Erfahrungen bei Fuß-/Beinamputationen

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Meckie

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Hallo zusammen,

Ich habe ein paar Fragen an die Leute, die beinamputierte Vögel haben: Wie kommen die Vögel damit klar? Bis wohin genau wurde amputiert? Was waren die Umstände bei der Amputation? Haben die Vögel noch weitere Beeinträchtigungen?

Damit ihr das besser beschreiben könnt, habe ich ein Anatomie-Buch rausgekramt & ein Bein aufgezeichnet & beschriftet, damit ihr mir genau sagen könnt, wo der Vogel amputiert wurde.

PICT2376.JPG


Zur Vorgeschichte zum besseren Verständnis, warum ich diese Fragen stelle (ist aber nicht nötig zu lesen):

Seit Mitte August habe ich einen Nymphensittich aus schlechter Haltung, der eine sehr schwere Pododermatitis hat durch die schlechte Haltung bzw. die Ursache ist, dass sie keinen Freiflug bekamen, in einer Turmvoliere mit vermutlich gleichförmigen Stangen wohnten & als Curly sich den Oberschenkel gebrochen hatte, ist der Besitzer nicht zu einem TA gegangen, & dadurch kam es dann bei der einseitigen Belastung zu der Pododermatitis.
Genauso lange, wie er & sein Kumpel, der nur unschöne Füße ohne Fettpolster hat, bei mir sind, ist er deswegen bei einem vk TA in Behandlung.
Es war so ein ziemliches Auf & Ab. Zuerst ging das Loch nicht zu. Dann ging es zu, aber weil die Sehnen nekrotisch sind & Sehnenflüssigkeit wegen fehlenden Sehnen da rumschwappte, sammelte sich Eiter an. Dann machten sie es wieder auf & holten Eiter raus. Dann ging es wieder zu & an einer anderen Stelle auf.
Heute dann wurde er zum zweiten Mal geröntgt & es wurde festgestellt, dass der Gelenkkopf (so eine Kugel am Knochenende für das Gelenk) vom Tarsometatarsus, der im August noch vollständig da war, komplett weg ist.

Ich habe jetzt zwei oder drei Alternativen:
1. Einschläfern
2. Amputation
3. Schmetterlingsverband dauerhaft dran lassen (natürlich mit regelmäßigem Verbandswechsel) & zum dritten Mal eine Antibiose anfangen & halt dauerhaft Schmerzmittel geben

Die letzte Alternative kommt für mich nicht in Frage, weil er ein lauf- & flugunfähiger Vogel ist & das ein Zustand ist, der die Lebensqualität sehr stark beeinträchtigt. Er sitzt den ganzen Tag nur rum, isst & putzt sich. An Gittern kann er eigentlich ganz gut klettern, aber dazu hat er auch keine Lust. Das wurde auch nur zur Ergänzung von meiner TÄ genannt.

Zur Amputation: Das Problem ist, dass man nicht nur den Fuß abnehmen muss, sondern auch mindestens die Hälfte vom Tarsometatarsus. Dann ist die Frage, ob der Stumpf lang genug bleibt, dass er noch damit auftreten kann. Und die Frage ist, bis wohin die Sehnen beschädigt sind. Deshalb frage ich nach den Erfahrungswerten, um zu gucken, ob das überhaupt Sinn macht.

Wenn eine Amputation nicht möglich/sinnvoll ist, bleibt nur noch Einschläfern. :heul:
 
Edit: Hab mich vertan. Nicht der Tarsometatarsus ist bei ihm angegriffen, sondern sogar schon der Unterschenkel. Müsste also ein Stückchen mehr ab.
 
Hallo Meckie,

ich halte selbst keine Nymphensittiche, sondern Prachtfinken, deshalb sind meine Erfahrungen nur bedingt auf Deinen Vogel übertragbar. Ich habe bei den Braunbrustnonnen einen amputierten Vogel ("Captain Ahab") und einen Vogel mit völlig verdrehtem, verkrüppeltem Bein ("Clemens") und beide kommen damit gut zurecht. Als Zuchtvögel kommen sie allerdings nicht in Frage, weil der Tretakt mit einem Bein normalerweise nicht funktioniert bzw. Clemens sich aufgrund des Defektes nicht vermehren soll.
Captain Ahab hatte sich als Jungvogel mit dem Fuß beim ersten Ausflug aus dem Nest so unglücklich in einem Gitter verfangen, dass er sich bei den Befreiungsversuchen den Tarsometatarsus im unteren Bereich offen gebrochen hatte - da gab es nicht mehr viel zum Retten. Die Amputation mittig im Metatarsus steckte er erstaunlich gut weg (er bekam einige Tage Schmerzmittel und Antibiose) und wurde zum Glück von den Eltern weitergefüttert. Clemens wurde leider mit dem Defekt geboren - bei ihm wartete ich einfach ab, um zu sehen, ob und wie er nach dem Ausflug wohl zurecht kommen würde. Beide Vögel entwickelten sich zu wunderschönen Hähnen, die sich auch in der Gruppe gut behaupten können. Im Gegensatz zu Deinen Nymphensittichen klettern Nonnen nicht mit Hilfe des Schnabels, sondern nur mit den Füßen - auch das können sie beide erstaunlich gut, sie flattern halt ein wenig mehr als ihre Artgenossen (Nonnen lieben es, in halbreifer Hirse und an Hirsekolben herumzuklettern). Da Nonnen auf Stangen schlafen (nicht im Nest), tut sich Captain Ahab manchmal ein wenig schwer, eine ordentliche Ruheposition zu finden. Meistens hängt er sich dann mit dem Oberschenkel ein. Clemens kann sich trotz der Verkrüppelung recht gut auf den Ästen halten.
Ich denke, dass Dein Nymphensittich sich relativ schnell mit einem amputierten Bein arrangieren wird - zum Klettern hat er ja den Schnabel. Lediglich das Laufen auf dem Boden wird ihm vielleicht etwas schwerer fallen. Aber das wird schon werden...
Lass das Bein möglichst wenig amputieren, aber trotzdem soweit, dass es nicht weiter Probleme machen wird. Die Vorgeschichte hört sich nämlich nach einem aufsteigenden Infekt an - nicht dass er dann irgendwann eine Sepsis oder ein aufsteigendes Gangrän bekommt. Also ordentlich Antibiose und auch Schmerzmittel verabreichen!

Viel Glück für den Kleinen,
Steffi
 
Hallo Steffi,

Vielen Dank für deine Antwort!

Momentan kann er leider nicht mit Flattern irgendwas ausgleichen.
Antibiose & Schmerzmittel bekommt er danach auf jeden Fall. Schmerzmittel bekommt er momentan aber auch schon.
Das mit dem aufsteigenden Infekt ist vermutlich schon länger im Gange. :/

Konntest du übrigens irgendwelche negativen Folgen für die verbleibenden Füße wegen der Überlastung feststellen?
 
Nochmals hallo,

meine Vögelchen wiegen, wenn sie sehr schwer sind, nicht einmal 15 g. Deshalb haben sie eigentlich keine Probleme mit Überlastung. Auch keine Liegeschwielen o.ä.
Für Deinen Vogel würde ich dann Schlafbrettchen (evtl. sogar gepolstert) empfehlen - der Vogel zeigt Dir, ob er sie mag bzw. braucht, indem er sie nutzt. Falls er arg übergewichtig ist, müsste er halt auch ein wenig abnehmen.

MfG,
Steffi
 
Ok.
Ja, mit behindertengerechter EInrichtung habe ich mich schon beschäftigt.
Übergewichtig ist er nicht. Er ist untergewichtig, obwohl er so viel isst.
 
Thema: Erfahrungen bei Fuß-/Beinamputationen

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