Original geschrieben von Detlev
Moin, Moin,
Könntest Du mir sagen wo Du das her hast? Klar ist Eibe giftig und ebenso klar kann man als Mensch das Fruchtfleisch essen. Nur das die Kerne unbeschadet den Darm durchlaufen ist bei Vögeln die üblicherweise Samen Fressen (Kernbeisser/Papageien) eher ein Wunschgedanke. Tötlich ist es trotzdem zumindest für die von mir beobachteten Arten nicht. (Details oben, einfach auf Eibe klicken).
Und genau darum frage ich ja. Gibt es eine Quelle die Vergiftungen bei Papageien aus eigener Beobachtung, einer Tierarztmeldung o.ä. belegt. Das sie grundsätzlich giftig sei steht überall nur habe ich bisher keine Stelle gefunden die das auch belegen kann.
Gruesse,
Detlev
Quellen im inet müsste ich erstmal suchen gehen, allerdings ist die Eibe im Biologiestudium DAS Paradebeispiel für die sogenannte Verdauungsverbreitung und wird in zahlreichen Büchern als solches angeführt. Verdauungsverbreitung bedeutet, das die Frucht als ganzes vom Vogel geschluckt wird, der Same aber nicht verdaut wird sondern als sogenannter Mund- und Darmwanderer den Verdauungstrakt unbeschädigt passiert. Dabei wird meist nur die äussere Schale leicht angedaut oder für den Angriff vom Mikroorganismen im Boden vorbereitet, so das solche Samen erst durch diese Durchwanderung des Darm keimfähig werden. Der Same enthält genau deshalb das Gift, um zu verhindern, das er zerstört wird. Soviel zum allgemeinen Teil.
Es gibt Vögel (auch andere Tiere, man nehme z.B. den Koala) die sich auf giftige Pflanzen spezialisiert haben. Dazu zählt unter den Vögeln beispielsweise der Kernbeisser, aber auch der Kuckuck, der Wespen und giftige Raupen frisst. Inwieweit es abgesicherte Untersuchungen gibt, ob die Tiere wirklich immun gegen diese Gifte sind, ist mir nicht bekannt. Allerdings ist es im Falle der Blausäure (z.B. Obstkerne, Blätter einiger Baumarten wie Holunder, Eukalyptus) so, das Blausäure wasserlöslich ist und vom Körper rasch wieder ausgeschieden wird. So kann eine im ganzen geschluckte tödliche Dosis, wenn sie über mehrere Stunden verteilt genommen wird, völlig ohne Nebenwirkungen bleiben. Es gibt zumindestens beim Koala Hinweise, das er auf diese Weise die Giftdosis über ausreichende Zeitstrecken verteilt. Obs bei Kernbeissern auch so ist weiss ich nicht, aber es ist ohne weiteres möglich.
Bei Affen und - soweit ich mich erinnere - auch bei Papageien weiss man, das sie durchaus giftige Pflanzenteile fressen, man vermutet allerdings, das sie die Giftmengen wohl dosieren und z.B. das fressen großer Mengen mineralhaltiger Erde auch zum entgiften dient. Ob das beim Halsbandsittich so ist, weiss ich nicht. Im Fall der Eibe halte ich es aber für durchaus für möglich, das sie tatsächlich nur das Fruchtfleisch fressen und nicht die Kerne. Der angegebene Bericht enthält zumindestens keine klare Aussage, das sie die Samen tatsächlich fressen, auch wenn sie sie sicher nicht als ganzes verschlucken werden, eher ausspucken.
Grundsätzlich möchte ich aber nicht meine eignen Vögel dazu verwenden, dahingehende Studien zu betreiben
also: nein! ich habe nicht selber gesehen, wie meine Vögel Eibensamen gefressen haben und ob sie daran gestorben sind. ZUm Beweis müsste man ihnen dann ja auch den Magen öffnen. Allerdings habe ich in meinem Bekanntenkreis erlebt, wie ein kompletter
Volierensatz an Wellensittichen und Kanarienvögeln an Eibengrün eingegangen ist. Zwei Tiere haben überlebt, über 30 waren dahin, und zwar nur wenige Stunden nachdem Eibenzweige in die
Volieren gehängt wurden.
Wenn die Vermutungen bezüglich der Dosierung von Giften bei Papageien stimmen, bedeutet das aber auch, das das NUR in freier Wildbahn funktioniert. Möglicherweise müssen Jungtiere diese Kenntnisse von ihren Eltern oder vom Schwarm erlernen, auf jedenfall haben sie aber nur in ihrem natürlichen Umfeld die Möglichkeit dazu, Giftwirkungen auszugleichen durch Fressen von 'Konteragentien'. In Gefangeschaft wäre es in meinen Augen ein unverantwortliches Experiment, zu hoffen das der Vogel tatsächlich unempfindlich gegen das Gift ist oder in der Lage ist, es korrekt zu dosieren.
PS: wenn du zu Studienzwecken Informationen zu dem Thema sucht, würde ich mich mal an Tier- und Vogelparks wenden, denn die haben am ehesten Literatur zu diesem Spezialthema. Andere geeignete Ansprechpartner wären sicherlich auch die Tierärztliche Hochschule Hannover und ähnliche (Giessen, Leipzig).