, zuletzt 8 Jahre AV. Die Vögel befinden sich in gutem Zustand und vermehren sich entsprechend. Krankheiten kann man nicht ausschließen, aber die Lebensbedingungen sind verhältnismäßig naturnah. Ich beobachte die Vögel sehr intensiv, ohne in Abläufe einzugreifen.
Wie gesagt, meine Beobachtungen sind so:
Kein ZF-Paar, das sich selbst gefunden hat und nicht willkürlich zusammen gesetzt wird, wechselt den Partner, Fakt. Menschen, die zu bestimmten Zwecken Paare zusammenstellen, handeln willkürlich und eigennützig. Sie nutzen den starken Fortpflanzungstrieb dieser einmaligen Tiere für eigene Vorstellungen aus.
Zebrafinken bauen in der Natur zwei Nester: Eines zum Schlafen und eines zum Brüten. Das Schlafnest wird aus grobem Material locker zusammengefügt, das Schlafnest wird ausgepolstert mit Haaren und Federn bzw. feinen Pflanzenfasern, Fakt. Klaus Immelmann hat dieses Verhalten in der Natur beobachtet und eindrücklich geschildert. In der AV konnte ich dieses Verhalten ansatzweise beobachten.
Die Gelegegröße richtet sich nach mehreren Faktoren, unter Anderem an der Größe des Bestands einer Population, auch das ist Fakt. Das trifft nicht nur auf ZF zu. Und junge Weibchen legen tatsächlich nach (nicht, wenn man das Gelege nachträglich verkleinert). Sie beginnen mit der Brut bereits mit dem dritten Ei. Das heißt, dass sie zumindest bis drei zählen können. Die ersten drei Jungen schlüpfen demnach an einem Tag, die Weiteren entsprechend jeweils ein Tag später. Das Jüngste holt den Rückstand auf, sodass es meistens nur einen Tag später ausfliegt, als die Älteren. Sofern Eier unbefruchtet sind, bleiben genügend. Sofern die Nahrung oder andere Faktoren nicht ausreichen, kann die Aufzucht auf weniger Junge konzentriert werden. Ich hatte niemals Gelege von mehr als 6 und das liegt nicht an einer schlechten Kondition, sondern an den naturgemäßen Haltungsbedingungen. Die durchschnittlichen Gelege waren 3 - 4. Eine weitere Beobachtung kann ich hinzufügen: Unter besonders guten Bedingungen werden mehr Männchen groß, als Weibchen. Über die Gründe kann man trefflich spekulieren.
Kunsteier verhindern, dass sich Vögel mit Eierlegen verausgaben. Das ist nicht natürlich, aber gängige Praxis bei sehr vielen Züchtern. Das Weiterlegen von Eiern erschöpft die Vögel viel stärker als das Bebrüten von Eiern, die nicht ausschlüpfen. Nach einer gegebenen Zeit geben sie das Brüten auf. Das Eierlegen setzen sie aber auf Ultimo fort.
Alte Nistkörbchen werden aus Hygienegründen entsorgt. Nester aus grobem Material verführen nicht so schnell zum Wiederbrüten, verhindern dieses aber nicht unbedingt.
Was starke Dezimierung bedeutet, kann man sich ja denken: Der Verkauf des Nachwuchses. Wenn vier Paare ZF etwa 18 Junge aufziehen, ist der Verkauf der Selben eine Dezimierung von 26 auf 8.
So, was das "Vermenschlichen" anbelangt, kann ich versichern, dass auch Vögel fühlen. Die Gefühle entsprechen den Grundgefühlen des Menschen. Angst, Zorn, Lust, Unlust, Zu- und Abneigung zu diesem und jenem Artgenossen, Mangelgefühle wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Jucken, Schmerz und so weiter. Auch Liebe auf einer niedrigen Stufe und Eifersucht gehören dazu. Das können rein funktional denkende Menschen nicht nachvollziehen, ist aber so. Es soll ja Menschen geben, die ein Lebewesen als eine rein mechanische Apparatur auf biochemischen Reaktionsabläufen basierend ansehen (wenn ich an diesem Schräubchen drehe, passiert dies oder jenes). Das aber ist nur die Hälfte des Lebewesens. Die andere Hälfte kann man nicht sehen oder messen. Man kann sie nur erahnen, wenn man ein wenig sensibel ist, und man kann sie denken.
Zebrafinken haben eine komplexe Sozialstruktur und entsprechend hohe soziale Intelligenz. Das Gefühlsleben der ZF ist diesbezüglich sehr reichhaltig und differenziert. Aus logischen Gründen werden leider sehr viele kaltherzige und widernatürliche Dinge gemacht, wie z.B. Batteriehaltung von Hühnern.
Ich lege aber Wert auf eine möglichst natürliche Haltung, auch wenn das nur annähernd gelingt in unserem Klima.